Wirkungsweise
Ezetimib ist ein Lipidsenker, der gezielt die Aufnahme von Cholesterin und damit verwandten pflanzlichen Substanzen (Phytosterine) im Dünndarm hemmt. Triglyceride und fettlösliche Vitamine werden durch den Wirkstoff nicht beeinflusst. Testergebnis Ezetimib
Der LDL-Plasmaspiegel kann mit Ezetimib um etwa 20 Prozent gesenkt, das HDL jedoch nur geringfügig angehoben werden. Somit ist Ezetimib etwas weniger wirksam als Statine. In Kombination mit diesen addiert sich allerdings die blutfettsenkende Wirkung beider Substanzen. Die Konzentration des schädlichen LDL-Cholesterins lässt sich damit stärker absenken als mit Statinen allein. Die Kombination von Ezetimib mit einem Statin ist jedoch allenfalls dann sinnvoll, wenn ein Statin in hoher Dosierung nicht gut vertragen wird.
Trotz dieser positiven Wirkungen auf die Blutfettwerte ist Ezetimib allein oder in Kombination mit einem Statin wenig geeignet, um bei erhöhten Cholesterinwerten Folgeerkrankungen zu vermeiden. Für die alleinige Gabe von Ezetimib fehlen aussagekräftige Studien, die nachweisen, dass sich damit die Sterberate oder das Auftreten von Herzinfarkt und Schlaganfall verringern lässt.
Auch die Kombination mit einem Statin zeigte in mehreren Studien keine solchen positiven Effekte, obwohl die Cholesterinwerte stark abgesenkt werden konnten. Im Juni 2015 wurde eine Studie (IMPROVE-IT) veröffentlicht, in der erstmals untersucht wurde, wie sich der kombinierte Einsatz von Ezetimib und einem Statin im Vergleich mit der alleinigen Statinanwendung auf Herzinfarkte, Schlaganfälle und die Sterblichkeit auswirkt. Die Studienteilnehmer waren wegen schwerer Herzereignisse in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Untersuchung zeigte, dass selbst bei diesen schwerkranken Patienten die kombinierte Anwendung die Rate erneut auftretender Herzinfarkte nur bei besonders gefährdeten Personen (Menschen über 75 Jahre, Diabetiker) verringert. Betrachtet man alle Menschen mit einem derart schweren Herzereignis, lässt sich ein einziger Herzinfarkt pro Jahr nur dann verhindern, wenn etwa 440 Menschen ein Jahr mit der Kombination behandelt werden statt nur mit einem Statin. Wegen methodischer Schwächen ist jedoch selbst dieser geringe Effekt unsicher. Die Sterberate war bei beiden Therapieformen in dieser Studie gleich.
Neben Personen nach einem Herzinfarkt, die über 75 Jahre alt sind oder an Diabetes leiden, scheinen auch Menschen mit schwerer Nierenfunktionsstörung von der kombinierten Anwendung von Ezetimib und Statinen zu profitieren. Das konnte eine andere Studie zeigen. Allerdings gilt dies nur, solange die Nieren noch eine ausreichende Restfunktion aufweisen, also noch keine Dialyse benötigt wird.
Einschränkend ist zu bedenken, dass es durch die Kombination vermehrt zu unerwünschten Wirkungen kommen kann.
Anwendung
Pro Tag werden zehn Milligramm Ezetimib eingenommen. Ezetimib ist relativ lang wirksam: Es dauert 13 bis 21 Stunden, bis die Hälfte der aufgenommenen Menge des Arzneimittels wieder ausgeschieden ist.
Achtung
Wenn Sie Ezetimib zusammen mit einem Statin einnehmen, können sich die Leberwerte verändern. Der Arzt sollte deshalb vor Beginn der Einnahme sowie etwa 6 Wochen danach, dann wieder nach 3 Monaten und später alle 6 Monate die Leberwerte kontrollieren.
Gegenanzeigen
Wenn Sie eine akute Lebererkrankung haben, dürfen Sie Ezetimib nicht anwenden. Auch wenn die Leberfunktion mäßig bis stark eingeschränkt ist, sollten Sie es mangels Erfahrungen möglichst nicht einnehmen. Ist die Anwendung dennoch erforderlich, muss der Arzt Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abwägen.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente einnehmen, ist zu beachten:
- Ciclosporin (z. B. nach Organtransplantation, bei rheumatoider Arthritis, bei Schuppenflechte) kann die Konzentration von Ezetimib im Blut erhöhen, wodurch das Risiko für unerwünschte Wirkungen steigt. Umgekehrt kann Ezetimib auch die Konzentration von Ciclosporin anheben. Der Arzt sollte daher die Wirkspiegel von Ciclosporin und bei unerwünschten Wirkungen auch die von Ezetimib kontrollieren.
