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Neuroleptikum: Quetiapin

Wirkungsweise

Das Neuroleptikum Quetiapin wird bei Schizophrenien und anderen Psychosen eingesetzt. Es gehört in die Gruppe der clozapinähnlichen, atypischen Neuroleptika.

Quetiapin hat ein geringes Risiko für Bewegungsstörungen, führt aber insbesondere zu Beginn der Behandlung vermehrt zu Müdigkeit und Blutdruckabfall mit Schwindel und der Gefahr von Stürzen. Aufgrund der Gewichtszunahme besteht bei Quetiapin das Risiko, dass sich ein Diabetes oder eine Fettstoffwechselstörung entwickelt.

In seiner antipsychotischen Wirksamkeit ist der Wirkstoff mit dem klassischen Neuroleptikum Haloperidol vergleichbar. Wahn und Halluzinationen behebt das Medikament gut, außerdem dämpft es stark und macht müde.

Quetiapin gilt bei Schizophrenien und anderen Psychosen als "geeignet".

Ausführliches über die Unterschiede der neuroleptisch wirkenden Stoffe unter Neuroleptika: Klassische und atypische Wirkstoffe.

Anwendung

Zu Beginn der Therapie wird das Mittel – ausgenommen bei stark erregten Patienten – gering dosiert, damit die unerwünschten Wirkungen erträglich bleiben. Dann wird die Dosierung langsam bis zur notwendigen Menge gesteigert. Näheres hierzu und zur Langzeitbehandlung lesen Sie unter Psychose behandeln – Neuroleptika richtig dosieren.

Es gibt zwei unterschiedliche Tablettenarten: Filmtabletten und Retardtabletten.

Der Wirkstoff, der mit Filmtabletten zugeführt wird, wirkt relativ kurz. Von diesen Tabletten nehmen Sie am ersten Tag zweimal 25 Milligramm ein, am zweiten zweimal 50 Milligramm, am dritten zweimal 100 Milligramm und am vierten zweimal 150 Milligramm. Zur Dauerbehandlung werden meist täglich 300 bis 450 Milligramm in zwei Einzeldosen eingenommen. Die Tagesdosis sollte 750 Milligramm Quetiapin nicht überschreiten.

Aus den Retardtabletten wird der Wirkstoff 24 Stunden lang nach und nach freigesetzt. Daher werden diese Tabletten nur einmal am Tag eingenommen. Zwischen der Tabletteneinnahme und der nächsten Mahlzeit sollte mindestens eine Stunde liegen. Auch diese langwirkenden Tabletten werden schrittweise höher dosiert: am ersten Behandlungstag 300 Milligramm, am folgenden Tag 600 Milligramm. Bei diesen Retardtabletten liegt die Tageshöchstdosis bei 800 Milligramm.

Gegenanzeigen

Quetiapin dürfen Sie nicht anwenden, wenn Sie gleichzeitig Indinavir oder Ritonavir (bei HIV-Infektion und Aids), Itraconazol oder Ketoconazol (innerlich bei Pilzinfektionen) oder eines der Antibiotika Erythromycin oder Clarithromycin (bei bakteriellen Infektionen) einnehmen.

Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abwägen:

  • Sie haben eine Erkrankung der Herzkranz- oder Gehirngefäße oder andere Störungen, die Sie anfällig dafür machen, dass der Blutdruck stark absinkt.
  • Sie hatten schon einmal einen Krampfanfall.
  • Sie haben Diabetes. Da durch Quetiapin der Zuckergehalt des Blutes ansteigen kann, sollte zu Beginn der Behandlung und bei Dosissteigerungen der Blutzucker häufiger kontrolliert werden.
  • Bei Ihnen ist die Bildung der weißen Blutkörperchen gestört (Neutropenie) oder Sie nehmen Arzneimittel ein, die eine solche Störung verursachen können.
  • Sie haben Herzrhythmusstörungen, weil die Impulse, die das Herz zu seiner Tätigkeit anregen, nicht richtig weitergeleitet werden, oder es liegt eine schwere Herzschwäche vor.
  • Sie sind bettlägerig oder haben aus anderen Gründen ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:

  • Neuroleptika können epileptische Anfälle begünstigen. Wenn Sie Quetiapin zusammen mit anderen Mitteln einnehmen, die ebenfalls die Krampfschwelle herabsetzen, steigt das Risiko für einen epileptischen Anfall. Zu diesen Mitteln zählen andere Neuroleptika wie z. B. Clozapin, Levomepromazin, aber auch eine Reihe von Antibiotika (z. B. Chinolone wie Ciprofloxacin oder Penicilline wie Benzylpenicillin), Mittel, die bei Malaria eingenommen werden, oder Bupropion (zur Raucherentwöhnung, bei Depressionen).
  • Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel können die dämpfende Wirkung von Quetiapin so verstärken, dass Bewusstsein, Bewegungen und Atmung ernsthaft beeinträchtigt werden.
  • Durch Carbamazepin, Phenobarbital und Phenytoin (bei Epilepsien) produziert die Leber mehr von den Enzymen, die auch dieses Neuroleptikum abbauen. Dann wirkt es nicht ausreichend und die Psychose kann wieder auftreten.
  • Thioridazin (bei Schizophrenien und anderen Psychosen) kann die Ausscheidung von Quetiapin erhöhen. Das kann seine Wirkdauer verkürzen.

