Wirkungsweise
Carbimazol und Thiamazol sind Mercaptoimidazole und gehören zu den Thyreostatika. Diese Wirkstoffe hindern den Körper an der Produktion von Schilddrüsenhormonen – Testergebnisse Mercaptoimidazole.
Carbimazol und Thiamazol wirken gleich; allerdings muss Carbimazol im Körper zunächst in das wirksame Thiamazol umgewandelt werden. Thiamazol verhindert, dass der Körper Jodid in elementares Jod umwandelt. Nur elementares Jod kann in Schilddrüsenhormone eingebaut werden. Wenn Jod fehlt, kommt die Hormonproduktion der Schilddrüse zum Erliegen. Auf diese Weise lässt sich eine Überfunktion der Schilddrüse behandeln. Abhängig von der Höhe der Dosis tritt die Wirkung langsamer oder schneller ein. Bis sich der Hormonspiegel normalisiert hat und die Beschwerden durch die Überfunktion abgeklungen sind, kann es einige Wochen dauern.
Beide Substanzen werden als "geeignet" bewertet, um eine Schilddrüsenüberfunktion zu behandeln.
Anwendung
Der Arzt wird die Medikamentendosierung nach dem individuellen Krankheitsbild festlegen. Bei einer geringen Dosis wird die Schilddrüse nicht komplett ausgeschaltet, sondern behält noch eine gewisse Eigenaktivität. Das soll eine Kropfbildung verhindern. Dass die Dosierung richtig gewählt ist, erkennt der Arzt, indem er die Menge des Schilddrüsensteuerhormons TSH im Blut bestimmt. Es muss im unteren Normbereich liegen.
Die Schilddrüsenwerte werden zu Beginn der Behandlung etwa alle zwei Wochen bestimmt, später in größeren Abständen. Gleichzeitig wird auch ein Blutbild gemacht.
Nach ein bis zwei Monaten hat sich der Stoffwechsel stabilisiert. Dann wird die Medikamentendosierung schrittweise verringert.
Bei einer Überfunktion aufgrund der Basedow-Erkrankung wird der Arzt die schilddrüsenhemmende Medikation nach 12 bis 18 Monaten beenden. Bei etwa der Hälfte der so Behandelten bleibt die Schilddrüsenfunktion danach auf normalem Niveau. Für sie ist die Behandlung beendet. Stellt sich jedoch erneut eine Überfunktion ein, folgt der medikamentösen Behandlung die Entfernung der Schilddrüse oder sie wird mit einer Radiojodtherapie funktionsunfähig gemacht.
Wenn klar ist, dass sich an die Einnahme der schilddrüsenhemmenden Medikamente eine Radiojodtherapie anschließen soll, wird die Medikamentendosierung gemeinsam mit dem Arzt festgelegt, der die Radiojodtherapie leitet. In hoher Dosierung mindern schilddrüsenhemmende Medikamente nämlich den Erfolg einer Radiojodtherapie.
Zu Beginn der Behandlung nehmen Sie die verordnete Medikamentendosis über den Tag verteilt auf zwei bis drei Einzelportionen ein. Haben Sie Ihre Tablette einmal vergessen, können Sie sie mit der nächsten Tablette zusammen einnehmen. Ist die individuelle Dosis gefunden, kann diese für die Erhaltungsbehandlung morgens nach dem Frühstück auf einmal eingenommen werden. Bei Carbimazol liegt die Erhaltungsdosis zwischen 5 und 20 Milligramm, bei Thiamazol zwischen 2,5 und 10 Milligramm.
Diese Medikamente dürfen Sie nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt absetzen. Es besteht die Gefahr einer thyreotoxischen Krise!
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie die Mittel nicht anwenden:
- Sie haben durch Medikamente, die die Schilddrüsentätigkeit hemmen, schon einmal einen Knochenmark- oder Leberschaden erlitten, hatten bereits einmal eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder Sie leiden an einer Blutbildveränderung. Dann sind diese Mittel für Sie absolut tabu.
