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Immunsuppressivum: Leflunomid

Wirkungsweise

Leflunomid ist ein Immunsuppressivum, das bei rheumatoider Arthritis eingesetzt wird. Durch die abgesenkte Funktion des Immunsystems, verringert sich unter anderem die Produktion der Immunzellen, die bei der Erkrankung eine wichtige Rolle spielen.

Die therapeutische Wirksamkeit von Leflunomid bei rheumatoider Arthritis entspricht der von Methotrexat oder Sulfasalazin. Anders als diese als "geeignet" bewerteten Mittel gilt Leflunomid als "mit Einschränkung geeignet". Der Grund ist die ungünstigere Nutzen-Risiko-Bilanz. Leflunomid kann unter Umständen lebensgefährliche Leberschäden hervorrufen. Der Wirkstoff verweilt außerdem sehr lange im menschlichen Organismus. Daher kann bei unerwünschten Wirkungen nicht schnell reagiert werden. So kann beispielsweise ein Leberschaden auch noch nach dem Absetzen des Mittels auftreten.

Eine Behandlung mit Leflunomid sollte erst begonnen werden, wenn geeignete Basismittel nicht ausreichend wirksam sind oder nicht eingesetzt werden können.

Anwendung

Vor der Behandlung muss sichergestellt sein, dass keine Leberschädigung vorliegt. Dazu werden die Leberwerte im Blut bestimmt. Um die Leberfunktion während der Behandlung zu überprüfen, werden die Leberwerte ein halbes Jahr lang zweimal im Monat, später alle zwei Monate kontrolliert.

In den gleichen Intervallen muss die Fähigkeit des Körpers zur Blutbildung überprüft werden. Dazu wird ein Blutbild gemacht.

Auch der Blutdruck muss regelmäßig kontrolliert werden.

Zu Beginn der Behandlung nehmen Sie drei Tage lang 100 Milligramm Leflunomid am Tag ein, danach genügen 10 bis 20 Milligramm einmal täglich. Die Wirkung setzt nach vier bis sechs Wochen ein. In den darauffolgenden vier bis sechs Monaten kann sich der Wirkeffekt noch steigern.

Gegenanzeigen

Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie Leflunomid nicht anwenden:

  • Ihre Blutbildung ist gestört oder die Fähigkeit des Knochenmarks, Blutzellen zu bilden, ist eingeschränkt oder es besteht ein Risiko dafür.
  • Ihre Leberfunktion ist eingeschränkt.
  • Sie leiden an einer schweren Immunkrankheit, z. B. an Aids.
  • Sie haben eine schwere Infektionskrankheit.
  • Bei Ihnen liegt eine mittel bis schwer ausgeprägte Nierenschwäche vor.
  • Ihr Blut enthält aufgrund einer Nierenerkrankung zu wenig Eiweiß.

Während der Behandlung mit Leflunomid und bis zu vier Wochen nach ihrem Ende sollte keine Impfung mit Lebendimpfstoffen durchgeführt werden (z. B. gegen Masern, Mumps, Röteln, Rotaviren, Windpocken, Gelbfieber). Bei dem durch Leflunomid geschwächten Abwehrsystem kann der Impfstoff zu der Infektion führen, gegen die geimpft werden soll. Unabhängig davon, ob es sich um einen Lebend- oder einen anderen Impfstoff handelt, wird der Impfschutz bei mit Leflunomid behandelten Patienten ungewiss.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:

