Wirkungsweise
Die beiden Wirkstoffe Ezetimib und Atorvastatin in dieser Kombination senken auf unterschiedliche Weise die Cholesterinanteile im Blut. Testergebnis Kombination Lipidsenker
Für Atorvastatin ist nachgewiesen, dass durch die Behandlung die Rate schwerer Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall zurückgeht.
Auch Ezetimib lässt die Cholesterinwerte sinken. Bisher konnte aber weder der Nutzen noch die Langzeitverträglichkeit von Ezetimib ausreichend nachgewiesen werden.
Bei gemeinsamer Anwendung von Atorvastatin und Ezetimib sinken die Blutfettwerte deutlicher als bei alleiniger Anwendung des Statins. Ob dadurch aber auch die Rate schwerer Herz-Kreislauf-Ereignisse zurückgeht, ist unklar. Daher gelten diese Kombinationspräparate für einen generellen Einsatz bei erhöhten Blutfetten als "wenig geeignet".
Für die Kombination von Ezetimib mit Atorvastatin fehlen bisher gute wissenschaftliche Studien, die eine therapeutische Wirksamkeit sowie einen Zusatznutzen der kombinierten Anwendung gegenüber der alleinigen Anwendung eines ausreichend hoch dosierten Statins bei erhöhten Blutfetten belegen. Da Atorvastatin als Einzelwirkstoff aber gut untersucht ist, werden für diese Mittel die Empfehlungen für das besser untersuchte Kombinationsmittel mit Simvastatin übernommen. Die Kombinationen mit Atorvastatin sollten somit nur bei solchen Patienten eingesetzt werden, die nach einem Herzinfarkt ein hohes Risiko für ein weiteres Herz-Kreislauf-Ereignis haben. Hierzu zählen unter anderem Menschen über 75 Jahre und Diabetiker nach einem Herzinfarkt.
Neben diesen scheinen auch Menschen mit einer deutlichen Nierenfunktionsstörung von der kombinierten Anwendung von Statinen mit Ezetimib zu profitieren, dies ergab eine weitere Untersuchung. Allerdings gilt dies nur, solange die Nieren noch eine ausreichende Restfunktion aufweisen, also noch keine Dialyse benötigt wird.
Anwendung
Bevor eine fixe Kombination aus Atorvastatin und Ezetimib zur Senkung erhöhter Blutfette eingesetzt wird, sollte die individuell benötigte Dosis des Statins ermittelt werden, indem Atorvastatin einzeln eingenommen wird. Im Anschluss kann dann eine Umstellung auf ein Kombinationsmittel erfolgen, das Ezetimib und Atorvastatin in der entsprechenden Stärke enthält.
Statine können eine Muskelerkrankung hervorrufen, die sich als Muskelschwäche und Muskelschmerz äußert und mit einer starken Erhöhung des Muskelzellenzyms Creatinkinase, abgekürzt CK, einhergeht. Der Arzt sollte diesen CK-Wert im Blut unter der Therapie vor allem unter folgenden Bedingungen überwachen:
- Die Nierenfunktion ist eingeschränkt.
- Sie haben eine Unterfunktion der Schilddrüse.
- In der Familie bestehen erbliche Muskelerkrankungen.
- Während der Einnahme von Statinen oder Fibraten sind bereits Muskelschäden aufgetreten.
- Sie hatten eine Lebererkrankung.
- Sie trinken viel Alkohol.
- Sie sind älter als 70 Jahre.
Entsprechende Untersuchungen werden ebenfalls notwendig, wenn während der Behandlung Muskelschmerzen und Muskelschwäche auftreten.
Achtung
Durch die Einnahme der Kombination können sich die Leberwerte verändern. Der Arzt sollte deshalb vor Beginn der Einnahme sowie etwa 6 Wochen danach, dann wieder nach 3 Monaten und später alle 6 Monate die Leberwerte kontrollieren.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie das Kombinationsmittel nicht anwenden:
- Sie haben eine Muskelerkrankung.
- Sie leiden an einer akuten Lebererkrankung. Auch wenn die Leberfunktion mäßig bis stark eingeschränkt ist, sollten Sie es mangels Erfahrungen möglichst nicht einnehmen. Ist die Anwendung dennoch erforderlich, muss der Arzt Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abwägen.
- Sie sind alkoholkrank.
- Sie werden mit der Kombination Glecaprevir/Pibrentasvir (bei Hepatitis-C) behandelt.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Johanniskraut (bei depressiven Verstimmungen) kann den Abbau von Atorvastatin beschleunigen und dadurch die Wirksamkeit der Kombination herabsetzen. Wenn die Einnahme von Johanniskraut erforderlich ist, sollte möglichst auf ein Statin gewechselt werden, dessen Abbau unbeeinflusst bleibt, z. B. Pravastatin.
