Wirkungsweise
Brivaracetam ist ein Zusatztherapeutikum zur Behandlung von fokalen Epilepsien. Der Wirkstoff ist eng verwandt mit dem schon länger bekannten Epilepsiemittel Levetiracetam. Im Gegensatz zu diesem darf Brivaracetam derzeit nur als Zusatz zu anderen Mitteln eingesetzt werden. Testergebnis Brivaracetam
Seine therapeutische Wirksamkeit ist gegenüber einer Scheinbehandlung nachgewiesen, allerdings ist die Wirkstärke relativ gering. Innerhalb von 16 Behandlungswochen wurden 26 von 1 000 Patienten unter Brivaracetam anfallfrei gegenüber 4 von 1 000 unter Scheinbehandlung. In der gleichen Zeit verringerten sich die Anfälle bei 34 von 100 mit Brivaracetam behandelten Patienten um die Hälfte. Bei Patienten, die mit einem Scheinmedikament behandelt wurden, war dies lediglich bei 19 von 100 der Fall.
Wie gut Brivaracetam im Vergleich zu anderen antiepileptisch wirkenden Zusatzmitteln wie beispielsweise Lacosamid wirkt, ist nicht in klinischen Studien untersucht. Im indirekten Vergleich ergibt sich aber kein Vorteil für das neue Mittel. Ob Brivaracetam gegenüber dem chemisch verwandten Levetiracetam Vorteile hat, ist nicht untersucht. Eine Kombination der beiden Mittel führt allerdings nicht zu einer besseren antiepileptischen Wirkung als eines der beiden Mittel allein. Brivaracetam und Levetiracetam sollten daher nicht mit einander kombiniert werden. Ein Vorteil von Brivacaretam besteht darin, dass es wie Levetiracetam wohl kaum Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hat. Nachteilig ist, dass das Mittel noch wenig erprobt ist und keine Langzeitstudien vorliegen, die seine Verträglichkeit auch für die Daueranwendung nachweisen. Aufgrund der engen Verwandtschaft zu Levetiracetam sind aber für Brivaracetam keine bislang unbekannten unerwünschten Wirkungen zu erwarten. Insgesamt wird das Mittel bei Epilepsien daher als "auch geeignet" bewertet.
Anwendung
Allgemeine Angaben zur Anwendung finden Sie unter Epilepsiemittel gemeinsam betrachtet.
Üblicherweise beginnt bei Erwachsenen die Behandlung mit einer Anfangsdosis von 50 oder 100 Milligramm pro Tag. Je nach Ansprechen kann die Menge in wöchentlichen Abständen um 50 Milligramm Brivaracetam erhöht werden. Mehr als 200 Milligramm pro Tag sollten es nicht sein. Die erforderliche Brivaracetammenge wird – aufgeteilt in zwei Einzeldosen – morgens und abends eingenommen. Jugendliche, die bereits mehr als 50 Kilogramm wiegen, werden entsprechend behandelt.
Das Mittel kann mit etwas Flüssigkeit – unabhängig von den Mahlzeiten – geschluckt werden. Falls Sie den Einnahmezeitpunkt einmal verpasst haben, sollten Sie – sobald Sie Ihren Fehler bemerkt haben – die Dosis nachholen und das Medikament dann wie vorgesehen weiter anwenden.
Soll die Dosis aufgrund individueller Umstände verringert oder die Behandlung beendet werden, muss dies in kleinen Schritten über eine längere Zeit geschehen.
Wenn Sie eine Leberfunktionsstörung haben, sollte der Arzt eine Behandlung mit maximal 50 Milligramm Brivaracetam beginnen. Mehr als 150 Milligramm pro Tag sollten Sie nicht einnehmen.
Achtung
Briviact Lösung: Dieses Präparat enthält als Konservierungsmittel Parabene. Wenn Sie auf Parastoffe allergisch reagieren, dürfen Sie es nicht anwenden.
Gegenanzeigen
Sie dürfen das Mittel nicht anwenden, wenn Ihre Nierenfunktion stark eingeschränkt ist.
Wenn Ihre Leber nur noch eingeschränkt arbeitet, muss der Arzt Nutzen und Risiken einer Behandlung sorgfältig abwägen. Für Menschen mit Leberfunktionsstörungen liegen nur wenige Erfahrungen mit Brivaracetam vor.
Wechselwirkungen
Die bisher vorliegenden Informationen zu Brivaracetam legen nahe, dass das Mittel nur wenige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten eingeht. Wenn Sie noch andere Medikamente anwenden, ist allerdings Folgendes zu beachten:
Müssen Sie eine Behandlung mit Rifampicin (bei Tuberkulose) beginnen, kann sich die Wirksamkeit von Brivaracetam verringern. Achten Sie besonders zu Beginn der Behandlung mit Rifampicin auf Hinweise eines Wirkverlustes (die Anfallshäufigkeit erhöht sich). Dann muss der Arzt, so lange Sie Rifampicin anwenden, die Dosis von Brivaracetam erhöhen und nach Abschluss der Behandlung wieder verringern.