  • Sie dürfen kein Colestyramin (bei Fettstoffwechselstörungen) und keine Aktivkohle (bei Durchfall) einnehmen. Sie binden den Wirkstoff, sodass er nicht mehr wirken kann.
  • Leflunomid sollte nicht gemeinsam mit oder kurze Zeit nach dem Ende einer Behandlung mit Methotrexat angewendet werden, da sich die leberschädigende Wirkung beider Substanzen gegenseitig verstärken kann.
  • Leflunomid bleibt lange im Körper, weil es, nachdem es von der Leber ausgeschieden wurde, im Darm erneut in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Wenn eine Behandlung mit Leflunomid beendet und stattdessen ein anderes Basismedikament eingesetzt werden soll, muss Leflunomid vorher aus dem Körper entfernt sein, um unerwünschte Wirkungen an Leber, Knochenmark und Haut zu vermeiden. Dazu wird bis zu elf Tage lang Aktivkohle oder Colestyramin eingenommen. Diese Arzneimittel binden über die Leber ausgeschiedenes Leflunomid, sodass der Wirkstoff nicht mehr erneut ins Blut aufgenommen werden kann.

Unbedingt beachten

Leflunomid kann die Wirkung der gerinnungshemmenden Mittel Phenprocoumon und Warfarin, die bei erhöhter Thrombosegefahr als Tabletten eingenommen werden, verstärken. Möglicherweise müssen diese Medikamente niedriger dosiert werden. Näheres hierzu finden Sie unter Mittel zur Blutverdünnung: verstärkte Wirkung.

Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken

Alkohol kann die leberschädigende Wirkung verstärken. Verzichten Sie deshalb am besten darauf.

Nebenwirkungen

Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.

Keine Maßnahmen erforderlich

Kopfschmerzen, Schwindel, Schwäche, Kribbeln in den Gliedmaßen, Haarausfall und trockene Haut treten bei bis zu 10 von 100 Behandelten auf. Auch der Blutdruck kann leicht ansteigen.

Ebenso viele Personen berichten über Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall und Entzündungen der Mundschleimhaut. Etwa 1 von 100 Behandelten klagt über Geschmacksveränderungen.

Muss beobachtet werden

vermindert die Abwehrkraft. Dadurch werden Sie anfälliger für Infektionen. Viren und Bakterien, die nach einer durchgemachten Infektion im Körper verbleiben (Windpockenvirus, Hepatitis-B-Viren, Herpesvirus, Tuberkulosebakterien) können reaktiviert werden und zu einer Erkrankung führen. Deshalb sollten Patienten vor Therapiebeginn auch auf diese Erreger hin untersucht werden.

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt und Sie ein Alternativmedikament benötigen. Solche Reaktionen zeigen sich bei bis zu 10 von 100 Behandelten.

Bei bis zu 10 von 100 Anwendern deuten Schmerzen um ein Gelenk herum auf eine Sehnenscheidenentzündung hin. Hat sich das nach einer Woche nicht gebessert, sollten Sie den Arzt informieren. Ebenso sollten Sie sich bei einer Mundschleimhautentzündung verhalten.

Bei bis zu 1 von 100 Behandelten sinkt durch Leflunomid der Kaliumgehalt des Blutes ab. Die daraus resultierenden Störungen können die Nerven, das Herz und den Stoffwechsel betreffen. Allerdings können Sie selbst die Ursache nicht ausmachen, dazu ist eine Blutuntersuchung durch den Arzt notwendig.

Bei bis zu 1 von 1 000 Behandelten steigt der Blutdruck erheblich an

Wenn Sie grippeartige Beschwerden haben, sich längere Zeit abgeschlagen und müde fühlen, blass sind, Halsschmerzen, anhaltendes Fieber, Blutergüsse und Blutungen auftreten, kann es sich um eine Blutbildveränderung handeln, die bedrohlich werden kann. Sie müssen dann umgehend den Arzt aufsuchen und das Blutbild kontrollieren lassen.

Atemnot und Husten können Anzeichen einer Veränderung des Lungengewebes sein. Von diesen Symptomen sollten Sie rasch einem Arzt berichten. Wenn Sie bereits einmal eine Lungenerkrankung hatten, ist es besonders wichtig, auf derartige Symptome zu achten.

Sofort zum Arzt

Das Mittel kann die Leber schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen.

