Wirkungsweise
Lactulose ist ein synthetischer Zucker und besteht aus den Einfachzuckern Galactose und Fructose. Es kommt als Abführmittel und bei Lebererkrankungen zum Einsatz. Lactulose wird kaum in den Körper aufgenommen.
Verstopfung
Das Abführmittel wird im Dickdarm durch Enzyme dort lebender Bakterien zu Milch- und Essigsäure sowie Methan und Wasserstoff abgebaut. Dadurch sind Zucker und Säuren im Darm höher konzentriert als im umgebenden Gewebe. Dieser Konzentrationsunterschied führt dazu, dass das Wasser in den Darm zurückfließt, um den höher konzentrierten Darminhalt so zu verdünnen, dass sich die Konzentration wieder an die des umgebenden Gewebes angleicht (Osmose). Das zusätzliche Wasser im Darm steigert das Volumen des Darminhaltes, wodurch die Darmbewegungen angeregt werden und der Stuhl weicher wird.
Abführmittel (Laxanzien) mit solchen Eigenschaften werden auch als osmotisches Abführmittel oder Osmolaxanzien bezeichnet und sind geeignet, eine Verstopfung zu behandeln.
Sonstige Lebererkrankungen
Lactulose wird bei Lebererkrankungen zur Behandlung und Vorbeugung der Leber-Hirn-Störung (hepatische Enzephalopathie) eingesetzt. Dieser Zucker soll verhindern, dass sich Ammoniak im Blut anreichert. Normalerweise filtert die Leber Giftstoffe wie Ammoniak aus dem Blut. Das geschieht auf dem Weg vom Darm zum Herzen. Bei einer Zirrhose kann die Leber diese Funktion aber nicht mehr erfüllen. Das Blut umgeht in dieser Situation die Leber und so gelangen Schadstoffe direkt ins Gehirn. Dort lösen sie Symptome wie Stimmungsschwankungen, Bewusstseinstrübungen, Müdigkeit, Antriebsschwäche und Zittern aus (hepatische Enzephalopathie).
Man nimmt an, dass Lactulose den Darminhalt ansäuert und so die Aufnahme des von Bakterien gebildeten Ammoniaks vermindert. Zudem soll der Zucker die Darmflora so beeinflussen, dass weniger Ammoniak gebildet wird. Aus der Behandlung von Verstopfung mit Lactulose ist bekannt, dass das Mittel erhebliche Mengen Wasser im Darm bindet, sodass der Stuhl weich wird und an Volumen zunimmt. Das dehnt den Darm und regt ihn an, den Inhalt rascher auszuscheiden. Lactulose wirkt deshalb leicht abführend.
Eine Zusammenfassung aller Studiendaten über Lactulose zur Behandlung von Menschen mit Leberzirrhose deutet darauf hin, dass der Wirkstoff die Sterberate und auch die Ausbildung von Hirnschäden senken kann. Eine gewisse Unsicherheit bezüglich der Ergebnisse bleibt allerdings bestehen, weil ein Teil der hierfür ausgewerteten Studien nur eine schlechte wissenschaftliche Qualität aufweist. Lactulose ist jedoch die Standardtherapie, um Ammoniak im Darm zu binden. Daher ist sie als Therapieversuch unter ärztlicher Aufsicht geeignet, um Störungen der Hirnfunktion vorzubeugen oder zu behandeln. Für die Selbstbehandlung von Lebererkrankungen ist Lactulose nicht sinnvoll.
Anwendung
Verstopfung
Lactulose nehmen Sie nach Bedarf ein- bis mehrmals täglich ein, am besten unverdünnt oder mit Wasser oder warmen Getränken verdünnt. Sie können den Sirup auch in Joghurt oder Müsli einrühren. Die Wirkung setzt – in Abhängigkeit von der Dosis – nach zwei bis zehn Stunden ein. Lactulose können Sie nach Rücksprache mit einem Arzt auch länger als zwei Wochen anwenden.*
Sonstige Lebererkrankungen
Lactulose sollte zu Beginn niedrig dosiert und die Dosis nur langsam gesteigert werden, sodass nicht häufiger als zwei- bis dreimal täglich Stuhlgang einsetzt.
Achtung
Wenn Sie Insulin spritzen (bei Diabetes), sollten Sie den Blutzucker häufiger kontrollieren, weil durch Abführmittel verstärkt Kalium ausgeschwemmt wird und sich durch den erhöhten Kaliumverlust die Wirkung des Insulins verringern kann. Dann müssen Sie mehr Insulin als gewohnt spritzen, um den Blutzucker ausreichend zu senken.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie Lactulose nicht einnehmen:
- Sie vertragen keine Galactose, Fructose oder Lactose oder Sie sind auf eine galactose-, fructose- oder lactosearme Kost angewiesen.
