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Opioid: Hydromorphon

Wirkungsweise

Hydromorphon ist ein Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide. Es ist chemisch eng mit Morphin verwandt und wirkt ähnlich.

Weitere Informationen finden Sie unter Opioide allgemein: Was ist das Besondere an diesen Wirkstoffen?

Die Wirksamkeit von Hydromorphon zur Behandlung von starken Schmerzen ist ausreichend nachgewiesen. Wenn Hydromorphon in retardierter Form vorliegt, das heißt, dass der Wirkstoff über einen verlängerten Zeitraum hinweg nach und nach freigegeben wird, ist es zur Behandlung von starken Schmerzen geeignet. In nichtretardierter Form gilt diese Bewertung nur zu Beginn einer Schmerzbehandlung oder wenn bei akuten Schmerzen kurzzeitig behandelt wird.

Weiteres zu den Behandlungsmöglichkeiten unter Schmerztherapie: Wann der Einsatz von Opioiden sinnvoll ist.

Anwendung

Hydromorphon wird häufig in Retardkapseln verwendet, aus denen der Wirkstoff nach und nach freigesetzt wird. Sie werden zweimal täglich im Abstand von zwölf Stunden geschluckt.

Solche Retardkapseln müssen immer als Ganzes geschluckt werden. Sie dürfen keinesfalls geöffnet, zerteilt, zerschnitten oder zerkaut werden, denn dann könnte zu viel Wirkstoff auf einmal freigesetzt werden. Das kann zu einer Überdosierung führen mit der Gefahr, dass die Atmung beeinträchtigt wird.

Bei einer Störung der Leber- oder Nierenfunktion muss Hydromorphon geringer dosiert werden beziehungsweise die Abstände zwischen den jeweiligen Einnahmen müssen verlängert werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Gegenanzeigen

Hydromorphon dürfen Sie nicht anwenden, wenn Sie in den vergangenen zwei Wochen MAO-Hemmer eingenommen haben, z. B. Tranylcypromin oder Moclobemid (bei Depressionen) und Selegilin (bei Parkinsonkrankheit).

Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung von Hydromorphon besonders sorgfältig abwägen:

  • Es liegt ein Hirntumor vor oder es besteht ein erhöhter Hirndruck.
  • Der Kranke leidet an Epilepsie, hatte bereits einmal einen Krampfanfall oder nimmt Medikamente ein, die eine Krampfbereitschaft fördern.
  • Die Atemfunktion ist beeinträchtigt (z. B. bei Asthma, Lungenemphysem, Lungenhochdruck). Dann kann es – sogar schon bei der empfohlenen Dosierung – zu einer gefährlichen Unterversorgung mit Sauerstoff kommen.
  • Das Bewusstsein des Betroffenen ist eingeschränkt.
  • Es besteht eine Schilddrüsenunterfunktion.
  • Es liegt eine Gallenwegerkrankung vor.
  • Die Bauchspeicheldrüse ist entzündet.
  • Im Darm gibt es Verengungen oder sogar einen Verschluss. Auch entzündliche Darmerkrankungen können zu solchen Einengungen führen. Bei schwerwiegender Verstopfung ist der Darm ebenfalls nicht mehr durchgängig.
  • Der Blutdruck ist stark abgesunken, weil viel Blut oder andere Körperflüssigkeit verloren wurde.
  • Die Funktion der Leber ist stark eingeschränkt.
  • Die Funktion der Nieren ist stark eingeschränkt.
  • Die Harnwege sind verengt oder es gibt Koliken.
  • Bei Männern ist die Prostata so vergrößert, dass die Blase nicht komplett entleert werden kann.
  • Es besteht eine Unterfunktion der Nebennierenrinde.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten, dass alle Mittel, die die Gehirnfunktion dämpfen, wie Benzodiazepine (bei Angststörungen und Muskelkrämpfen), Schlafmittel, Mittel bei Depressionen, Schizophrenien und anderen Psychosen sowie Mittel bei Allergien, die atemlähmende und allgemein müdemachende Wirkung von Hydromorphon verstärken können.

Bei gleichzeitiger Anwendung dieses Opioids mit einem Benzodiazepin verdoppelt sich das Risiko, dass unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Benommenheit und Atemprobleme auftreten, die eine Krankenhauseinweisung erforderlich machen.

Die zeitgleiche Einnahme von Hydromorphon mit MAO-Hemmern wie Tranylcypromin (bei Depressionen) kann das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom mit Erregungszuständen, Bewusstseinstrübung, Muskelzittern und -zucken sowie Blutdruckabfall auslösen. Nach einer Behandlung mit MAO-Hemmern sollten sicherheitshalber mindestens zwei Wochen verstreichen, bevor Sie Hydromorphon anwenden. Ein Serotonin-Syndrom kann sich möglicherweise auch bei der gleichzeitigen Anwendung von Codein und SSRI wie Citalopram und Fluoxetin, Duloxetin oder Venlafaxin (alle bei Depressionen) einstellen. Sollte ein Arzt die gemeinsame Anwendung der Mittel für erforderlich halten, ist insbesondere bei Behandlungsbeginn und bei Dosiserhöhungen die Therapie sorgfältig auf mögliche Anzeichen für ein Serotonin-Syndrom zu achten.*

Hydromorphon kann durch Cimetidin (bei Sodbrennen) stärker und länger wirken.

Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken

Hydromorphon dürfen Sie nicht mit Alkohol anwenden, da Alkohol die atemlähmende Wirkung von Opioiden verstärken kann.

