Wirkungsweise
Cortisonhaltige Mittel (medizinisch Glucocorticoide) lassen Entzündungen abklingen, unterdrücken den Juckreiz und verzögern die rasche Zellerneuerung, die dazu führt, dass die Haut schuppt. Deshalb werden diese Mittel häufig auch bei Schuppenflechte angewendet. Alle diese Effekte beruhen darauf, dass Glucocorticoide die Bildung körpereigener Stoffe verhindern, die Entzündungen und Allergien fördern. Diese Mittel beseitigen also die Symptome einer Krankheit, nicht aber deren Ursachen. Testergebnis äußerlich anzuwendende Mittel mit Cortison
Glucocorticoide können durch die Haut in den Blutkreislauf gelangen. Sie entfalten deshalb ihre Wirkung zwar vorrangig an der Haut, in geringem Maße aber auch im ganzen Körper – dies allerdings sehr viel weniger als bei Einnahme von Tabletten. Wie gut der Wirkstoff in die Haut aufgenommen wird und in welchem Umfang er in den Blutkreislauf gerät, hängt von den physikalischen Eigenschaften des Wirkstoffs, seiner Zubereitung, den Zusätzen, dem Ausmaß der Hauterkrankung und der Hautdicke ab. Je dünner die Haut ist, desto stärker wirken die Glucocorticoide. Im Genitalbereich beispielsweise oder an der Innenseite der Oberarme ist die Haut besonders dünn, auf der Oberseite der Oberschenkel besonders dick.
Die Substanzen gibt es in vier Wirkklassen von Klasse 1 (schwach wirkend) bis Klasse 4 (sehr stark wirkend). Hydrocortison gehört zu den schwach wirkenden Substanzen und ist als einziges Cortison zum Auftragen auf die Haut rezeptfrei erhältlich. Alle anderen Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse sind verschreibungspflichtig. Die Wirkstoffe Dexamethason, Flumetason, Flupredniden, Hydrocortisonbuteprat, Hydrocortisonbutyrat, Methylprednisolon, Prednicarbat und Triamcinolon gehören zu den mittelstark wirkenden Glucocorticoiden (Klasse 2). Stark wirkende Glucocorticoide der Klasse 3 sind Amcinonid, Betamethason, Diflucortolon, Fluocinolon, Fluocinonid und Mometason. Clobetasol ist ein sehr stark wirkendes Glucocorticoid (Klasse 4).
Die therapeutische Wirksamkeit der Mittel bei Ekzemen und Neurodermitis ist erwiesen; sie sind in allen vier Wirkstärkeklassen zur kurzzeitigen Behandlung von Ekzemen und Neurodermitis geeignet. Welche der vielen verschiedenen Substanzen im Einzelfall sinnvoll ist, muss der Arzt entscheiden. Die Mittel unterscheiden sich teilweise erheblich im Preis, wirken aber – sofern sie zur gleichen Wirkstärkeklasse gehören oder wirkstoffidentisch sind – weitgehend gleich. Bei den mittelstark wirkenden Glucocorticoiden gelten die Wirkstoffe Hydrocortisonbutyrat, Methylprednisolonaceponat und Prednicarbat als besonders verträglich, bei den stark wirkenden Glucocorticoiden der Wirkstoff Mometason.
Eine Salbe hilft aufgrund des hohen Fettgehaltes sehr stark dabei, die Wirkstoffe in die Haut zu "transportieren", eine Lotion dagegen nur sehr wenig. Eine Zwischenposition nehmen Cremes ein. Der Zusatz von Propylenglycol oder Harnstoff unterstützt das Eindringen der Wirkstoffe in die Haut. Die meisten Mittel mit Glucocorticoiden gibt es in unterschiedlichen Konzentrationen. Je höher die Konzentration, desto wirksamer das Mittel, desto größer aber auch das Risiko für unerwünschte Wirkungen.
Anwendung
Rezeptfreie Mittel
Für das rezeptfreie Hydrocortison gilt: Die Mittel stehen in zwei unterschiedlichen Dosierungen zur Verfügung. Die mit fünf Milligramm höher dosierten Hydrocortisonpräparate wirken stärker. Bei diesen Mitteln sollten Sie die Anwendungsbeschränkungen besonders strikt berücksichtigen.
