Wirkungsweise
Um Übelkeit und Erbrechen zu behandeln, werden die Wirkstoffe Netupitant und Palonosetron als Kombination gegeben. Das Mittel ist bei Erbrechen, das im Rahmen einer Chemotherapie durch Zytostatika oder bei Bestrahlungen auftritt, wirksam, indem es zwei verschiedene Nervenbotenstoffe blockiert.
Wenn das Brechzentrum im Gehirn angeregt wird, wird Substanz P freigesetzt und löst Erbrechen aus. Netupitant blockiert die Bindungsstellen von Substanz P, einem Neurokinin, und kann diese Reaktion somit unterbinden. Netupitant gehört ebenso wie Aprepitant zur Gruppe der Neurokininantagonisten.
Erbrechen wird auch über eine Reaktion der Darmschleimhaut auf reizende Stoffe hervorgerufen. Im Verdauungssystem wird vermehrt Serotonin ausgeschüttet, wenn die Schleimhaut durch Mittel zur Krebsbehandlung geschädigt wird. Dieser Botenstoff gelangt über das Blut ins Gehirn, wo es im Brechzentrum die zugehörigen Rezeptoren anregt. Palonosetron ist ein Gegenspieler zum Nervenbotenstoff 5-Hydroxytryptamin (abgekürzt 5-HT3 oder Serotonin-3) und kann damit der Aktivierung im Brechzentrum entgegenwirken.
In einer Studie verhinderte das Kombinationsmittel akut und verzögert auftretendes Erbrechen durch stark Übelkeit und Erbrechen auslösende (hoch emetogene) Krebsmedikamente. Dies gelingt bei 90 von 100 mit Akynzeo Behandelten, während dies nur bei 77 von 100 der Fall war, die nur Palonosetron eingenommen hatten. Alle Patienten erhielten zusätzlich Dexamethason.
Dass Akynzeo besser wirkt als die gemeinsame Anwendung des schon länger im Handel befindlichen Neurokininantagonisten Aprepitant mit Palonosetron oder dass die Fixkombination andere Vorteile gegenüber diesen Mitteln besitzt, ist nicht ausreichend nachgewiesen. Netupitant ist ein relativ neuer Neurokininantagonist und im Vergleich zu Aprepitant noch wenig erprobt. Zur Vorbeugung von akut und verzögert auftretendem Erbrechen nach stark Übelkeit verursachenden Krebsmedikamenten gilt die Kombination von Netupitant mit Palonosetron daher als "auch geeignet".
Ob das Kombinationsmittel auch bei weniger stark Übelkeit und Erbrechen auslösenden Krebsmedikamenten einen zusätzlichen Nutzen gegenüber der bisherigen Standardbehandlung hat, ist noch nicht ausreichend untersucht. Für einen solchen Einsatz ist das Mittel deshalb nur "mit Einschränkung geeignet".
Anwendung
Sie nehmen die Kapsel mit der festgelegten Kombination der beiden Wirkstoffe ungefähr eine Stunde vor Beginn der Chemotherapie ein. Zusätzlich nehmen sie Dexamethason in einer für Sie persönlich angepassten Dosierung ein.
Achtung
Gegenanzeigen
Wenn Sie eine Engstelle im Darm haben oder die Darmtätigkeit anderweitig beeinträchtigt ist (etwa durch eine Verstopfung oder einen drohenden Darmverschluss), dürfen Sie das Mittel nur anwenden, wenn die Darmtätigkeit überwacht wird. Palonosetron verringert die Darmbewegungen.
Wenn Sie an Herzrhythmusstörungen leiden und sich im EKG bestimmte Veränderungen zeigen (bei der Reizweiterleitung im Herzmuskel ist das QT-Intervall verlängert), muss der Arzt erwarteten Nutzen und die möglichen Risiken einer Behandlung mit diesem Mittel sorgfältig abklären.
Auch wenn die Funktion Ihrer Nieren oder Ihrer Leber stark eingeschränkt ist, sollte der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung der Kombination sorgfältig abwägen. Für Menschen mit diesen Zusatzerkrankungen liegen bislang nur unzureichende Erfahrungen vor.
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Bei der gleichzeitigen Anwendung von Akynzeo mit anderen Arzneimitteln ist Folgendes zu beachten:
- Netupitant kann die unerwünschten Wirkungen von Zytostatika wie Docetaxel, Irinotecan (beide bei Krebs) verstärken.
- Netupitant kann auch die unerwünschten Wirkungen von Ciclosporin, Sirolimus und Tacrolimus (nach Organtransplantation), Fentanyl (bei starken Schmerzen), Chinidin (bei Malaria) oder ergotaminhaltiger Mittel (bei Migräne) erhöhen. Bei diesen Mitteln liegen wirksame und unverträgliche Dosis eng beieinander, daher sollte die gleichzeitige Anwendung möglichst vermieden werden.
- Wenn Sie Netupitant zusammen mit Colchicin anwenden (bei Gicht), dann sollten Sie auf Symptome wie Fieber oder Muskelschmerzen achten, insbesondere wenn Ihre Niere eingeschränkt arbeitet. Möglicherweise muss die Colchicindosis verringert werden.
