Wirkungsweise
Lamivudin wird bei Hepatitis B eingesetzt. Der Wirkstoff wird in die Erbsubstanz der Hepatitis-B-Viren (HBV) eingebaut und verhindert auf diese Weise bei etwa einem Drittel bis der Hälfte der Patienten, dass sich die Viren vermehren. Bei etwa 16 bis 18 von 100 Behandelten ist nach einjähriger Behandlung kein Virus-Erbmaterial mehr nachweisbar. Wenn eine solche Serokonversion nicht eingetreten ist, kann die Behandlung um ein weiteres Jahr verlängert werden. Dann geht die Entzündung meist weiter zurück. Auch lässt sich damit oft doch noch eine Serokonversion erreichen. Ist dies nicht möglich, flackert die Entzündung nach Absetzen von Lamivudin meist wieder auf und die Viren vermehren sich erneut.
Bei 38 bis 52 von 100 Patienten verbessert sich durch die Behandlung mit Lamivudin die Gewebestruktur der Leber wieder, bei 3 bis 17 von 100 lässt sich der weitere bindegewebige Umbau der Leber verhindern und das Fortschreiten der Leberzirrhose verzögern.
Problematisch ist, dass sich innerhalb eines Jahres bei 10 bis 30 von 100 Behandelten Lamivudin-resistente Virusstämme ausbilden. Je länger die Therapie dauert, desto größer wird das Risiko hierfür. Nach drei Jahren sprechen etwa die Hälfte der Patienten nicht mehr auf Lamivudin an. Aus diesem Grund ist Lamivudin bei Hepatitis B nur mit Einschränkung geeignet.
Anwendung
Sie nehmen einmal täglich 100 Milligramm Lamivudin zum Essen oder auch unabhängig von den Mahlzeiten ein.
Wenn die Kontrolle der Nierenfunktion eine Kreatinin-Clearance unter 50 Milliliter pro Minute ergibt, muss der Arzt die Dosis von Lamivudin verringern, um zu verhindern, dass sich das Mittel zu sehr im Blut anreichert.
Lamivudin wird zunächst dauerhaft gegeben. Kommt es währenddessen zu einer Serokonversion (keine Viruspartikel mehr nachweisbar), ist die Behandlung noch weitere sechs bis zwölf Monate fortzusetzen.
Das Mittel muss meist ein bis zwei Jahre oder noch länger eingenommen werden. Nach Absetzen von Lamivudin muss der Arzt regelmäßig kontrollieren, ob die Hepatitis wieder aufflackert.
Während der Behandlung mit Lamivudin sollte der Arzt mindestens alle drei Monate bestimmte Leberwerte (ALT-Werte: Alanin-Amino-Transferase, Transaminasen) prüfen. Außerdem sollte er mindestens halbjährlich kontrollieren, ob sich im Blut noch Erbmaterial (RNA) von Hepatitis-B-Viren oder Hepatitis-B-Virus-Antigen findet.
Achtung
Wenn eine chronische Hepatitis B fortgeschritten ist oder bereits eine Lebertransplantation stattgefunden hat, besteht nach Absetzen des Mittels oder bei nachlassender Wirksamkeit ein hohes Risiko, dass die Hepatitis erneut aktiviert wird und infolgedessen ein schweres, lebensbedrohliches Leberversagen einsetzt. Während der Behandlung und noch sechs Monate nach Absetzen des Mittels ist es deshalb notwendig, alle vier Wochen die Leber- und Nierenfunktion, die Blutwerte sowie die Konzentration von Hepatitis-B-Viren und Hepatitis-B-Virus-Antigen zu kontrollieren.
