Wirkungsweise
Omega-3-Fettsäuren können die Triglyceride im Blut senken. Verbesserte Blutfettwerte sollen Herz-Kreislauf-Ereignissen vorbeugen. Sie sollen die Ablagerungen in den Blutgefäßen (atherosklerotische Plaques) bremsen, den Blutdruck senken, das Zusammenklumpen von Blutplättchen hemmen und somit die Gefahr für Blutgerinnsel und auch das Risiko für plötzlichen Herztod verringern. Testergebnisse Fischöl
Omega-3-Fettsäuren kommen in Fisch, Meeresfrüchten und Algen sowie in Nuss- und Pflanzenölen vor.
Neben Kapseln mit Fischöl aus Hochseefischen, das reich an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren ist (z. B. Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure), gibt es ein Mittel, Omacor, das anstelle von Fischöl einzelne, hochdosierte Fettsäureester enthält.
Entscheidend für eine Einnahme von Omega-3-Fettsäuren, gleich welcher Quelle, ist aber nicht die Senkung des Triglyceridspiegels, sondern die Aussicht, dass eine regelmäßige Einnahme die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann oder dass schwere Ereignisse wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle verhindert werden. Bisher konnte für die hier zu bewertenden Mittel weder ein solcher Behandlungserfolg ausreichend nachgewiesen werden, noch ist sicher geklärt, wie hoch die Fettsäuren dosiert werden müssen, um überhaupt einen Effekt erwarten zu können.
Deshalb gelten sowohl Fischölkapseln als auch Omega-3-Fettsäureester bei erhöhten Blutfetten als "wenig geeignet".
Für niedrig dosierte Fischöl-Präparate liegen keine Nachweise vor, dass sie Herz-Kreislauferkrankungen verhindern können oder dass sie das Risiko senken können, wegen zu hoher Blutfettwerte vorzeitig zu versterben.
Bisher wurde aber vermutet, dass hochdosierte Omega-3-Fettsäuren einen, wenn auch geringen Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben und deshalb ein geringer medizinischer Nutzen vorhanden ist. So konnte für Omega-3-Fettsäureester (Omacor) eine groß angelegte Studie mit über 11 000 Teilnehmern zeigen, dass bei Menschen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, die Sterberate und das Auftreten eines weiteren und dann tödlichen Herzinfarktes verringert werden kann. Keine Verbesserung ergab sich aber bei der Anzahl der nicht tödlichen Herzinfarkte oder bei Schlaganfällen. Das insgesamt positive Studienergebnis konnte in Nachfolgestudien aber nicht immer bestätigt werden. Die Studienergebnisse zu Omega-3-Fettsäuren waren in ihrer Gesamtheit betrachtet sehr widersprüchlich. Auch blieb unklar, wie groß ein möglicher therapeutischer Effekt noch sein kann, wenn gleichzeitig blutfettsenkende Mittel wie Statine oder das Fibrat Gemfibrozil eingenommen werden, deren Nutzen sicher nachgewiesen ist.
Anfang 2019 sollte eine Studie diese Frage beantworten. Es wurde die therapeutische Wirksamkeit eines einzelnen Omega-3-Fettsäureesters in hoher Dosierung untersucht. Behandelt wurden Patienten mit einem relativ hohen Risiko für ein Herz-Kreislauf-Ereignis. Die Teilnehmer nahmen schon ein Statin als Blutfettsenker ein, hatten aber trotzdem noch einen erhöhten Triglyceridspiegel. Im Vergleich zu einer Scheinbehandlung konnten dabei Herz-Kreislauf-Ereignisse verringert werden. Das Ergebnis wird allerdings angezweifelt und Art und Weise der Studiendurchführung kritisiert. Zudem ist das untersuchte Mittel in Deutschland nicht im Handel. Hierzulande könnte in ähnlich hoher Dosierung nur Omacor zum Einsatz kommen. Das Mittel enthält aber verschiedene Omega-3-Fettsäureester, deren therapeutische Wirksamkeit – auch in hoher Dosierung – nicht ausreichend nachgewiesen ist. Anfang 2020 wurde eine groß angelegte Studie vorzeitig beendet, weil ein hochdosiertes Mittel mit kombinierten Omega-3-Fettsäuren weder Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall verhindern konnte noch das Sterberisiko senken.
