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Immunsuppressivum: Glatiramer

Wirkungsweise

Glatiramer gehört zu den Immunmodulatoren. Es verändert die Aktivität des Immunsystems. Wie der Wirkstoff eine multiple Sklerose beeinflusst, ist nicht genau bekannt – Testergebnis Glatiramer.

Glatiramer kann bereits sehr früh im Krankheitsgeschehen, nach dem ersten Krankheitsschub, eingesetzt werden, auch wenn eine abschließende Diagnose der multiplen Sklerose noch aussteht. Allerdings lassen die bislang vorliegenden Untersuchungsdaten noch zahlreiche Fragen offen. Insbesondere ist bisher unklar, welche Patienten von einer so frühen Behandlung tatsächlich profitieren.

Studien zeigen aber, dass Glatiramer bei einer schubförmig verlaufenden MS die Zahl der Schübe in gleichem Maß verringern kann wie Interferon beta, wahrscheinlich aber besser verträglich ist. Unklar ist allerdings bisher, ob der Wirkstoff das Eintreten von Behinderungen verlangsamen kann.

Es ist nicht bekannt, ob es sinnvoll ist, Glatiramer einzusetzen, nachdem Interferon beta seine Wirkung verloren hat.

Der Nutzen einer mehrjährigen Glatiramerbehandlung ist weniger gut belegt als der der Interferone. Daher wird Glatiramer zur Behandlung von multipler Sklerose mit schubförmig-remittierendem Verlauf als "auch geeignet" bewertet. Bei chronisch-progredienter MS ist seine therapeutische Wirksamkeit hingegen nicht nachgewiesen.

Anwendung

Von Glatiramer werden jeden Tag 20 Milligramm unter die Haut gespritzt. Als Einstichort, der jeden Tag gewechselt werden soll, kommen Bauch, Arme, Hüften und Oberschenkel infrage.

Bis sich sicher sagen lässt, ob das Mittel bei dem Betroffenen wirkt, kann es einige Monate dauern.

Nach Anleitung können Sie diese Injektionen selbst vornehmen. Nach der ersten Selbstinjektion sollten Sie allerdings noch für eine halbe Stunde unter medizinischer Aufsicht bleiben.

Wenn Ihre Nierenfunktion eingeschränkt ist, sollte der Arzt regelmäßig die entsprechenden Werte kontrollieren. Es kann sein, dass sich die Nierentätigkeit durch Glatiramer verschlechtert.

Auch Menschen mit Herzerkrankungen bedürfen regelmäßiger Kontrolluntersuchungen.

Gegenanzeigen

Wenn Sie eine Herzkrankheit haben, sollte der Arzt Nutzen und Risiken einer Anwendung von Glatiramer besonders sorgfältig abwägen.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten, dass es bei der gleichzeitigen Anwendung von Glucocorticoiden, z. B. Methylprednisolon (bei Entzündungen, Immunreaktionen), häufiger zu Reaktionen an der Injektionsstelle kommen kann.

Nebenwirkungen

Keine Maßnahmen erforderlich

Bei mehr als 10 von 100 Personen rötet sich die Haut vorübergehend an der Injektionsstelle, juckt und schmerzt; es können sich Quaddeln und Schwellungen bilden.

Unmittelbar nach dem Spritzen kann sich die Haut am ganzen Körper röten, es können Brustschmerzen, Atembeschwerden, Herzklopfen und ein erhöhter Puls auftreten. Wenn diese Beschwerden rasch vorübergehen, bedürfen sie keiner Maßnahmen.

Bis zu 10 von 100 Behandelten nehmen an Gewicht zu.

Übelkeit tritt bei mehr als 10 von 100 Personen auf.

Muss beobachtet werden

Bis zu 10 von 100 Behandelten werden im Laufe der Therapie ohnmächtig. Gleich häufig können ein schneller Herzschlag und Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe (Ödeme) auftreten. Besonders Ödeme und Ohnmachten können bei Menschen mit Herzerkrankungen darauf hindeuten, dass sich die Herzfunktion verschlechtert. Über eine Ohnmacht sollten Sie in jedem Fall den Arzt informieren.

Bei manchen Kranken entwickeln sich Nervosität, Angst und Zittern der Hände. Fühlen Sie sich dadurch erheblich beeinträchtigt, sollten Sie das mit dem Arzt besprechen.

An der Stelle, in die Glatiramer gespritzt wird, kann sich die Haut verändern und es kann sich ein Geschwür entwickeln. Das Risiko dafür lässt sich verringern, indem jeden Tag in eine andere Stelle gespritzt wird. Ist eine solche Hautveränderung bereits aufgetreten, sollten Sie sie einem Arzt zeigen.

Sofort zum Arzt

Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen. Diese schwere allergische Reaktion bei 1 bis 10 von 10 000 Behandelten auftreten. Nach den bisherigen Erfahrungen gehört Glatiramer aber zu den Wirkstoffen, die wiederholt als Ursache derartiger Reaktionen genannt werden.

Sehr selten können Krampfanfälle auftreten. Davon muss der Arzt unbedingt wissen; eventuell muss die Behandlung mit Glatiramer abgebrochen werden.

Besondere Hinweise

Zur Empfängnisverhütung

Während der Behandlung sollten Sie für einen sicheren Empfängnisschutz sorgen.

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Über die Behandlung mit Glatiramer während einer Schwangerschaft liegen noch keine umfangreichen Erfahrungen vor. Wenn der Einsatz aber erforderlich ist, kann es nach Meinung von Experten in dieser Zeit angewendet werden.

Auch in der Stillzeit scheint eine Behandlung mit Glatiramer akzeptabel zu sein. Allerdings sind Interferone in Schwangerschaft und Stillzeit die besser erprobten Medikamente.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Über die therapeutische Wirksamkeit und Sicherheit von Glatiramer bei Kindern und Jugendlichen unter zwölf Jahren gibt es keine ausreichenden Erkenntnisse. Sie sollten nicht mit Glatiramer behandelt werden.

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Anwendungsgebiete dieses Wirkstoffs