Unbedingt beachten

Itraconazol und Ketoconazol (innerlich bei Pilzinfektionen) und die Antibiotika Erythromycin und Clarithromycin (bei bakteriellen Infektionen) hemmen den Abbau dieses Neuroleptikums. Dadurch können sich die Wirkung und das Nebenwirkungsrisiko von Quetiapin erheblich steigern. Diese Mittel dürfen daher nicht gleichzeitig mit Quetiapin angewendet werden.

Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken

Quetiapin dürfen Sie nicht zusammen mit Alkohol einnehmen. Es verstärkt die dämpfende Wirkung von Alkohol. Die Kombination beider kann Bewusstsein, Bewegungen und Atmung ernsthaft beeinträchtigen.

Während der Behandlung mit diesem Psychosemittel sollten Sie keine Grapefruits essen und keinen Grapefruitsaft trinken. Andernfalls kann Quetiapin stärker wirken.

Nebenwirkungen

Quetiapin darf nach längerer Zeit der Anwendung nicht abrupt abgesetzt werden, sondern die Dosierung sollte im Verlauf von ein bis zwei Wochen langsam verringert werden. Andernfalls können Schlaflosigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindel und Gereiztheit die Folge sein.

Keine Maßnahmen erforderlich

Das Mittel kann zu Mundtrockenheit und Verstopfung führen.

Müdigkeit tritt bei 18 von 100 Personen auf, Schwindel bei 10 von 100, ein trockener Mund bei 8 von 100. Über Magen-Darm-Probleme, insbesondere Verstopfung, klagen 5 bis 10 von 100 Anwendern.

Muss beobachtet werden

Mindestens 10 von 100 derer, die mit diesem Medikament behandelt werden, nehmen an Gewicht zu. Dann steigt auch die Gefahr, einen Diabetes oder eine Fettstoffwechselerkrankung zu entwickeln. Über Gewichtsveränderungen sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen.

Der Zucker- oder Fettstoffwechsel kann gestört sein. Darauf wird der Arzt nur bei regelmäßigen Kontrollen aufmerksam. Derartige Veränderungen müssen mit geeigneten Maßnahmen behandelt werden.

1 bis 10 von 1 000 Behandelten entwickeln einen Typ-2-Diabetes.

Sehr selten können auch bei diesem Medikament Bewegungsstörungen auftreten. Manchmal lässt sich das begrenzen, indem die Dosis verringert wird.

Wenn Ihnen beim raschen Aufstehen schwindlig wird, kann der Blutdruck zu stark abgesunken sein. Damit müssen 10 von 100 Personen rechnen. Auch das Herz kann häufiger schlagen. Wenn das zu Beginn der Therapie auftritt, kann der Arzt die Dosis langsamer steigern als vorgesehen.

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.

Bei 1 bis 10 von 100 Behandelten kommt es zu Veränderungen der Leberfunktion, die meist, aber nicht immer harmlos sind. Besonders aufmerksam sollte der Arzt dies bei Patienten, deren Leberfunktion bereits eingeschränkt ist oder die andere leberschädigende Medikamente einnehmen, durch regelmäßige Kontrollen beobachten.

Sofort zum Arzt

Bei Halsschmerzen, grippeartigen Beschwerden oder Fieber muss das Medikament sofort abgesetzt werden. Das können Anzeichen dafür sein, dass die Zahl der weißen Blutkörperchen plötzlich abgesunken ist. Dann besteht die Gefahr schwerwiegender Infektionen.

Wenn Bewegungs- und Bewusstseinsstörungen gleichzeitig mit hohem Fieber auftreten und eventuell noch Herzrasen, schnelles Atmen und Atemnot, Speichelfluss und Schwitzen hinzukommen, kann es sich um das lebensbedrohliche maligne neuroleptische Syndrom handeln. Da Fiebermittel nicht sicher wirken, sollte die erhöhte Temperatur mit Wadenwickeln oder Kühlbädern gesenkt werden. Das Mittel muss abgesetzt und sofort der Notarzt (Telefon 112) gerufen werden. Der Kranke braucht eine intensivmedizinische Behandlung. Diese unerwünschte Wirkung kann prinzipiell bei allen Antipsychotika auftreten und wurde auch bei Olanzapin und Quetiapin in Einzelfällen beobachtet. Bei Clozapin kommt sie wahrscheinlich nur in Kombination mit anderen auf das Nervensystem wirkenden Mitteln vor, z. B. mit Lithium (bei manisch-depressiven Erkrankungen).

