Wirkungsweise
Die langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika Formoterol und Salmeterol werden bei Asthma und COPD eingesetzt, Indacaterol und Olodaterol nur bei COPD. Sie binden an spezielle Stellen in den Zellen der glatten Muskulatur (Beta-2-Rezeptoren), wodurch diese erschlafft. Dadurch lösen sich verkrampfte Muskeln in den Bronchien und die Atemwege erweitern sich. Da es ähnliche Rezeptoren auch am Herzmuskel und an der Skelettmuskulatur gibt, wirken die Mittel teilweise auch dort, was unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen kann.
Asthma
Beta-2-Sympathomimetika wirken nicht entzündungshemmend und können, wenn sie als einziges Arzneimittel gegeben werden, die Empfindlichkeit der Bronchien erhöhen. Deshalb ist es meist sinnvoll, gleichzeitig Glucocorticoide anzuwenden, weil diese die Bronchien wieder stabilisieren.
Bei Asthma sollen die langwirkenden Substanzen Formoterol und Salmeterol, deren Wirkung etwa zwölf Stunden vorhält, für eine länger andauernde Behandlung erst bei Asthma ab Stufe 3 eingesetzt werden. Die in diesem Stadium als Basistherapie eingesetzten Glucocorticoide müssen dabei nicht bis zur höchsten Dosierung ausgereizt werden. Langwirkende Beta-2-Sympathomimetika können jedoch die antientzündliche Dauertherapie mit Glucocorticoiden nicht ersetzen. Denn die klinischen Studien, in denen Patienten diese langwirkenden Substanzen allein, ohne Glucocorticoide zum Inhalieren, angewendet haben, legen nahe, dass dann das Risiko für schwerwiegende Komplikationen und die Sterberate ansteigen. Als Dauermedikamente sollten langwirkende Beta-2-Sympathomimetika deshalb nie allein eingesetzt werden.
Wenn sich durch die kombinierte Inhalation von langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika und Glucocorticoiden bei Asthma der Zustand stabilisiert hat, sollte zudem versucht werden, die Dosierung so weit wie möglich zu reduzieren oder auf eine alleinige Glucocorticoidbehandlung zum Inhalieren umzustellen.
Chronisch obstruktive Bronchitis
Bei mittelgradiger, schwerer und sehr schwerer COPD lindern die langwirkenden Substanzen Formoterol und Salmeterol als Dauermedikamente die meist ständig vorhandenen Atembeschwerden und sind für diesen Anwendungsbereich geeignet. Das ebenfalls langwirkende Indacaterol ist seit 2014 im Handel. Da bisher erst vergleichsweise wenige Erfahrungen damit vorliegen, gilt Indacaterol als "auch geeignet".
Ein weiteres langwirkendes Beta-2-Sympathomimetikum zur Behandlung der COPD wurde mit Olodaterol auf den Markt gebracht. Olodaterol muss nur einmal täglich inhaliert werden. Im Vergleich zu einem Scheinmedikament kann Olodaterol die Lungenfunktion bei COPD verbessern. Aber es liegen noch nicht für alle Aspekte der Behandlung mit diesem neuen Wirkstoff schon Studienergebnisse vor. Ob es genauso gut wirkt und verträglich ist wie andere schon lange hierfür eingesetzte Mittel, ist noch nicht ausreichend untersucht. Die bisherigen Untersuchungen weisen jedenfalls nicht auf Vorteile gegenüber den bisherigen Standardtherapeutika wie Formoterol oder Tiotropiumbromid hin. Olodaterol wird daher als "auch geeignet" bewertet.
Tritt während der Anwendung mit langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika ein akuter Anfall von Atemnot auf, können Sie zusätzlich ein kurzwirkendes bronchienerweiterndes Mittel inhalieren. Müssen Sie das zu oft tun, weist das darauf hin, dass die Krankheit nicht ausreichend gut behandelt ist. Dann sollten Sie den Arzt aufsuchen.
Die Mittel werden auch in Kombination mit langwirksamen Anticholinergika zum Inhalieren eingesetzt, weil sich dann die Wirkung beider Medikamente verstärkt und die Krankheit sich seltener akut verschlechtert. Für diesen kombinierten Einsatz in der Dauerbehandlung einer COPD können zwar kurzwirkende prinzipiell ebenso wie langwirkende Wirkstoffe eingesetzt werden, die langwirkenden Substanzen haben aber den Vorzug, dass sie seltener inhaliert werden müssen.
Anwendung
Formoterol und Salmeterol wenden Sie morgens und abends an. Häufiger als zweimal täglich sollten Sie Salmeterol jedoch nicht einsetzen. Formoterol sollten Sie nicht häufiger als viermal täglich anwenden. Ansonsten können häufiger unerwünschte Wirkungen wie Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Muskelkrämpfe auftreten. Außerdem kann der Blutdruck ansteigen.
Chronisch obstruktive Bronchitis
Indacaterol und Olodaterol wenden Sie bei COPD nur einmal täglich an, möglichst zur gleichen Tageszeit (morgens oder abends). Mehr als zwei Kapseln bzw. Hübe pro Anwendung dürfen Sie nicht inhalieren.
