Anwendung
Die folgenden Angaben zur Anwendung, Medikamenteneinnahme in der Schwangerschaft und Stillzeit und zur Verkehrstüchtigkeit gelten für alle Epilepsiemittel gleichermaßen. Besonderheiten bei einzelnen Substanzen werden jeweils dort beschrieben.
In der ambulanten Behandlung werden Mittel bei Epilepsien "einschleichend" dosiert, das heißt, zunächst wird eine relativ geringe Dosis eingenommen und in festgelegten Abständen gesteigert. In der Klinik kann das anders sein. Die richtige Dosierung ist gefunden, wenn keine Krampfanfälle mehr auftreten und die unerwünschten Wirkungen der Medikamente den Behandelten nicht übermäßig belasten.
Bei der Epilepsiebehandlung muss die Konzentration des Arzneimittels im Körper immer in etwa gleich bleiben. Darum sollte die vom Arzt verordnete Dosis auf mehrere Einzelportionen verteilt eingenommen werden. Manche Tabletten werden so hergestellt, dass der Wirkstoff langsam über den Tag verteilt freigesetzt wird und die Tabletten nur ein- oder zweimal am Tag eingenommen werden müssen (Retardtabletten oder magensaftresistente Filmtabletten).
Ein Gleichgewicht zwischen neu zugeführtem und abgebautem oder ausgeschiedenem Wirkstoff stellt sich erst nach einiger Zeit ein. Wie lange das dauert, ist bei den einzelnen Antiepileptika verschieden. Oft lässt sich erst nach sechs bis acht Wochen beurteilen, ob das Medikament wirksam genug ist.
Wenn ein Erwachsener mehr als zwei Jahre lang keinen Krampfanfall mehr gehabt hat, kann der Arzt versuchen, die Medikamentengabe zu beenden. Bei Kindern muss der Behandlungszeitraum gelegentlich länger angesetzt werden. Meist wird das Medikament dann im Laufe eines halben bis ganzen Jahres langsam reduziert. Allerdings ist die Rückfallrate nicht höher, wenn das Medikament innerhalb von sechs Wochen langsam abgesetzt wird. Nach einem Absetzversuch treten bei 40 von 100 Erwachsenen und etwa 20 von 100 Kindern erneut Krampfanfälle auf. Dann ist eine Langzeitbehandlung unvermeidlich.
Beim Absetzen wird die Arzneimitteldosis langsam und in kleinen Schritten verringert. Das ist immer notwendig – unabhängig von dem Medikament, der Dosierung und der Einnahmedauer. Geschieht das nicht, ist die Gefahr sehr groß, dass erneut Krampfanfälle auftreten.
Wirkstoffbestimmung im Blut
In der Epilepsiebehandlung ist es üblich, die Konzentration des Wirkstoffs im Blut zu bestimmen. Das ist im Allgemeinen sinnvoll, wenn trotz Therapie immer wieder Anfälle auftreten. Dann kann die Messung aufdecken, ob das Mittel trotz ausreichender Dosierung nicht wirkt, ob es zu gering dosiert oder vielleicht unregelmäßig eingenommen wurde. Bei sehr belastenden Nebenwirkungen kann eine solche Bestimmung klären, ob das Mittel zu hoch dosiert wurde. Bei der Behandlung mit mehr als einem Epilepsiemittel hilft sie, herauszufinden, welche Substanz die wirksamere ist. Nützlich ist die Bestimmung auch, wenn die Anfälle so selten auftreten, dass sie keinen Anhaltspunkt dafür liefern, ob das Mittel hoch genug dosiert wurde. Bei der Behandlung eines Status epilepticus lässt die Wirkstoffbestimmung erkennen, ob das Mittel schon bis zur Höchstgrenze dosiert wurde.
Allerdings hängt der Erfolg einer Epilepsiebehandlung weniger von der Konzentration des Wirkstoffs ab als vielmehr davon, dass der richtige Wirkstoff gewählt wurde und der Betroffene ihn verträgt.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken
Alkohol verstärkt die Benommenheit, die viele Antiepileptika ohnehin hervorrufen. Auch Koordinationsstörungen mit der Gefahr von Stürzen können verstärkt werden.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Am besten wäre es, wenn eine Frau mit Epilepsie ihren Wunsch nach einem Kind mit dem Arzt bespricht, bevor sie schwanger wird. Wenn irgend möglich, wird er die antiepileptische Behandlung der Frau dann so umstellen, dass das in ihr heranwachsende Kind keinen vermeidbaren Gefahren ausgesetzt wird. Dazu wird er Epilepsiemedikamente, die das Kind eher gefährden können, gegen solche austauschen, bei denen dieses Risiko gering ist. Als die sichersten Wirkstoffe werden derzeit Lamotrigin und Levetiracetam angesehen. Das in der Schwangerschaft ungünstigste Medikament ist Valproinsäure. Aber auch die Einnahme von Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin und Primidon erhöht das Fehlbildungsrisiko beim Kind.