Nebenwirkungen

Keine Maßnahmen erforderlich

Bis zu 10 von 100 Anwendern berichten von übermäßigem Schwitzen.

Vor allem zu Beginn der Behandlung tritt Juckreiz auf (bei 1 bis 10 von 100 Behandelten). In aller Regel klingt das bald wieder ab.

Bei bis zu 10 von 100 Behandelten können sich der Mund und andere Schleimhäute trocken anfühlen.

Bei fast allen Menschen verengen sich die Pupillen. Das kann beim Sehen störend sein.

Muss beobachtet werden

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.

Benommenheit und Schläfrigkeit gibt es bei bis zu 10 von 100 Personen, auch Angstzustände und Halluzinationen können auftreten. Über diese Symptome sollten Sie den Arzt informieren.

Benommenheit, Müdigkeit und Verwirrtheit verstärken sich bei höherer Dosierung.

Wenn Ihnen schwindlig ist und schwarz vor den Augen wird, sollte der Arzt die Dosierung verringern.

Die gleiche Maßnahme ist notwendig, wenn sich die Zahl der Atemzüge pro Zeiteinheit deutlich verringert.

Übelkeit und Erbrechen treten meistens zu Beginn der Behandlung auf, besonders bei bettlägerigen Personen nach der ersten Gabe. Wenn Sie sich innerhalb der ersten Stunde übergeben, spucken Sie das eingenommene Medikament meist mit aus und es wirkt nicht. Sprechen Sie dann den Arzt auf ein Medikament gegen Übelkeit an.

Verstopfung ist eine häufige und insbesondere bei längerer Anwendung sehr problematische unerwünschte Wirkung. Mit ballaststoffreicher Kost ist dem kaum entgegenzuwirken, sie muss vielmehr gezielt mit Abführmitteln behandelt werden. Gelingt damit keine Besserung, muss die Behandlung abgebrochen werden.

Möglicherweise sehen Sie verschwommen, doppelt und die Augen zittern. Hält dieses länger als drei Tage an, wenden Sie sich an den Arzt.

Es können Kopfschmerzen auftreten.

Der Blutdruck kann abfallen, Schwindel und Herzklopfen können auftreten. Besprechen Sie dieses mit dem Arzt.

Die Bronchialmuskulatur kann sich verkrampfen, sodass es zu einem asthmaähnlichen Anfall kommt. Besonders betroffen sind Menschen mit einer Lungenerkrankung.

Vor allem Männer mit vergrößerter Prostata können Probleme bekommen, die Blase zu entleeren.

Oberbauchschmerzen können auf einer Gallenkolik beruhen.

Sofort zum Arzt

Hydromorphon kann die Zahl der Atemzüge und die Atemtiefe (Atemdepression) verringern. Wer einen Schwerkranken betreut, sollte auf dessen Atmung achten. Sind nur noch vier bis sechs statt der üblichen zwölf Atemzüge pro Minute feststellbar, müssen Sie sofort den Arzt rufen.

Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.

Besondere Hinweise

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Wenn es unbedingt erforderlich ist, können Opioide wie Hydromorphon in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Dauert die Behandlung weniger als 30 Tage, ist das Risiko, dass das Neugeborene Entzugssymptome aufweist, bei ansonsten gesunden Müttern sehr gering. In der Studie, die dies untersuchte, haben die meisten Frauen die Mittel allerdings weniger als acht Tage eingenommen. Bei längerer Behandlung und zusätzlichen Risikofaktoren steigt das Risiko von Entzugserscheinungen für das Kind deutlich an. Ein erhöhtes Risiko für das Ungeborenen ist auch gegeben, wenn die Mittel erst in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft verabreicht werden. Bei einer Opioid-Gabe in der Spätschwangerschaft oder während der Geburt muss beim Neugeborenen mit Atemproblemen gerechnet werden.*

In der Stillzeit können Opioide für kurze Zeit angewendet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Der bevorzugte Wirkstoff ist in dieser Zeit Morphin. Bei wiederholter Anwendung können beim Kind Atemprobleme auftreten. Wenn das Mittel häufiger angewendet wird, sollte abgestillt werden.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Hydromorphon sollte bei Kindern unter zwölf Jahren nur eingesetzt werden, wenn der Arzt Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abgewogen hat. Über die Anwendung in dieser Altersgruppe gibt es keine ausreichenden Erkenntnisse.

Für ältere Menschen

Im Alter braucht der Körper länger, um Hydromorphon abzubauen. Darum muss meist eine schwächere Dosis gewählt und der Abstand zwischen den einzelnen Gaben vergrößert werden.

Es gibt Hinweise, dass die Anwendung von Hydromorphon bei älteren Menschen das Risiko für Stürze und nachfolgende Knochenbrüche im Vergleich zu NSAR erhöht. Diese Gefahr besteht besonders, wenn sie nachts aufstehen.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Benommenheit, Müdigkeit, Schwindel sowie Sehstörungen können die Fähigkeit, aktiv am Verkehr teilzunehmen, Maschinen zu bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt zu verrichten, beeinträchtigen oder ganz unmöglich machen. Das ist insbesondere zu Beginn der Behandlung, bei einer Dosiserhöhung und nach einem Präparatewechsel zu erwarten. Menschen mit einer stabilen Behandlung können hingegen durchaus verkehrstüchtig sein. Bitten Sie daher den Arzt darum, Ihre Verkehrstüchtigkeit einzuschätzen.

* aktualisiert am 10.05.2022

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Anwendungsgebiete dieses Wirkstoffs