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Hormon: Dydrogesteron

Wirkungsweise

Dydrogesteron ist ein künstlich hergestelltes Gestagen, das ähnlich wirkt wie Progesteron und bei Zyklusstörungen und Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt wird.

Künstlich hergestellte Gestagene weisen gegenüber dem natürlichen Progesteron Unterschiede in der gestagenen Wirkung und bei den unerwünschten Wirkungen auf. Je nachdem welche Veränderung an dem jeweiligen künstlichen Molekül vorliegen, ergeben sich unterschiedliche Effekte. Einflüsse auf den Stoffwechsel und die Leberfunktion können darauf beruhen. Dydrogesteron weist im Gegensatz zu anderen Wirkstoffen keine Restwirkung männlicher Hormone auf und wirkt diesen auch nicht entgegen.

Prämenstruelles Syndrom, Zyklusstörungen und -beschwerden

Es kann Zyklusstörungen beeinflussen. Für Dydrogesteron weist eine Untersuchung auf ein im Vergleich zu allen anderen Gestagenen geringeres Risiko für Thrombosen hin. In Expertenkreisen werden diesem Gestagen Eigenschaften zugesprochen, die mit natürlichem Progesteron vergleichbar sind. Daher werden Präparate mit Dydrogesteron bei Zyklusstörungen als "geeignet" bewertet.

Beschwerden in den Wechseljahren

Dydrogesteron ist als Gestagen erforderlich, wenn Frauen mit Gebärmutter wegen Wechseljahresbeschwerden Östrogene einnehmen. Da Östrogene das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut anregen, müssen Frauen mit intakter Gebärmutter über mindestens 10 bis 14 Tagen Dydrogesteron zusätzlich zu dem Östrogen einnehmen, um das ansonsten erhöhte Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs zu verringern. Durch das Gestagen wird die aufgebaute Schleimhaut umgewandelt und mit einer Blutung aus der Gebärmutter ausgestoßen. Hierfür ist Dydrogesteron geeignet. In Expertenkreisen werden diesem Gestagen Eigenschaften zugesprochen, die natürlichem Progesteron vergleichbar sind.

Normalerweise muss jede Östrogenbehandlung durch die Einnahme eines Gestagens ergänzt werden. Nur Frauen, deren Gebärmutter entfernt wurde oder die den Wirkstoff Estriol in geringer Dosierung vaginal anwenden, können auf ein zusätzliches Gestagen verzichten. Mehr dazu lesen Sie unter Behandlung mit Medikamenten.

Anwendung

Prämenstruelles Syndrom, Zyklusstörungen und -beschwerden

Üblicherweise werden von Dydrogesteron 10 bis 20 Milligramm pro Tag eingenommen.

Gestagene zum Einnehmen werden nur in der zweiten Zyklushälfte eingesetzt. Wenn Sie die tägliche Medikamentendosis auf einmal einnehmen sollen, ist es sinnvoll, das am Abend zu tun, da Gestagene mehr oder weniger müde machen können.

Wenn Sie mehrmals vergessen, Ihre Tabletten einzunehmen, fällt der Gestagenspiegel im Blut ab. Dadurch kann sich eine leichte Blutung einstellen.

Zwei bis fünf Tage nach der letzten Tablette tritt eine Blutung auf. Sie dauert zwei bis vier Tage.

Die Behandlung wird meist bis zu drei Monate lang durchgeführt. Danach sollte pausiert werden, um zu prüfen, ob der Zyklus auch ohne medikamentöse Unterstützung normal verläuft. In dieser Zeit sollten Sie die morgendliche Aufwachtemperatur messen, um festzustellen, ob ein Eisprung stattfindet.

Beschwerden in den Wechseljahren

Für die kombinierte Anwendung von Östrogen und Dydrogesteron in den Wechseljahren gibt es verschiedene Anwendungsweisen. Welche Dosierung und welches Schema für die Frau infrage kommen, hängt davon ab, wie stark ihre Gebärmutterschleimhaut auf Östrogen reagiert und ob sie sich weiterhin mit Blutungen abfinden möchte.

Üblicherweise nehmen die Frauen das Gestagen während der letzten zehn Tage zusätzlich zu dem Östrogen ein. Besser ist allerdings eine Einnahmedauer von 12, 14 oder noch mehr Tagen, um das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs gering zu halten. Untersuchungen weisen darauf hin, dass das durch die Östrogenbehandlung erhöhte Risiko umso geringer ist, je länger zusätzlich ein Gestagen angewendet wird.

