Wirkungsweise
Trazodon gehört nicht zu den "klassischen" Antidepressiva, wird aber wie diese schon seit langer Zeit eingesetzt. Allerdings wird es bei Weitem nicht so häufig angewendet wie andere Antidepressiva.
Im Vergleich zu einer Scheinbehandlung verbessert Trazodon die Beschwerden bei mittelschwerer bis schwerer Depression eindeutig. Seine zweite Eigenschaft, dass es müde macht, kann man bei Depressionen mit innerer Unruhe und ausgeprägten Schlafstörungen ausnutzen. Allerdings ist nicht ausreichend untersucht, wie die Wirksamkeit von Trazodon im Vergleich zu anderen Antidepressiva mit ähnlichen Eigenschaften, z. B. Amitriptylin, Doxepin und Trimipramin, abschneidet.
Problematisch ist, dass die dämpfende Wirkung von Trazodon auch tagsüber anhält und dann das Kurzzeitgedächtnis, den Gleichgewichtssinn und die Muskelkraft beeinträchtigt. Darüber hinaus weist es noch eine Reihe weiterer unerwünschter Wirkungen auf.
Trazodon gilt als "mit Einschränkung geeignet" und wird vornehmlich dann gebraucht, wenn Depressionen mit hartnäckigen Schlafstörungen einhergehen und diese gelindert werden sollen.
Anwendung
Zur Behandlung von Depressionen werden in der Regel 200 bis 400 Milligramm Trazodon eingesetzt.
Die Behandlung mit Antidepressiva beginnt mit einer niedrigen Dosis, die im Abstand von Tagen oder Wochen langsam gesteigert wird. Auf diese Weise gewöhnt sich der Körper an das Medikament und die anfangs oft störenden unerwünschten Wirkungen sind weniger belastend.
Wenn Sie im Rahmen einer Depression an Schlafstörungen leiden, ist es sinnvoll, die gesamte Medikamentendosis am Abend einzunehmen.
Bereits nach einer Woche können Aktivität und Antriebskraft wiederkehren und der Schlaf kann sich bessern. Die stimmungsaufhellende Wirkung wird nach ein bis drei Wochen spürbar. Nach vier bis sechs Wochen sollten die depressiven Symptome deutlich gemildert sein. Die Behandlung dauert in der Regel ein halbes Jahr. Um sie zu beenden, wird die Medikamentendosis langsam reduziert. Um wie viel und über welchen Zeitraum hinweg, richtet sich danach, ob der depressionsfreie Zustand stabil bleibt. Werden die Wirkstoffe entgegen dieser Empfehlung abrupt abgesetzt, können sich typische Entzugserscheinungen entwickeln: Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen, Schlaflosigkeit, Nervosität, Kopfschmerzen, Erregtheit, Angst. Mehr dazu unter Was Sie beachten müssen, wenn Sie die Behandlung mit Antidepressiva beenden.
Bei einer länger dauernden Therapie können die Wirkstoffe die Leberfunktion beeinträchtigen. Daher sollte der Arzt regelmäßig die Leberfunktion kontrollieren – insbesondere bei älteren Menschen.
Achtung
Es gibt Hinweise, dass Depressionsmittel die Bereitschaft, sich Schaden zuzufügen oder sich das Leben zu nehmen, verstärken können. Näheres hierzu lesen Sie unter Antidepressiva und Selbsttötung.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie Trazodon nicht anwenden:
- Sie haben ein Karzinoidsyndrom, bei dem sehr viel Serotonin produziert wird.
- Sie nehmen einen MAO-Hemmer ein, z. B. Selegilin (bei Parkinsonkrankheit) oder Tranylcypromin (bei Depressionen), oder haben das in den vergangenen zwei Wochen getan.
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie Trazodon nur anwenden, wenn der Arzt Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abgewogen hat:
- Sie haben Herzrhythmusstörungen, eine Herzschwäche oder hatten vor Kurzem einen Herzinfarkt.
- Sie leiden an Epilepsie. Dann können bei einer Behandlung mit Trazodon vermehrt Krampfanfälle auftreten.
- Sie leiden an einer Schilddrüsenüberfunktion.
- Die Funktion Ihrer Leber oder der Nieren ist eingeschränkt.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:
- Ketoconazol (innerlich bei Pilzinfektionen), Fluoxetin (bei Depressionen) und Ritonavir (bei HIV-Infektion) verlangsamen den Abbau von Trazodon. Bei gemeinsamer Anwendung können sich die Wirkung und die Nebenwirkungen von Trazodon verstärken.
- Trazodon und Wirkstoffe aus der Gruppe der Phenothiazine wie Chlorpromazin (bei Schizophrenien und anderen Psychosen) verstärken gegenseitig ihre unerwünschte blutdrucksenkende Wirkung.
- Trazodon kann die blutdrucksenkende Wirkung von Clonidin (bei hohem Blutdruck) abschwächen. Diese Arzneimittel sollten Sie nicht gleichzeitig anwenden.
