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Glitazon: Pioglitazon

Wirkungsweise

Das Diabetesmittel Pioglitazon kann nur eingesetzt werden, wenn der Körper noch eigenes Insulin bildet. Es erhöht die Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin. Dann sinkt der Blutzuckerspiegel, weil das körpereigene Insulin an den Muskel-, Fett- und Leberzellen wieder besser wirkt, sodass sie mehr Zucker aus dem Blut aufnehmen können. Testergebnis Pioglitazon

Die Blutzuckersenkung fällt noch stärker aus, wenn Pioglitazon zusammen mit Metformin oder einem Sulfonylharnstoff (z. B. Glibenclamid, Glimepirid, Gliquidon) eingenommen wird. Da diese Arzneistoffe den Blutzucker auf andere Weise senken als Glitazone, kombinieren sich zwei unterschiedliche Effekte zu einer verstärkten Wirksamkeit.

Dass Pioglitazon das Risiko für Spätfolgen des Diabetes wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Gefäßschäden an Augen und Nieren verringern kann, ist bisher nicht nachgewiesen.

Aufgefallen sind hingegen ungünstige Effekte. Pioglitazon regt den Körper an, neue Fettzellen zu bilden. Auf diese Weise kann sich das Gewicht erhöhen. Auch mögliche Leberprobleme geben Anlass zur Sorge. Sie sind zwar sehr selten, doch der erste Vertreter aus der Gruppe der Glitazone musste nach wenigen Jahren aus dem Handel genommen werden, weil er in Einzelfällen schwere Leberschäden verursacht hatte. Ein zweiter Wirkstoff, Rosiglitazon, darf seit November 2010 nicht mehr vertrieben werden. Eine Arbeit, in der mehrere Untersuchungen zusammengefasst ausgewertet wurden, wies damals darauf hin, dass die Anwendung von Rosiglitazon das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht.

Pioglitazon bleibt demgegenüber weiterhin verkehrsfähig, darf jedoch nicht mehr zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden. Der Grund ist der fehlende Nachweis, dass die Behandlung mit Pioglitazon Spätfolgen des Diabetes vermeiden hilft und tatsächlich weniger Personen an diesen Folgen sterben.

Wie bei Rosiglitazon wurde auch bei dieser Substanz beobachtet, dass eine Langzeitanwendung bei vorbelasteten Menschen eine Herzschwäche auslösen und eine bestehende verschlimmern kann. Es lässt sich aber nicht mit Sicherheit sagen, ob und wie das Mittel das Herzinfarktrisiko beeinflusst.

Nach derzeitigen Erkenntnissen erhöht Pioglitazon möglicherweise das Risiko für Blasenkrebs, insbesondere bei hoher Dosierung und langer Einnahme. Die deutsche Zulassungsbehörde rät davon ab, Pioglitazon zu verwenden. Wer das Medikament einnimmt, sollte mit seinem Arzt über eine andere Behandlung sprechen.

Weitere Probleme einer Diabetesbehandlung mit Glitazonen haben andere Studien zu erkennen gegeben. Menschen, die drei bis vier Jahre lang Glitazone eingenommen hatten, wiesen ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche auf, vor allem an Füßen, Händen und Oberarmen. Besonders Frauen scheinen davon betroffen zu sein.

Diese Faktoren haben für Pioglitazon zu der Bewertung "wenig geeignet" geführt.

Pioglitazon kann auch als Teil einer Kombinationsbehandlung eingesetzt werden, doch nur, wenn die alleinige Behandlung mit der höchsten individuell verträglichen Dosis Metformin den Blutzucker nicht ausreichend gesenkt hat und eine Kombination aus Metformin und einer besser bewerteten Einzelsubstanz nicht eingesetzt werden kann. Wie diese Kombinationen zu beurteilen sind, lesen Sie unter Metformin + Pioglitazon.