Die Kombinationsbehandlung mit Östrogen und Gestagen aus getrennten Präparaten kann auf zweierlei Art erfolgen:

  • Es wird ein Zyklus imitiert. Dazu werden 21 Tage lang Östrogentabletten eingenommen oder -pflaster aufgeklebt. In den letzten 10 bis 14 Tagen des Behandlungszyklus werden zusätzlich Tabletten oder Pflaster verwendet, die Gestagen enthalten. Anschließend folgt eine hormonfreie Woche, in der sich meist eine leichte Blutung einstellt, bei der die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen wird. Nach sieben Tagen beginnt der neue Einnahmezyklus – auch dann, wenn die Blutung noch anhält. Diese Anwendung eignet sich für Frauen, die noch Blutungen haben und denen es nichts ausmacht, dass sie noch eine Weile andauern.
  • Bei der alternativen Behandlungsart werden von Anfang an beide Hormone gemeinsam angewendet. So baut sich die Gebärmutterschleimhaut gar nicht erst stark auf. Vor allem bei Frauen, die schon ein bis zwei Jahre lang keine spontanen Blutungen mehr hatten, verdickt sich die Gebärmutterschleimhaut dann kaum, sodass die Blutung komplett ausbleibt. Diese Frauen können die Kombination durchgängig einnehmen. Nach den vorliegenden Daten ist das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs bei einer kontinuierlichen Einnahme von Östrogen und Gestagen nicht erhöht. Allerdings müssen die Frauen öfter mit leichten Zwischenblutungen rechnen.

Dydrogesteron macht müde. Am besten nehmen Sie die Tabletten daher abends ein.

Gegenanzeigen

Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie Dydrogesteron nicht anwenden:

  • Sie haben Vaginalblutungen, deren Ursache nicht geklärt ist.
  • Sie haben einen Tumor, dessen Wachstum durch Gestagen gefördert wird (z. B. Meningeom).
  • Insbesondere bei kombinierter Anwendung mit einem Östrogen: Sie hatten schon einmal eine Krebserkrankung der Brust oder der Eierstöcke.
  • Sie hatten schon einmal eine Thrombose oder eine Thromboembolie oder Ihr Risiko für eine Thrombose ist erhöht, z. B. weil Sie längere Zeit liegen mussten oder Sie stark übergewichtig sind.
  • Bei Ihnen besteht eine Lebererkrankung oder eine schwerwiegende Leberfunktionsstörung oder der Abfluss der Galle ist gestört.

Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken einer Behandlung besonders sorgfältig abwägen:

  • Wenn ein Verwandter ersten Grades bereits in jungen Jahren eine Thromboembolie entwickelt hat, sollte vor der Behandlung die Gerinnungsfähigkeit Ihres Blutes bestimmt werden.
  • Sie leiden an Herz- oder Nierenerkrankungen, Epilepsie oder Asthma. Weil der Körper durch Gestagene vermehrt Wasser einlagert, können sich diese Krankheiten verschlimmern.
  • Sie leiden unter Depressionen oder waren in der Vergangenheit davon betroffen. Diese können unter der Behandlung wieder auftreten oder sich verschlimmern.
  • Sie hatten während einer Schwangerschaft einen lang anhaltenden, juckenden Hautausschlag am ganzen Körper (Herpes gestationis) oder eine Gelbsucht.
  • Wenn Sie während einer Schwangerschaft einen Diabetes entwickelt oder ein Kind von mehr als 4 000 Gramm geboren haben, wenn Sie selbst übergewichtig oder mehrere nahe Verwandte Diabetiker sind, sind das Hinweise, dass Sie selbst einmal Diabetikerin werden könnten. Wenn Sie dann ein Gestagen anwenden, kann es sein, dass der Diabetes zum Ausbruch kommt.
  • Sie hatten schon mal einen Schlaganfall. Dann sollten Sie das Mittel gemeinsam mit einem Estrogen nur niedrig dosiert einnehmen.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:

  • Dydrogesteron wirkt schwächer, wenn Sie gleichzeitig Medikamente einnehmen, die den Abbau von Gestagenen beschleunigen. Dazu zählen z. B. Phenytoin, Phenobarbital oder Carbamazepin (bei Epilepsien), Rifampicin (bei Tuberkulose), Griseofulvin (innerlich bei Pilzinfektionen) oder Johanniskraut (bei Depressionen). Eventuell muss die Dosierung des Hormons bei gleichzeitiger Anwendung dieser Mittel angepasst werden. Der Abbau von Dydrogesteron kann auch bis zu vier Wochen nach der letzten Einnahme eines der genannten Mittel noch beschleunigt sein.
  • Auch Medikamente bei HIV-Infektion (z. B. Nelfinavir, Nevirapin und Ritonavir) oder Hepatitis-C-Infektionen (z. B. Boceprevir und Telaprevir) können die Wirksamkeit des Mittels verändern, so dass sie stärker oder schwächer wirken.
  • Wenn Sie Kohlepräparate einnehmen, um einen Durchfall zu stoppen, kann der Körper das Gestagen nicht komplett aufnehmen. Es wirkt dann schwächer.
  • Frauen mit Diabetes müssen bei einer Gestagentherapie eventuell mehr Insulin spritzen oder die Dosierung der Tabletten, mit denen der Diabetes behandelt wird, erhöhen. Sie sollten daher sorgfältig ihren Blutzucker kontrollieren.

