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Opioid: Codein

Wirkungsweise

Codein gehört zur Gruppe der Opioide. Es wird als schwachwirkendes Opioid eingestuft. Codein lindert mäßig starke Schmerzen und stillt Husten. Weitere Informationen finden Sie unter Opioide allgemein: Was ist das Besondere an diesen Wirkstoffen?

Bei Codein gibt es eine Besonderheit, denn der Wirkstoff wird von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich im Körper verarbeitet. Das erschwert die Dosierung. So gibt es Menschen, bei denen das Enzymsystem, das Codein in das stärker schmerzstillende Morphin umwandelt, nur sehr langsam arbeitet. Dann fällt der schmerzstillende Effekt geringer aus als erwartet. Bei anderen Menschen arbeiten die Enzyme sehr rasch, so dass die Morphinmenge höher ist und damit die schmerzstillende, aber auch die atemhemmende Wirkung stärker. Das ist insbesondere bei Kindern gefährlich. Bei ihnen darf der Wirkstoff daher nicht mehr eingesetzt werden.

Husten

Codein dämpft den Hustenreflex im zentralen Nervensystem und lässt ruhiger atmen. Bei trockenem ("unproduktivem") Reizhusten kann ein solcher Hustenblocker (Antitussivum) zur kurzzeitigen Behandlung eingesetzt werden, um den Hustenreiz während der Nachtruhe zu unterdrücken.

Denkbar ist ein kurzzeitiger Einsatz auch, wenn ein starker trockener Reizhusten etwa nach einer Operation vermieden werden soll. Ein üblicher Erkältungshusten rechtfertigt den Einsatz dieser Mittel aber in der Regel nicht. Als Hustenmittel wird Codein geringer dosiert als bei Schmerzen.

Schmerzen

Als alleiniges Schmerzmittel kommt Codein heutzutage kaum noch zum Einsatz. Bei höherer Dosierung treten relativ bald Nebenwirkungen wie Verstopfung, Schwierigkeiten beim Denken und eine flache Atmung auf. Zur Schmerzbehandlung wird es vornehmlich mit anderen Schmerzwirkstoffen wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol kombiniert. Codein wird als "geeignet" bei mäßig starken Schmerzen bewertet. Weiteres zu den Behandlungsmöglichkeiten unter Schmerztherapie: Wann der Einsatz von Opioiden sinnvoll ist.

Anwendung

Husten

Sie nehmen das Mittel gegen Reizhusten ein- bis dreimal täglich ein. Soll vor allem quälender Husten in der Nacht blockiert werden, genügt die Einnahme am Abend. Die Wirkung von Retardpräparaten hält bis zu zwölf Stunden lang vor. Der Hustenreiz lässt nach 15 bis 30 Minuten nach.

Wenn Sie Codein mit einem sekretlösenden Wirkstoff (z. B. Ambroxol, Acetylcystein) kombinieren, dürfen Sie das nur im Wechsel machen: das sekretlösende Mittel bis höchstens zum Nachmittag einnehmen, den Hustenstiller am Abend oder vor dem Schlafengehen. Wenden Sie beide Medikamente gleichzeitig an, blockieren Sie mit dem hustenstillenden Mittel das Abhusten schon gelösten Schleims. Dieser staut sich dann in den Bronchien und bietet Bakterien einen guten Nährboden.

Hält der Reizhusten nach fünf bis sieben Tagen immer noch unvermindert an, sollten Sie erneut den Arzt aufsuchen.

Schmerzen

Codein wird zur Schmerzbehandlung mit 30 bis 60 Milligramm am Tag dosiert, falls erforderlich alle vier Stunden. Die Höchstdosis sind 290 Milligramm am Tag.

Bei einer Störung der Nierenfunktion müssen die Abstände zwischen den jeweiligen Einnahmen von Codein verlängert werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Achtung

Husten

Sobald sich der festsitzende Schleim in den Bronchien zu lösen beginnt, sollten Sie den Hustenblocker nicht mehr anwenden.