Anwendung

Die übliche Tagesdosis von Pioglitazon liegt bei 15 bis 30 Milligramm, die Höchstdosis bei 45 Milligramm. Das Medikament wird einmal täglich allein oder gemeinsam mit Metformin oder einem Sulfonylharnstoff eingenommen. Bei der kombinierten Anwendung mit Metformin oder einem Sulfonylharnstoff bleibt deren Dosierung so wie zuvor, nur das Glitazon kommt hinzu. Wenn bei der Kombination mit einem Sulfonylharnstoff Unterzuckerungen auftreten, muss die Dosis dieses Medikaments verringert werden; die von Pioglitazon braucht nicht verändert zu werden.

Vor einer Behandlung mit Pioglitazon sollte der Arzt abklären, ob es Risikofaktoren für Blasenkrebs gibt. Zu diesen zählen Rauchen, Alter, Belastung mit bestimmten Chemikalien, die in der chemischen und lederverarbeitenden Industrie häufig eingesetzt werden, Behandlung mit Krebsmedikamenten wie z. B. Cyclophosphamid und eine Strahlentherapie im Beckenbereich. Ferner muss abgeklärt werden, ob der Betreffende Blut im Urin hat.

Bevor Sie Pioglitazon einnehmen, sollte der Arzt auch die Leberenzyme bestimmt haben. Während der Behandlung sollten diese Blutwerte ein Jahr lang jeden zweiten Monat, danach jedes halbe Jahr kontrolliert werden. Diese Maßnahme soll rechtzeitig darauf aufmerksam machen, wenn der Arzneistoff die Leber schädigt.

Durch Pioglitazon lagert der Körper verstärkt Wasser ein. Dadurch kann sich eine bestehende Herzschwäche verschlechtern. Bei einer Behandlung mit Pioglitazon sollte daher regelmäßig die Herzfunktion überprüft und auf Symptome einer Herzschwäche wie Müdigkeit, geschwollene Gelenke und Atemnot geachtet werden.

Gegenanzeigen

Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie kein Pioglitazon anwenden:

  • Sie haben eine Leberfunktionsstörung oder erhöhte Leberwerte. Auch jedes andere Anzeichen einer Leberkrankheit spricht gegen die Anwendung dieses Arzneimittels.
  • Sie haben oder hatten schon einmal eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
  • Sie hatten schon einmal Blasenkrebs oder in Ihrem Urin findet sich Blut (Makrohämaturie), ohne dass die Ursache dafür bekannt ist.
  • Pioglitazon darf bei Menschen, die sich einer Dialyse unterziehen müssen, nicht angewendet werden.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:

  • Durch Rifampicin (bei Tuberkulose) kann Pioglitazon schwächer wirken. Bei einer gemeinsamen Anwendung sollten Sie den Blutzucker häufiger messen.
  • Glucocorticoide zum Einnehmen und Inhalieren (bei Entzündungen, Immunreaktionen, Asthma, COPD) können die blutzuckersenkende Wirkung von Pioglitazon abschwächen. Zu Beginn und nach dem Ende einer Behandlung mit Glucocorticoiden sollte der Blutzucker häufiger kontrolliert werden. Eventuell muss der Arzt die Dosierung des Diabetesmedikaments anpassen.

Unbedingt beachten

Wenn Sie zu Pioglitazon noch Gemfibrozil (bei erhöhten Blutfettwerten) einnehmen, kann Pioglitazon verstärkt wirken. Dann kann es zu Unterzuckerungen kommen. Deshalb sollten Sie zu Beginn und nach dem Ende der Behandlung einer gemeinsamen Anwendung von Pioglitazon und Gemfibrozil häufiger als sonst den Blutzucker kontrollieren. Eventuell muss der Arzt die Dosierung des Diabetesmittels anpassen.

Behandeln Sie den Diabetes zusätzlich zu Pioglitazon noch mit einem Sulfonylharnstoff (z. B. Glibenclamid) oder Insulin, kann sich das Risiko von Unterzuckerungen ebenfalls erhöhen. Eventuell muss der Arzt dann die Dosierung des Diabetesmittels verringern.

Nebenwirkungen

Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.

Keine Maßnahmen erforderlich

In der Regel steigt das Körpergewicht innerhalb eines Jahres um rund fünf Prozent.

Bei mehr als 1 von 100 Behandelten treten Missempfindungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Beinen und Armen auf.

