Wirkungsweise
Thioridazin wirkt gegen Psychosen. Es gehört zu der Gruppe der klassischen Neuroleptika.
Thioridazin wirkt nur schwach antipsychotisch und stark dämpfend. Es kann die Herztätigkeit beeinträchtigen und geht mit anderen Medikamenten zahlreiche Wechselwirkungen ein, die das Herz betreffen. Dadurch besteht ein erhöhtes Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen und plötzlichen Herztod. Diesem Risiko stehen keine nennenswerten Vorteile im Vergleich zu anderen dämpfenden Neuroleptika gegenüber. Thioridazin gilt mittlerweile als überholt. Es wird als "wenig geeignet" bewertet.
Ausführliches über die Unterschiede der neuroleptisch wirkenden Stoffe unter Neuroleptika: klassische und atypische Wirkstoffe.
Anwendung
Die Behandlung wird mit einer niedrigen Dosis begonnen und entsprechend der Krankheitszeichen langsam oder schneller gesteigert. Das Mittel wirkt sofort beruhigend, bis sich die psychotischen Denkinhalte abschwächen, können jedoch ein bis drei Wochen vergehen.
Spätestens nach sechs Wochen sollte das Mittel ausreichend wirken. Wenn nicht, wird entweder die Dosis erhöht oder zu einem Neuroleptikum aus einer anderen chemischen Gruppe gewechselt. Insgesamt sprechen etwa 70 von 100 Kranken auf die Behandlung an.
Für eine Langzeitbehandlung eignen sich jene Zubereitungen besonders gut, die nur einmal am Tag eingenommen werden müssen (Retardtabletten). Näheres zur Langzeitbehandlung lesen Sie unter Psychose behandeln – Neuroleptika richtig dosieren.
Vor Behandlungsbeginn und in regelmäßigen Abständen während der Therapie muss der Arzt die Herztätigkeit mittels EKG untersuchen.
Achtung
Das Mittel kann die Haut empfindlicher für UV-Strahlen machen. Vermeiden Sie deshalb Sonnenbäder und verzichten Sie auf Solarienbesuche.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken der Behandlung mit Thioridazin besonders sorgfältig abwägen:
- Sie haben eine schwere Blutbildungsstörung.
- Ein Neuroleptikum hat bei Ihnen bereits einmal parkinsonähnliche Bewegungsstörungen oder ein malignes neuroleptisches Syndrom ausgelöst. Dann kommen zur Behandlung von Schizophrenien nur atypische Neuroleptika infrage, die als "geeignet" beurteilt werden, z. B. Clozapin.
- Sie sind von Parkinsonkrankheit betroffen. Durch Neuroleptika können sich die Krankheitssymptome verschlimmern.
- Sie haben Herzrhythmusstörungen, weil die Impulse, die das Herz zu seiner Tätigkeit anregen, nicht richtig weitergeleitet werden, oder Ihr Herz schlägt ungewöhnlich langsam (Bradykardie). Um diese Störung zu erkennen, muss der Arzt vor Behandlungsbeginn die Herztätigkeit mittels EKG untersuchen.
- Sie hatten oder haben derzeit einen Herzschaden oder hohen Blutdruck.
- Der Salz-Wasser-Haushalt des Blutes ist gestört.
- Sie haben viel zu niedrigen Blutdruck.
- Sie haben Epilepsie. Durch Neuroleptika können Krampfanfälle ausgelöst werden.
- Sie haben Brustkrebs oder einen Tumor, dessen Wachstum durch das Hormon Prolaktin begünstigt wird.
- Ihre Leber- oder Nierenfunktion ist gestört. Dann muss die Dosis reduziert werden.
- Sie können Ihre Blase nicht vollständig entleeren, bei Männern z. B. weil ihre Prostata vergrößert ist.
- Der Übergang vom Magen zum Darm ist verengt (Pylorusstenose).
- Sie haben ein Engwinkelglaukom (grüner Star).
- Sie sind bettlägerig oder haben aus anderen Gründen ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose.
Thioridazin darf darüber hinaus nicht gleichzeitig mit Fluoxetin, Fluvoxamin und Paroxetin (alle bei Depressionen, Zwangsstörungen), trizyklischen Antidepressiva und Propranolol (bei hohem Blutdruck, zur Migränevorbeugung) eingenommen werden. Eine Kombination mit Pindolol (bei hohem Blutdruck, Herzkrankheiten) muss ebenfalls vermieden werden.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Thioridazin geht mit zahlreichen Medikamenten Wechselwirkungen ein, die vor allem das Herz betreffen. Bevor Sie Thioridazin und andere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen, sollten Sie mit einem Arzt oder Apotheker sprechen, ob bei dieser Kombination Probleme zu erwarten sind.
Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:
- Neuroleptika können epileptische Anfälle begünstigen. Wenn Sie Thioridazin zusammen mit anderen Mitteln einnehmen, die ebenfalls die Krampfschwelle herabsetzen, steigt das Risiko für einen epileptischen Anfall. Zu diesen Mitteln zählen andere Neuroleptika wie z. B. Clozapin, Levomepromazin, aber auch eine Reihe von Antibiotika (z. B. Chinolone wie Ciprofloxacin oder Penicilline wie Benzylpenicillin), Mittel, die bei Malaria eingenommen werden, oder Bupropion (zur Raucherentwöhnung, bei Depressionen).
- Werden bei einer Behandlung mit Thioridazin zusätzlich Anticholinergika (bei Parkinsonkrankheit) oder trizyklische Antidepressiva (bei Depressionen) eingenommen, können die Nebenwirkungen der zusätzlichen Medikamente verstärkt auftreten. Zu diesen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem Mundtrockenheit, Harnverhalten und Sehstörungen. Möglicherweise kann auch ein Delir ausgelöst werden. Zu dessen Symptomen gehören Halluzinationen, Herzrasen, Zittern, Desorientiertheit, Gleichgewichtsstörungen und Krampfanfälle.
- Einige Medikamente verlangsamen den Abbau von Neuroleptika. Hierzu gehören SSRI wie Fluoxetin und Paroxetin (bei Depressionen). Werden Neuroleptika mit solchen Mitteln gemeinsam eingenommen, können Nebenwirkungen verstärkt auftreten. Dann sollte der Arzt gegebenenfalls die Dosierungen anpassen.
- Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel können die dämpfende Wirkung von Neuroleptika so verstärken, dass Bewusstsein, Bewegungen und Atmung ernsthaft beeinträchtigt werden.
- Die blutdrucksenkende Wirkung von anderen Arzneimitteln und die der Neuroleptika können sich gegenseitig verstärken. Das gilt auch, wenn die Blutdrucksenkung eine unerwünschte Wirkung eines Arzneimittels ist.
- Insbesondere bei älteren Menschen kann die gleichzeitige Anwendung von klassischen Neuroleptika und Lithium (bei manisch-depressiven Erkrankungen) das Risiko für Bewegungsstörungen (Spätdyskinesien) erhöhen.
- Alizaprid und Metoclopramid können die durch Neuroleptika verursachten Bewegungsstörungen verstärken; unter Umständen können dann Zungen- und Schlundkrämpfe auftreten.
Unbedingt beachten
Thioridazin darf nicht gleichzeitig mit den oben genannten Mitteln angewendet werden, die sich auf den Herzrhythmus auswirken können. Außerdem darf Thioridazin nicht mit Mitteln kombiniert werden, die es länger und stärker wirken lassen kann. Zu diesen zählen Fluoxetin, Fluvoxamin und Paroxetin (alle bei Depressionen), trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin und Propranolol (bei hohem Blutdruck, zur Migränevorbeugung) sowie Pindolol (bei hohem Blutdruck). Bei diesen Arzneimittelkombinationen steigt das Risiko von bedrohlichen Herzrhythmusstörungen. Näheres hierzu finden Sie unter Mittel bei Herzrhythmusstörungen: verstärkte Wirkung.
Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken
Mit Alkohol dürfen Sie Thioridazin nicht einnehmen. Neuroleptika verstärken die dämpfende Wirkung von Alkohol auf das zentrale Nervensystem. Bei der Kombination beider können Bewusstsein, Bewegungen und Atmung ernsthaft beeinträchtigt sein.
Nebenwirkungen
Viele unerwünschte Wirkungen schwächen sich im Laufe der Behandlung ab, andere nehmen mit der Dauer der Behandlung zu. Das gilt insbesondere für Bewegungsstörungen (Spätdyskinesien). Demgegenüber können beim abrupten Absetzen der Mittel Beschwerden auftreten, die auf der fehlenden Medikamentenwirkung beruhen.
Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.
Keine Maßnahmen erforderlich
Müdigkeit tritt bei bis zu 80 von 100 Behandelten auf, vor allem zu Beginn der Therapie.
