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Alpha-1-Rezeptoren-Blocker: Tamsulosin

Wirkungsweise

Tamsulosin, ein Alpha-1-Rezeptoren-Blocker, kann die Beschwerden infolge einer vergrößerten Prostata verringern. Die Wirkung beruht darauf, dass der Wirkstoff die Muskelspannung des Prostatagewebes verringert. Die Wirksamkeit zeigt sich nach etwa einer Woche, indem der Harn wieder stärker fließt, die Blase komplett entleert werden kann und die nächtlichen Toilettengänge weniger werden. Testergebnisse Tamsulosin

Schätzungsweise sechs von zehn Männern berichten über eine zumindest leichte Besserung ihrer Prostatabeschwerden, wenn sie einen Alpha-1-Rezeptoren-Blocker wie Tamsulosin einnehmen. Demgegenüber registrieren lediglich drei bis vier von zehn Männern, die ein Scheinmedikament einnehmen, eine Verbesserung.Tamsulosin wird als "geeignet" bewertet, um Beschwerden im Zusammenhang mit einer vergrößerten Prostata zu lindern.

Das Mittel hat keine Auswirkungen auf die Größe der Prostata. Dass mit Alpha-1-Rezeptorenblockern auch Harnverhalte – als Komplikation einer vergrößerten Prostata – oder Operationen vermieden werden können, ist nicht nachgewiesen.

Die muskelentspannende Wirkung von Tamsulosin erstreckt sich nicht nur auf das Prostatagewebe, sondern kann zum Beispiel auch die Blutgefäße betreffen. Damit verbindet sich eine wesentliche Nebenwirkung der Alpha-1-Rezeptoren-Blocker: Bei der Behandlung kann der Blutdruck absinken. Dieses Risiko ist bei Tamsulosin und auch Silodosin zwar recht gering, doch auch bei ihnen kann der Blutdruck deutlich absinken. Etwas höher liegt das Risiko bei Alfuzosin. Am bedeutsamsten in dieser Wirkstoffgruppe ist es bei Doxazosin und Terazosin.

Anwendung

Die Mittel mit Tamsulosin liegen als Retardtabletten vor, die ihren Wirkstoff nach und nach freisetzen. Darum genügt es, von diesen Mitteln nach dem Frühstück eine Tablette mit 0,4 Milligramm einzunehmen. Das Mittel kann zwar unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, doch sollte das immer zur selben Tageszeit geschehen, damit die Wirkstoffspiegel möglichst konstant bleiben.

Achtung

Männer, deren Augenlinse gegen eine Kunstlinse ausgetauscht werden soll – der häufigste Grund dafür ist ein grauer Star, also eine Trübung der Augenlinse –, sollten den operierenden Arzt frühzeitig darauf hinweisen, wenn sie Tamsulosin einnehmen. Bei derart behandelten Männern kann es bei der Operation vermehrt zu Komplikationen kommen. Es wird zwar empfohlen, die Behandlung mit dem Alpha-Blocker in Absprache mit dem behandelnden Arzt etwa zwei Wochen vor der Augenoperation abzusetzen. Ob dies aber das Risiko für Komplikationen senkt, ist unklar.

Besteht die Vermutung, dass ein Mann sich in Zukunft einer solchen Augenoperationen unterziehen muss, wird vorsorglich geraten, ihn frühzeitig auf ein weniger selektiv wirkendes Mittel wie Alfuzosin umzustellen.

Gegenanzeigen

Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie das Mittel nicht anwenden:

  • Sie haben eine schwere Leberfunktionsstörung.
  • Sie haben niedrigen Blutdruck und neigen zu Kreislaufstörungen oder Ohnmachtsanfällen. Bei Retardtabletten gilt das Anwendungsverbot nicht so streng; allerdings sollte der Arzt bei niedrigem Blutdruck die Verordnung besonders sorgfältig abwägen.

Wenn Sie eine schwere Nierenfunktionsstörung haben, dürfen Sie Tamsulosin nur anwenden, wenn der Arzt Nutzen und Risiken der Anwendung besonders sorgfältig abgewogen hat.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Bei Tamsulosin ist, wie bei allen Substanzen dieser Gruppe, zu beachten, dass der Arzt bei einer gleichzeitigen Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten die Dosierung dieser Medikamente überprüfen muss. Möglicherweise kann der Blutdruck zu sehr absinken.

