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Antidepressivum: Agomelatin

Wirkungsweise

Agomelatin soll Depressionen günstig beeinflussen. Es ist dem körpereigenen Hormon Melatonin verwandt, das an der Regulierung des Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt ist. Einer Theorie zufolge könnte dieser Rhythmus bei Depressionen gestört sein. Wie Agomelatin aber letztlich Depressionen beeinflussen soll, ist noch nicht geklärt.

Die Studien, in denen die Wirksamkeit von Agomelatin bei mittelschweren bis schweren Depressionen geprüft wurde, waren uneinheitlich. In der Mehrzahl der Untersuchungen kam heraus, dass Agomelatin besser wirkt als eine Scheinbehandlung. Doch es gibt auch Studien, in denen das nicht der Fall war. Zusammenfassend scheint das Mittel weniger stark zu wirken als andere Antidepressiva. Unklar ist bisher, ob es bei einer Anwendung über mehr als acht Monate hinaus das Wiederauftreten einer Depression verhindern kann.

Möglicherweise hängen diese uneinheitlichen Ergebnisse damit zusammen, dass von eingenommenem Agomelatin nur wenig in den Blutkreislauf gelangt und diese Menge zudem von Person zu Person sehr unterschiedlich ist. Wird Agomelatin nur über kurze Zeit angewendet, ist es im Vergleich zu anderen Antidepressiva gut verträglich, kann aber die Leber schädigen. Deshalb müssen während der Behandlung regelmäßig die Leberwerte überprüft werden.

Da noch Unsicherheiten bestehen, wird das Mittel als "mit Einschränkung geeignet" bewertet. Um abschätzen zu können, welchen Stellenwert Agomelatin bei der Behandlung von Depressionen im Vergleich zu anderen Mitteln hat, sind weitere Studien notwendig. In diesen muss auch noch die Langzeitverträglichkeit von Agomelatin geklärt werden.

Anwendung

Es sollen einmal täglich 25 Milligramm Agomelatin eingenommen werden. Da das Mittel müde macht, ist es angeraten, es abends vor dem Zubettgehen einzunehmen. Wenn Agomelatin in dieser Dosierung nach zwei Behandlungswochen nicht ausreichend antidepressiv wirkt, kann die Tagesdosis verdoppelt werden. Dies kann beispielsweise angebracht sein, wenn Sie mehr als 15 Zigaretten pro Tag rauchen, weil das Mittel dann schneller abgebaut wird. Ist das Mittel wirksam, sollte es mindestens sechs Monate lang eingenommen werden.

Das Mittel kann die Leberfunktion beeinträchtigen. Darum muss vor der Behandlung durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden, ob die Leber ausreichend arbeitet. Die Leberwerte müssen auch während der Behandlung bestimmt werden. Insbesondere eine erhöhte Dosis darf nur gegeben werden, wenn die Leberwerte in Ordnung sind. Zeigt sich bei der Überprüfung, dass die Leberwerte den Grenzwert um mehr als das Dreifache überschreiten, sollte die Behandlung abgebrochen werden.

Achtung

Es gibt Hinweise, dass Depressionsmittel die Bereitschaft zur Selbsttötung steigern können. Näheres hierzu lesen Sie unter Antidepressiva und Selbsttötung.

Gegenanzeigen

Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie Agomelatin nicht einnehmen:

  • Ihre Leberfunktion ist eingeschränkt, z. B. aufgrund einer Hepatitis oder einer Zirrhose. Sie dürfen das Mittel auch nicht anwenden, wenn bei der Überprüfung der Leberfunktion deutlich erhöhte Leberwerte gefunden werden.
  • Sie leiden an einer schweren Depression, nehmen zugleich Fluvoxamin (bei Depressionen) ein oder Sie haben eine bakterielle Infektion, die mit Ciprofloxacin (bei bakteriellen Infektionen) behandelt werden muss.

Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken einer Behandlung mit Agomelatin besonders sorgfältig abwägen:

  • Sie haben eine manische Erkrankung oder bei Ihnen sind schon einmal manische Episoden aufgetreten. Agomelatin kann die Neigung dazu verstärken.
  • Sie sind stark übergewichtig, haben Diabetes oder trinken regelmäßig größere Mengen Alkohol. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Leber vorgeschädigt ist, ist dann erhöht.
  • Sie haben eine deutliche Nierenfunktionsstörung. Es liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen für diesen Fall vor.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten, dass sich bei gleichzeitiger Anwendung von Agomelatin und Mitteln, die dessen Abbau verzögern, wie z. B. Östrogen (in hormonellen Verhütungsmitteln und bei Wechseljahresbeschwerden), Propranolol (bei hohem Blutdruck und zur Migränevorbeugung) oder Enoxazin (bei bakteriellen Infektionen) die Wirkung und die Nebenwirkungen verstärken können.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Rifampicin (bei Tuberkulose) kann sich die Wirkung von Agomelatin verringern.