Bei gleichzeitiger Anwendung folgender Medikamente, steigt das Risiko für Muskelschäden. Müssen Sie diese Mittel unbedingt zusammen einnehmen, muss meist die Dosis der statinhaltigen Kombination verringert werden.
- Fibrate wie Fenofibrat oder Gemfibrozil (ebenfalls bei erhöhten Blutfetten).
- Amiodaron, vermutlich auch Dronedaron (beide bei Herzrhythmusstörungen).
- Diltiazem oder Verapamil (beide bei hohem Blutdruck).
Wenn Sie neben dieser Kombination Rifampicin (bei Tuberkulose) einnehmen müssen, sollen die beiden Mittel zum gleichen Zeitpunkt eingenommen werden. Dann kann auf eine Dosisanpassung verzichtet werden.
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Colestyramin (bei erhöhten Blutfetten), kann dies die Wirkung des Ezetimib-Bestandteils beeinträchtigen. Sie sollten die Kombination deshalb zwei Stunden vor oder mindestens vier Stunden nach der Einnahme von Colestyramin anwenden.
Unbedingt beachten
Das in der Kombination enthaltene Atorvastatin kann die Wirkung der gerinnungshemmenden Mittel Phenprocoumon und Warfarin verstärken, die bei erhöhter Thrombosegefahr als Tabletten eingenommen werden. Zu Beginn sowie nach Beendigung der gleichzeitigen Einnahmen sollten Sie deshalb die Blutgerinnung häufiger als sonst selbst kontrollieren oder vom Arzt kontrollieren lassen und gegebenenfalls nach Absprache mit dem Arzt die Dosis der Gerinnungshemmer anpassen. Näheres hierzu lesen Sie unter Mittel zur Blutverdünnung: verstärkte Wirkung.
Atorvastatin kann bei hoher Dosierung die Konzentration von Digoxin (bei Herzschwäche) im Blut ansteigen lassen. Damit steigt das Risiko für unerwünschte Wirkungen der Digitaliswirkstoffe. Der Arzt muss dann die Digoxinspiegel im Blut häufiger prüfen. Näheres hierzu lesen Sie unter Mittel bei Herzschwäche: verstärkte Wirkung.
Wenn Sie das Mittel gleichzeitig mit Fluconazol, Itraconazol oder Ketoconazol (bei Pilzerkrankungen), Erythromycin, Clarithromycin oder Telithromycin (Antibiotika, bei Infektionen), mit Proteasehemmern wie Indinavir, Ritonavir und Saquinavir (bei HIV-Infektion) oder Paritaprevir und Telaprevir (bei Hepatitis C) einnehmen, erhöht sich die Konzentration von Atorvastatin um ein Vielfaches. Dadurch steigt auch das Risiko für unerwünschte Wirkungen, vor allem für Muskelschäden. Daher sollte eine Kombination der genannten Wirkstoffe mit einer Atorvastatin-Kombination möglichst vermieden werden. Ist sie dennoch erforderlich, muss die niedrigste Dosis von Atorvastatin in dem Kombinationsmittel (10 mg) gewählt werden. Die Kombination Glecaprevir/Pibrentasvir (bei Hepatitis C) darf nicht gleichzeitig angewendet werden.
Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken
Wenn Sie erhebliche Mengen Alkohol konsumieren, steigt das Risiko für Muskelschäden.
Nehmen Sie Atozet ein, sollten Sie keine Grapefruits essen und keinen Grapefruitsaft trinken. Die Blutspiegel von Atorvastatin können sonst ansteigen.
Nebenwirkungen
Bei Daueranwendung kann das Mittel das Risiko für Diabetes etwas erhöhen. Besteht ein hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, ist der Nutzen einer Statin-Behandlung aber höher zu bewerten als das Diabetesrisiko, weil damit die Anzahl dieser Vorfälle deutlich verringert wird. Ob das auch gilt, wenn ein geringes Risiko für diese Ereignisse besteht, ist noch nicht bekannt.
Das Mittel kann Haarausfall auslösen. Dieser lässt meist wieder nach, sobald das Mittel abgesetzt wird.
Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.
Keine Maßnahmen erforderlich
Es können Magen-Darm-Beschwerden auftreten wie Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Übelkeit, darüber hinaus auch Kopfschmerzen und Benommenheit (bei 1 bis 10 von 100 Behandelten). Unter der Behandlung kann es auch bei manchen zu Schlafstörungen kommen.