Bei etwa 10 von 100 Personen fühlt sich der Mund trocken an und die Nase ist verstopft. Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung können auftreten.
Muss beobachtet werden
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.
Bei Frauen können Menstruationsstörungen auftreten und die Brustdrüse kann Milch absondern (Galactorrhö).
1 bis 10 von 1 000 Behandelten nehmen an Gewicht zu, was die Gefahr erhöht, einen Diabetes zu entwickeln.
Sie können Schwierigkeiten beim Wasserlassen bekommen.
Die Sexualität ist beeinträchtigt. Das Interesse an Sex verringert sich, es tritt kein Orgasmus mehr ein. Bei Männern lässt die Erektionsfähigkeit nach (in einzelnen Fällen kann es allerdings auch zu Dauererektionen kommen), bei Frauen die Produktion von Scheidenflüssigkeit. All diese Veränderungen sollten Sie dem Arzt mitteilen.
Sie fühlen sich benommen, Ihr Denken ist verlangsamt und Ihr Gedächtnis beeinträchtigt. Dann sollte der Arzt die Dosierung der Mittel überprüfen.
Wenn Ihnen beim Aufstehen aus dem Liegen schwindlig wird, kann das daran liegen, dass der Blutdruck abgesunken ist. Das sollten Sie dem Arzt mitteilen. Wenn der Schwindel auch in anderen Situationen auftritt, sollte der Arzt eventuell ein EKG machen. Bei älteren Menschen und solchen, deren Herz bereits geschädigt ist, können diese Symptome darauf hinweisen, dass die Erregungsleitung des Herzens gestört ist. Näheres hierzu finden Sie unter Herzrhythmusstörungen.
Die gravierendste unerwünschte Wirkung der Behandlung mit klassischen Neuroleptika sind Bewegungsstörungen. Sie treten bei Thioridazin vergleichsweise selten auf. Sie können in verschiedenen Phasen der Behandlung beginnen und unterscheiden sich darin, welche Bewegungen auf welche Weise gestört sind.
Zu Beginn der Therapie und wenn die Dosierung plötzlich gesteigert werden muss, treten Bewegungen auf, die nicht willentlich zu beeinflussen sind (Frühdyskinesie): Die Zunge wird krampfartig herausgestreckt, der Kopf in den Nacken geworfen, Blick und Kaumuskulatur verkrampfen sich. Darauf sollte der Arzt unbedingt aufmerksam gemacht werden. Er kann dann zusätzlich den Wirkstoff Biperiden verordnen, durch den diese Erscheinungen verschwinden. Wird die Dosierung der Neuroleptika später langsam gesteigert, treten solche Symptome meist nicht mehr auf.
Schon nach ein bis zwei Wochen, teilweise aber auch erst nach mehreren Monaten, können sich parkinsonähnliche Beschwerden einstellen (Parkinsonoid, pharmakogenes Parkinsonsyndrom): Tätigkeiten, für die ein fein abgestimmtes Muskelspiel notwendig ist, lassen sich nicht mehr ausführen. Die Bewegungen werden zittrig, die Schritte klein, die Mimik starr. Diese Wirkung lässt sich ebenfalls mit Biperiden behandeln. Gleichzeitig muss aber die Dosierung des Neuroleptikums überprüft werden, denn eine Dauerbehandlung mit Biperiden kann die antipsychotische Wirkung der Neuroleptika verringern und beschleunigt die Entstehung der irreversiblen Bewegungsstörungen noch. Deshalb sollte der Arzt immer wieder versuchen, Biperiden abzusetzen oder die Dosierung des Neuroleptikums zu verringern.
Zu den parkinsonähnlichen Störungen kann eine sehr quälende Unruhe hinzukommen: Die Betroffenen können nicht still sitzen bleiben, sie müssen sich fortgesetzt bewegen (Akathisie). Hier kann versucht werden, ob sich das durch eine geringere Dosierung legt. Manchmal hilft es auch, zu Clozapin zu wechseln oder zusätzlich den Betablocker Propranolol zu verordnen.
Nach mehrjähriger Neuroleptikabehandlung, manchmal sogar erst nach ihrem Ende, können weitere Bewegungsstörungen auftreten. Bei diesen Spätdyskinesien bewegen sich – vor allem im Zusammenhang mit innerer Erregung – die Muskeln von Mund, Zunge und Gesicht ununterbrochen, ohne dass sich das gezielt steuern lässt. Das ständige Schmatzen, Schnalzen und Kauen belastet vor allem die Menschen in der Umgebung, selten die Erkrankten selbst.