- Netupitant kann die Ausscheidung von Dabigatran (bei Venenerkrankungen, Thrombosen) aus dem Körper verringern, sodass dieser Wirkstoff länger wirkt. Die gilt insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion. Ein erhöhtes Risiko für Blutungen kann nicht ausgeschlossen werden. Möglicherweise muss der Arzt die Dabigatrandosis reduzieren.
- Die Wirkstoffe Ketoconazol (bei Pilzinfektionen) und Rifampicin (bei Tuberkulose) verstärken die Wirkung von Netupitant und sollten deshalb nicht gleichzeitig angewendet werden.
Zudem ist Vorsicht geboten, wenn Sie gleichzeitig mit Palonosetron Medikamente einnehmen, die den Herzrhythmus beeinflussen. Dann steigt die Gefahr für Herzrhythmusstörungen. Zu diesen Medikamenten gehören zum Beispiel:
- Antiarrhytmika (z. B. Flecainid oder Amiodaron bei Herzrhythmusstörungen)
- Haloperidol, Clozapin, Amisulpirid und Pimozid (bei Schizophrenien und anderen Psychosen)
- Mittel bei Depressionen (z. B. Amitriptylin und Doxepin)
- Chinin und Chloroquin (zur Malaria-Prophylaxe und -Behandlung).
Unbedingt beachten
Wenn Sie dieses Mittel gleichzeitig mit Serotonin-Reuptake-Hemmern (SSRI), z. B. Citalopram oder Paroxetin anwenden, kann sich ein Serotonin-Syndrom mit Erregungszuständen, Bewusstseinstrübung, Muskelzittern und -zucken sowie Blutdruckabfall entwickeln. Wenn die Atemmuskulatur verkrampft, kann dies lebensbedrohlich werden. Die gleichzeitige Anwendung sollten Sie daher vermeiden.
Wenn Sie Nierenfunktionsstörungen haben und Neputitant gleichzeitig mit dem Wirkstoff Digoxin (bei Herzschwäche) einnehmen müssen, kann es zu einer gefährlichen Verstärkung der Wirkung von Digoxin kommen. Näheres hierzu lesen Sie unter Mittel bei Herzschwäche: verstärkte Wirkung. Der Arzt sollte dann die Dosis von Digoxin anpassen.
Nebenwirkungen
Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken davon in der Regel nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom Einzelfall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.
Keine Maßnahmen erforderlich
Als Nebenwirkungen können neben Kopfschmerzen (bei 4 von 100 Behandelten), Verstopfung (bei 3 von 100) und Müdigkeit (bei 1 bis 2 von 100) vorkommen.
Bei 1 bis 10 von 1 000 Behandelten kommt es zu Schwindel, Schluckauf oder Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Durchfall.
Muss beobachtet werden
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.
Die Wirkstoffe können die Darmbewegungen verlangsamen und Verstopfung auslösen. Wenn Sie länger als drei Tage keinen Stuhlgang mehr hatten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Der Blutdruck kann ansteigen. Wenn Sie beim Messen merken, dass der Blutdruck ansteigt, sollten Sie unverzüglich den Arzt aufsuchen.
Die Erregungsleitung im Herz kann gestört sein (bei 1 bis 10 von 1 000 Behandelten), dann schlägt das Herz zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig. Zum Teil können diese Rhythmusstörungen nur im EKG erkannt werden. Wenn Sie häufiger unter Herzrasen, Herzstolpern und Schwindel leiden, sollten Sie ihr Herz von einem Arzt untersuchen lassen.
Sofort zum Arzt
Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen. Diese schwerwiegende Reaktion ist bisher nur dann aufgetreten, wenn Palonosetron gespritzt wurde. Das Kombipräparat wird aber als Kapseln eingenommen.
Wenn Schmerzen hinter dem Brustbein auftreten oder bei anhaltendem Herzrasen mit einem Puls von über 100 Schlägen pro Minute ohne erkennbaren Anlass (keine Aufregung, keine körperliche Belastung) sowie bei sehr langsamem Puls mit unregelmäßigem Herzschlag und wenn der Behandelte in Ohnmacht fällt, ist sofort ein Arzt zu verständigen.
Besondere Hinweise
Zur Empfängnisverhütung
Frauen, die das Mittel anwenden, müssen eine Schwangerschaft während der Behandlung und bis zu einem Monat nach deren Ende sicher verhüten.
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Das Mittel darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Auch während der Stillzeit soll das Mittel sicherheitshalber nicht angewendet werden. Es ist unklar, ob die Wirkstoffe in die Muttermilch übergehen. Nach Ende einer Behandlung mit Akynzeo sollten Sie noch einen Monat warten, bevor Sie Ihr Kind stillen.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Weder Wirksamkeit noch Verträglichkeit von Akynzeo ist für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nachgewiesen. Bei ihnen sollte die Kombination sicherheitshalber nicht angewendet werden.
Für ältere Menschen
Das Mittel wird nur langsam aus dem Körper ausgeschieden. Für Patienten über 75 Jahre gibt es kaum Erfahrungen zur Behandlung. Daher sollte das Mittel ab diesem Alter mit besonderer Vorsicht angewendet werden.
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