Bei Dauergebrauch und hoher Dosierung kann ein Opioid-Hustenblocker wie Codein abhängig machen. Die kurzzeitige, niedrig dosierte Anwendung bei Husten und Bronchitis birgt diese Gefahr jedoch nicht.

Diese Mittel müssen Sie unbedingt außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren. Schlucken Kinder aus Versehen eine Überdosis der Mittel, können sie einen tödlichen Atemstillstand erleiden.

Einige Mittel enthalten Alkohol (siehe Tabelle). Personen mit Alkoholproblemen dürfen diese Mittel nicht einnehmen. Auch Leberkranke und Menschen mit Anfallleiden sollten den Alkoholgehalt berücksichtigen. Darüber hinaus kann Alkohol die Wirkung vieler Arzneimittel (z. B. Schlaf- und Beruhigungsmittel, Psychopharmaka, starke Schmerzmittel, einige Mittel bei hohem Blutdruck) verstärken.

Gegenanzeigen

Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie die Mittel nicht anwenden:

  • Sie haben in den vergangenen zwei Wochen MAO-Hemmer eingenommen, zum Beispiel Tranylcypromin oder Moclobemid (bei Depressionen) oder Selegilin (bei Parkinsonkrankheit). Wenn Sie diese Mittel gleichzeitig mit Codein einnehmen, können lebensbedrohliche Wirkungen auf Zentralnervensystem, Atmung und Kreislauf auftreten.
  • Sie gehören zu den Personen, die Codein sehr schnell verstoffwechseln ("ultraschnelle CYP2D6-Metabolisierer"). Dann dürfen Sie diese Mittel wegen des Risikos schwerwiegender Nebenwirkungen (z. B. Atemprobleme) nicht mehr anwenden, weil Codein dann sehr rasch zu Morphin umgewandelt wird, wodurch die Konzentration des Wirkstoffs im Blut steigt und sich eine Opioidvergiftung entwickeln könnte. Anzeichen dafür sind Verwirrtheit, Schläfrigkeit, flache Atmung, enge Pupillen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Appetitlosigkeit, in schweren Fällen auch zum Teil lebensbedrohliche Kreislauf- und Atemdepressionen.

Unter folgenden Bedingungen sollte der Arzt Nutzen und Risiken einer Anwendung der Mittel sorgfältig abwägen:

  • Die Atemfunktion ist beeinträchtigt (z. B. bei Asthma, Lungenemphysem, Lungenhochdruck). Dann kann es – sogar schon bei der empfohlenen Dosierung – zu einer gefährlichen Unterversorgung mit Sauerstoff kommen.
  • Im Darm gibt es Verengungen oder sogar einen Verschluss. Auch entzündliche Darmerkrankungen können zu solchen Einengungen führen. Bei chronischer Verstopfung ist der Darm ebenfalls nicht mehr durchgängig.
  • Ihre Gallenblase wurde entfernt oder es liegt eine Gallenwegerkrankung vor.
  • Ihre Bauchspeicheldrüse ist entzündet.
  • Das Bewusstsein des Betroffenen ist eingeschränkt.
  • Die Funktion der Niere ist eingeschränkt.
  • Sie husten reichlich Schleim ab. Codein blockiert das Abhusten schon gelösten Schleims. Dieser staut sich dann in den Bronchien und bietet Bakterien einen guten Nährboden.
  • Der Blutdruck ist stark abgesunken, weil viel Blut oder andere Körperflüssigkeit verloren wurde.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten, dass alle Mittel, die die Gehirnfunktion dämpfen, wie Benzodiazepine (bei Angststörungen und Muskelkrämpfen), Schlafmittel, Mittel bei Depressionen, Schizophrenien und anderen Psychosen sowie bei Allergien, die atemlähmende und allgemein müdemachende Wirkung von Codein verstärken können.

Bei gleichzeitiger Anwendung dieses Opioids mit einem Benzodiazepin verdoppelt sich das Risiko, dass unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Benommenheit und Atemprobleme auftreten, die eine Krankenhauseinweisung erforderlich machen.

Codein kann durch Cimetidin (bei Sodbrennen) stärker und länger wirken.