Unter welchen Voraussetzungen solche Spätdyskinesien auftreten, ist noch nicht hinreichend erforscht. Es scheint, als sei das Risiko für ältere Personen, insbesondere ältere Frauen, deutlich erhöht. Vermutlich treten diese Störungen häufiger auf, je länger die Behandlung dauert und je höher das Neuroleptikum dosiert ist. Ob die Bewegungsstörungen wieder vergehen oder bestehen bleiben, scheint ebenfalls von diesen Faktoren abhängig zu sein. Allerdings können sich diese Bewegungsstörungen bei besonders empfindlichen Personen auch schon nach kurzer Behandlungszeit und bei geringer Dosierung entwickeln.
Die Behandlung mit Neuroleptika kann die Symptome einer beginnenden Bewegungsstörung zunächst verbergen. Die Störung tritt erst dann in Erscheinung, wenn das Neuroleptikum abgesetzt wird. Bei einigen Vertretern der atypischen Neuroleptika ist das Risiko für Bewegungsstörungen geringer.
Im Laufe der Behandlung kann sich eine durch das Medikament bedingte Depression einstellen. Auf eine solche zusätzliche Gemütskrankheit sollten am ehesten die Angehörigen aufmerksam werden. Dann muss die Behandlung geändert und eventuell zusätzlich ein Antidepressivum eingenommen werden.
Sofort zum Arzt
Das Mittel kann die Leber vereinzelt schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen.
Wenn Sie innerhalb der ersten acht Behandlungswochen grippeartige Beschwerden bekommen, sich längere Zeit abgeschlagen und müde fühlen und Halsschmerzen und Fieber auftreten, kann es sich um eine Blutbildveränderung handeln, die bedrohlich werden kann. Derartiges tritt bei 1 bis 10 von 10 000 Behandelten auf. Sie müssen dann umgehend den Arzt aufsuchen und das Blutbild kontrollieren lassen.
Wenn Bewegungs- und Bewusstseinsstörungen gleichzeitig mit hohem Fieber auftreten und eventuell noch Herzrasen, schnelles Atmen und Atemnot, Speichelfluss und Schwitzen hinzukommen, kann es sich um das lebensbedrohliche maligne neuroleptische Syndrom handeln. Da Fiebermittel nicht sicher wirken, sollte die erhöhte Temperatur mit Wadenwickeln oder Kühlbädern gesenkt werden. Das Mittel muss abgesetzt und sofort der Notarzt (Telefon 112) gerufen werden. Der Kranke braucht eine intensivmedizinische Behandlung.
Eine Behandlung mit Neuroleptika kann zu einer Thrombose in den tiefen Beinvenen führen, die eine lebensbedrohliche Lungenembolie nach sich ziehen kann. Das Risiko steigt, wenn Sie wenig trinken, übergewichtig sind und rauchen. Für Frauen kommt als Risikofaktor die Anwendung von hormonellen empfängnisverhütenden Mitteln hinzu. Bei Schmerzen in der Leistenbeuge und Kniekehle, zusammen mit einem Schwere- und Stauungsgefühl in den Beinen sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Gibt es stechende Schmerzen im Brustkorb, verbunden mit Atemnot, sollten Sie sich sofort mit einem Arzt in Verbindung setzen.
Bei diesem Wirkstoff können seltene, aber möglicherweise lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, die Torsade de pointes auftreten, die unbehandelt zum plötzlichen Herztod führen können. Besonders gefährdet für diese Rhythmusstörung sind Patienten, die bereits Arzneimittel einnehmen müssen, die typische Auswirkungen auf die Reizleitung am Herzen (QT-Verlängerung) haben.
Diese Nebenwirkung ist zwar selten, kommt bei Thioridazin aber häufiger vor als bei anderen Neuroleptika. In Einzelfällen ist bei Behandlung mit Thioridazin ein plötzlicher Herztod aufgetreten.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen nur begrenzte Erfahrungen zur Anwendung in der Schwangerschaft vor. Besser dokumentierte Erfahrungen zur Anwendung in der Schwangerschaft liegen beispielsweise für Promethazin vor. Neuroleptika sollten in der Schwangerschaft aber generell nur eingesetzt werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Es ist nicht sicher auszuschließen, dass Neuroleptika die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigen. Eltern, die sich daher über die Entwicklung ihres Kindes vor der Geburt möglichst genau informieren wollen, können dazu spezielle Ultraschalluntersuchungen machen lassen.
