Wirkungsweise
Dieses Mittel gegen Harnwegsinfektionen enthält die beiden Antibiotika Sulfamethoxazol und Trimethoprim. International trägt die Kombination den Namen Cotrimoxazol. Cotrimoxazol hindert Bakterien an der Bildung von Folsäure. Dadurch sterben sie ab.
Klinische Studien haben gezeigt, dass Cotrimoxazol Infektionen der oberen Harnwege und Nieren wirksam bekämpft – vorausgesetzt, die Erreger sind gegen das Mittel empfindlich. Dieses sollte vor der Verordnung von Cotrimoxazol aber in einem Test ermittelt werden. Dann wird Cotrimoxazol für Infektionen der oberen Harnwege und Nieren als "geeignet" bewertet.
Bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen gilt es hingegen als "mit Einschränkung geeignet". Der Grund ist, dass die Kombination bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen nicht wirksamer ist als Trimethoprim allein, dafür aber mit mehr unerwünschten Wirkungen belastet ist.
Wichtig beim Einsatz von Antibiotika ist es, die aktuelle Resistenzlage zu berücksichtigen. Die besondere Situation bei Harnwegsinfektionen wird unter Resistenzgefahr beachten dargestellt.
Anwendung
Cotrimoxazol wird zweimal täglich eingenommen.
Muss das Mittel über mehrere Wochen eingenommen werden – etwa um ständig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen vorzubeugen –, sollte der Arzt das Blutbild in regelmäßigen Abständen kontrollieren.
Achtung
Ein Bestandteil dieses Kombinationsmittels, das Sulfonamid Sulfamethoxazol, verursacht relativ häufig Allergien. Menschen, die gegen Sulfonamide allergisch sind, dürfen dieses Medikament nicht einnehmen. Aber auch Personen, die auf ein anderes Arzneimittel einmal allergisch reagiert haben, sollten mit diesem Kombinationsmittel nach Möglichkeit nicht behandelt werden. Nach einer Unverträglichkeitsreaktion auf ein Arzneimittel besteht ein erhöhtes Risiko für eine ähnliche Reaktion bei anderen, die ebenfalls häufig Allergien verursachen. Das gilt ganz besonders, wenn das Arzneimittel ähnlich aufgebaut ist wie das Sulfonamid. Zu diesen Medikamenten zählen Sulfonylharnstoffe wie Glibenclamid (bei Typ-2-Diabetes) und Thiaziddiuretika (bei hohem Blutdruck, Nierenerkrankungen).
Der Anteil von Trimethoprim in diesem Kombinationsmittel kann die Haut für Sonnenlicht empfindlicher machen. Während der Behandlung sollten Sie keine Sonnenbäder nehmen und nicht ins Solarium gehen. Bei starker Sonneneinstrahlung sollten Sie die Haut tagsüber mit Sunblockern schützen. Entsteht dennoch ein Sonnenbrand mit stark geröteter, entzündeter Haut, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Einige Präparate enthalten Parabene (siehe Übersicht). Diese Konservierungsmittel führen möglicherweise zu einer Allergie. Wenn Sie auf Parastoffe allergisch reagieren, dürfen Sie die Mittel nicht anwenden.
Cotrim ratiopharm Saft enthält geringe Mengen Alkohol. Personen mit Alkoholproblemen dürfen diese Zubereitungen nicht einnehmen. Auch Leberkranke und Menschen mit Anfallleiden sollten den Alkoholgehalt berücksichtigen. Darüber hinaus kann Alkohol die Wirkung vieler Arzneimittel (z. B. Schlaf- und Beruhigungsmittel, Psychopharmaka, starke Schmerzmittel, einige Mittel bei hohem Blutdruck verstärken.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie das Mittel nicht anwenden:
- Sie leiden an einer schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörung.
- Sie haben Blutbildveränderungen.