Hat die Frau sonst mehr als ein Medikament eingenommen, versucht man in der Schwangerschaft, mit nur einem Antiepileptikum auszukommen. Oberstes Gebot bleibt aber, dass die Behandlung die Anfallbereitschaft ausreichend dämpft, denn jeder Krampfanfall der Frau gefährdet auch ihr ungeborenes Kind.
In aller Regel bedeutet das, dass schwangere Frauen, die an Epilepsie leiden, weiterhin ein antiepileptisches Medikament einnehmen müssen. Sehr wahrscheinlich wird dieses aber anders dosiert als zuvor und die Dosierung kann sich im Laufe der Schwangerschaft mehrfach ändern. Ursache sind die Schwangerschaftshormone, deren Zusammensetzung und Menge sich im Laufe der neun Monate verändern und die Wirkung der Medikamente beeinflussen. Um darauf reagieren zu können, muss die Wirkstoffkonzentration im Blut meist häufiger bestimmt werden. Ist die geringstmögliche Dosierung gefunden, bei der keine Krampfanfälle mehr zu erwarten sind, sollten Sie die Tagesdosis auf kleine Portionen aufteilen und in möglichst gleichmäßigen Abständen über den Tag verteilt einnehmen. Das ist für das Kind zuträglicher als von Zeit zu Zeit hohe Wirkstoffkonzentrationen. Um die Gesundheit der schwangeren Frau und des heranwachsenden Kindes zu sichern, darf die Behandlung mit Antiepileptika nicht ohne ärztliche Unterstützung geändert oder abgebrochen werden.
Zusätzlich sollten Schwangere, die mit Antiepileptika behandelt werden, am besten die gesamte Zeit über 5 Milligramm Folsäure einnehmen.
Trotz aller Bemühungen, Frauen mit Epilepsie und ihre Kinder gesund durch die Schwangerschaft zu bringen, haben diese Kinder aufgrund der Krankheit der Mutter und der notwendigen Behandlung ein größeres Risiko für Fehlbildungen und gegebenenfalls auch für gesundheitliche Folgen durch die Medikamente als Kinder von Müttern ohne Epilepsie. Daher empfehlen Experten Schwangeren mit Epilepsie, das Angebot zu intensiven vorgeburtlichen Untersuchungen zu nutzen. Beispielsweise kann in der 16. Schwangerschaftswoche das Blut der Frau auf den Gehalt an Alphafetoprotein untersucht werden. Dieses Eiweiß wird vom Embryo gebildet; seine Konzentration im Blut der Mutter verändert sich bei bestimmten Fehlbildungen des Kindes. Zudem kann der Embryo in der 20. Schwangerschaftswoche mittels Ultraschall auf Entwicklungsstörungen hin untersucht werden.
Ob eine Frau mit antiepileptischer Behandlung ihr Baby stillen kann, hängt vom jeweils verwendeten Medikament ab und ist bei diesen angegeben.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Fast alle Epilepsiemittel machen müde und beeinträchtigen die Aufmerksamkeit, einige verursachen zusätzlich Sehstörungen. Diese Nebenwirkungen treten insbesondere zu Behandlungsbeginn und bei Dosiserhöhungen auf, aber auch wenn zusätzliche Medikamente, die ebenfalls im zentralen Nervensystem angreifen, angewendet werden. Dazu gehören z. B. Mittel bei Allergien. Auch Alkohol verstärkt diese Nebenwirkungen von Antiepileptika. Bei solchen Beeinträchtigungen dürfen Sie kein Fahrzeug lenken, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten. Allerdings können gut eingestellte Epilepsiekranke, die länger als ein Jahr keine Anfälle mehr gehabt haben, durchaus fahrtüchtig sein. Ob das der Fall ist, sollte der Betroffene aber besser nicht selbst beurteilen, sondern mit dem Arzt besprechen.
Beachten Sie, dass die Nebenwirkungen auch Kinder betreffen können und sie beeinträchtigen, wenn sie beispielsweise Fahrrad oder Skateboard fahren oder bestimmte Sportarten ausüben.
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