Wirkungsweise
Dihydrocodein gehört zur Gruppe der Opioide. Es wird als schwach wirkendes Opioid eingestuft. Es wirkt schmerzstillend und lindert starken Hustenreiz. Weitere Informationen finden Sie unter Opioide allgemein: Was ist das Besondere an diesen Wirkstoffen?
Dihydrocodein wird von Mensch zu Mensch unterschiedlich verstoffwechselt. Das ist – anders als beim Codein – bei ansonsten gesunden Menschen ohne Bedeutung. Diese Eigenschaft muss aber beachtet werden, wenn die Funktion von Leber oder Niere bereits beeinträchtigt ist.
Husten
Dihydrocodein dämpft den Hustenreflex im zentralen Nervensystem und lässt ruhiger atmen. Bei trockenem ("unproduktivem") Reizhusten kann ein solcher Hustenblocker (Antitussivum) zur kurzzeitigen Behandlung eingesetzt werden, um den Hustenreiz während der Nachtruhe zu unterdrücken.
Denkbar ist ein kurzzeitiger Einsatz auch, wenn ein starker trockener Reizhusten etwa nach einer Operation vermieden werden soll. Ein üblicher Erkältungshusten rechtfertigt den Einsatz dieser Mittel aber in der Regel nicht. Als Hustenmittel wird Dihydrocodein geringer dosiert als bei Schmerzen.
Schmerzen
Dihydrocodein wirkt schwächer als Morphin. Es wird für die Behandlung von mäßig starken Schmerzen als "geeignet" bewertet. Weiteres zu den Behandlungsmöglichkeiten unter Schmerztherapie: Wann der Einsatz von Opioiden sinnvoll ist.
Anwendung
Husten
Sie nehmen das Mittel gegen Reizhusten ein- bis dreimal täglich ein. Soll vor allem quälender Husten in der Nacht blockiert werden, genügt die Einnahme am Abend. Die Wirkung von Retardpräparaten hält bis zu zwölf Stunden lang vor. Der Hustenreiz lässt nach 15 bis 30 Minuten nach.
Wenn Sie Dyhydrocodein mit einem sekretlösenden Wirkstoff (z. B. Ambroxol, Acetylcystein) kombinieren, dürfen Sie das nur im Wechsel machen: das sekretlösende Mittel bis höchstens zum Nachmittag einnehmen, den Hustenstiller am Abend oder vor dem Schlafengehen. Wenden Sie hingegen beide Medikamente gleichzeitig an, blockieren Sie mit dem hustenstillenden Mittel das Abhusten schon gelösten Schleims. Dieser staut sich dann in den Bronchien und bietet Bakterien einen guten Nährboden.
Hält der Reizhusten nach fünf bis sieben Tagen immer noch unvermindert an, sollten Sie erneut den Arzt aufsuchen.
Schmerzen
Dihydrocodein wird vornehmlich als Retardtabletten verordnet, die ihren Inhaltsstoff nach und nach freisetzen. Davon nehmen Sie alle zwölf Stunden 60 bis 120 Milligramm ein. Die Wirkung setzt nach einer halben bis ganzen Stunde ein. Dosierungen über 240 Milligramm täglich sind nicht ausreichend untersucht; bei einer Dosissteigerung über diesen Wert können sich die unerwünschten Wirkungen verstärken.
Retardtabletten müssen immer als Ganzes geschluckt werden. Sie dürfen keinesfalls zerteilt, zerschnitten oder zerkaut werden, denn dann könnte zu viel Wirkstoff auf einmal freigesetzt werden. Das kann zu einer Überdosierung führen mit der Gefahr, dass die Atmung beeinträchtigt wird.
Bei einer Störung der Leber- oder Nierenfunktion muss Dihydrocodein geringer dosiert werden beziehungsweise die Abstände zwischen den jeweiligen Einnahmen müssen verlängert werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Achtung
Husten
Sobald sich der festsitzende Schleim in den Bronchien zu lösen beginnt, sollten Sie den Hustenblocker nicht mehr anwenden. Bei Dauergebrauch und hoher Dosierung kann ein Opioid-Hustenblocker wie Dihydrocodein abhängig machen. Die kurzzeitige, niedrig dosierte Anwendung bei Husten und Bronchitis birgt diese Gefahr jedoch nicht. Dieses Mittel müssen Sie unbedingt außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren. Schlucken Kinder aus Versehen eine Überdosis des Mittels, können sie einen tödlichen Atemstillstand erleiden.
Gegenanzeigen
Dihydrocodein dürfen Sie nicht anwenden, wenn Sie in den vergangenen zwei Wochen MAO-Hemmer eingenommen haben, z. B. Tranylcypromin oder Moclobemid (bei Depressionen) und Selegilin (bei Parkinsonkrankheit).
Dihydrocodein dürfen Sie nicht anwenden, wenn Ihre Bauchspeicheldrüse entzündet ist.
Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken einer Anwendung von Dihydrocodein besonders sorgfältig abwägen:
- Es liegt ein Hirntumor vor oder es besteht ein erhöhter Hirndruck.