Unter folgenden Bedingungen muss der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung besonders sorgfältig abwägen:
- Sie haben eine leichte bis moderate Nierenfunktionsstörung oder eine HIV-Infektion. Dann ist bei Einnahme von Cotrimoxazol das Risiko erhöht, dass sich im Blut Kalium anreichert.
- Ihre Leberfunktion ist gestört.
- Die Funktion Ihrer Schilddrüse ist gestört.
- Bei Ihnen wird ein Folsäuremangel vermutet.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente anwenden, ist zu beachten:
- Wenn Sie das Mittel gleichzeitig mit Pyrimethamin (bei Malaria) oder Methotrexat (bei Arthritis, Krebserkrankungen, Schuppenflechte) einnehmen, kann es zu Blutbildveränderungen kommen.
- Wenn Sie dieses Kombinationsmittel gleichzeitig mit einem ACE-Hemmer, Sartan, Spironolacton, Triamteren (alleine oder in Kombination bei hohem Blutdruck, Herzschwäche), Amilorid (in Kombinationsmitteln bei hohem Blutdruck, Nierenerkrankungen) oder Eplerenon (bei Herzschwäche) einnehmen, kann der Kaliumspiegel im Blut ansteigen. Bei einer Langzeitbehandlung sollte der Arzt diesen regelmäßig kontrollieren. Symptome eines hohen Kaliumspiegels sind Muskelschwäche, Empfindungsstörungen und langsamer Herzschlag.
- Dieses Kombinationsmittel verstärkt die Wirkung von Phenytoin (bei Epilepsien). Dann können beispielsweise Gleichgewichts- und Bewegungsstörungen auftreten.
- Cotrimoxazol kann den Abbau von Rifampicin (bei bakteriellen Infektionen) verringern und damit dessen Wirkung und Nebenwirkungen verstärken. Teilen Sie deshalb dem Arzt mit, wenn Sie Rifampicin einnehmen müssen.
- Wenn Sie gleichzeitig mit einer Creme behandelt werden, die Prilocain und Lidocain (z. B. in der lokal betäubenden Creme Emla®) enthält, und sonst nicht erklärbare Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit entwickeln, sollten Sie das mit einem Arzt besprechen. Es kann sich um erste Anzeichen einer Blutbildänderung handeln.
Unbedingt beachten
Cotrimoxazol verstärkt die Wirkung der gerinnungshemmenden Mittel Phenprocoumon und Warfarin, die bei erhöhter Thrombosegefahr als Tabletten eingenommen werden. Näheres hierzu finden Sie unter Mittel zur Blutverdünnung: verstärkte Wirkung.
Desgleichen verstärkt Cotrimoxazol die Wirkung von Sulfonylharnstoffen (z. B. Glibenclamid) und Repaglinid (beide bei Typ-2-Diabetes). Näheres hierzu finden Sie unter Mittel zur Blutzuckersenkung: verstärkte Wirkung.
Durch Cotrimoxazol wirkt Digoxin (bei Herzschwäche) stärker. Näheres hierzu finden Sie unter Mittel bei Herzschwäche: verstärkte Wirkung.
Die Kombination von Cotrimoxazol mit bestimmten Mitteln, die selbst am Herzen wirken, kann in seltenen Fällen zu einer Form lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen, den Torsade de pointes, führen. Zu diesen Medikamenten gehören beispielsweise Amiodaron, Chinidin, Disopyramid und Sotalol (bei bestimmten Arten von Herzrhythmusstörungen), Chinolone wie Moxifloxacin und Sparfloxacin sowie intravenös gegebenes Erythromycin (alle bei bakteriellen Infektionen) und Pimozid (bei Schizophrenien und anderen Psychosen). Besonders gefährdet sind ältere Menschen mit Herzerkrankungen und Elektrolytstörungen wie einem zu niedrigen Kalium- oder Magnesiumgehalt im Blut.