Sie tragen Creme, Emulsion oder Spray je nach Gehalt an Hydrocortison ein- bis dreimal täglich dünn auf die betroffene Hautstelle auf. Bessern sich die Beschwerden, wenden Sie die Mittel nur noch einmal täglich oder alle zwei Tage an und setzen sie dann ganz ab.
Länger als zwei Wochen sollten Sie die Mittel nicht anwenden. Sind die Symptome dann nicht verschwunden oder treten sie erneut auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Im Gesicht sollten Sie Hydrocortison nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt anwenden. Große Hautflächen (z. B. ganzer Rücken oder Bauch) sollten Sie damit ebenfalls nicht behandeln.
Rezeptpflichtige Mittel
Bewährt haben sich folgende Anwendungsschemata:
Stufentherapie: Sie wenden drei bis fünf Tage ein stark wirkendes Mittel an und gehen dann zu einem schwächer wirkenden Präparat über, sobald Entzündung und Juckreiz nachlassen. Tragen Sie die Mittel in der Regel morgens auf die Haut auf, um die körpereigene Produktion von Glucocorticoiden möglichst wenig zu beeinträchtigen.
Wichtig ist, die Haut auch während der Cortisonbehandlung weiter an Ihren Hauttyp angepasst zu pflegen. Zwischen dem Auftragen des glucocorticoidhaltigen Präparats und des Pflegeprodukts wird eine Pause von etwa 15 Minuten empfohlen.
Tandemtherapie: Sie cremen die Haut morgens mit Glucocorticoiden ein und abends mit wirkstofffreien oder harnstoffhaltigen Produkten.
Intervalltherapie: Sie tragen das glucocorticoidhaltige Präparat alle zwei bis vier Tage auf, am besten immer morgens, um die körpereigene Produktion von Glucocorticoiden in den Nebennierenrinden möglichst wenig zu beeinträchtigen. An den Tagen zwischen der Behandlung mit Glucocorticoiden tragen Sie stattdessen die Basispflegemittel passend zu Ihrem Hauttyp auf.
Proaktive Nachbehandlung: Um ein erneutes Aufflammen der Neurodermitis zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, nach Abschluss der Akutbehandlung die Glucocorticoide in der Regel noch drei Monate zweimal pro Woche aufzutragen. Wichtig ist, die Haut während eines Schubs lange genug mit dem glucocorticoidhaltigen Präparat zu behandeln: Nämlich so lange, bis sie nicht mehr juckt und die Entzündung abgeheilt ist. Wenn die Behandlung zu früh beendet wird, kann der Ausschlag zurückkommen, was dazu führen kann, dass man am Ende mehr Cortison anwendet, als wenn man gleich ausreichend lange behandelt hätte.
Welche Therapieform sinnvoll ist, müssen Sie mit dem Arzt besprechen. In der Regel reicht bei Neurodermitis die Behandlung mit Glucocorticoiden der Klassen 1 und 2. Die wirkstärkeren Mittel kommen bei schweren Hauterscheinungen etwa an Füßen und Händen zum Einsatz.
Sehr stark wirkende Substanzen (Klasse 4) dürfen Sie bei Neurodermitis nur auf eine höchstens handtellergroße Hautfläche auftragen, weil sie sonst zu starke unerwünschte Wirkungen haben. Wirkstoffe der Klassen 3 und 4 sollten Sie in Hautfalten nur anwenden, wenn der Hautarzt es Ihnen empfohlen hat, weil die Haut dort dünner ist und Feuchtigkeit sich dort länger hält. Die Mittel können dort leichter eine dünnere Haut und Streifen (Striae) hervorrufen. Wirkstoffe der Klassen 1 und 2 können Sie in Hautfalten auftragen, sie eignen sich auch für Kinder.
Wenn die eingecremte Haut mit einem Folienverband abgedeckt oder auf sehr dünne Haut (unter den Achseln, im Gesicht, im Genitalbereich – insbesondere auf dem Hodensack – oder bei Kleinkindern, deren Haut noch sehr viel dünner ist als die von Erwachsenen) aufgetragen wird, dringt der Wirkstoff schneller und tiefer in die Haut ein. Dann steigt das Risiko für unerwünschte Wirkungen. Glucocorticoide der Klassen 3 und 4 sollten Sie daher weder auf diese Körperstellen auftragen noch unter einem Folienverband verwenden.