Achtung
Nach Ansicht von Suchtexperten kann der als Hilfsstoff in einigen Inhalaten oder Dosieraerosolen verwendete Alkohol bei Menschen mit Alkoholproblemen eine einmal erreichte Entwöhnung wieder gefährden. Diese Personen sollten daher auf die Anwendung dieser Mittel verzichten. Ob das von Ihnen verwendete Mittel Alkohol enthält, steht in der Packungsbeilage.
Wenn Sie eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und/oder eine koronare Herzkrankheit haben oder zu Herzrhythmusstörungen neigen, sollte der Arzt die Herztätigkeit mit einem EKG kontrollieren, um unerwünschte Wirkungen frühestmöglich zu erkennen.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung besonders sorgfältig abwägen:
- Sie haben eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).
- Sie haben hohen Blutdruck.
- Ihr Blut enthält zu wenig Kalium (Hypokaliämie).
- Sie haben Diabetes und es ist schwierig, die Blutzuckerwerte gut zu regulieren.
- Sie haben einen Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom).
- Ihr Herz arbeitet nicht effektiv, weil sich der Herzmuskel immer weiter verdickt (hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie).
- Sie haben eine schwere Herzschwäche.
- Sie hatten einen Herzinfarkt.
- Ihr Herz schlägt zu schnell (Tachykardie).
Ihr Herzrhythmus ist auf bestimmte Weise verändert, was im EKG sichtbar wird (Verlängerung des QT-Intervalls). Dann können Formoterol bzw. Olodaterol diese Rhythmusstörung verschlimmern.
Chronisch obstruktive Bronchitis
Wenn Sie im Zusammenhang mit einer Epilepsie häufig Krampfanfälle haben, sollte der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung von Indacaterol und Olodaterol sorgfältig abwägen.
In Beipackzetteln zu diesen Mitteln können Sie lesen, dass sie bei Herzinfarkt, bei verdickten Herzwänden und verminderter Herzauswurfleistung (hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie) sowie bei zu schnellem Herzschlag (Tachykardie) nicht eingesetzt werden sollen. Aber natürlich müssen Asthma und COPD auch bei diesen Krankheiten ausreichend medikamentös behandelt werden und bei einem Anfall von Atemnot müssen auch Herzkranke ein Notfallmedikament benutzen. Wegen der möglichen unerwünschten Wirkungen der Beta-2-Sympathomimetika auf das Herz ist es aber besonders wichtig, dass die medikamentöse Dauertherapie des Asthmas beziehungsweise der COPD so gut eingestellt ist, dass möglichst keine oder nur sehr selten Notfallmedikamente angewendet werden müssen.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente anwenden, ist zu beachten:
- Beta-2-Sympathomimetika können den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Dann wirken blutzuckersenkende Medikamente wie Metformin oder Sulfonylharnstoffe (bei Typ-2-Diabetes) schwächer. Zu Beginn der Behandlung sowie bei Änderung der Dosierung sollten Sie den Blutzucker messen lassen und der Arzt muss gegebenenfalls die Dosis der Mittel anpassen.
- Wenn Sie zwei oder mehrere Beta-2-Sympathomimetika gleichzeitig anwenden (egal, ob kurz- oder langwirkend), verstärken sich die unerwünschten Wirkungen gegenseitig.
Formoterol und Olodaterol können zusammen mit Medikamenten, die den Herzrhythmus beeinflussen, Herzrhythmusstörungen verursachen. Das gilt für Mittel wie Chinidin und Disopyramid (bei Herzrhythmusstörungen), trizyklische Antidepressiva und MAO-Hemmer (bei Depressionen), Mittel bei Schizophrenie und anderen Psychosen. Wenn Sie diese Mittel gleichzeitig anwenden müssen, sollte der Arzt den Herzrhythmus regelmäßig überprüfen.
Unbedingt beachten
Betablocker (bei hohem Blutdruck), vor allem Propranolol, können die Wirkung der Beta-2-Sympathomimetika zum Inhalieren abschwächen oder hemmen, sodass es zu akuten Anfällen von Atemnot kommen kann. Das gilt auch für Augentropfen mit Betablockern (bei Glaukom). Bei Asthma dürfen Sie deshalb generell nicht mit Betablockern behandelt werden. Ist das bei COPD nicht zu vermeiden, sollten die Wirkstoffe Bisoprolol oder Metoprolol in möglichst niedriger Dosierung vorgezogen werden, weil sie sich weniger auf die Atemwege auswirken als andere Betablocker.
Werden Beta-2-Sympathomimetika zusammen mit wasserausschwemmenden Mitteln (Diuretika wie z. B. Furosemid, bei hohem Blutdruck, Herzschwäche), Digitalis-Glycosiden (bei Herzschwäche), Glucocorticoiden (bei Entzündungen, Immunreaktionen), Xanthinen (z. B. Theophyllin, bei Asthma) angewendet, kann – vor allem bei hoher Dosierung der Beta-2-Sympathomimetika – der Kaliumgehalt des Blutes stark absinken. Dann können vermehrt Herzrhythmusstörungen auftreten. Verstärkt wird diese Gefahr, wenn der Organismus bei Atemnot nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Ist eine gleichzeitige Anwendung erforderlich, sollte der Arzt zu Beginn der Behandlung die Kaliumspiegel im Blut kontrollieren. Außerdem sollten Sie besonders auf typische Anzeichen eines Kaliummangels wie Muskelschwäche, Benommenheit, Herzstolpern oder -rasen achten und gegebenenfalls den Arzt darauf aufmerksam machen.
