Wirkungsweise
Die blutdrucksenkende Substanz Urapidil wirkt an speziellen Bindungsstellen in den Blutgefäßen und zusätzlich noch im zentralen Nervensystem. Das Mittel wird häufig bei schlagartig angestiegenem, sehr hohem Blutdruck (z.B. 200/105 mmHg, Hochdruckkrise) eingesetzt, dann jedoch gespritzt und nicht als Kapseln. – Testergebnis Urapidil
Urapidil gehört zur Gruppe der Alpha-1-Rezeptoren-Blocker, die verkürzt oft auch als Alpha-1-Blocker bezeichnet werden. Diese Wirkstoffe besetzen die Alpha-1-Rezeptoren in den Wänden der Blutgefäße. An diesen Stellen koppeln normalerweise Hormone des sympathischen Nervensystems (Catecholamine wie Adrenalin) an, die bewirken, dass sich die Muskulatur der Blutgefäße zusammenzieht. Sind die Bindungsstellen besetzt, können die Hormone ihre Wirkung nicht entfalten, die Adern erweitern sich, der Blutdruck sinkt.
Alpha-1-Rezeptoren-Blocker wie Urapidil senken den Blutdruck zuverlässig, werden aber nicht mehr zur Monotherapie bei Bluthochdruck empfohlen. Eine große Studie zeigte, dass Personen, die mit Alpha-1-Rezeptoren-Blockern behandelt wurden, häufiger wegen Herzschwäche ins Krankenhaus mussten als andere, die mit einem Thiaziddiuretikum behandelt wurden. Aufgrund dieser Ergebnisse kommt Urapidil außerhalb des Krankenhauses allenfalls noch als viertes Mittel einer Kombinationstherapie infrage, wenn Spironolacton nicht eingesetzt werden kann. Als alleiniges Mittel oder in einer Zweier- oder Dreierkombination mit anderen Blutdrucksenkern ist Urapidil wenig geeignet. Lediglich bei Männern mit hohem Blutdruck und vergrößerter Prostata kann Urapidil noch als "mit Einschränkung geeignet" bewertet werden, weil es die durch die Prostatavergrößerung bedingten Beschwerden beim Wasserlassen positiv beeinflussen kann. Voraussetzung hierfür ist, dass keine Herzerkrankung vorliegt.
Anwendung
Wie bei allen blutdrucksenkenden Mitteln sollte auch bei diesem Wirkstoff mit einer niedrigen Dosis begonnen werden. Der Dosisbereich für Urapidil in der Langzeitbehandlung liegt zwischen 60 und 180 Milligramm pro Tag.
An den ersten Behandlungstagen und bei jeder Dosiserhöhung sollten Sie sich nach der Einnahme hinlegen, falls Ihnen schwindlig wird. Deshalb nehmen Sie die Tabletten am besten vor dem Schlafengehen ein. Das Risiko für solche Schwindelanfälle ist bei einem retardierten Mittel geringer. Der Wirkstoff wird dann nur langsam freigesetzt, sodass er schonender wirkt.
Wenn Sie die Einnahme einmal vergessen haben, steigt der Blutdruck etwas an, schießt aber nicht schlagartig in die Höhe. Sie können dann wie gewohnt die nächste Tablette schlucken.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie Urapidil nur nach sorgfältigem Abwägen von Nutzen und Risiken einnehmen:
- Sie haben eine Leberfunktionsstörung.
- Die Funktion Ihrer Nieren ist moderat bis schwer eingeschränkt.
- Sie haben eine Herzschwäche, die auf einem den Blutstrom einengenden Herzklappenfehler beruht.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:
Wenn Sie Urapidil mit anderen blutdrucksenkenden Medikamenten einnehmen, können sich die Mittel gegenseitig in ihrer blutdrucksenkenden Wirkung verstärken. Bei hohem Blutdruck kann dies erwünscht sein. Unerwünscht ist das dagegen, wenn es sich um Arzneimittel handelt, bei denen die Blutdrucksenkung zu den unerwünschten Wirkungen gehört. Das ist der Fall bei trizyklischen Antidepressiva wie Amitriptylin, Clomipramin und Imipramin (bei Depressionen) oder bei Alpha-1-Rezeptoren-Blockern wie Terazosin oder Alfuzosin (bei vergrößerter Prostata). Dann muss der Arzt überprüfen, ob gegebenenfalls die Dosis angepasst werden sollte.