Nebenwirkungen

Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.

Keine Maßnahmen erforderlich

Mindestens 1 von 1 000 Frauen nimmt bei Einnahme von Dydrogesteron an Gewicht zu, weil der Körper durch das Hormon in seinen Geweben mehr Wasser einlagert.

Es können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen auftreten und auch Schwindel, Nervosität, Stimmungsverschlechterung und Wadenkrämpfe. Diese unerwünschten Wirkungen verschwinden nach dem Absetzen wieder.

Die Lust auf Sex kann sich verändern.

Bei 1 bis 10 von 1 000 Frauen kann sich eine Akne entwickeln und die Brust kann spannen und/oder schmerzen.

Beschwerden in den Wechseljahren

Wenn Sie an Wechseljahresbeschwerden leiden und Dydrogesteron zusätzlich zu einem Östrogen einnehmen, können zu Beginn der Behandlung bei 1 bis 10 von 100 Frauen Zwischenblutungen auftreten.

Das Brustgewebe verdichtet sich, wenn Gestagene eingenommen werden. Wenn ein Arzt eine Röntgenuntersuchung der Brust macht (Mammographie), sollten Sie ihn über die Einnahme des Mittels informieren.

Muss beobachtet werden

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.

Etwa jede zehnte Frau bekommt Kopfschmerzen. In der Regel legen sich diese bald wieder. Treten sie jedoch ungewöhnlich häufig auf oder sind sie besonders stark, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Durch Wassereinlagerungen im Gewebe können sich Herz- und Nierenerkrankungen, Epilepsien, Asthma und Migräne verschlimmern. Wenn Sie an einer dieser Erkrankungen leiden und sich Ihre Beschwerden mit der Einnahme von Dydrogesteron verschlimmern, sollten Sie dies bald dem Arzt berichten.

Wenn Unterbauchschmerzen erstmalig oder erneut auftreten, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass sich an einem Eierstock eine Zyste (gutartiges, mit Flüssigkeit gefülltes Geschwulst) gebildet hat. Das kann ein Frauenarzt mittels Ultraschall feststellen.

Gestagene können den Blutdruck ansteigen lassen. Normalerweise bemerken Sie das nur, wenn Sie ihn regelmäßig messen. Steigt der Blutdruck über 140/90 mmHg an, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Gestagene können eine depressive Verstimmung auslösen. Wenn Sie bei sich selbst oder nahestehende Personen bei Ihnen ungewohnte Stimmungsschwankungen bemerken und Sie sich traurig und bedrückt fühlen, eventuell auch sehr unruhig und grundlos unzufrieden, sollten Sie mit dem Arzt darüber sprechen. *

Sofort zum Arzt

Das Mittel kann die Leber vereinzelt schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen.

Schmerzen in den Beinen oder im Brustkorb, Atemnot, akute Seh- und Hörstörungen und migräneartige Kopfschmerzen, die zum ersten Mal auftreten, können Anzeichen einer Thrombose oder einer Embolie sein. Diese ist lebensgefährlich. Bei den ersten Warnzeichen sollten Sie das Mittel nicht noch einmal einnehmen und sich sofort an einen Arzt wenden.

Durch Gestagene kann sich die Stoffwechselkrankheit Porphyrie entwickeln. Darauf können Sie aufmerksam werden, wenn Urinflecken in der Unterwäsche auffallend dunkel gefärbt sind oder wenn Ihr Urin dunkler aussieht als früher und Sie Bauchbeschwerden haben. Suchen Sie dann umgehend einen Arzt auf.

Besondere Hinweise

Zur Empfängnisverhütung

Beschwerden in den Wechseljahren

Dieses Hormon wirkt nicht empfängnisverhütend. Frauen, die noch schwanger werden können, müssen während der Behandlung eine nichthormonelle Verhütungsmethode, z. B. Kondome, Diaphragma oder spermientötende Mittel, anwenden.

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Prämenstruelles Syndrom, Zyklusstörungen und -beschwerden

Weder während einer Schwangerschaft noch während der Stillzeit sollten Sie Dydrogesteron einnehmen. Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen zur Anwendung des Gestagens in diesen Zeiträumen vor. Sind Sie während einer Behandlung mit Dydrogesteron schwanger geworden, gibt es aber keinen Grund zur Sorge. Wenn Sie auf den Umstand aufmerksam werden, weil die nächste Blutung ausbleibt, haben Sie das Gestagen höchstens zehn Tage lang in der Frühschwangerschaft eingenommen. In dieser Zeit hat der Embryo noch keinen Kontakt zu Ihrem Blut, sodass ihn das Gestagen nicht erreichen konnte.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Prämenstruelles Syndrom, Zyklusstörungen und -beschwerden

Wegen nicht ausreichender Erfahrungen wird die Anwendung bei Frauen unter 18 Jahren nicht empfohlen.

* aktualisiert am 10.6.2021

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