- Trazodon und andere Arzneimittel mit dämpfender Wirkung, z. B. Benzodiazepine (bei Angst-, Zwangs- und Schlafstörungen), können ihre dämpfende Wirkung gegenseitig verstärken.
- Die gleichzeitige Anwendung von Trazodon und Thioridazin (bei Schizophrenien und anderen Psychosen) kann die Leberfunktion beeinflussen. Sie sollte daher regelmäßig überprüft werden.
Unbedingt beachten
Trazodon darf nicht gleichzeitig mit MAO-Hemmern wie Moclobemid und Tranylcypromin (bei Depressionen) sowie Rasagilin und Selegilin (bei Parkinsonkrankheit) angewendet werden. Diese sollten mindestens zwei Wochen vor Beginn der Einnahme von Trazodon abgesetzt worden sein. Umgekehrt dürfen MAO-Hemmer frühestens eine Woche nach dem Absetzen von Trazodon eingenommen werden.
Durch Trazodon kann Digoxin (bei Herzschwäche) stärker wirken. Dann können Herzrhythmusstörungen, Schwindel und Farbensehen auftreten. Näheres hierzu finden Sie unter Mittel bei Herzschwäche: verstärkte Wirkung.
Trazodon sollte nicht gleichzeitig mit Antiarrhythmika oder Neuroleptika wie Pimozid (bei Schizophrenien und anderen Psychosen) eingenommen werden. Dabei können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten, die Torsade de pointes. Näheres hierzu finden Sie unter Mittel bei Herzrhythmusstörungen: verstärkte Wirkung.
Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken
Alkohol und Trazodon verstärken gegenseitig ihre dämpfende Wirkung.
Nebenwirkungen
Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.
Keine Maßnahmen erforderlich
Etwa jeder Fünfte, der Trazodon einnimmt, empfindet seinen Mund als trocken und bemerkt Gleichgewichtsstörungen, Schwindel und Kopfschmerzen. Ebenso viele berichten von Übelkeit und anderen Magen-Darm-Beschwerden. Ein Viertel klagt über große Müdigkeit. Reagieren Sie mit auffallender Müdigkeit, hilft es, die Hauptdosis zur Nacht zu nehmen.
Muss beobachtet werden
Bei 1 bis 10 von 100 Anwendern kann sich die Herzschlagfrequenz ändern und der Blutdruck kann absinken. Dann kann Ihnen schwindlig und schwarz vor Augen werden.
Bei 1 bis 10 von 1 000 Behandelten kann der Blutdruck aber auch gefährlich ansteigen. Dann treten Händezittern, Herzrasen, Schwitzen und Sehstörungen auf. Von diesen Beschwerden sollten Sie dem Arzt beim nächsten Besuch berichten. Eventuell müssen der Blutdruck gemessen und ein EKG gemacht werden.
Wenn Sie grippeartige Beschwerden haben, sich längere Zeit abgeschlagen und müde fühlen und Halsschmerzen und Fieber auftreten, kann es sich um eine Blutbildungsstörung handeln. Sie tritt nur vereinzelt auf, kann aber bedrohlich werden. Sie müssen dann umgehend einen Arzt aufsuchen und das Blutbild kontrollieren lassen.
Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.
Sofort zum Arzt
Menschen, die zu Krampfanfällen neigen, können bei der Behandlung mit Trazodon einen epileptischen Anfall bekommen. Dann sollten Sie sofort einen Arzt rufen.
Bei Männern kann es zu schmerzhaften Dauererektionen (Priapismus) kommen. Das trifft 1 bis 10 von 10 000 Männern. In dieser Situation müssen Sie rasch einen Arzt rufen. Wird die Dauererektion nicht behandelt, kann das innere Penisgewebe absterben und die Erektionsfähigkeit verloren gehen.
Das Mittel kann die Leber schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Über die Anwendung von Trazodon in der Schwangerschaft liegen nur unzureichende Erkenntnisse vor. Für die Behandlung von Depressionen während dieser Zeit stehen besser einschätzbare Antidepressiva zur Verfügung. Sie sollten daher dieses Mittel nur einnehmen, wenn der Arzt es für unbedingt erforderlich hält.
In der Stillzeit wird die Anwendung von Trazodon nicht empfohlen. Ist die Behandlung unvermeidbar, sollten Sie abstillen.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Über die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren gibt es keine ausreichenden Erkenntnisse. Sie sollten nicht mit Trazodon behandelt werden.
Für ältere Menschen
Ältere Menschen können in der Regel mit einer niedrigeren Dosis behandelt werden. Diese sollten Sie aber nicht auf einmal einnehmen, sondern über den Tag verteilt.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Aufgrund der beschriebenen unerwünschten Wirkungen können die Mittel die Reaktionsfähigkeit dämpfen. Sie sollten deshalb nicht aktiv am Verkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.
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