Die oben beschriebenen Hauterscheinungen können in sehr seltenen Fällen auch erste Anzeichen für andere sehr schwerwiegende Reaktionen auf das Arzneimittel sein. Meist entwickeln diese sich während der Anwendung des Mittels nach Tagen bis Wochen. Typischerweise dehnen sich die Hautrötungen aus und es bilden sich Blasen ("Syndrom der verbrühten Haut"). Auch die Schleimhäute des gesamten Körpers können betroffen und das Allgemeinbefinden wie bei einer fiebrigen Grippe beeinträchtigt sein. Bereits in diesem Stadium sollten Sie sich sofort an einen Arzt wenden, denn diese Hautreaktionen können sich rasch lebensbedrohlich verschlimmern.

Plötzliche Schmerzen in einem Gelenk und das Gefühl, dass es instabil ist, deuten darauf hin, dass eine Sehne gerissen sein kann. Derartiges ist bei 1 bis 10 von 1 000 Personen aufgetreten. Dann sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.*

Besondere Hinweise

Bei Kinderwunsch

Frauen müssen während der Behandlung und noch zwei Jahre nach Behandlungsende für einen sicheren Empfängnisschutz sorgen. So lange dauert es, bis die Abbauprodukte von Leflunomid sicher den Körper verlassen haben und das werdende Kind nicht mehr gefährden können.

Wahrscheinlich stellt eine Behandlung mit Leflunomid auch bei Männern, die Vater werden möchten, ein Risiko für das Kind dar. Daher sollten sie dafür Sorge tragen, während der Behandlungszeit kein Kind zu zeugen.

Sowohl Frauen als auch Männer können die Ausscheidung von Leflunomid beschleunigen, indem sie elf Tage lang Aktivkohle oder Colestyramin einnehmen. Diese binden die Abbauprodukte der Substanz, sodass sie schneller ausgeschieden werden. Nach diesen elf Tagen wird der Gehalt des Blutes an einem Abbauprodukt von Leflunomid bestimmt. Diese Untersuchung wird nach zwei Wochen wiederholt. Erst wenn beide Werte eine festgelegte Konzentration unterschreiten und bei Frauen dann noch einmal sechs Wochen, bei Männern drei Monate vergangen sind, ist davon auszugehen, dass das Risiko für das Kind nur noch sehr gering ist.

Während der Behandlung mit Leflunomid eignen sich alle sicheren Verhütungsmethoden. In der Zeit hingegen, in der Aktivkohle oder Colestyramin eingenommen wird, ist die Pille ungeeignet, weil die Aufnahme der Hormone aus dem Darm beeinträchtigt ist.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Für die Behandlung von Kindern unter 18 Jahren ist Leflunomid nicht zugelassen. Bisher liegen nur wenige Studien zur Behandlung von juveniler Arthritis vor. Danach schneidet Leflunomid weniger gut ab als Methotrexat.

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Leflunomid schädigt das heranwachsende Kind vermutlich schwer. Daher darf das Mittel in der Schwangerschaft keinesfalls eingenommen werden. Da Leflunomid und seine Abbauprodukte in die Muttermilch übergehen, darf das Medikament auch in der Stillzeit nicht eingesetzt werden.

Haben Sie während der Behandlung mit Leflunomid aufgrund einer Zyklusunregelmäßigkeit den Verdacht, Sie könnten schwanger sein, sollten Sie sich sofort mit Ihrem Arzt in Verbindung setzen. In den ersten Tagen der Schwangerschaft lässt sich mit speziellen medikamentösen Maßnahmen die schädliche Wirkung von Leflunomid auf das Kind unter Umständen noch begrenzen.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Wenn Sie sich während der Behandlung mit Leflunomid müde oder schwindlig fühlen, sollten Sie nicht aktiv am Verkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.

* Nebenwirkungen aktualisiert am 19.01.2022

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Anwendungsgebiete dieses Wirkstoffs