Verschiedentlich wird angegeben, dass Omega-3-Fettsäuren auch Herzrhythmusstörungen positiv beeinflussen können. Dafür gibt es jedoch keine ausreichenden Belege. Im Gegenteil gibt es Anzeichen, dass sie insbesondere in hoher Dosierung Herzrhythmusstörungen auch fördern könnten, siehe Achtung.
Anwendung
Fischölkapseln nehmen Sie ein- bis zweimal täglich ein. Die Hersteller beziffern die maximale Einnahmemenge von Fischöl auf etwa zehn Gramm, weil sonst die Gefahr für innere Blutungen steigt. Das ist vor allem zu berücksichtigen, wenn die Fischölkapseln zusätzlich zu Fischmahlzeiten eingenommen werden.
Zur Senkung der Triglyceride nehmen Sie von Omacor einmal täglich zwei Kapseln ein, am besten zu den Mahlzeiten. Reicht das noch nicht aus, können Sie die Dosis auf bis zu vier Kapseln täglich erhöhen. Wenn Sie das Mittel in dieser hohen Dosierung einnehmen und Ihre Leberfunktion bereits eingeschränkt ist, sollte der Arzt die Leberwerte regelmäßig überprüfen.
Magen- und Darmbeschwerden lassen sich vermeiden, wenn Sie Omacor zu den Mahlzeiten einnehmen.
Achtung
Da Fischöl die Blutgerinnung hemmen kann, sollten Sie Fischölkapseln einige Tage vor einem operativen Eingriff absetzen.
Wenn Sie eine Leberkrankheit haben, sollte ein Arzt zwei Wochen nach Beginn der Einnahme von Fischöl und dann noch einmal drei Monate später die Leberwerte prüfen. Anschließend muss der Arzt entscheiden, ob weitere Untersuchungen nötig sind.
Einige Studienergebnisse zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren (Omacor) Herzrhythmusstörungen verhindern können. Gleichermaßen finden sich jedoch Hinweise darauf, dass sie bei bestimmten Personen (z. B. wenn ein Defibrillator implantiert wurde oder ständig wiederkehrende Herzrhythmusstörungen bestehen) auch Herzrhythmusstörungen auslösen können. Dies insbesondere, wenn sie in einer Dosierung von 1,8 Gramm pro Tag und mehr eingenommen werden. Dann ist Vorsicht geboten, vor allem, weil bisher aussagekräftige Belege fehlen, dass Omega-3-Fettsäuren bei Herzrhythmusstörungen nützlich sein können.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie keine Fischölkapseln einnehmen:
- Ihre Bauchspeicheldrüse ist entzündet.
- Sie haben eine Leberzirrhose.
- Die Gallenblase ist entzündet oder erweitert.
- Die Fettverdauung im Dünndarm ist gestört.
- Die Blutgerinnung ist beeinträchtigt.
- Sie reagieren allergisch auf fettigen Fisch.
Für die Einnahme von Omega-3-Fettsäureester (Omacor) gilt:
Unter den folgenden Bedingungen sollte der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung von Omacor sorgfältig abwägen:
- Wenn Ihre Blutgerinnung bereits beeinträchtigt ist, Sie blutgerinnungshemmende Mittel einnehmen müssen, oder sich einer Operation mit hohem Blutungsrisiko unterziehen müssen. Omega-3-Fettsäureester können die Blutungszeit moderat verlängern.
- Ihre Nieren arbeiten nur eingeschränkt. Für diese Patienten liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen mit hochdosierten Omega-3-Fettsäuren vor.