Wenn Sie im letzten Schwangerschaftsdrittel ein klassisches Neuroleptikum eingenommen haben, kann das Baby nach der Geburt Entzugssymptome zeigen. Dazu gehören eine verstärkte oder verringerte Muskelspannung, Zittern, Schläfrigkeit, Atemnot und Probleme beim Trinken.
Da das Mittel in die Muttermilch übergehen kann und es keine dokumentierten Erfahrungen zur Anwendung in der Stillzeit gibt, sollten Sie während der Therapie besser nicht stillen. Wenn Sie trotz einer Behandlung mit Thioridazin stillen wollen, sollten Sie sehr aufmerksam beobachten, ob Ihnen bei Ihrem Baby etwas Ungewöhnliches auffällt.
Das Mittel kann den Milchfluss erhöhen, das Abstillen ist dann erschwert.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen nur dann mit Thioridazin behandelt werden, wenn kein anderes erprobtes und besser verträgliches Neuroleptikum angewendet werden kann. Wenn Thioridazin bei ihnen eingesetzt werden muss, wird das Mittel abhängig vom Körpergewicht dosiert.
Für ältere Menschen
Ältere Menschen reagieren auf Neuroleptika recht empfindlich. Insbesondere das Risiko für unerwünschte Wirkungen am Herzen ist bei einer Behandlung mit Thioridazin in dieser Altersgruppe erhöht. Auch Bewegungsstörungen als Spätfolge der Behandlung treten bei ihnen besonders häufig auf. Sie dürfen daher nur mit einer deutlich verringerten Dosis behandelt werden. Das gilt ganz besonders, wenn sie gleichzeitig andere Arzneimittel einnehmen.
Neue Studienergebnisse weisen darauf hin, dass ältere Menschen bei der Behandlung mit Antipsychotika ein erhöhtes Risiko haben, eine Lungenentzündung zu bekommen. Diese verlief bei einem Viertel der Betroffenen tödlich. In der ersten Einnahmewoche ist die Gefahr besonders groß und sie steigt mit der Dosierung des Neuroleptikums. Besonders gefährdet sind Personen, die ihre Wohnung nicht eigenständig verlassen können, chronische Erkrankungen haben oder bestimmte Medikamente einnehmen. Über die Ursachen dieser Zusammenhänge ist man sich noch nicht im Klaren. Möglicherweise liegt es daran, dass das Medikament zu Schluckstörungen führt und dadurch vermehrt Fremdstoffe in die Lunge gelangen, die Entzündungen verursachen können.
Bei älteren Menschen mit Demenz, die gleichzeitig eine Psychose haben, scheint die Behandlung mit Neuroleptika das Risiko für einen Schlaganfall und vorzeitigen Tod zu erhöhen. Sie sollten daher mit diesen Medikamenten nur behandelt werden, wenn es sich um eine schwere Psychose handelt, die die Betroffenen erheblich beeinträchtigt, und wenn eine regelmäßige ärztliche Begleitung gewährleistet ist. Werden die Mittel eingesetzt, um starke Unruhe oder aggressives Verhalten bei dementen Personen abzumildern, ist dies – wenn überhaupt – nur für kurze Zeit zu vertreten. Für diesen Einsatz ist der Nutzen einer Daueranwendung nicht nachgewiesen.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Weil Thioridazin müde macht, kann die Fähigkeit deutlich eingeschränkt sein, aktiv am Verkehr teilzunehmen, Maschinen zu bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt zu verrichten. Dasselbe gilt, wenn der Blutdruck durch das Medikament erheblich sinkt.
Akut Psychosekranke dürfen nicht Auto fahren. Das ist allenfalls denkbar, nachdem Sie bei einer Dauerbehandlung mit nicht dämpfenden Medikamenten über einen längeren Zeitraum psychosefrei waren und zudem keine Bewegungsstörungen aufweisen. Wie lange eine Fahreignung ausgesetzt werden muss, richtet sich nach Schwere des akuten Schubes und dessen Prognose. Sobald Störungen wie Wahn, Halluzination oder geistige Einschränkungen das Realitätsurteil der betroffenen Person nicht mehr beeinträchtigen, kann ein Arzt die Fahreignung feststellen.
Sie sehen nun nur noch Informationen zu: ${filtereditemslist}.