Eine Behandlung mit dem atypischen Neuroleptikum Quetiapin kann zu einer Thrombose in den tiefen Beinvenen führen, die eine lebensbedrohliche Lungenembolie nach sich ziehen kann. Das Risiko steigt, wenn Sie wenig trinken, übergewichtig sind oder rauchen. Für Frauen kommt als Risikofaktor die Anwendung von hormonellen empfängnisverhütenden Mitteln hinzu, für ältere Menschen mit demenziellen Erkrankungen Bettlägerigkeit und die Einnahme von stark entwässernden Mitteln wie Furosemid. Bei Schmerzen in der Leistenbeuge und Kniekehle, zusammen mit einem Schwere- und Stauungsgefühl in den Beinen wenden Sie sich an einen Arzt. Empfinden Sie stechende Schmerzen im Brustkorb, verbunden mit Atemnot, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen.

Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.

Bei sehr wenigen Männern kann es zu schmerzhaften Dauererektionen (Priapismus) kommen, die nicht von selbst vergehen. Dann muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Besondere Hinweise

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Zwar liegen aus der Gruppe der Neuroleptika die meisten Erfahrungen zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit mit Quetiapin vor. Dennoch sollte das Mittel in der Schwangerschaft generell nur eingesetzt werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Es kann nicht sicher ausgeschlossen werden, dass das Mittel die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigt. Eltern, die sich über die Entwicklung ihres Kindes daher vor der Geburt möglichst genau informieren wollen, können dazu spezielle Ultraschalluntersuchungen machen lassen.

Wenn Sie im letzten Schwangerschaftsdrittel Quetiapin eingenommen haben, kann das Baby nach der Geburt Entzugssymptome zeigen. Dazu gehören eine verstärkte oder verringerte Muskelspannung, Zittern, Schläfrigkeit, Atemnot und Probleme beim Trinken.

Zur Anwendung in der Stillzeit liegen einige wenige dokumentierte Erfahrungen vor. Experten halten Stillen für akzeptabel, wenn Sie sehr aufmerksam beobachten, ob Ihnen bei Ihrem Baby etwas Ungewöhnliches auffällt.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Über die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen gibt es keine ausreichenden Erkenntnisse zu Wirksamkeit und Verträglichkeit. Sicherheitshalber sollten sie nicht mit diesem Mittel behandelt werden.

Für ältere Menschen

Bei älteren Menschen mit Demenz, die gleichzeitig eine Psychose haben, scheint die Behandlung mit Neuroleptika das Risiko für einen Schlaganfall und vorzeitigen Tod zu erhöhen. Sie sollten daher mit diesen Medikamenten nur behandelt werden, wenn es sich um eine schwere Psychose handelt, die die Betroffenen erheblich beeinträchtigt, und wenn eine regelmäßige ärztliche Begleitung gewährleistet ist. Werden die Mittel eingesetzt, um starke Unruhe oder aggressives Verhalten bei dementen Personen abzumildern, ist dies – wenn überhaupt – nur für kurze Zeit zu vertreten. Für diesen Einsatz ist der Nutzen einer Daueranwendung nicht nachgewiesen.

Neue Studienergebnisse weisen zudem darauf hin, dass ältere Menschen bei der Behandlung mit Antipsychotika ein erhöhtes Risiko haben, eine Lungenentzündung zu bekommen. Diese verlief bei einem Viertel der Betroffenen tödlich. In der ersten Einnahmewoche ist die Gefahr besonders groß und sie steigt mit der Dosierung des Neuroleptikums. Besonders gefährdet sind Personen, die ihre Wohnung nicht eigenständig verlassen können, chronische Erkrankungen haben oder bestimmte Medikamente einnehmen. Über die Ursachen dieser Zusammenhänge ist man sich noch nicht im Klaren. Möglicherweise liegt es daran, dass die Medikamente zu Schluckstörungen führen und dadurch vermehrt Fremdstoffe in die Lunge gelangen, die Entzündungen verursachen können.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Weil Quetiapin müde macht, ist die Fähigkeit deutlich eingeschränkt, aktiv am Verkehr teilzunehmen, Maschinen zu bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt zu verrichten. Dasselbe gilt, wenn der Blutdruck durch das Medikament erheblich sinkt.

Akut Psychosekranke dürfen nicht Auto fahren. Das ist allenfalls denkbar, nachdem Sie bei einer Dauerbehandlung mit nicht dämpfenden Medikamenten über einen längeren Zeitraum psychosefrei waren und zudem keine Bewegungsstörungen aufweisen. Wie lange eine Fahreignung ausgesetzt werden muss, richtet sich nach Schwere des akuten Schubes und dessen Prognose. Sobald Störungen wie Wahn, Halluzination oder geistige Einschränkungen das Realitätsurteil der betroffenen Person nicht mehr beeinträchtigen, kann ein Arzt die Fahreignung feststellen.

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Anwendungsgebiete dieses Wirkstoffs