Grundsätzlich sollten Sie möglichst nicht mehr als ein Fünftel der Körperoberfläche mit glucocorticoidhaltigen Mitteln eincremen, es sei denn, es wurde ausdrücklich so verschrieben. Sobald wie möglich sollten Sie dann zu einer Intervalltherapie übergehen.
Mittel der Klassen 1 und 2 sollten Sie in aller Regel nicht länger als vier Wochen, Mittel der Klassen 3 und 4 nicht länger als zwei Wochen anwenden.
Sobald Entzündung und Juckreiz nachlassen, sollten Sie vor allem stark wirksame Glucocorticoide langsam immer niedriger dosieren, um sie schließlich ganz abzusetzen und nur noch die Basispflege anzuwenden. Es ist wichtig, dass Sie das nicht abrupt tun, sondern sich aus der Behandlung "ausschleichen", indem Sie beispielsweise das Mittel immer seltener auftragen: zuerst nur einmal täglich, dann alle zwei Tage, später nur noch zweimal, dann einmal in der Woche und schließlich gar nicht mehr. Beachten Sie das nicht, blüht die gerade abgeklungene Entzündung schlagartig und umso heftiger wieder auf (Rebound-Effekt).
Flüssige Zubereitungen, Lösungen oder Tinkturen eignen sich speziell zur Anwendung auf behaarten Körperstellen.
Allgemein
Wenn Sie diese Präparate im Intimbereich anwenden, beachten Sie auch die Hinweise zur Anwendung von Kondomen und Diaphragmen.
Achtung
Wird ein luftdichter Verband angelegt, müssen Sie beachten, dass die Glucocorticoide dabei verstärkt durch die Haut in den Blutkreislauf gelangen und unerwünschte Wirkungen hervorrufen können. Dann sind unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen, wie sie für innerlich anzuwendende Glucocorticoide beschrieben werden, möglich.
Die Mittel dürfen nicht in die Augen gelangen.
Falls Sie die Mittel längere Zeit im Gesicht anwenden, kann sich die Haut um den Mund herum entzünden (periorale Dermatitis). Setzen Sie das Präparat ab, blüht diese Entzündung erst richtig auf. Wenden Sie die Mittel dann erneut an, um die Entzündung zu behandeln, verschlimmert sich die Hautentzündung weiter. Dagegen hilft nur, das Mittel konsequent wegzulassen. Eine solche "Sucht" auf Glucocorticoide kommt im Gesicht besonders häufig vor. Deshalb sollten Sie Glucocorticoide dort möglichst nicht anwenden.
Einige Präparate enthalten Parabene (siehe Tabelle). Diese Konservierungsmittel können Allergien auslösen. Wenn Sie auf Parastoffe allergisch reagieren, dürfen Sie diese Präparate nicht anwenden.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie keine glucocorticoidhaltigen Salben, Cremes und Lotionen anwenden:
- Sie oder das zu behandelnde Kind haben eine bakteriell bedingte Hautentzündung.
- Es handelt sich bei dem Ausschlag um eine Impfreaktion, Pilzinfektion, Akne oder eine Rosazea.
- Sie oder das zu behandelnde Kind haben Windpocken oder eine Gürtelrose (Zoster).
- Die Hautentzündung besteht im Windelbereich.
- Es hat sich eine tiefe Wunde gebildet.
- Sie oder das zu behandelnde Kind haben einen Trommelfellriss. Dann dürfen Glucocorticoide nicht im Ohr angewendet werden.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie gleichzeitig noch andere cortisonhaltige Mittel in Form von Tabletten, Kapseln, Lösungen oder Injektionen anwenden, können sich die Wirkungen und Nebenwirkungen der Mittel zum Auftragen auf die Haut verstärken.
Nebenwirkungen
Bei allen schwach wirkenden Substanzen (Hydrocortison) und bei allen Substanzen, die der "4. Generation" angehören (Hydrocortisonbuteprat, Hydrocortisonbutyrat, Methylprednisolonaceponat und Prednicarbat) treten die nachfolgend genannten unerwünschten Wirkungen nur sehr selten auf, wenn Sie die Mittel kurzzeitig anwenden. Am größten ist die Gefahr für Nebenwirkungen bei Säuglingen und Kleinkindern.
