Wirkungsweise
Olanzapin ist ein antipsychotisch wirkendes Mittel und sehr eng verwandt mit Clozapin. Die Wirkstoffgruppe heißt clozapinähnliche, atypische Neuroleptika.
In seiner antipsychotischen Wirksamkeit ist Olanzapin mit dem klassischen Neuroleptikum Haloperidol vergleichbar. Wahn und Halluzinationen behebt dieses Medikament gut. Außerdem dämpft es stark und macht müde, Olanzapin etwas weniger als die atypischen Neuroleptika Clozapin und Quetiapin. Olanzapin wird als "geeignet" beurteilt. Möglicherweise ist es besser wirksam als einige andere atypische Neuroleptika, darunter Aripiprazol, Quetiapin, Risperidon und Ziprasidon. In einigen Studien ist aufgefallen, dass Patienten, die Olanzapin einnehmen, eine Neuroleptikabehandlung weniger häufig beziehungsweise später abbrechen als solche, die mit anderen Neuroleptika behandelt werden. Der große Nachteil von Olanzapin liegt in der ausgeprägten Gewichtszunahme. Im Durchschnitt nehmen die Behandelten in zwei bis drei Monaten 1,5 bis 3 Kilogramm zu. Damit erhöhen sich auch der Blutzucker und die Blutfettwerte – Faktoren, die zur Entstehung eines Diabetes und von Fettstoffwechselstörungen beitragen. Hinsichtlich der Gewichtszunahme sind andere Atypika wie Aripiprazol und Quetiapin im Vorteil. Olanzapin scheint sich darüber hinaus auf das Hormonsystem auszuwirken; allerdings in geringerem Maße als Risperidon. Bewegungsstörungen treten nur selten auf, speziell seltener als bei Risperidon und Ziprasidon.
Ausführliches über die Unterschiede der neuroleptisch wirkenden Stoffe unter Neuroleptika: klassische und atypische Wirkstoffe.
Anwendung
Zu Beginn der Therapie wird das Mittel – ausgenommen bei stark erregten Patienten – gering dosiert, damit die unerwünschten Wirkungen erträglich bleiben. Dann wird die Dosierung langsam bis zur notwendigen Menge gesteigert. Näheres hierzu und zu einer Langzeitbehandlung lesen Sie unter Psychose behandeln – Neuroleptika richtig dosieren.
Es wird zu Beginn mit fünf bis zehn Milligramm dosiert. Diese Menge kann pro Woche um 5 Milligramm erhöht werden; allerdings sollten bei einer länger dauernden Behandlung nicht mehr als 10, höchstens 20 Milligramm eingenommen werden.
Achtung
Gegenanzeigen
Olanzapin dürfen Sie nicht anwenden, wenn bei Ihnen ein Risiko für ein Engwinkelglaukom besteht.
Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abwägen:
- Sie leiden an Epilepsie oder hatten schon einmal einen Krampfanfall.
- Sie haben Diabetes. Da durch Olanzapin der Zuckergehalt des Blutes ansteigen kann, sollte zu Beginn der Behandlung und bei Dosissteigerungen der Blutzucker häufiger kontrolliert werden.
- Bei Ihnen ist die Bildung der weißen Blutkörperchen gestört (Neutropenie) oder Sie nehmen Arzneimittel ein, die eine solche Störung verursachen können.
- Sie haben Herzrhythmusstörungen, weil die Impulse, die das Herz zu seiner Tätigkeit anregen, nicht richtig weitergeleitet werden, oder es liegt eine Herzschwäche vor.
- Sie haben ein erhöhtes Risiko für einen Darmverschluss.
- Ihre Prostata ist vergrößert.
- Sie sind bettlägerig oder haben aus anderen Gründen ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:
- Neuroleptika können epileptische Anfälle begünstigen. Wenn Sie Olanzapin zusammen mit anderen Mitteln einnehmen, die ebenfalls die Krampfschwelle herabsetzen, steigt das Risiko für einen epileptischen Anfall. Zu diesen Mitteln zählen andere Neuroleptika wie z. B. Clozapin, Levomepromazin, aber auch eine Reihe von Antibiotika (z. B. Chinolone wie Ciprofloxacin oder Penicilline wie Benzylpenicillin), Mittel, die bei Malaria eingenommen werden, oder Bupropion (zur Raucherentwöhnung, bei Depressionen).
- Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel können die dämpfende Wirkung von Olanzapin so verstärken, dass Bewusstsein, Bewegungen und Atmung ernsthaft beeinträchtigt werden.
- Durch Carbamazepin, Phenobarbital und Phenytoin (bei Epilepsien) produziert die Leber mehr von den Enzymen, die auch Olanzapin abbauen. Dann wirkt es nicht ausreichend und die Psychose kann wieder auftreten.
- Durch SSRI wie Fluoxetin und Fluvoxamin (bei Depressionen) kann Olanzapin länger wirken oder stärkere unerwünschte Wirkungen hervorrufen.
Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken
Olanzapin dürfen Sie nicht zusammen mit Alkohol einnehmen. Es verstärkt die dämpfende Wirkung von Alkohol. Die Kombination beider kann Bewusstsein, Bewegungen und Atmung ernsthaft beeinträchtigen.
Nebenwirkungen
Keine Maßnahmen erforderlich
Olanzapin kann zu Mundtrockenheit und Verstopfung führen. Meist ist dies leicht und vorübergehend.
Etwa 10 von 100 Behandelten klagen über Müdigkeit oder Schwindel.
Muss beobachtet werden
30 bis 50 von 100 mit Olanzapin Behandelte nehmen teilweise erheblich an Gewicht zu. Dann steigt auch die Gefahr, einen Diabetes oder eine Fettstoffwechselerkrankung zu entwickeln. Über Gewichtsveränderungen sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen.
Bei etwa 10 von 100 der mit Olanzapin Behandelten ist der Zucker- oder Fettstoffwechsel gestört. Darauf wird der Arzt nur bei regelmäßigen Kontrollen aufmerksam. Derartige Veränderungen müssen mit geeigneten Maßnahmen behandelt werden.
1 bis 10 von 1 000 Behandelten entwickeln einen Typ-2-Diabetes.
Sehr selten können auch bei diesem Mittel Bewegungsstörungen auftreten. Manchmal lässt sich das begrenzen, indem die Dosis verringert wird.
Es können Blutbildungsstörungen auftreten. Sie sind jedoch deutlich seltener als bei Clozapin. Bei bis zu 10 von 100 Behandelten kann sich eine Gruppe der weißen Blutkörperchen vermehren (Eosinophilie). Darauf sollte der Arzt bei den regelmäßigen Blutbildkontrollen aufmerksam werden.
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen. Es zeigt sich bei 2 von 100 Anwendern.
Es können Probleme beim Wasserlassen auftreten (bei 1 bis 10 von 1 000 Behandelten).
Bei 1 bis 10 von 100 Behandelten kommt es zu Veränderungen der Leberfunktion, die meist, aber nicht immer harmlos sind. Besonders aufmerksam sollte der Arzt dies bei Patienten, deren Leberfunktion bereits eingeschränkt ist oder die andere leberschädigende Medikamente einnehmen, durch regelmäßige Kontrollen beobachten.
Sofort zum Arzt
Bei Halsschmerzen, grippeartigen Beschwerden oder Fieber muss das Medikament sofort abgesetzt werden. Das können Anzeichen dafür sein, dass die Zahl der weißen Blutkörperchen plötzlich abgesunken ist. Dann besteht die Gefahr schwerwiegender Infektionen.
Wenn Bewegungs- und Bewusstseinsstörungen gleichzeitig mit hohem Fieber auftreten und eventuell noch Herzrasen, schnelles Atmen und Atemnot, Speichelfluss und Schwitzen hinzukommen, kann es sich um das lebensbedrohliche maligne neuroleptische Syndrom handeln. Da Fiebermittel nicht sicher wirken, sollte die erhöhte Temperatur mit Wadenwickeln oder Kühlbädern gesenkt werden. Das Mittel muss abgesetzt und sofort der Notarzt (Telefon 112) gerufen werden. Der Kranke braucht eine intensivmedizinische Behandlung. Diese unerwünschte Wirkung kann prinzipiell bei allen Antipsychotika auftreten und wurde auch bei Olanzapin und Quetiapin in Einzelfällen beobachtet. Bei Clozapin kommt sie wahrscheinlich nur in Kombination mit anderen auf das Nervensystem wirkenden Mitteln vor, z. B. mit Lithium (bei manisch-depressiven Erkrankungen).
Eine Behandlung mit atypischen Neuroleptika kann zu einer Thrombose in den tiefen Beinvenen führen, die eine lebensbedrohliche Lungenembolie nach sich ziehen kann. Das Risiko steigt, wenn Sie wenig trinken, übergewichtig sind und rauchen. Für Frauen kommt als Risikofaktor die Anwendung von hormonellen empfängnisverhütenden Mitteln hinzu, für ältere Menschen mit demenziellen Erkrankungen Bettlägerigkeit und die Einnahme von stark entwässernden Mitteln wie Furosemid. Bei Schmerzen in der Leistenbeuge und Kniekehle, zusammen mit einem Schwere- und Stauungsgefühl in den Beinen wenden Sie sich an einen Arzt. Treten bei Ihnen stechende Schmerzen im Brustkorb, verbunden mit Atemnot auf, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen.
Olanzapin kann möglicherweise zu einer Rhabdomyolyse führen. Symptome dieser lebensgefährlichen Erkrankung, bei der sich Muskelzellen auflösen, sind akute Muskelschmerzen. Ob es sich tatsächlich um diese gefährliche Nebenwirkung handelt, stellt der Arzt durch entsprechende Laboruntersuchung fest.
Geschwollene Lymphdrüsen, Fieber und Schwellungen im Gesicht weisen auch ohne Hauterscheinungen auf eine Überempfindlichkeit hin. Sie tritt in wenigen Einzelfällen auf, kann aber lebensgefährlich verlaufen. Dann sollte Olanzapin nicht weiter eingenommen werden und umgehend ein Arzt zurate gezogen werden.