Nebenwirkungen
Das Mittel kann Ihre Leberwerte beeinflussen, was Zeichen einer beginnenden Leberschädigung sein kann. Sie selbst bemerken in der Regel davon nichts, sondern es fällt nur bei Laborkontrollen durch den Arzt auf. Ob und welche Konsequenzen dies für Ihre Therapie hat, hängt sehr vom individuellen Fall ab. Bei einem lebensnotwendigen Medikament ohne Alternative wird man es oft tolerieren und die Leberwerte häufiger kontrollieren, in den meisten anderen Fällen wird Ihr Arzt das Medikament absetzen oder wechseln.
Keine Maßnahmen erforderlich
Es können Entzündungen im Mund (Zahnfleisch, Zunge) und Geschmacksstörungen auftreten. Diese Störungen sind vorübergehend und verschwinden wieder, wenn die Behandlung beendet wird.
Es kann auch zu Zahnverfärbungen kommen. Diesen kann durch intensives Zähneputzen entgegengewirkt werden. Das ist insbesondere bei Kindern zu beachten.
Wie alle Antibiotika kann auch Cotrimoxazol Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Appetitlosigkeit verursachen. Leichter Durchfall ist dadurch bedingt, dass Antibiotika die nützlichen Darmbakterien abtöten. Mit dem Ende der Behandlung reguliert sich die Verdauung wieder.
Muss beobachtet werden
Bei etwa 1 von 1 000 Behandelten kann sich das Blutbild verändern. Das Risiko steigt mit der Dauer der Einnahme. Bei langfristiger Anwendung dieser Kombination sollte der Arzt deshalb das Blutbild in regelmäßigen Abständen kontrollieren.
Die Kombination verursacht relativ oft allergische Reaktionen. Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt, Sie das Mittel ersatzlos absetzen können oder ein Alternativmedikament benötigen.
Wenn Sie das Mittel über mehrere Wochen und oder wiederholt einnehmen müssen, tötet das Medikament die nützliche Bakterienflora auf den Schleimhäuten in Mund, Rachen und im Genitalbereich ab. Dann können sich Pilze verstärkt ausbreiten. Pilzinfektionen können sich dadurch bemerkbar machen, dass sich die Schleimhaut entzündet und sich ein weißlicher Belag bildet. Pilzinfektionen im Genitalbereich betreffen vor allem Frauen. Sie gehen mit starkem Juckreiz sowie einem weiß-krümeligen Ausfluss einher. Bei solchen Symptomen sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Bei einer Immunschwäche können die Pilze innere Organe befallen. Fieber und Abgeschlagenheit können darauf hindeuten. Dann sollte der Arzt entsprechende Diagnosemaßnahmen einleiten.
Sofort zum Arzt
Cotrimoxazol kann vereinzelt die Blutbildung im Knochenmark beeinträchtigen (wenige Einzelfälle). Hinweise dafür sind grippeähnliche Beschwerden mit Halsschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Treten solche Symptome einer Blutbildveränderung auf, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn bei Ihnen unerwartet eine Verschlechterung von Kurzatmigkeit und Husten auftritt. Dann kann es sich um eine vereinzelt auftretende, aber gefährliche Überaktivierung des Immunsystems handeln.*
Das Mittel kann die Leber schwer schädigen. Typische Anzeichen dafür sind: eine dunkle Verfärbung des Urins, eine helle Verfärbung des Stuhlgangs oder es entwickelt sich eine Gelbsucht (erkennbar an einer gelb verfärbten Augenbindehaut), oft begleitet von starkem Juckreiz am ganzen Körper. Tritt eines dieser für einen Leberschaden charakteristischen Krankheitszeichen auf, müssen Sie sofort zum Arzt gehen.
Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie bzw. einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.