Codein bewirkt, dass der Magen seinen Inhalt nur verzögert in den Zwölffingerdarm abgibt. Wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen, können diese deshalb ebenfalls verzögert wirken.

Die zeitgleiche Einnahme von Codein mit MAO-Hemmern wie Tranylcypromin (bei Depressionen) kann das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom mit Erregungszuständen, Bewusstseinstrübung, Muskelzittern und -zucken sowie Blutdruckabfall auslösen. Nach einer Behandlung mit MAO-Hemmern sollten sicherheitshalber mindestens zwei Wochen verstreichen, bevor Sie Codein anwenden. Ein Serotonin-Syndrom kann sich möglicherweise auch bei der gleichzeitigen Anwendung von Codein und SSRI wie Citalopram und Fluoxetin, Duloxetin oder Venlafaxin (alle bei Depressionen) einstellen. Sollte ein Arzt die gemeinsame Anwendung der Mittel für erforderlich halten, ist insbesondere bei Behandlungsbeginn und bei Dosiserhöhungen die Therapie sorgfältig auf mögliche Anzeichen für ein Serotonin-Syndrom zu achten.*

Husten

Buprenorphin (bei starken Schmerzen) kann die Wirkung von Codein abschwächen.

Unbedingt beachten

Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken

Codein dürfen Sie nicht mit Alkohol anwenden. Das Mittel macht benommen und schläfrig, diese Effekte werden durch Alkohol verstärkt. Sie sollten deshalb während der gesamten Einnahmezeit Alkohol in jeglicher Form meiden.

Nebenwirkungen

Wie häufig unerwünschte Wirkungen auftreten, hängt von der angewendeten Dosis und der Dauer der Behandlung ab. Als Hustenmittel wird Codein niedriger dosiert als zur Behandlung von Schmerzen, so dass die nachfolgend aufgeführten Nebenwirkungen seltener auftreten.

Keine Maßnahmen erforderlich

Bei mehr als einem von zehn Behandelten treten zu Beginn Übelkeit auf. Meist ist sie leicht ausgeprägt und vergeht während der Behandlung wieder.

Bei 1 bis 10 von 100 Behandelten kommt es zu leichten Kopfschmerzen und leichter Müdigkeit.

Vor allem zu Beginn der Behandlung tritt bei 1 bis 10 von 100 Behandelten Juckreiz auf. In aller Regel klingt das bald wieder ab.

Der Mund und andere Schleimhäute können sich trocken anfühlen.

Muss beobachtet werden

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.

Wenn Ihnen schwindlig ist und schwarz vor den Augen wird, sollte der Arzt die Dosierung verringern.

Die gleiche Maßnahme ist notwendig, wenn sich die Zahl der Atemzüge pro Zeiteinheit deutlich verringert.

Verstopfung ist eine ganz häufige und insbesondere bei längerer Anwendung sehr problematische unerwünschte Wirkung. Mit ballaststoffreicher Kost ist dem kaum entgegenzuwirken, sie muss vielmehr gezielt mit Abführmitteln behandelt werden. Gelingt damit keine Besserung, muss die Behandlung abgebrochen werden.

Möglicherweise sehen Sie verschwommen, doppelt und die Augen zittern. Hält dieses länger als drei Tage an, wenden Sie sich an den Arzt.

Benommenheit, Müdigkeit und Verwirrtheit verstärken sich bei höherer Dosierung.

Bei hoher Dosierung kann der Blutdruck abfallen, Schwindel und Herzklopfen können auftreten. Besprechen Sie dieses mit dem Arzt.

Die Bronchialmuskulatur kann sich verkrampfen, sodass es zu einem asthmaähnlichen Anfall kommt. Besonders betroffen sind Menschen mit einer Lungenerkrankung.

Oberbauchschmerzen können auf einer Gallenkolik beruhen.

Sofort zum Arzt

Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.

Selten verschlechtert sich der Zustand einer Person mit Atemwegserkrankung wie Asthma bis hin zum Lungenödem. Dann sammelt sich Wasser in der Lunge und die Atmung ist sehr erschwert. Es kann auch zu einem Asthmaanfall kommen. Dann müssen Sie umgehend einen Arzt rufen.