- Colestyramin (bei erhöhten Blutfetten) verringert die Wirkung von Ezetimib. Sie sollten Ezetimib deshalb zwei Stunden vor oder mindestens vier Stunden nach der Einnahme von Colestyramin anwenden.
- Wenn Sie Ezetimib gleichzeitig mit Fibraten einnehmen, können sich möglicherweise Gallensteine bilden.
Nebenwirkungen
Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.
Keine Maßnahmen erforderlich
Bei 1 bis 10 von 100 Behandelten treten Bauchschmerzen mit Blähungen und Durchfall auf.
Muss beobachtet werden
Muskelschmerzen (ähnlich einem Muskelkater, besonders in den Beinen) treten bei etwa 1 von 100 Behandelten auf, sind aber meist nicht schwerwiegend. Wenn Sie sich in den letzten Tagen sportlich betätigt haben oder bestimmte Muskeln mehr als üblich beansprucht haben, sollten Sie dies einige Tage beobachten. In den meisten Fällen wird es sich um Muskelkater handeln, der nach einigen Tagen von alleine wieder vergeht. Wenn zusätzlich Muskelkrämpfe oder eine Muskelschwäche vorkommen oder wenn die Muskelschmerzen länger als zwei Tage andauern und nicht darauf zurückzuführen sind, dass Sie Sport gemacht haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser sollte den Wert für Creatinkinase im Blut (abgekürzt CK) prüfen.
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt und Sie ein Alternativmedikament benötigen. Solche Unverträglichkeitsreaktionen kommen bei 1 bis 10 von 10 000 Behandelten vor./medikamente/Medikamente-im-Test-5418254-5418279/
Sofort zum Arzt
Das Mittel kann die Leber schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen. Derartiges geschieht nur vereinzelt, insbesondere wenn die Mittel zu hoch dosiert werden.
Wenn Unterhautgewebe im Kopf- und Rachenbereich anschwillt, muss der Notarzt (Telefon 112) verständigt werden. Geschieht dies im Gesicht an Lippen und Zunge, drohen Atemnot und Erstickungsanfälle (Angioödem).
Bei 1 bis 10 von 10.000 Behandelten kann das Mittel – vor allem bei zu hoher Dosierung – die Skelettmuskulaturzellen so schwer schädigen, dass sie zerfallen (Rhabdomyolyse). Bei diesem Zerfall wird der Muskelfarbstoff Myoglobin freigesetzt, der den Urin bräunlich-rot verfärbt. Beobachten Sie eine solche Verfärbung, müssen Sie das Mittel umgehend absetzen und den Arzt aufsuchen. Er sollte sofort die Werte für Leberenzyme, Creatinin, Ceatinkinase (CK) sowie Myoglobin im Blut bestimmen.
Beim Zerfall der Muskelzellen können auch die Nieren schwer geschädigt werden. Wird nicht rasch, gegebenenfalls mit einer Dialyse (Blutwäsche) behandelt, kann eine Rhabdomyolyse tödlich verlaufen. Die Gefahr für diese schwere unerwünschte Wirkung steigt, wenn Sie Ezetimib in Kombination mit einem Statin anwenden. *
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
In der Schwangerschaft sollten Sie das Mittel nur anwenden, wenn der Arzt dies für zwingend erforderlich hält. In der Stillzeit dürfen Sie es nicht anwenden, weil unklar ist, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht.
In Kombination mit einem Statin dürfen Sie das Mittel weder in der Schwangerschaft noch in der Stillzeit anwenden.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Die Anwendung von Ezetimib als alleiniges Mittel ist bei Kindern unter sechs Jahren nicht untersucht.
Grundsätzlich ist weder die Verträglichkeit noch die therapeutische Wirksamkeit einer Langzeittherapie mit Ezetimib bei unter 18-Jährigen nachgewiesen.Kinder über 6 Jahre mit erblich bedingt erhöhten Blutfettwerten wurde Ezetimib für kurze Zeit verabreicht, allgemeine Dosierungsempfehlungen können jedoch nicht gegeben werden. In diesen Fällen dürfen die Kinder daher nur von einem erfahrenen Facharzt behandelt werden.
Zur kombinierten Anwendung des Mittels mit einem Statin liegen bei Kindern unter zehn Jahren keine Erfahrungen vor. Sie sollten Ezetimib zusammen mit einem Statin nur bekommen, wenn es aufgrund einer schweren angeborenen Störung des Fettstoffwechsels unbedingt erforderlich ist.
* Nebenwirkungen aktualisiert am 19.01.2022
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