Sie sollten während der Einnahme von Agomelatin möglichst solche Arzneimittel meiden, die ebenfalls die Leber schädigen können. Hierzu zählen beispielsweise Itraconazol (bei Pilzinfektionen), Paracetamol (bei Schmerzen, Fieber), aber auch einige frei verkäufliche pflanzliche Präparate wie solche mit Schöllkraut (bei Reizmagen) oder Pelargonium (bei Husten). Eine gemeinsame Anwendung erhöht die Gefahr für einen Leberschaden.

Unbedingt beachten

Sie dürfen Agomelatin nicht gemeinsam mit Fluvoxamin (bei Depressionen) oder Ciprofloxacin (bei bakteriellen Infektionen) anwenden. Bei gleichzeitiger Einnahme mit diesen Mitteln kann erheblich mehr Agomelatin ins Blut gelangen. Dadurch erhöht sich die Gefahr von schweren Leberschäden.

Wechselwirkungen mit Speisen und Getränken

Bei einer Behandlung mit Agomelatin sollten Sie nichts Alkoholhaltiges trinken.

Nebenwirkungen

Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken davon in der Regel nichts, vielmehr fallen die Funktionsänderungen nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom Einzelfall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man solche Leberwerte oft tolerieren und sie häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen und eventuell zu einem anderen Mittel wechseln.

Keine Maßnahmen erforderlich

1 bis 10 von 100 Behandelten berichten über Übelkeit, Verstopfung oder Bauchschmerzen. Diese Beschwerden sind meistens leicht ausgeprägt und bessern sich im Laufe der Behandlung.

Etwa 1 von 100 Behandelten schwitzt vermehrt oder bekommt Schweißausbrüche.

Agomelatin macht bis zu 10 von 100 Personen müde. Deshalb sollten Sie das Mittel vor dem Zubettgehen einnehmen.

Muss beobachtet werden

Bei bis zu 10 von 100 Behandelten tritt Schwindel auf. 1 bis 10 von 1 000 sehen unscharf oder verschwommen. Vor allem ältere Personen sind dann gefährdet zu stürzen. Bei unsicheren Bewegungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Durch Agomelatin kann bei etwa 1 von 100 Behandelten die Stimmung schwanken und sich verschlechtern. Die Schwankungen können von Rastlosigkeit und Nervosität über Angst bis hin zu Lethargie reichen. Fühlen Sie sich dadurch in Ihrem Alltag stark beeinträchtigt, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.

Sofort zum Arzt

Das Mittel kann die Leber schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut) – oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen.

In Einzelfällen kommt es vor, dass das Unterhautgewebe anschwillt. Geschieht dies an Lippen und Zunge, drohen Atemnot und Ersticken (angioneurotisches Ödem). Dann sollten Sie den Notarzt (Telefon 112) rufen.

Besondere Hinweise

Für Schwangerschaft und Stillzeit

In Schwangerschaft und Stillzeit sollten Sie Agomelatin sicherheitshalber nicht einnehmen, da es noch keine ausreichenden Erkenntnisse zur Anwendung in dieser Zeit gibt.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollen nicht mit Agomelatin behandelt werden, da die Wirksamkeit und Sicherheit in diesen Altersgruppen nicht nachgewiesen sind.

Für ältere Menschen

An den Studien zur Wirksamkeit von Agomelatin haben vergleichsweise wenig Menschen über 65 Jahre teilgenommen. Daher ist unklar, wie wirksam die Substanz bei ihnen ist. Menschen über 75 Jahre sollten nicht mit dem Mittel behandelt werden, da sich in dieser Altersgruppe keine Wirksamkeit zeigte. Auch bei älteren Menschen mit Demenz sollten depressive Phasen nicht mit Agomelatin behandelt werden.

Zur Verkehrstüchtigkeit

Agomelatin kann müde und schwindlig machen. Wenn Sie derartiges feststellen, dürfen Sie nicht aktiv am Verkehr teilnehmen, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.

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