Nebenwirkungen
Keine Maßnahmen erforderlich
Bei bis zu 10 von 100 Behandelten treten Kopfschmerzen auf. Mit Müdigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Erbrechen ist bei etwa 1 von 100 Behandelten zu rechnen. So häufig können auch eine verstopfte Nase und Mundtrockenheit auftreten.
Muss beobachtet werden
Besonders zu Beginn der Behandlung kommt es häufig vor, dass beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen der Blutdruck kurzzeitig stark absinkt und Schwindelanfälle, Übelkeit oder eine kurze Ohnmacht auftreten. Sie sollten solche Lageveränderungen deshalb immer nur langsam und nicht abrupt vornehmen. Bei älteren Menschen, bei zusätzlicher Herzschwäche oder wenn Sie darüber hinaus andere blutdrucksenkende Mittel einnehmen, kommt es häufiger als sonst zu dieser Störung. Sind die Beschwerden im Alltag sehr beeinträchtigend, sollten Sie mit dem Arzt sprechen.
Unter dem Einfluss der Alpha-1-Rezeptoren-Blocker entspannt sich der Blasenboden, was vor allem bei Frauen dazu führen kann, dass der Schließmechanismus der Blase nicht mehr richtig funktioniert. Das lässt sich vermeiden, indem Sie in Absprache mit dem Arzt die Dosis verringern. Genügt das nicht, sollte der Arzt ein anderes blutdrucksenkendes Mittel verordnen. Männern mit vergrößerter Prostata wird das Medikament aber genau wegen dieser Wirkung verordnet. Bei ihnen ist diese ansonsten unerwünschte Wirkung vorteilhaft, das Wasserlassen wird erleichtert.
Sofort zum Arzt
Das Mittel kann den Herzschlag beschleunigen, was Angina-Pectoris-Anfälle auslösen kann. Symptome dafür sind Schmerzen hinter dem Brustbein, die möglicherweise auch in Bauch, Rücken oder Kiefer ausstrahlen. Zusätzlich können Angst, Unruhe, Atemnot, Blässe und Schweißausbrüche auftreten. Wenn Sie solche Beschwerden erstmals spüren, sollten Sie sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben. Traten bereits vor der Behandlung mit Urapidil Angina-Pectoris-Anfälle auf, sollten Sie mit dem Arzt sprechen, wenn die Anfälle sich häufen oder länger andauern.
Bei bis zu 1 von 1 000 Männern kommt es vor, dass das Mittel eine lang anhaltende, schmerzhafte Erektion (Priapismus) ohne vorhergehende sexuelle Erregung auslöst. Dann müssen Sie umgehend ein Arzt aufsuchen.
Besondere Hinweise
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Da mit dem Einsatz des Mittels in Schwangerschaft und Stillzeit keine Erfahrungen vorliegen, sollten Sie es sicherheitshalber nicht anwenden.
Als Mittel der Wahl zur Behandlung des hohen Blutdrucks in der Schwangerschaft gilt Methyldopa, da es für diesen Wirkstoff Langzeituntersuchungen gibt, die seine Unbedenklichkeit für das Ungeborene und den Säugling belegen.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Da keine Erfahrungen vorliegen, sollten Alpha-1-Rezeptoren-Blocker wie Urapidil bei Kindern und Jugendlichen sicherheitshalber nicht angewendet werden.
Für ältere Menschen
Das Mittel ist bei älteren Menschen eher unangebracht. Abgesehen davon, dass Alpha-1-Rezeptoren-Blocker als Basistherapeutikum bei der Behandlung des hohen Blutdrucks häufiger zu einer Herzschwäche führen, kommt es bei älteren Menschen besonders häufig zu den beschriebenen unerwünschten Wirkungen. Die Dosis des Mittels sollte deshalb besonders niedrig gewählt und noch langsamer als sonst üblich bis zur empfohlenen niedrigsten Tagesdosis gesteigert werden. Näheres dazu lesen Sie in der Einleitung unter der Überschrift Hinweise für ältere Menschen.
Zur Verkehrstüchtigkeit
In den ersten Behandlungswochen und in den ersten 12 bis 24 Stunden, nachdem Sie die Dosis des Medikaments gesteigert haben, dürfen Sie nicht aktiv am Verkehr teilnehmen. Es besteht die Gefahr, dass Ihnen plötzlich schwindlig wird oder Sie sogar ohnmächtig werden. Bis Sie sicher sind, dass Sie das Mittel gut vertragen, sollten Sie auch keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.
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