Nebenwirkungen
Keine Maßnahmen erforderlich
Über Schwindel und Müdigkeit klagen mehr als 10 von 100 Anwendern. 1 bis 10 von 100 fühlen sich schwach und berichten über Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und verminderten Appetit.
Muss beobachtet werden
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt und Sie ein Alternativmedikament benötigen.
Wenn Sie sich längere Zeit abgeschlagen fühlen und häufig Infektionen oder Fieber haben, sollte der Arzt Ihr Blut untersuchen. Es könnte eine Blutbildungsstörung vorliegen.
Brivaracetam löst bei 1 bis 10 von 100 Anwendern psychische Störungen aus. Diese können sich in Form von Reizbarkeit, Unruhe, sowie Angst und depressiver Stimmungslage äußern; auch Aggressionen und psychotische Störungen sind vorgekommen. Wenn Sie derartige Veränderungen feststellen, sollten Sie dies mit einem Arzt besprechen.
Wenn Sie Freud- und Antriebslosigkeit quälen und Sie sehr ängstlich oder niedergeschlagen sind, kann es sich um eine Depression handeln. Auch eine allgemeine Erschöpfung und Interessenlosigkeit sowie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit können Anzeichen einer solchen Erkrankung sein. Wenn Sie oder nahestehende Personen solche Veränderungen bemerken und diese länger als zwei Wochen anhalten, sollten Sie sich an einen Arzt wenden. Dann können Sie im Gespräch über das weitere Vorgehen beraten.
Sofort zum Arzt
Die oben beschriebenen Anzeichen einer Depression können sich so weit verschlimmern, dass Betroffene kein Interesse mehr an ihrem sozialen Umfeld aufbringen können und innere Leere sowie Schuldgefühle soweit zunehmen, dass sich Selbsttötungsgedanken entwickeln. Sehen nahestehende Personen die Gefahr einer Selbsttötung, muss sofort ärztliche Hilfe gesucht werden.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Allgemeine Hinweise für die Anwendung in der Schwangerschaft finden Sie unter Epilepsiemittel gemeinsam betrachtet.
Zur Anwendung von Brivaracetam liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Ob das Arzneimittel in den Blutkreislauf des Kindes gelangt, ist bislang nicht geklärt. Daher sollte das Mittel nur eingesetzt werden, wenn Lamotrigin oder Levetiracetam, die in der Schwangerschaft derzeit als die sichersten Epilepsiemittel gelten, nicht angewendet werden können und der Nutzen der Brivaracetam-Einnahme für die Mutter eindeutig größer ist als das mögliche Risiko für das Ungeborene.
Tierexperimentellen Untersuchungen zufolge geht Brivaracetam in die Muttermilch über. Ob das beim Menschen genauso ist, ist unklar. Sicherheitshalber sollten Sie bei einer Epilepsiebehandlung mit diesem Medikament daher möglichst auf das Stillen verzichten.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Brivaracetam ist ein neuer Wirkstoff zur Zusatzbehandlung bei Kindern mit fokalen Epilepsien und unterliegt noch einer zusätzlichen Überwachung durch die Arzneimittelbehörde.
Das Mittel darf erst an Kinder über 2 Jahre verabreicht werden. Für diese liegen ausreichende Untersuchungsdaten vor, um seinen Einsatz zu begründen. Bei jüngeren Kindern hingegen sind Wirksamkeit und Verträglichkeit noch nicht belegt. Wiegt ein Kind oder Jugendlicher noch keine 50 Kilogramm, wird die Dosis von Brivaracetam nach dem Körpergewicht berechnet. Als tägliche Anfangsdosis werden in der Regel 1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht verabreicht, die je nach Ansprechen in wöchentlichen Abständen auf bis zu 4 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, bei Kindern mit einem Körpergewicht unter 20 Kilogramm auch bis 5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht gesteigert werden kann. Durchschnittlich genügen für eine ausreichende Anfallskontrolle in der Dauerbehandlung aber 2 beziehungsweise 2,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.*
Für ältere Menschen
Die Erfahrungen zur Anwendung von Brivaracetam bei Menschen über 65 Jahren sind begrenzt. Die wenigen bisher vorliegenden Daten geben aber Hinweise, dass sich Wirksamkeit und Verträglichkeit nicht von der jüngerer Menschen unterscheidet.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Hinweise zur Verkehrstüchtigkeit finden Sie unter Epilepsiemittel gemeinsam betrachtet.
* aktualisiert am 25.04.2022
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