Codein kann die Zahl der Atemzüge und die Atemtiefe (Atemdepression) verringern. Wer einen Schwerkranken betreut, sollte auf dessen Atmung achten. Sind nur noch vier bis sechs statt der üblichen zwölf Atemzüge pro Minute feststellbar, müssen Sie sofort den Arzt rufen.

Besondere Hinweise

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Husten

Bedenken Sie, dass einige Mittel Alkohol enthalten (siehe Übersicht). Mittel ohne Alkohol sind vorzuziehen.

Wenn es unbedingt erforderlich ist, können Opioide wie Codein in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Dauerte die Behandlung weniger als 30 Tage, ist das Risiko, dass das Neugeborene Entzugssymptome aufweist, sehr gering. In der Studie, die dies untersuchte, haben die meisten Frauen die Mittel allerdings weniger als acht Tage eingenommen. Bei längerer Behandlung und zusätzlichen Risikofaktoren steigt das Risiko von Entzugserscheinungen für das Kind deutlich an. Ein erhöhtes Risiko für das Ungeborenen ist auch gegeben, wenn die Mittel erst in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft verabreicht werden.*

Husten

In der Endphase der Schwangerschaft dürfen Sie diesen Hustenblocker nicht anwenden, weil er die Plazenta durchdringen und die Atemfunktion beim Neugeborenen beeinträchtigen kann.

Schmerzen

Wenn ein Opioid zur Schmerzbehandlung während der Schwangerschaft eingesetzt werden soll, sind Tramadol oder Morphin zu bevorzugen. Werden die Mittel während der Geburt gegeben, muss beim Neugeborenen mit Atemproblemen gerechnet werden.*

In der Stillzeit kann Codein für zwei bis drei Tage angewendet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Bei wiederholter Anwendung können beim Kind Atemprobleme auftreten. Wird Codein länger angewendet, sollten Sie in der Zeit mit dem Stillen aussetzen.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Codein darf bei Kindern unter zwölf Jahren nicht angewendet werden.

Darüber hinaus sollte Codein auch nicht bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren angewendet werden, wenn ihre Atemfunktion eingeschränkt ist, z. B. aufgrund einer Atemwegserkrankung, wenn bei ihnen die Erregungsleitung zwischen Nervensystem und Muskulatur gestört ist oder wenn sie an den Gaumen- oder Rachenmandeln operiert wurden. Solche Kinder sind anfälliger für Atemprobleme, schlimmstenfalls kann eine Atemlähmung auftreten.

Husten

Bedenken Sie zudem, dass einige Präparate Alkohol enthalten (siehe Übersicht). Mittel ohne Alkohol sind grundsätzlich vorzuziehen.

Schmerzen

Bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren sind Mittel mit Codein nur akzeptabel, wenn sich akute Schmerzen mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol nicht ausreichend lindern lassen. Die Dosierung sollte dann so gering wie möglich sein und die Einnahme nach drei Tagen beendet werden.

Für ältere Menschen

Im Alter braucht der Körper länger, um Codein abzubauen. Darum muss meist eine schwächere Dosis gewählt und der Abstand zwischen den einzelnen Gaben vergrößert werden.

Schmerzen

Es gibt Hinweise, dass die Anwendung von Codein im Vergleich zu NSAR das Risiko für Stürze und nachfolgende Knochenbrüche erhöht. Diese Gefahr besteht besonders, wenn Sie nachts aufstehen.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Benommenheit, Müdigkeit, Schwindel sowie Sehstörungen können die Fähigkeit, aktiv am Verkehr teilzunehmen, Maschinen zu bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt zu verrichten, beeinträchtigen oder ganz unmöglich machen.

Schmerzen

Das ist insbesondere zu Beginn der Behandlung, bei einer Dosiserhöhung und nach einem Präparatewechsel zu erwarten. Menschen mit einer stabilen Behandlung können hingegen durchaus verkehrstüchtig sein. Bitten Sie daher den Arzt darum, Ihre Verkehrstüchtigkeit einzuschätzen.

* aktualisiert am 10.05.2022

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