Nebenwirkungen
Die meisten unerwünschten Wirkungen dieser Mittel sind dosisabhängig.
Es kommt vor, dass sich nach dem Inhalieren die Atemfunktion unter der Therapie nicht verbessert, sondern weiter verschlechtert, also vermehrt Atemnot auftritt. Dann sollten Sie möglichst rasch einen Arzt aufsuchen und mit ihm besprechen, ob ein anderes Medikament sinnvoller ist.
Keine Maßnahmen erforderlich
Die Wirkstoffe können die Atemwege reizen und Husten auslösen. Bei Indacaterol ist das bei 1 bis 10 von 100 Behandelten der Fall. Dieser Husten kann mehrere Sekunden lang andauern, bei Rauchern sogar bis zu zehn Sekunden.
Es können Muskelzittern, Herzklopfen, Schlafstörungen, Nervosität und Unruhe auftreten. Auch Schwindelanfälle können vorkommen. Die Beschwerden treten nur kurzzeitig auf oder bilden sich oft in den ersten ein bis zwei Wochen der Behandlung wieder zurück.
Muss beobachtet werden
Bei 1 bis 10 von 100 Behandelten schlägt das Herz schneller. Wenn der Puls dauerhaft auf über 100 Schläge pro Minute ansteigt, sollten Sie sich baldmöglichst, in jedem Fall aber innerhalb von 24 Stunden, an den behandelnden Arzt wenden.
Bei etwa 1 von 100 Behandelten können Muskelkrämpfe auftreten. Halten diese an oder treten sie wiederholt auf, sollten Sie innerhalb der folgenden ein bis drei Tage einen Arzt aufsuchen.
Bei etwa 1 von 1 000 Behandelten steigt der Blutdruck an oder er sinkt ab. Typisch für einen niedrigen Blutdruck sind Müdigkeit, Schwindel, "Anlaufschwierigkeiten" beim Aufstehen, Schwarzwerden vor Augen. Wenn Ohnmachten auftreten, sollte sofort der behandelnde Arzt informiert werden. Beeinträchtigen die Beschwerden Ihren Alltag, sollten Sie mit dem Arzt überlegen, ob ein anderes Mittel genommen werden sollte. Ein erhöhter Blutdruck bleibt oft symptomlos. Je nachdem, wie hoch er ansteigt, können Kopfschmerzen, Sehstörungen und Schwindel einsetzen. Halten die Beschwerden an, verstärken sie sich, treten sie wiederholt auf oder bleibt der Blutdruck dauerhaft erhöht, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie vermutlich allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Sofort zum Arzt
In den ersten Wochen der Behandlung können Beschwerden, die das Herz betreffen (Engegefühl in der Brust) vermehrt auftreten, insbesondere wenn Sie bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie etwa einer koronaren Herzkrankheit leiden. Wenden Sie sich dann unverzüglich an einen Arzt.
Es können zudem Herzrhythmusstörungen auftreten, typischerweise ist der Herzschlag sehr schnell und unregelmäßig (Tachyarrhythmie). Auch Herzstolpern (ventrikuläre Extrasystolen) kann vorkommen. Wenn Sie solche Rhythmusstörungen bemerken, insbesondere wenn diese noch von Schwindel, Ohnmacht oder Krampfanfällen begleitet sind, sollten Sie sofort den Arzt aufsuchen.
Wenn ein ausgeprägter Hautausschlag auftritt, verbunden mit Juckreiz, Herzrasen, Atemnot, Schwäche und Schwindel, müssen Sie die Anwendung sofort abbrechen und unverzüglich den Notarzt (Telefon 112) rufen, weil es sich um eine lebensbedrohliche Allergie handeln kann.
Besondere Hinweise
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Asthma
Für Kinder stehen spezielle Zubereitungen zur Verfügung. Wenn Kinder während der Behandlung so unruhig werden, dass sie nicht mehr schlafen können, sollten Sie mit dem Arzt besprechen, ob die Medikamente anders dosiert werden sollen.
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Die Mittel wirken wehenhemmend und sollten unter der Geburt nur verabreicht werden, wenn dies zwingend erforderlich ist, beispielsweise bei einem akuten Anfall von Atemnot. Ansonsten bestehen keine Bedenken zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit.
Chronisch obstruktive Bronchitis
Da weder mit Indacaterol noch mit Olodaterol Erfahrungen bei der Behandlung einer COPD in der Schwangerschaft und Stillzeit vorliegen, sollten Sie in Schwangerschaft und Stillzeit die Wirkstoffe Formoterol und Salmeterol vorziehen.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Wenn Ihnen während der Behandlung schwindelig wird, sollten Sie nicht aktiv am Verkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne festen Halt durchführen.
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