Wirkungsweise
Innerlich angewendetes Isotretinoin hat grundsätzlich den gleichen Wirkmechanismus wie die äußerlich aufgetragenen Retinoide Tretinoin oder Adapalen. Es wirkt aber wesentlich stärker als dieses und führt bei etwa der Hälfte der Behandelten zu einem dauerhaften Erfolg. Selbst schwerste eitrig-entzündliche Akne heilt damit ab. Der Wirkstoff gilt als das effektivste Aknemittel. Testergebnis Isotretinoin
Wegen seiner zahlreichen und gravierenden unerwünschten Wirkungen sollte der Arzt es aber dennoch nur bei den schweren Formen der Akne verordnen. Nämlich nur bei solchen Hautzuständen, die auf alle anderen äußerlich und innerlich anzuwendenden Mittel nicht ausreichend ansprechen würden. Unter diesen Bedingungen ist Isotretinoin zur Behandlung einer schweren Akne geeignet.
Anwendung
Die Ärztin oder der Arzt muss die Dosis des Mittels auf die Schwere der Akne und Ihr Körpergewicht abstimmen. Mehr als ein Milligramm Isotretinoin pro Kilogramm Körpergewicht und Tag sollte es nicht sein. Wie lange Sie das Mittel einnehmen müssen, richtet sich danach, wie hoch es dosiert ist und wie rasch sich das Hautbild bessert. Normalerweise genügen etwa fünf Monate und lediglich eine Behandlungsphase, um die Akne abheilen zu lassen. Sollte ein zweiter Durchgang erforderlich sein, darf dieser frühestens acht Wochen nach Abschluss des ersten begonnen werden.
Der Arzt muss die Leberfunktion und die Blutfettwerte vor Beginn sowie nach einem Monat und während der gesamten Behandlung in dreimonatigen Abständen kontrollieren.
Wenn Sie hohe Blutfettwerte oder Gicht haben, verschlechtern sich häufig (bei 15 von 100 Behandelten) die Blutwerte. Während Sie das Mittel einnehmen, sollte der Arzt deshalb die Werte für Cholesterin, Triglyceride und Harnsäure im Blut einmal monatlich prüfen.
Achtung
Isotretinoin macht die Haut dünner und somit empfindlicher für UV-Strahlen. Generell sollten Sie die Haut während der Behandlung nicht der Sonne aussetzen oder dies auf ein Minimum beschränken und nicht ins Solarium gehen. Wenn sich die Sonneneinwirkung nicht vermeiden lässt, sollten Sie ein geeignetes Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30 verwenden.
Spenden Sie während der Behandlung und einen Monat danach kein Blut. Wenn eine schwangere Frau eine Blutspende mit Isotretinoin erhält, kann das werdende Kind auch auf diesem Weg schwere Missbildungen davontragen.
Frauen, die schwanger werden können, sollten außerdem beachten: Ärztinnen und Ärzte dürfen Ihnen höchstens so viele Isotretinointabletten verschreiben, wie für einen Monat notwendig sind. Sie müssen das Rezept bis spätestens sechs Tage nach der Ausstellung in der Apotheke einlösen.
Gegenanzeigen
Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie Isotretinoin nicht einnehmen:
- Ihre Leber arbeitet nicht richtig.
- Sie haben stark erhöhte Blutfettwerte.
- Sie nehmen wegen einer bakteriellen Infektion oder auch wegen der Akne Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline ein.
- Sie wollen schwanger werden oder Sie können eine Schwangerschaft nicht sicher verhüten.
Wenn Sie Diabetes haben oder an extremem Übergewicht (BMI > 33 kg/m2) leiden, muss der Arzt Nutzen und Risiken der Behandlung besonders sorgfältig abwägen.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Präparate mit Vitamin A (z. B. in Multivitaminpräparaten) dürfen Sie nicht gleichzeitig verwenden, weil dann die Gefahr besteht, dass die Vitamin-A-Spiegel im Blut zu hoch ansteigen. Die Folge können Leberfunktionsstörungen, Gelenk- und Knochenschmerzen, erhöhter Hirndruck und – bei Menschen, die rauchen – ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko sein.
Wenn Sie aufgrund einer Schuppenflechte mit Fumarsäureestern behandelt werden (Fumaderm), sollte der Arzt Nutzen und Risiken der gleichzeitigen Anwendung beider Mittel sorgfältig abwägen.
Unbedingt beachten
Isotretinoin dürfen Sie auf keinen Fall gleichzeitig mit Tetracyclin-Antibiotika (wie Doxycyclin, Minocyclin) einnehmen, weil der Hirndruck gefährlich ansteigen kann.
Nebenwirkungen
Keine Maßnahmen erforderlich
Der Wirkstoff trocknet fast immer (bei 90 von 100 Behandelten) die Haut stark aus, vor allem die Lippen sowie Handflächen, Fingerspitzen und Fußsohlen. Bei zwei Drittel der Behandelten schuppt sich die Haut, bei jedem Zweiten entzündet sich die Gesichtshaut, rötet sich und brennt. Aus diesem Grund sollten Sie auf eine feuchtigkeitsspendende Hautpflege während der Behandlung achten.
Bei jedem Fünften tritt leichter Haarausfall auf.
Auch Appetitlosigkeit und Unwohlsein können vorkommen.
Muss beobachtet werden
Der Wirkstoff reizt auch die Augen und kann dafür sorgen, dass sich weniger Tränenflüssigkeit bildet. Wenn sich die Augen trocken anfühlen und sich röten, können künstliche Tränen die Beschwerden lindern. Weiteres dazu lesen Sie unter Trockene Augen.