- Sie reagieren allergisch auf Fisch, dann ist auch bei der Verwendung von Omega-3-Fettsäureestern Vorsicht geboten.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie Plättchenhemmer wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel (bei arteriellen Durchblutungsstörungen) einnehmen, können die Mittel – vor allem in hoher Dosierung – deren Effekte auf die Blutgerinnung möglicherweise weiter verstärken. Da sich damit auch die Wahrscheinlichkeit für Blutungen erhöht, sollten Sie Ihrem Arzt mitteilen, wenn Sie neben Plättchenhemmern noch Mittel mit Fischölen regelmäßig anwenden.
Da die therapeutische Wirksamkeit der Mittel umstritten ist, sollten Sie diese nicht anwenden, wenn Sie aufgrund einer Krebserkrankung chemotherapeutisch behandelt werden müssen. Es besteht der Verdacht, dass Mittel mit Fischöl möglicherweise die Wirkung einer Chemotherapie behindern.
Nebenwirkungen
Die Mittel können Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken davon in der Regel nichts, vielmehr fallen die Funktionsänderungen nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom Einzelfall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man solche Leberwerte oft tolerieren und sie häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen und eventuell zu einem anderen Mittel wechseln.
Keine Maßnahmen erforderlich
Wenn Sie Fischölkapseln in höherer Dosierung anwenden, kann gelegentlich Brechreiz auftreten. Wenn Sie nach Einnahme aufstoßen müssen, kann es sein, dass Sie den Geschmack des Fischöls wahrnehmen oder selbst nach Fisch riechen.
Durch Omacor können insbesondere zu Beginn der Anwendung Übelkeit, Bauchschmerzen und Unwohlsein vorkommen. Es kann auch sein, dass Sie aufstoßen müssen. Auch das Geschmacksempfinden kann sich verändern. 1 bis 10 von 100 Behandelten berichten, dass diese Beschwerden mit der Zeit wieder nachlassen.
Muss beobachtet werden
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Haben Sie sich das Mittel zur Eigenbehandlung ohne Rezept besorgt, sollten Sie es absetzen. Sind die Hauterscheinungen auch einige Tage nach dem Absetzen nicht deutlich abgeklungen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Fischöl kann – vor allem in hoher Dosierung – die Blutgerinnung hemmen. Wenn Sie sich verletzen, können die Wunden etwas länger bluten. 1 bis 10 von 1 000 Behandelten berichten von Nasenbluten. Wenn Sie schon bei kleinen Stößen große blaue Flecken bekommen oder andere Blutungen auftreten, deren Ursache Sie nicht erkennen können, sollten Sie dies baldmöglichst einem Arzt mitteilen.
Der Blutdruck kann bei Behandlung mit Omacor absinken. Wenn Ihnen häufiger schwindlig wird oder Sie Kopfschmerzen bekommen, sollte der Arzt den Blutdruck kontrollieren.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Grundsätzlich ist für die Zeit während der Schwangerschaft und in der Stillzeit auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl zu achten. Dann besteht keine Notwendigkeit Omega-3-Fettsäuren zuzuführen.
Die regelmäßige Einnahme von Fischöl während der Schwangerschaft kann das Risiko für Frühgeburten verringern. Es ist aber auch denkbar, dass Fischöl vor allem in hoher Dosierung am Ende der Schwangerschaft die Wehentätigkeit verringert. Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollten Sie deshalb sicherheitshalber kein Fischöl zu sich nehmen. Ohnehin wird empfohlen, die Mittel aufgrund fehlender Erfahrungen nur dann anzuwenden, wenn ein Arzt dies für nötig erachtet.
Omacor: Zur Anwendung von Omega-3-Fettsäuren in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Daten vor. Sicherheitshalber sollten Sie auf die Einnahme verzichten. Das gilt auch für die Stillzeit, da unklar ist, ob Omacor in die Muttermilch übergeht.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Aufgrund fehlender Erfahrungen sollten Kinder kein Fischöl und keine Omega-3-Fettsäureester bekommen.
Für ältere Menschen
Zur Anwendung von Omacor bei Personen über 70 Jahre gibt es nur wenige Daten aus klinischen Studien. Es ist also unklar, ob das Mittel in diesem Alter nützlich ist.
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