Bei sehr wenigen Männern kann es zu schmerzhaften Dauererektionen (Priapismus) kommen, die nicht von selbst vergehen. Dann muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Olanzapin sollte in der Schwangerschaft generell nur eingesetzt werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Es ist nicht sicher auszuschließen, dass das Mittel die Entwicklung des Kindes beeinträchtigt. Eltern, die sich über die Entwicklung ihres Kindes vor der Geburt möglichst genau informieren wollen, können dazu spezielle Ultraschalluntersuchungen machen lassen. Aus der Wirkstoffgruppe der atypischen Neuroleptika liegen die meisten Erfahrungen zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit für Quetiapin vor.
Wenn Sie im letzten Schwangerschaftsdrittel Olanzapin eingenommen haben, kann das Baby nach der Geburt Entzugssymptome zeigen. Dazu gehören eine verstärkte oder verringerte Muskelspannung, Zittern, Schläfrigkeit, Atemnot und Probleme beim Trinken.
Das Mittel geht in die Muttermilch über. Zur Anwendung in der Stillzeit liegen einige dokumentierte Erfahrungen vor. Bei den meisten unter Olanzapin gestillten Kindern wurden keine unerwünschten Effekte beobachtet. In einigen Fällen kam es jedoch zu Schläfrigkeit, auch über Zittern und Übererregbarkeit wurde berichtet. Wenn Sie trotz einer Behandlung mit Olanzapin stillen wollen, sollten Sie sehr aufmerksam sein, ob Ihnen bei Ihrem Baby etwas Ungewöhnliches auffällt.
Olanzapin kann den Milchfluss verstärken und dadurch das Abstillen erschweren.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Über die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen gibt es keine ausreichenden Erkenntnisse. Sicherheitshalber sollten sie nicht mit Olanzapin behandelt werden.
Für ältere Menschen
Olanzapin, vor allem in einer Dosierung von mehr als zehn Milligramm am Tag, ist für ältere Menschen eher unangebracht. Näheres hierzu lesen Sie in der Einleitung unter Hinweise für ältere Menschen. Sie reagieren empfindlicher auf Neuroleptika und bekommen eher unerwünschte Wirkungen wie Herzrhythmusstörungen und Schwindel mit der Gefahr von Stürzen als jüngere. Werden die Mittel dennoch eingesetzt, darf die Dosis zu Anfang nur langsam gesteigert werden. Außerdem sollten Herz und Kreislauf regelmäßig überwacht werden.
Bei älteren Menschen mit Demenz, die gleichzeitig eine Psychose haben, scheint die Behandlung mit Neuroleptika das Risiko für einen Schlaganfall und vorzeitigen Tod zu erhöhen. Sie sollten daher mit diesen Medikamenten nur behandelt werden, wenn es sich um eine schwere Psychose handelt, die die Betroffenen erheblich beeinträchtigt, und wenn eine regelmäßige ärztliche Begleitung gewährleistet ist. Werden die Mittel eingesetzt, um starke Unruhe oder aggressives Verhalten bei dementen Personen abzumildern, ist dies – wenn überhaupt – nur für kurze Zeit zu vertreten. Für diesen Einsatz ist der Nutzen einer Daueranwendung nicht nachgewiesen.
Neue Studienergebnisse weisen zudem darauf hin, dass ältere Menschen bei der Behandlung mit Antipsychotika ein erhöhtes Risiko haben, eine Lungenentzündung zu bekommen. Diese verlief bei einem Viertel der Betroffenen tödlich. In der ersten Einnahmewoche ist die Gefahr besonders groß und sie steigt mit der Dosierung des Neuroleptikums. Besonders gefährdet sind Personen, die ihre Wohnung nicht eigenständig verlassen können, chronische Erkrankungen haben oder bestimmte Medikamente einnehmen. Über die Ursachen dieser Zusammenhänge ist man sich noch nicht im Klaren. Möglicherweise liegt es daran, dass die Medikamente zu Schluckstörungen führen und dadurch vermehrt Fremdstoffe in die Lunge gelangen, die Entzündungen verursachen können.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Weil Olanzapin müde macht, ist die Fähigkeit deutlich eingeschränkt, aktiv am Verkehr teilzunehmen, Maschinen zu bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt zu verrichten. Dasselbe gilt, wenn der Blutdruck durch das Medikament erheblich sinkt.
Akut Psychosekranke dürfen nicht Auto fahren. Das ist allenfalls denkbar, nachdem Sie bei einer Dauerbehandlung mit nicht dämpfenden Medikamenten über einen längeren Zeitraum psychosefrei waren und zudem keine Bewegungsstörungen aufweisen. Wie lange eine Fahreignung ausgesetzt werden muss, richtet sich nach Schwere des akuten Schubes und dessen Prognose. Sobald Störungen wie Wahn, Halluzination oder geistige Einschränkungen das Realitätsurteil der betroffenen Person nicht mehr beeinträchtigen, kann ein Arzt die Fahreignung feststellen.
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