Keine Maßnahmen erforderlich
Aufgrund von Pigmentverschiebungen kann die Haut blasser oder dunkler werden. Diese Erscheinung bildet sich wieder zurück, wenn Sie das Mittel absetzen.
Muss beobachtet werden
Wenn Sie folgende Veränderungen bemerken, sollten Sie den Arzt aufsuchen und mit ihm besprechen, ob Sie das Mittel weiter anwenden sollen:
- Die Haut wird dünn und leicht verletzlich (Pergamenthaut).
- Im Bindegewebe bilden sich Risse, ähnlich wie Schwangerschaftsstreifen (Striae).
- Auf der Haut zeigen sich zahlreiche Pickel, ähnlich wie bei Akne (Steroid-Akne), oder eine bestehende Akne verschlimmert sich.
- Die feinen Äderchen in der Haut erweitern sich. Dabei bilden sich rote Punkte oder kleine Streifen auf der Haut.
- Es treten häufiger Pilz- oder Herpesinfektionen oder Haarbalgentzündungen auf, insbesondere in Hautfalten.
- Wunden heilen verzögert, vor allem offene Stellen am Unterschenkel im Zusammenhang mit einer Venenschwäche (Ulcus cruris).
Wenn Sie die Mittel über längere Zeit am Auge anwenden und verschwommen oder schlechter sehen, hat sich womöglich die Linse im Auge getrübt (grauer Star) oder der Augeninnendruck erhöht (grüner Star). Gehen Sie dann möglichst bald zum Augenarzt.
Sofort zum Arzt
Insbesondere wenn diese glucocorticoidhaltigen Mittel großflächig, über lange Zeit, unter einem Foliensalbenverband oder in Augennähe angewendet werden, kann sich vereinzelt der Augeninnendruck derart erhöhen, dass es zu einem Glaukomanfall kommt. Symptome davon sind: gerötete, schmerzende Augen, geweitete Pupillen, die sich bei Lichteinfall nicht mehr verengen, sowie sich hart anfühlende Augäpfel. Suchen Sie dann unverzüglich einen Augenarzt oder die nächste Notfallambulanz auf. Wird ein solcher akuter Glaukomanfall nicht sofort behandelt, können Sie erblinden.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
In der Schwangerschaft sollten Sie diese Mittel nur anwenden, wenn der Arzt dies unbedingt für erforderlich hält. Dann sollten bevorzugt Mittel mit Hydrocortison oder Prednisolon oder mit Substanzen eingesetzt werden, die bereits in der Haut zu diesen Wirkstoffen abgebaut werden (z. B. Prednicarbat). Hydrocortison und Prednisolon gehören zu den schwach wirkenden Glucocorticoiden, somit ist die Gefahr für unerwünschte Wirkungen vergleichsweise gering. Bei den stärker wirkenden Glucocorticoiden sind vor allem solche Substanzen zu bevorzugen, die ein günstiges Verhältnis von erwünschter und unerwünschter Wirkung haben (z. B. Hydrocortisonbuteprat, Methylprednisolonaceponat). Aber auch diese Mittel sollten Sie nicht länger als vier Wochen anwenden und die insgesamt behandelte Fläche sollte nicht größer als ein Bein sein.
In der Stillzeit dürfen Sie die Mittel nicht auf der Brust auftragen. Außerdem müssen Sie dafür sorgen, dass das Kind nicht mit Hautstellen in Berührung kommt, die Sie mit cortisonhaltigen Salben oder Cremes behandelt haben.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Säuglinge und Kleinkinder reagieren besonders empfindlich auf cortisonhaltige Cremes und Salben, weil ihre Körperoberfläche im Verhältnis zu ihrem Körpervolumen besonders groß ist. Bei ihnen kann sich bei längerfristiger Anwendung (über vier Wochen) das Knochenwachstum verlangsamen.
Bei Wickelkindern ist zu bedenken, dass das Glucocorticoid unter einer fest schließenden Windel leichter durch die Haut in den Körper gelangen kann. Deshalb sollten Sie den behandelten Bereich möglichst nicht luftdicht "verpacken".
Mit stark wirkenden Glucocorticoiden der Klasse 3 sollten Kinder nur in Ausnahmefällen und nicht länger als fünf Tage behandelt werden. Sehr stark wirkende Glucocorticoide der Klasse 4 sollten Sie bei Kindern vermeiden.
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