- Der Kranke leidet an Epilepsie, hatte bereits einmal einen Krampfanfall oder nimmt Medikamente ein, die eine Krampfbereitschaft fördern.
- Die Atemfunktion ist beeinträchtigt (z. B. bei Asthma, Lungenemphysem, Lungenhochdruck). Bei Einnahme von Dihydrocodein kann es dann zu einer gefährlichen Sauerstoffunterversorgung kommen.
- Das Bewusstsein des Betroffenen ist eingeschränkt.
- Es besteht eine Schilddrüsenunterfunktion.
- Es liegt eine Gallenwegerkrankung vor.
- Im Darm gibt es Verengungen oder sogar einen Verschluss. Auch entzündliche Darmerkrankungen können zu solchen Einengungen führen. Bei schwerwiegender Verstopfung ist der Darm ebenfalls nicht mehr durchgängig.
- Der Blutdruck ist stark abgesunken, weil viel Blut oder andere Körperflüssigkeit verloren wurde.
- Die Funktion Ihrer Leber ist eingeschränkt.
- Die Funktion Ihrer Nieren ist eingeschränkt.
- Die Harnwege sind verengt oder es gibt Koliken.
- Bei Männern ist die Prostata so vergrößert, dass die Blase nicht komplett entleert werden kann.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten, dass alle Mittel, die die Gehirnfunktion dämpfen, wie Benzodiazepine (bei Angststörungen und Muskelkrämpfen), Schlafmittel, Mittel bei Depressionen, Schizophrenien und anderen Psychosen sowie bei Allergien, die atemlähmende und allgemein müdemachende Wirkung von Dihydrocodein verstärken können.
Bei gleichzeitiger Anwendung dieses Opioids mit einem Benzodiazepin verdoppelt sich das Risiko, dass unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Benommenheit und Atemprobleme auftreten, die eine Krankenhauseinweisung erforderlich machen.
Dihydrocodein kann darüber hinaus durch Cimetidin (bei Sodbrennen) stärker und länger wirken.
Husten
Wenn bei Husten gleichzeitig sekretlösende Arzneimittel angewendet werden, kann sich Sekret in der Lunge stauen.
Unbedingt beachten
Die zeitgleiche Einnahme von Dihydrocodein mit MAO-Hemmern wie Tranylcypromin (bei Depressionen) kann das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom mit Erregungszuständen, Bewusstseinstrübung, Muskelzittern und -zucken sowie Blutdruckabfall auslösen. Nach einer Behandlung mit MAO-Hemmern müssen mindestens zwei Wochen verstreichen, bevor Sie Dihydrocodein einnehmen dürfen. Die gleiche Zeit muss vergehen, bis Sie nach einer Behandlung mit diesem Schmerzmittel einen MAO-Hemmer einnehmen dürfen. Ein Serotonin-Syndrom kann sich möglicherweise auch bei der gleichzeitigen Anwendung von Dihydrocodein und SSRI wie Citalopram und Fluoxetin, Duloxetin oder Venlafaxin (alle bei Depressionen) einstellen.
Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken
Dihydrocodein dürfen Sie nicht mit Alkohol anwenden. Das Mittel macht benommen und schläfrig, diese Effekte werden durch Alkohol verstärkt. Sie sollten deshalb während der gesamten Einnahmezeit Alkohol in jeglicher Form meiden.
Nebenwirkungen
Wie häufig unerwünschte Wirkungen auftreten, hängt von der angewendeten Dosis und der Dauer der Behandlung ab. Als Hustenmittel wird Dihydrocodein niedriger dosiert als zur Behandlung von Schmerzen, sodass die nachfolgend genannten Nebenwirkungen seltener auftreten.
Keine Maßnahmen erforderlich
Bis zu 10 von 100 Anwendern berichten von übermäßigem Schwitzen.
Vor allem zu Beginn der Behandlung tritt Juckreiz auf. In aller Regel klingt das bald wieder ab.
Bei bis zu 10 von 100 Behandelten können sich der Mund und andere Schleimhäute trocken anfühlen.
Leichte Übelkeit und Schwindel können vorkommen.
Mehr als einer von zehn Behandelten klagen über Verstopfung.
Muss beobachtet werden
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.
Benommenheit und Schläfrigkeit gibt es bei bis zu 10 von 100 Personen, auch Angstzustände und Halluzinationen können auftreten. Über diese Symptome sollten Sie den Arzt informieren.
Benommenheit, Müdigkeit und Verwirrtheit verstärken sich bei höherer Dosierung.
Wenn Ihnen schwindlig ist und schwarz vor den Augen wird, sollte der Arzt die Dosierung verringern.
Die gleiche Maßnahme ist notwendig, wenn sich die Zahl der Atemzüge pro Zeiteinheit deutlich verringert.
Verstopfung ist eine ganz häufige und insbesondere bei längerer Anwendung sehr problematische unerwünschte Wirkung. Mit ballaststoffreicher Kost ist dem kaum entgegenzuwirken, sie muss vielmehr gezielt mit Abführmitteln behandelt werden. Gelingt damit keine Besserung, muss die Behandlung abgebrochen werden.