Ketoconazol und Itraconazol (zum Einnehmen bei Pilzinfektionen) und Ritonavir (bei HIV-Infektion) hemmen den Abbau von Tamsulosin. Bei gleichzeitiger Behandlung mit solchen Mitteln können sich die Wirkung und die Nebenwirkungen von Tamsulosin verstärken.

Nebenwirkungen

Durch die Einnahme von Tamsulosin kann es zu Ejakulationsstörungen kommen. Das heißt, das Ejakulat wird "nach rückwärts" in die Harnblase ausgestoßen, seine Menge kann verringert sein, es kann mehr Zeit bis zum Samenerguss vergehen und der Orgasmus kann weniger intensiv ausfallen. Zudem kann die Spermienanzahl verringert sein. Vor allem Letzteres kann die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen. Diese Nebenwirkungen treten bei allen Alpha-Rezeptor-Blockern auf; besonders ausgeprägt sind sie aber bei Silodosin. Wenn Sie das Mittel absetzen, normalisiert sich das wieder.

Die unten genannten unerwünschten Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System können bei Tamsulosin auftreten, sind aber bei Terazosin und nichtretardiertem Alfuzosin und Doxazosin (in Filmtabletten), die der gleichen Wirkstoffgruppe zugehören, häufiger.

Keine Maßnahmen erforderlich

Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Blähungen und Bauchschmerzen können auftreten.

Gelenke und Muskeln können schmerzen.

Muss beobachtet werden

Die meisten unerwünschten Wirkungen beruhen darauf, dass sich die Blutgefäße weiten und dadurch der Blutdruck absinkt. Besonders zu Beginn der Behandlung kommt es häufig vor, dass beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen der Blutdruck kurzzeitig stark absinkt und Schwindelanfälle, Übelkeit oder eine kurze Ohnmacht auftreten. Deshalb sollten Sie nur langsam, nicht abrupt von einer Position in eine andere wechseln. Spannen Sie vor dem Aufstehen zunächst mehrmals kurz die Wadenmuskeln an, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Ältere Menschen sind von dieser Störung häufiger betroffen, vor allem dann, wenn sie eine Herzschwäche haben oder blutdrucksenkende Medikamente einnehmen. Wenn diese Beschwerden Sie im Alltag sehr beeinträchtigen, sollten Sie mit dem Arzt sprechen.

Hinweise auf den abgesunkenen Blutdruck sind bei 1 von 100 Behandelten Müdigkeit und Schwindel. Im Nasen-Rachen-Raum können sich die Blutgefäße weiten. Das äußert sich in einer verstopften Nase, Nasenbluten und Schnupfen.

Wenn die Haut sich verstärkt rötet und juckt, reagieren Sie möglicherweise allergisch auf das Mittel. Bei solchen Hauterscheinungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zu klären, ob es sich tatsächlich um eine allergische Hautreaktion handelt und Sie ein Alternativmedikament benötigen. Solche allergischen Reaktionen wurden bei 1 bis 10 von 1 000 Behandelten beobachtet.

Sofort zum Arzt

Schmerzen in der Brust, Herzstolpern, Schwächegefühl in Armen und Beinen sowie Seh- und Sprechstörungen können Symptome eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls sein. Setzen Sie sich dann sofort mit einem Arzt in Verbindung.

Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie beziehungsweise einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.

Bei Tamsulosin ist bei allergischen Reaktionen insbesondere Atemnot infolge einer stark geschwollenen Schleimhaut im Mund- und Halsbereich beobachtet worden (Angioödem). In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.

Besondere Hinweise

Zur Verkehrstüchtigkeit

Besonders zu Beginn der Behandlung kann der Blutdruck schwanken; außerdem kann der Einfluss des Mittels auf den Blutdruck vielfältige Störungen nach sich ziehen. All dieses kann Ihre Fähigkeit beeinträchtigen, aktiv am Verkehr teilzunehmen, Maschinen zu bedienen und Arbeiten ohne sicheren Halt zu verrichten.

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Anwendungsgebiete dieses Wirkstoffs