Nicht ganz so strikt sind die Beschränkungen, wenn die Überempfindlichkeitsreaktionen nur leicht waren oder Knochenmark und Leber in ihrer Funktion eingeschränkt sind. Dennoch sollte unter diesen Voraussetzungen die Schilddrüsentätigkeit möglichst mit einem anderen Wirkstoff gebremst werden. - Sie haben eine Gallenstauung.
Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abwägen:
- Sie haben aufgrund der Schilddrüsenüberfunktion einen Kropf, der die Luftröhre einengt. Durch die Behandlung kann sich dieser Kropf vergrößern und es können sich Atemprobleme einstellen.
- Arbeiten Leber und Nieren nicht einwandfrei, muss das Mittel geringer als sonst üblich dosiert werden.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten, dass die gerinnungshemmenden Mittel Phenprocoumon und Warfarin, die bei erhöhter Thrombosegefahr als Tabletten eingenommen werden, durch Thyreostatika schwächer wirken können. Wenn die Dosierung der Thyreostatika geändert wird, sollten Sie die Gerinnungszeit des Blutes entweder selbst kontrollieren oder vom Arzt überprüfen lassen.
Nebenwirkungen
Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.
Die Substanzen aus dieser Wirkstoffgruppe können Haarausfall auslösen. Dieser lässt meist wieder nach, sobald das Mittel abgesetzt wird.
Keine Maßnahmen erforderlich
Geruchs- und Geschmackssinn können gestört sein. Das kann zwar mehrere Wochen andauern, bildet sich aber wieder zurück.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion verbraucht der Körper ungewöhnlich viel Energie. Daher können Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion relativ viel essen, ohne zuzunehmen. Durch die Einnahme von Thyreostatika normalisiert sich der krankhaft gesteigerte Energieverbrauch wieder. Wird die Ernährung dem nicht angepasst, kann das Gewicht ansteigen.
Muss beobachtet werden
Wenn Sie grippeartige Beschwerden haben, sich schlapp und müde fühlen sowie Halsschmerzen und Fieber auftreten, kann es sich um eine Blutbildungsstörung handeln, die bedrohlich werden kann. Bleiben Halsschmerzen und Fieber länger als zwei Tage bestehen, müssen Sie einen Arzt aufsuchen und das Blutbild kontrollieren lassen. Bei bis zu 10 von 1 000 Behandelten können die Medikamente das Knochenmark so sehr schädigen, dass es keine weißen Blutkörperchen mehr bildet (Agranulozytose). Dann ist die Immunabwehr massiv geschwächt. Wird das Medikament abgesetzt, normalisiert sich das Immunsystem meist nach 10 bis 14 Tagen wieder. Die Agranulozytose kann rasch, aber auch Monate nach Behandlungsbeginn auftreten.
Zunehmende Blässe, Schwäche, große blaue Flecke und Blutungen, die nach Verletzungen ungewöhnlich lange anhalten, lassen vermuten, dass auch die Produktion der roten Blutkörperchen und der Blutplättchen gestört ist. Damit sollten Sie sich umgehend an einen Arzt wenden.
Wenn Beschwerden im Oberbauch andauern, sollten Sie dies Ihrem Arzt mitteilen. Er kann Ihre Pankreasenzymwerte (Lipase, Amylase) überprüfen und dann entscheiden, welche Maßnahmen erforderlich sind. Das gilt vor allem für Patienten, die an einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse leiden oder schon einmal erkrankt waren. Bestätigt sich eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse muss das Mittel abgesetzt werden.
Bei Menschen mit Asthma kann sich die Krankheit verschlimmern.
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen. Diese Hautreaktionen zeigen sich besonders in den ersten Einnahmemonaten. Zusätzlich können sich auch Bläschen bilden.