Möglicherweise sehen Sie verschwommen, doppelt und die Augen zittern. Hält dieses länger als drei Tage an, wenden Sie sich an den Arzt.
Es können Kopfschmerzen auftreten.
Der Blutdruck kann abfallen, Schwindel und Herzklopfen können auftreten. Besprechen Sie dieses mit dem Arzt.
Die Bronchialmuskulatur kann sich verkrampfen, sodass es zu einem asthmaähnlichen Anfall kommt. Besonders betroffen sind Menschen mit einer Lungenerkrankung.
Vor allem Männer mit vergrößerter Prostata können Probleme bekommen, die Blase zu entleeren.
Oberbauchschmerzen können auf einer Gallenkolik beruhen.
Sofort zum Arzt
Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.
Selten verschlechtert sich der Zustand einer Person mit Atemwegserkrankung wie Asthma bis hin zum Lungenödem. Dann sammelt sich Wasser in der Lunge und die Atmung ist sehr erschwert. Es kann auch zu einem Asthmaanfall kommen. Dann müssen Sie umgehend einen Arzt rufen.
Dihydrocodein kann auch die Zahl der Atemzüge und die Atemtiefe (Atemdepression) verringern. Wer einen Schwerkranken betreut, sollte auf dessen Atmung achten. Sind nur noch vier bis sechs statt der üblichen zwölf Atemzüge pro Minute feststellbar, müssen Sie sofort den Arzt rufen.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Wenn es unbedingt erforderlich ist, können Opioide wie Dihydrocodein in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Dauert die Behandlung weniger als 30 Tage, ist das Risiko, dass das Neugeborene Entzugssymptome aufweist, bei ansonsten gesunden Müttern sehr gering. In der Studie, die dies untersuchte, haben die meisten Frauen die Mittel allerdings weniger als acht Tage eingenommen. Bei längerer Behandlung und zusätzlichen Risikofaktoren steigt das Risiko von Entzugserscheinungen für das Kind deutlich an. Wenn ein Opioid während der Schwangerschaft eingesetzt werden soll, sind Tramadol oder Morphin zu bevorzugen.*
In der Endphase der Schwangerschaft dürfen Sie Dihydrocodein nicht anwenden, weil es die Plazenta durchdringen und die Atemfunktion beim Neugeborenen beeinträchtigen kann.
In der Stillzeit sollten Sie Dihydrocodein nicht anwenden, weil der Wirkstoff in die Muttermilch übergehen und die Atemfunktion des gestillten Säuglings beeinflussen kann. Ist eine Behandlung erforderlich, sollten Sie in dieser Zeit mit dem Stillen aussetzen.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Husten
Generell sollten Hustenblocker bei Kindern nur bei starkem trockenem Reizhusten und nur sehr kurzzeitig eingesetzt werden (z. B. ein bis zwei Tage lang abends, um einen ruhigen Schlaf zu ermöglichen). Anhaltender Husten kann ein Hinweis auf beginnendes Asthma sein und darf nicht ständig mit Hustenblockern unterdrückt werden. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Dihydrocodein ist bei Kindern nicht ausreichend belegt. Zwar ist aufgrund des Wirkmechanismus eine hustenstillende Wirkung von Dihydrocodein auch bei Kindern plausibel, aber der Wirkstoff kann auch schwere Auswirkungen auf den Atemantrieb haben – insbesondere wenn die Leberfunktion eingeschränkt ist. Daher rechtfertigt ein normaler, üblicherweise vorübergehender Erkältungshusten den Einsatz dieses Mittels bei Kindern nicht.
Kinder unter vier Jahren dürfen Paracodin ohnehin nicht bekommen. Die Tabletten sind erst für Kinder ab sechs Jahren vorgesehen. *
Schmerzen
DHC Mundipharma: Diese Retardpräparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung dürfen bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren nicht eingesetzt werden.
Für ältere Menschen
Im Alter braucht der Körper länger, um Dihydrocodein abzubauen. Darum muss meist eine schwächere Dosis gewählt und der Abstand zwischen den einzelnen Gaben vergrößert werden.
Schmerzen
Es gibt Hinweise, dass die Anwendung von Dihydrocodein bei älteren Menschen das Risiko für Stürze und nachfolgende Knochenbrüche im Vergleich zu NSAR erhöht. Diese Gefahr besteht besonders, wenn sie nachts aufstehen.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Benommenheit, Müdigkeit, Schwindel sowie Sehstörungen können die Fähigkeit, aktiv am Verkehr teilzunehmen, Maschinen zu bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt zu verrichten, beeinträchtigen oder ganz unmöglich machen.
Schmerzen
Das ist insbesondere zu Beginn der Behandlung, bei einer Dosiserhöhung und nach einem Präparatewechsel zu erwarten. Menschen mit einer stabilen Behandlung können hingegen durchaus verkehrstüchtig sein. Bitten Sie daher den Arzt darum, Ihre Verkehrstüchtigkeit einzuschätzen.
* aktualisiert am 10.05.2022
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