Aktuelles
Einige Chargen von Champix wurden wegen Verunreinigungen Mitte Juli 2021 und weitere Ende September zurückgerufen. Pfizer hat weltweit den Vertrieb des Mittels eingestellt. Es bestehen Engpässe bei der Versorgung von Patienten während einer Nikotinentwöhnungsbehandlung. Die Firma geht nicht davon aus, dass vor Ende 2023 Vareniclin wieder zur Verfügung steht.
Bei Überprüfungen wurde in einigen Chargen des Medikaments eine erhöhte Menge von Nitrosaminen nachgewiesen, die die akzeptierten Grenzwerte übersteigen. Dabei handelt es sich um Stoffe, die insbesondere bei einer länger andauernden Behandlung möglicherweise krebserregend wirken. Ein unmittelbares Risiko besteht für Menschen, die mit Vareniclin behandelt werden, nicht. Zu dieser Einschätzung kommen Fachleute auf Grundlage der vorliegenden Daten. Testergebnis Vareniclin
Wer Champix nutzt, um eine Nikotinentwöhnung zu unterstützen, sollte das Mittel nicht abrupt absetzen, sondern sich mit dem verschreibenden Arzt in Verbindung setzten. Es kann sein, dass eine bereits begonnene Behandlung nicht mehr beendet werden kann, da nur noch begrenzte Mengen des Medikamentes auf dem Markt sind. Zur Verfügung stehen derzeit bereits ausgelieferte Chargen, die nicht belastet sind. Eine laufende Behandlung sollte möglichst schrittweise beendet werden. Falls erforderlich kann ein anderes Entwöhnungsmittel, beispielsweise mit Nikotin, genutzt werden.
Wirkungsweise
Vareniclin verbindet sich mit den körpereigenen Nikotinrezeptoren besser als Nikotin selbst. Damit blockiert es die Wirkung von Nikotin, ruft aber dieselbe Wirkung hervor, nur abgeschwächt. Dadurch verringern sich einerseits die Entzugserscheinungen, andererseits schwächen sich die von den Rauchenden geschätzten Effekte des Nikotins auf die Psyche ab.
In mehreren Studien wurde die therapeutische Wirksamkeit von Vareniclin mit der einer Scheinbehandlung oder mit der von Bupropion verglichen. Demnach schnitt Vareniclin eindeutig am besten ab. Gegenüber einer Scheinbehandlung erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, mit dem Rauchen aufzuhören, um mehr als das Zweifache: Statt 11 von 100 Personen sind 25 Personen nach der Behandlung rauchfrei. In einer direkten Vergleichsstudie wurden mit Bupropion nach einem Jahr 15 von 100 Personen rauchabstinent, mit Vareniclin erreichten das 23 von 100 Personen. In einigen Studien wurde die Behandlung mit Vareniclin mit einer Nikotinersatztherapie verglichen. Dabei war der Vorteil von Vareniclin eher gering. 19 von 100 waren mit Nikotinersatz nach knapp sechs Monaten abstinent im Vergleich zu 24 von 100, die mit Vareniclin behandelt wurden. Für ein abschließendes Urteil sind allerdings noch weitere vergleichende Studien erforderlich.
In einigen Studien reichte die Nikotinabstinenz zwar über die Zeit der Behandlung mit Vareniclin hinaus, doch ob der Therapieerfolg anhält, ist noch unklar.
Vareniclin scheint sich dann auf Herz und Kreislauf negativ auszuwirken, wenn bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung besteht. In einer Studie fiel auf, dass mehr Personen mit einer bis dahin stabilen Herz-Kreislauf-Erkrankung ein akutes Herzproblem bekamen, wenn sie Vareniclin einnahmen. Da sich außerdem die Auswirkungen der Einnahme auf die psychische Gesundheit noch nicht sicher abschätzen lassen, ist Vareniclin zur Unterstützung der Raucherentwöhnung "mit Einschränkung geeignet".
Anwendung
Sie sollten mit der Behandlung beginnen, während Sie noch rauchen. Dann legen Sie für die erste oder zweite Behandlungswoche einen Tag fest, an dem Sie mit dem Rauchen aufhören.
In den ersten drei Behandlungstagen nehmen Sie einmal täglich 0,5 Milligramm Vareniclin ein, in den folgenden drei Tagen zweimal täglich 0,5 Milligramm. Ab dann nehmen Sie zweimal täglich 1 Milligramm Vareniclin ein.
Menschen mit erheblich eingeschränkter Nierenfunktion sollten nicht mehr als einmal täglich 1 Milligramm Vareniclin einnehmen.
Die Behandlung dauert drei Monate. Wer nach dieser Zeit das Rauchen vollständig aufgegeben hat, kann erwägen, ob er das Medikament noch weitere drei Monate einnehmen möchte, um den Erfolg zu stabilisieren. Da die Gefahr eines Rückfalls direkt im Anschluss an eine Raucherentwöhnung am höchsten ist, wird empfohlen, die Behandlung mit Vareniclin nicht abrupt zu stoppen, sondern das Mittel langsam ausschleichend abzusetzen.
Achtung
Es gibt Hinweise, dass Mittel mit Wirkung auf die Psyche, zu denen auch Vareniclin gehört, die Bereitschaft, sich Schaden zuzufügen oder das Leben zu nehmen, verstärken können. Näheres hierzu lesen Sie unter Antidepressiva und Selbsttötung.