Muss beobachtet werden
Muskelschmerzen (ähnlich einem Muskelkater, besonders in den Beinen) treten bei 1 bis 10 von 100 Behandelten und oft im ersten Behandlungsjahr oder bei Dosiserhöhung auf, sind aber meist nicht schwerwiegend. Wenn Sie sich in den letzten Tagen sportlich betätigt haben oder bestimmte Muskeln mehr als üblich beansprucht haben, sollten Sie dies einige Tage beobachten. In den meisten Fällen wird es sich um einen „gewöhnlichen“ Muskelkater handeln, der nach einigen Tagen von alleine wieder vergeht. Wenn zusätzlich Muskelkrämpfe beziehungsweise eine Muskelschwäche auftreten oder wenn die Muskelschmerzen länger als zwei Tage anhalten und nicht auf sportliche Betätigung zurückzuführen sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser sollte dann den CK-Wert im Blut prüfen. Sind die Werte deutlich erhöht, muss das Kombinationsmittel vorübergehend abgesetzt werden. Die Muskelbeschwerden können auch ohne deutliche Erhöhung des Enzymwertes auftreten. Je nach Ausprägung der Beschwerden dürfen Sie auch in diesem Fall das Mittel einige Zeit nicht mehr einnehmen.
Möglicherweise kann das in der Kombination enthaltene Atorvastatin das Risiko erhöhen, dass die Augenlinse trüb wird (grauer Star, Katarakt). Wenn Sie merken, dass Sie nur noch verschwommen sehen (vor allem Schrift), sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen.
In Einzelfällen kann während einer Behandlung mit Atorvastatin, einem Bestandteil der Kombination, eine spezielle Form von Lungenerkrankung auftreten (interstitielle Lungenerkrankung), deren wichtigstes Anzeichen Atemnot ist. Sollten Sie während der Behandlung auffällig oft kurzatmig werden, sollten Sie den Arzt aufsuchen.
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt und Sie ein Alternativmedikament benötigen.
Sofort zum Arzt
Das Mittel kann die Leber schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen. Derartiges geschieht nur vereinzelt, insbesondere wenn die Mittel zu hoch dosiert werden.
Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.
Das Unterhautgewebe kann – besonders im Gesicht, an Lippen und Zunge – anschwellen. Diese Schwellungen können so schwerwiegend sein, dass sie in Atemnot und Erstickungsanfälle münden. Dann muss umgehend der Notruf (Telefon 112) gewählt werden.
Bei 1 bis 10 von 10 000 Behandelten kann die Kombination die Skelettmuskulaturzellen so schwer schädigen, dass sie zerfallen (Rhabdomyolyse). Dabei wird der Muskelfarbstoff Myoglobin freigesetzt, der den Urin bräunlich-rot verfärbt. Beobachten Sie eine solche Verfärbung, müssen Sie das Medikament umgehend absetzen und den Arzt aufsuchen. Er sollte sofort die Werte für Leberenzyme, Creatinin, Creatinkinase (CK) sowie Myoglobin im Blut bestimmen. Beim Zerfall der Muskelzellen können auch die Nierenkanälchen verstopfen und die Nieren schwer geschädigt werden. Wird nicht rasch, gegebenenfalls mit einer Dialyse (Blutwäsche), behandelt, kann eine Rhabdomyolyse tödlich verlaufen. Die Gefahr für diese schwere unerwünschte Wirkung steigt, wenn Sie zusätzlich noch andere Arzneimittel wie Ciclosporin (z. B. bei Psoriasis) oder Gemfibrozil (ebenfalls bei erhöhten Blutfetten) einnehmen. *
Besondere Hinweise
Zur Empfängnisverhütung
Da nicht auszuschließen ist, dass Atorvastatin das Ungeborene schädigt, sollten Frauen, die schwanger werden können, während der Einnahme der Kombination ein sicheres Verhütungsmittel benutzen.
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Es ist nicht ausreichend nachgewiesen, dass Sie Atorvastatin in der Schwangerschaft unbedenklich einnehmen können. So wurden in Tierexperimenten und in Einzelfällen auch am Menschen Fehlbildungen im Knochengerüst festgestellt.
Zudem ist unklar, ob die beiden Wirkstoffe der Kombination in die Muttermilch übergehen. In Tierversuchen wurden relevante Mengen von Ezetimib wie auch von Atorvastatin in der Milch der Muttertiere festgestellt.
Daher dürfen Sie das Kombinationspräparat weder während der Schwangerschaft noch während der Stillzeit anwenden.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Die Auswirkungen von Statinen auf die körperliche Entwicklung von Kindern vor der Pubertät sind noch nicht ausreichend geklärt. Auch die Anwendung von Ezetimib bei Kindern und Jugendlichen ist für eine Nutzen-Risiko-Abwägung nur unzureichend untersucht.
Für Mittel mit Atorvastatin und Ezetimib sind die therapeutische Wirksamkeit und die Verträglichkeit bei Kindern und Jugendlichen nicht belegt. Die fixe Kombination darf bei Kindern und Jugendlichen nicht angewendet werden.
Für ältere Menschen
Bei Menschen über 70 Jahre soll eine Behandlung mit der Kombination nur in niedriger Dosierung erfolgen.
* Nebenwirkungen aktualisiert am 19.01.2022
Sie sehen nun nur noch Informationen zu: ${filtereditemslist}.