Zeffix Lösung: Das Mittel enthält als Konservierungsmittel Parabene. Wenn Sie auf Parastoffe allergisch reagieren, dürfen Sie es nicht anwenden.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie aufgrund einer HIV-Infektion gleichzeitig virushemmende Wirkstoffe wie Didanosin, Zidovudin oder Stavudin einnehmen, kann das Blut übersäuern (Lactatazidose). Symptome dafür sind Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Durst, Muskelschmerzen und beschleunigte Atmung bis hin zu Ohnmacht. Lamivudin sollten Sie möglichst nicht gleichzeitig mit den hier besprochenen Wirkstoffen einnehmen. Wenn sich das nicht vermeiden lässt, muss der Arzt die Blutwerte engmaschig kontrollieren. Steigen die Milchsäurewerte (Lactatwerte) im Blut stark an, muss die Behandlung abgebrochen werden.
Nebenwirkungen
Wenn die Leberentzündung schon stark fortgeschritten und die Leberfunktion deutlich beeinträchtigt ist, müssen Sie häufiger mit schweren unerwünschten Wirkungen wie beispielsweise einer Übersäuerung des Blutes rechnen.
Keine Maßnahmen erforderlich
Es können Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten.
Muss beobachtet werden
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.
Bei 1 bis 10 von 1 000 Behandelten tritt eine Muskelschwäche auf. Schränkt Sie das in Ihrer Beweglichkeit ein oder verschlimmern sich die Beschwerden, sollten Sie den Arzt um Rat fragen.
Wenn Sie mehrere antivirale Mittel gleichzeitig anwenden, kann sich die Bauchspeicheldrüse entzünden. Hinweise dafür sind schmerzhafte Oberbauchbeschwerden, die sich wie ein Gürtel um den Rumpf spannen, sowie Durchfall und Gewichtsverlust. Dann sollten Sie möglichst rasch den Arzt aufsuchen.
Sofort zum Arzt
In Einzelfällen können schwere allergische Reaktionen auf Lamuvidin auftreten. Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.
Aufgrund einer allergischen Reaktion kann auch das Unterhautgewebe anschwellen. Sind Lippen und Zunge betroffen, drohen Atemnot und Erstickungsanfälle (Angioödem). Auch dann müssen Sie sofort den Notarzt rufen (Telefon 112).
Außerdem kann das Blut durch einen zu hohen Gehalt an Milchsäure übersäuern (Lactatazidose), was sich zunächst mit Erbrechen, Durchfall, Bauch- und Muskelschmerzen, beschleunigter Atmung und Durst bemerkbar macht. Werden diese Beschwerden stärker und kommen Schüttelfrost, Schwindel und Bewusstseinsstörungen hinzu, müssen Sie sofort den Notarzt alarmieren (Telefon 112), damit Sie schnellstens im Krankenhaus weiterbehandelt werden können.
Besondere Hinweise
Zur Empfängnisverhütung
Solange sich Hepatitis-B-Viren im Blut nachweisen lassen, müssen Sie Ihre Partnerin/Ihren Partner vor einer Ansteckung schützen, indem Sie konsequent Kondome benutzen.
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Die bisher vorliegenden Daten geben keinen Hinweis darauf, dass Lamivudin das Ungeborene schädigen könnte. Wenn davon auszugehen ist, dass der Nutzen der Behandlung die möglichen Risiken übersteigt, können Sie das Mittel in der Schwangerschaft einnehmen.
Lamivudin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Bisher wurden keine Schäden am Säugling festgestellt, allerdings gibt es nur wenige dokumentierte Fälle. Bei Hepatitis B wird aber generell davon abgeraten, zu stillen, weil mit der Muttermilch möglicherweise Viren auf den Säugling übertragen werden. Wenn das Kind gegen Hepatitis B passiv und aktiv geimpft wurde, ist das Stillen aber möglich.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Kinder zwischen zwei und elf Jahren mit geringgradiger Hepatitis B wurden verschiedentlich mit Lamivudin behandelt. Die Dosis betrug drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag bis maximal 100 Milligramm. Jugendliche ab zwölf Jahre erhielten in den Studien 100 Milligramm Lamivudin einmal täglich. Es werden allerdings weitere Daten benötigt, um diese Dosierung zu rechtfertigen. Lamivudin sollte bei Kindern deshalb besser nicht oder nur im Rahmen von kontrollierten Studien eingesetzt werden.
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