Wenn Sie Insulin spritzen (bei Diabetes), gerinnungshemmende Mittel wie Phenprocoumon und Warfarin (bei erhöhter Thrombosegefahr) oder Theophyllin (bei Asthma) einnehmen und dann mit dem Rauchen aufhören, kann die Konzentration dieser Wirkstoffe im Blut deutlich ansteigen. Vor allem in den ersten Tagen des Rauchstopps sollte der Arzt den Wirkstoffspiegel im Blut kontrollieren und gegebenenfalls die Arzneimitteldosierung anpassen.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie Vareniclin nur einnehmen, wenn der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung sehr sorgfältig abgewogen hat:
- Sie haben eine psychische Erkrankung. Hierzu zählen Depressionen, Manien, Schizophrenien und andere Psychosen.
- Sie leiden an einer Epilepsie. Möglicherweise erhöht sich durch Vareniclin die Gefahr von Krampfanfällen.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:
- Falls Ihre Nierenfunktion erheblich eingeschränkt ist und Sie mit Cimetidin (bei Sodbrennen) behandelt werden, sollten Sie nicht gleichzeitig noch Vareniclin einnehmen.
- Andere Medikamente zur Raucherentwöhnung, z. B. Nikotinpräparate oder Bupropion, sollten nicht zeitgleich mit Vareniclin eingesetzt werden, da hierfür noch keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen.
Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken
Vareniclin kann die Verträglichkeit von Alkohol verändern. Manche Anwender von Vareniclin vertragen weniger Alkohol, werden aggressiv oder erleiden eine Gedächtnisstörung. Wenn Sie Vareniclin einnehmen, sollten Sie mit Alkohol so lange zurückhaltend sein, bis Sie wissen, wie sich das Mittel bei Ihnen auswirkt.
Nebenwirkungen
Keine Maßnahmen erforderlich
Bei bis zu 10 von 100 Personen kommen Schwindelgefühle, Müdigkeit, Verdauungsbeschwerden und Mundtrockenheit vor.
Über Denkstörungen, Zittern, Unruhe und nächtliche Schweißausbrüche berichten 1 bis 10 von 1 000 Behandelten.
Muss beobachtet werden
Mehr als 10 von 100 Personen bekommen Kopfschmerzen und klagen über Schlaflosigkeit und ungewöhnliche Träume. Halten die Beschwerden an oder fühlen Sie sich dadurch ernsthaft beeinträchtigt, sollten Sie das mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.
Insbesondere zu Beginn der Behandlung tritt bei jedem Dritten bis Vierten, der Vareniclin einnimmt, Übelkeit auf. Bei schwerer Übelkeit oder Erbrechen sollten Sie das Mittel absetzen und einen Arzt aufsuchen.
Das Mittel kann eine depressive Verstimmung auslösen. Wenn Sie bei sich selbst oder nahestehende Personen bei Ihnen ungewohnte Stimmungsschwankungen bemerken und Sie sich traurig und bedrückt fühlen, eventuell auch sehr unruhig und grundlos unzufrieden, sollten Sie mit dem Arzt, der Ärztin darüber sprechen.
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt und Sie ein Alternativmedikament benötigen. Solche Hauterscheinungen treten bei 1 bis 10 von 1 000 Anwendern auf.
Ebenso häufig kommen Panikreaktionen, Stimmungsschwankungen, Tinnitus, Gelenksteife, Muskelkrämpfe, Koordinationsstörungen, Herzklopfen und Sehstörungen vor. Auch bei diesen Symptomen sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Sofort zum Arzt
Die oben beschriebenen Hauterscheinungen können in sehr seltenen Fällen auch erste Anzeichen für andere sehr schwerwiegende Reaktionen auf das Arzneimittel sein. Meist entwickeln diese sich während der Anwendung des Mittels nach Tagen bis Wochen. Typischerweise dehnen sich die Hautrötungen aus und es bilden sich Blasen ("Syndrom der verbrühten Haut"). Auch die Schleimhäute des gesamten Körpers können betroffen und das Allgemeinbefinden wie bei einer fiebrigen Grippe beeinträchtigt sein. Bereits in diesem Stadium sollten Sie sich sofort an einen Arzt wenden, denn diese Hautreaktionen können sich rasch lebensbedrohlich verschlimmern.
Während der Behandlung kann sich der Pulsschlag erhöhen. Das Gefühl, das Herz "stolpert", kann auf Herzrhythmusstörungen beruhen. Derartiges berichten 1 bis 10 von 1 000 Anwendern und Anwenderinnen.
Bei den typischen Anzeichen eines Herzinfarkts sollten Sie unverzüglich den Notarzt (Telefon 112) rufen. Männer registrieren dabei vornehmlich Schmerzen im Brustkorb, die in die Arme ausstrahlen, Schwindel, Übelkeit und Kraftlosigkeit. Bei Frauen stehen eher Übelkeit bis hin zum Erbrechen, unklare Beschwerden im oberen Bauchraum, Atemnot und Erschöpfung im Vordergrund.
Besondere Hinweise
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Über die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen einige Studiendaten vor, nach denen das Mittel bei ihnen keine Unterstützung bei der Raucherentwöhnung bietet. Für Kinder und Jugendliche ist Wirksamkeit und Verträglichkeit von Vareniclin nicht ausreichend nachgewiesen. Sie sollten das Mittel darum nicht bekommen.
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Über das Risiko einer Einnahme in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erkenntnisse vor. Sie sollten Vareniclin daher besser nicht anwenden.
Ob Vareniclin in die Muttermilch übergeht, ist nicht bekannt. Sicherheitshalber sollten Sie es während der Stillzeit nicht einnehmen. Wollen Sie Ihre Raucherentwöhnung in dieser Zeit dennoch mit Vareniclin unterstützen, sollten Sie sicherheitshalber abstillen.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Aufgrund der beschriebenen unerwünschten Wirkungen kann Vareniclin die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen. Sie sollten deshalb vor allem zu Beginn der Behandlung nicht aktiv am Verkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.
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