Auch bei heftigem blutigen Durchfall mit Bauchkrämpfen und Fieber müssen Sie sofort einen Arzt rufen. Keinesfalls dürfen Sie dann ein Mittel einnehmen, das Durchfall stoppt, wie Loperamid. Diese Beschwerden können auf einer Infektion mit dem Bakterium Clostridium difficile beruhen (pseudomembranöse Colitis). Diese Bakterien können sich verstärkt vermehren, wenn Antibiotika die nützlichen Darmbakterien abgetötet haben. Das von den Clostridien abgegebene Gift löst eine schwere Darmentzündung aus, die lebensbedrohlich werden kann.
Besondere Hinweise
Zur Empfängnisverhütung
Frauen, die die Pille einnehmen, sollten beachten, dass die empfängnisverhütende Wirkung unter Umständen nicht mehr gewährleistet ist. Antibiotika zerstören einen Großteil der Bakterienflora im Darm. Daraus resultiert oft Durchfall, sodass die Wirkstoffe aus der Pille nur noch vermindert aufgenommen werden. Es ist nicht sicher, dass sie den Eisprung dann noch wirksam unterdrücken. Näheres hierzu lesen Sie unter Mittel zur Empfängnisverhütung: verringerte Wirkung.
Für Schwangerschaft und Stillzeit
In der Schwangerschaft dürfen Sie Cotrimoxazol nur anwenden, wenn besser erprobte Mittel wie Cephalosporine nicht eingesetzt werden können. Ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen kann aufgrund der Auswirkungen von Trimethoprim auf den Folsäurehaushalt und dem damit verbundenen erhöhten Risiko für ein Neuralrohrdefekt ("offener Rücken") nicht sicher ausgeschlossen werden. Nach den bisherigen Erfahrungen wird das Risiko aber als gering eingeschätzt.
Während der Schwangerschaft gelten Cephalosporine als Mittel der ersten Wahl zur Behandlung einer bakteriell bedingten Harnwegsinfektion.
In der Stillzeit können Sie die Kombination anwenden. Das Mittel geht nur in sehr geringen und für den Säugling unschädlichen Mengen in die Muttermilch über.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Für Cotrimoxazol liegen Studien vor, die seine Wirksamkeit bei akuten Harnwegsinfektionen schon bei Säuglingen im Alter von einigen Wochen zeigen. Allerdings sind in Deutschland bereits zahlreiche Erreger gegen die Antibiotikakombination unempfindlich, sodass vor der Anwendung von Cotrimoxazol getestet werden sollte, ob sein Einsatz sinnvoll ist. Zudem ist nicht nachgewiesen, dass die Kombination aus Trimethoprim und Sulfamethoxazol besser wirksam ist, als Trimethoprim alleine.
Kinder, die jünger sind als sechs Wochen, dürfen nicht mit Cotrimoxazol behandelt werden. Bei ihnen liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor.
Wie Cotrimoxazol in den Körper aufgenommen und wieder ausgeschieden wird, ist abhängig vom Alter. Die Dosierung des Mittels richtet sich daher nach Alter und Gewicht des Kindes. Für Kinder im Vorschulalter stehen Saftzubereitungen mit Cotrimoxazol zur Verfügung. Tabletten sind für Kinder unter sechs Jahren nicht geeignet, da sie zu viel Wirkstoff enthalten.
Für ältere Menschen
Bei eingeschränkter Nierenfunktion steigt durch die Einnahme von Cotrimoxazol das Risiko, dass sich Kalium im Blut anreichert. Von einer solchen Nierenfunktionsstörung sind ältere Menschen häufiger betroffen als jüngere.
Wechselwirkungen zwischen Cotrimoxazol und verschiedenen Medikamenten können bei älteren Menschen stärker ausfallen als bei jüngeren. Beispielsweise ist das Risiko, dass der Kaliumgehalt im Blut gefährlich ansteigt, besonders erhöht, wenn das Mittel zusammen mit ACE-Hemmern, Sartanen, Spironolacton, Triamteren (bei hohem Blutdruck, Herzschwäche), Amilorid (bei hohem Blutdruck, Nierenerkrankungen) oder Eplerenon (bei Herzschwäche) eingenommen wird.
* aktualisiert am 21.09.2021
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