- Es besteht der Verdacht auf einen Darmverschluss (heftige Bauchkrämpfe, aufgeblähter Bauch, kein Stuhlgang).
Unter folgenden Bedingungen sollten Sie das Mittel nur nach Rücksprache mit einem Arzt anwenden, wenn dieser Nutzen und Risiken der Anwendung sorgfältig abgewogen hat:
- Sie haben Bauchschmerzen ungeklärter Ursache.
- Sie leiden an einer akuten Magen-Darm-Erkrankung wie einer entzündlichen Magenerkrankung oder einer Blinddarmentzündung.
- Ihr Wasser- und Elektrolythaushalt ist gestört.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Unbedingt beachten
In hoher Dosierung und bei langfristiger Anwendung verstärkt Lactulose den Verlust von Kalium. Wenn Sie gleichzeitig Medikamente einnehmen, die ebenfalls zu einem Kaliumverlust führen, z. B. entwässernde Medikamente (Diuretika, bei hohem Blutdruck) oder cortisonhaltige Präparate (bei Entzündungen), besteht die Gefahr, dass aufgrund des Kaliummangels Herzrhythmusstörungen auftreten.
Wenn Sie Lactulose in hoher Dosierung oder über einen Zeitraum, der über die empfohlene Anwendungsdauer hinausgeht, einnehmen, kann sich außerdem die Wirkung folgender Mittel verstärken: Digitalis-Glycoside (z. B. Digitoxin oder Digoxin, bei Herzschwäche) oder Präparate mit Amiodaron oder Flecainid (bei Herzrhythmusstörungen). Näheres hierzu finden Sie unter Mittel bei Herzschwäche: verstärkte Wirkung beziehungsweise unter Mittel bei Herzrhythmusstörungen: verstärkte Wirkung.
Nebenwirkungen
Keine Maßnahmen erforderlich
Bei 1 bis 10 von 100 Behandelten treten zu Beginn leichte Bauchschmerzen und Blähungen auf.
Muss beobachtet werden
Bei hoher Dosierung können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall einsetzen. Halten diese Beschwerden länger als zwei bis drei Tage an, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Bei heftigem Durchfall und Erbrechen oder bei sehr wässrigem Durchfall sollten Sie innerhalb von 24 Stunden einen Arzt aufsuchen, weil es sonst zu bedrohlichen Salz- und Flüssigkeitsverlusten kommen kann.
Bei langfristiger Einnahme kann zu viel Kalium ausgeschwemmt werden. Wie hoch der Kaliumverlust ist, hängt davon ab, ob Sie gleichzeitig andere Medikamente einnehmen, die ebenfalls einen Kaliummangel begünstigen (z. B. Diuretika bei hohem Blutdruck). Dann können Muskelschwäche, Verstopfung (durch verzögerte Darmbewegungen) oder Herzrhythmusstörungen auftreten, siehe auch Abschnitt Wechselwirkungen. Suchen Sie bei diesen Anzeichen möglichst rasch einen Arzt auf.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Sonstige Lebererkrankungen
In Schwangerschaft und Stillzeit können Sie das Mittel als Therapieversuch unter ärztlicher Betreuung anwenden.
Verstopfung
In Schwangerschaft und Stillzeit können Sie das Mittel bei Verstopfung kurzzeitig anwenden.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Bevor Kinder mit Lactulose behandelt werden, muss sichergestellt sein, dass sie keine Fruchtzuckerunverträglichkeit haben (Fructose-Intoleranz-Syndrom).
Verstopfung
Kindern geben Sie gegen Verstopfung Lactulose in einer Dosierung von 0,5 bis 1 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht.
Für ältere Menschen
Sie sollten bei der Einnahme von Lactulose darauf achten, ausreichend zu trinken (etwa zwei Liter täglich). Für Menschen mit einer Herzschwäche und Menschen mit deutlich eingeschränkter Nierenfunktion kann eine solche Trinkmenge allerdings gefährlich werden.
Bei langfristiger Anwendung sollte ein Arzt die Kaliumkonzentration im Blut regelmäßig kontrollieren, um Veränderungen im Kaliumhaushalt rechtzeitig zu erkennen.
Verstopfung
Benötigen ältere, bewegungseingeschränkte Menschen Abführmittel, ist Lactulose das Mittel der Wahl, weil das Risiko für unerwünschte Wirkungen im Vergleich zu anderen Abführmitteln insgesamt gering ist.
* aktualisiert am 02.11.2020
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