Sofort zum Arzt
Die oben beschriebenen Hauterscheinungen können in sehr seltenen Fällen auch erste Anzeichen für andere sehr schwerwiegende Reaktionen auf das Arzneimittel sein. Meist entwickeln diese sich während der Anwendung des Mittels nach Tagen bis Wochen. Typischerweise dehnen sich die Hautrötungen aus und es bilden sich Blasen ("Syndrom der verbrühten Haut"). Auch die Schleimhäute des gesamten Körpers können betroffen und das Allgemeinbefinden wie bei einer fiebrigen Grippe beeinträchtigt sein. Bereits in diesem Stadium sollten Sie sich sofort an einen Arzt wenden, denn diese Hautreaktionen können sich rasch lebensbedrohlich verschlimmern.
Das Mittel kann die Leber schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen. Leberschäden treten nur in Einzelfällen auf.
Sehstörungen können auf einer Entzündung des Sehnervs beruhen. Damit sollten Sie sofort zu einem Augenarzt gehen.
Besondere Hinweise
Zur Empfängnisverhütung
Frauen, die schwanger werden können, müssen während der Behandlung eine sichere Methode der Empfängnisverhütung anwenden. Insbesondere bei einer Anwendung in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft besteht möglicherweise das Risiko von Fehlbildungen beim Säugling.
Für Schwangerschaft und Stillzeit
In der Regel wird eine Überfunktion der Schilddrüse durch eine Schwangerschaft positiv beeinflusst. Nach der Entbindung kann sie sich wieder verschlimmern. Darum sollten Sie sechs Wochen nach der Geburt die Schilddrüsenhormone kontrollieren lassen.
Eine bestehende Schilddrüsenüberfunktion muss allerdings auch in der Schwangerschaft behandelt werden. Geschieht das nicht, steigt das Risiko für eine Fehl- oder Frühgeburt. Eine Behandlung muss besonders sorgfältig geplant und überwacht werden.
Zur Behandlung sind drei Medikamente in Gebrauch: Carbimazol, Thiamazol und Propylthiouracil. Propylthiouracil findet zwar häufig bei Schwangeren Anwendung, gehört aber insgesamt aber nicht zu den häufig verordneten Medikamenten unserer Marktauswahl. Bisherige Erfahrungen an schwangeren Frauen zeigen, dass Carbimazol und Thiamazol bestimmte Fehlbildungen beim Kind verursachen können. Dabei spielt auch die Dosierung des Medikaments eine Rolle. Für Propylthiouracil ist noch nicht hinreichend geklärt, ob ein Fehlbildungsrisiko besteht, das Mittel ist aber mit einem höheren Risiko verbunden, die Leber zu schädigen. Dennoch wird Frauen, die schwanger werden wollen, empfohlen, sich vor der Schwangerschaft auf Propylthiouracil einstellen zu lassen. Dass eine Umstellung auch während der Schwangerschaft sinnvoll ist, konnte in mehreren Studien nicht belegt werden.
Haben Sie während der ersten drei Schwangerschaftsmonate Carbimazol oder Thiamazol eingenommen, sollte der Arzt die Entwicklung des Kindes mithilfe einer Ultraschall-Feinuntersuchung kontrollieren. Darüber hinaus sollte bei allen Kindern, deren Mutter während der Schwangerschaft ein Medikament zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion eingenommen hat – und zwar egal, welches Medikament –, die Schilddrüsenfunktion nach der Geburt überprüft werden. Das sollte bei der zweiten Vorsorgeuntersuchung (U2) wenige Tage nach der Geburt und zusätzlich noch einmal 14 Tage nach der Geburt erfolgen.
Für die Stillzeit gilt: Propylthiouracil kann während der gesamten Stillzeit ohne Einschränkung eingenommen werden. Auch bei einer Behandlung mit Carbimazol oder Thiamazol in geringer Dosierung können Sie stillen. Übersteigt die Dosierung jedoch 10 Milligramm pro Tag, sollten Sie nach etwa drei Wochen die Schilddrüsenfunktion des gestillten Säuglings überprüfen lassen.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Diese Medikamente können schon Kinder erhalten. Wie hoch sie dosiert werden, richtet sich nach Alter, Größe und Gewicht des Kindes.
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