Blähungen treten bei mehr als 1 von 100 Behandelten auf. Hinzu kommen Appetitverlust und selten Übelkeit.

Muss beobachtet werden

Schwellungen an Knöcheln, Beinen und Händen treten bei 3 bis 5 von 100 Anwendern auf, bei Belastung unter Umständen begleitet von Atemnot. Sie beruhen darauf, dass sich durch den Wirkstoff Wasser im Gewebe einlagert. Dadurch kann sich eine bestehende Herzmuskelschwäche verschlechtern. Diese Gefahr besteht insbesondere dann, wenn Sie zusätzlich Insulin spritzen.

Ebenfalls durch die vermehrte Wassereinlagerung kann sich bei 1 von 100 Anwendern das Blut etwas verdünnen. Davon sind besonders Menschen betroffen, deren Gehalt an roten Blutkörperchen relativ gering ist. Bei ihnen sollte das Blutbild kontrolliert werden.

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt und Sie ein Alternativmedikament benötigen.

Vor allem Frauen können vermehrt Knochenbrüche erleiden. Bei 2 bis 5 von 100 Frauen, die ein Glitazon einnehmen, ist das der Fall. Von denen, die das Medikament nicht anwenden, sind es 1 bis 2 von 100 Frauen.

Blut im Urin sollte Sie immer zum Arzt führen. Dieser sollte die Möglichkeit eines Blasenkrebses abklären.

Sofort zum Arzt

Bekommen Sie Atemnot, müssen Sie einen Arzt rufen. Es kann sich um eine Lungenstauung handeln oder es kann Wasser in der Lunge sein.

Das Mittel kann die Leber schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen. Das tritt sehr selten auf und wird Pioglitazon abgesetzt, bilden sich die Symptome wieder zurück.

Besondere Hinweise

Zur Empfängnisverhütung

Pioglitazon verbessert die Insulinwirkung. Das kann Frauen zugute kommen, die wegen des Krankheitsbilds der polyzystischen Ovarien (PCO) bisher kinderlos geblieben sind. Bei dieser Erkrankung ist der Regelkreis der Sexualhormone gestört. In den Eierstöcken (Ovarien) bilden sich viele (griechisch: poly) Bläschen (Zysten) und die Konzentration an männlichen Hormonen im Blut der Frau ist ungewöhnlich hoch. Dadurch haben die Frauen häufig Zyklusstörungen oder die Menstruation bleibt sogar ganz aus. Bei vielen Frauen führt die vermehrte Wirkung von männlichem Hormon zu Akne und unerwünschtem Haarwuchs im Gesicht, an Hals, Brust, Bauch oder Oberschenkeln. Bei den meisten Frauen mit PCO kann auch das Insulin im Körper nicht mehr wie vorgesehen wirken. Das kann wiederum hormonelle Veränderungen nach sich ziehen, die für die Unfruchtbarkeit der Frau mitverantwortlich sind. Verbessert sich durch die Einnahme des Glitazons nun die Insulinwirkung, kann wieder ein Eisprung stattfinden und die Frau kann schwanger werden.

Frauen mit PCO, die nicht schwanger werden wollen, sollten bei einer Dauerbehandlung mit Pioglitazon Verhütungsmittel anwenden. Diejenigen, die sich ein Kind wünschen, müssen ihren Zyklus sorgfältig beobachten, damit sie – wie andere Diabetikerinnen auch – bei einer Schwangerschaft so früh wie möglich zu einer Insulinbehandlung wechseln können.

Für Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Sie kein Pioglitazon anwenden, sondern den Diabetes mit Insulin behandeln.

Im Einzelfall, z. B. wenn es sich um eine übergewichtige Patientin handelt, kann Metformin als Alternative in Erwägung gezogen werden.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Über eine Anwendung von Pioglitazon bei Kindern gibt es keine ausreichenden Erkenntnisse. Sie sollten daher nicht damit behandelt werden.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Hinweise für Menschen mit Diabetes zur Teilnahme am Straßenverkehr finden Sie unter Diabetes und Straßenverkehr.

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Anwendungsgebiete dieses Wirkstoffs