Es können Kopfschmerzen (bei 5 von 100), Nasenbluten (15 von 100), Muskel- und Gelenkschmerzen mit Knochenveränderungen (15 von 100) vorkommen. Halten die Beschwerden länger als zwei bis drei Tage an, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Sofort zum Arzt
Wenn sich schwere Hauterscheinungen mit Rötung und Quaddeln an Haut und Schleimhäuten sehr rasch (meist innerhalb von Minuten) entwickeln und zusätzlich Luftnot oder eine Kreislaufschwäche mit Schwindel und Schwarzsehen, oder Durchfälle und Erbrechen auftreten, kann es sich um eine lebensbedrohliche Allergie beziehungsweise einen lebensbedrohlichen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) handeln. In diesem Fall müssen Sie die Behandlung mit dem Medikament sofort stoppen und den Notarzt (Telefon 112) verständigen.
Die oben beschriebenen Hauterscheinungen können in sehr seltenen Fällen auch erste Anzeichen für andere sehr schwerwiegende Reaktionen auf das Arzneimittel sein. Meist entwickeln diese sich während der Anwendung des Mittels nach Tagen bis Wochen. Typischerweise dehnen sich die Hautrötungen aus und es bilden sich Blasen ("Syndrom der verbrühten Haut"). Auch die Schleimhäute des gesamten Körpers können betroffen und das Allgemeinbefinden wie bei einer fiebrigen Grippe beeinträchtigt sein. Bereits in diesem Stadium sollten Sie sich sofort an einen Arzt wenden, denn diese Hautreaktionen können sich rasch lebensbedrohlich verschlimmern.
Wenn Sie sich benommen fühlen, Kopfschmerzen haben und Ihnen gleichzeitig übel ist, müssen Sie einen Arzt rufen. Diese Anzeichen können auf einen erhöhten Hirndruck hinweisen.
Wenn sich unter der Behandlung mit dem Mittel Luftnot oder Asthmaanfälle verstärken, sollten Sie sofort eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn Ihr Urin blutig ist oder Sie auf der Haut kleine, dunkle Punkte (Petechien) entdecken.
Das Mittel kann dazu führen, dass sich Ihre Persönlichkeit verändert, sodass Sie häufig traurig und in sich gekehrt sind oder kein Interesse mehr an Ihrem sozialen Umfeld aufbringen können. Wenn Sie selbst oder Ihre Angehörigen eine solche Veränderung bemerken, sollten Sie sofort eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, weil diese Art von Depression so stark werden kann, dass die Gefahr für eine Selbsttötung besteht.
Alle diese Symptome bilden sich zwei bis sieben Tage nach Absetzen des Medikaments wieder zurück.
Treten Muskelschmerzen, Schwäche und dunkler Urin auf, kann dies auf eine schwere Muskelschädigung hinweisen. Dies ist besonders dann zu beachten, wenn Sie sich gleichzeitig sportlich sehr verausgabt haben oder wenn Sie derzeit noch andere Medikamente einnehmen, von denen man weiß, dass sie die Muskeln schädigen können. Dazu gehören Statine (bei erhöhten Blutfetten), Glucocorticoide (bei Entzündungen, Immunreaktionen) oder Penicillamin (bei rheumatoider Arthritis).
Besondere Hinweise
Zur Empfängnisverhütung
Frauen, die schwanger werden können, dürfen Isotretinoin nur dann anwenden, wenn sie eine Schwangerschaft sicher verhüten. Die Verhütung muss einen Monat vor der Behandlung beginnen und muss noch einen Monat nach dem Absetzen des Aknemittels fortgeführt werden, weil der Wirkstoff noch so lange im Körper verweilen kann. Vorsichtshalber sollten Sie zwei sich ergänzende Verhütungsmethoden anwenden, zum Beispiel Pille plus Kondom oder Diaphragma. Falls Sie eine Schwangerschaft nicht sicher verhüten können, wird der Arzt mit Ihnen über risikoärmere Behandlungen sprechen.
Frauen, die schwanger werden können und Isotretinoin anwenden sollen, müssen vor der ersten Anwendung ausschließen, dass sie schwanger sind. Es sollte ein negativer Schwangerschaftstest vorliegen oder der Frauenarzt sollte Eierstöcke und Gebärmutter mit Ultraschall untersuchen. Der Arzt wird Sie darüber aufklären, dass das Mittel dem werdenden Kind schaden kann, falls Sie während der Einnahme von Isotretinoin schwanger werden.
Für Schwangerschaft und Stillzeit
Sie dürfen Isotretinoin auf keinen Fall während der Schwangerschaft einnehmen. Das Mittel kann das Ungeborene schwer schädigen, wenn es in den ersten Monaten der Schwangerschaft eingenommen wird.
Auch in der Stillzeit darf das Mittel nicht angewendet werden.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Kinder unter zwölf Jahren dürfen kein Isotretinoin bekommen. Bei Jugendlichen über zwölf Jahre sollten Nutzen und Risiken wegen der schweren unerwünschten Wirkungen sehr sorgfältig abgewogen werden.
Beim Tragen von Kontaktlinsen
Während der Einnahmezeit müssen Sie auf Kontaktlinsen verzichten, weil sich weniger Tränenflüssigkeit bildet. Tragen Sie trotzdem Kontaktlinsen, können sich leicht Geschwüre auf der Augenhornhaut bilden.
Zur Verkehrstüchtigkeit
Treten unerwünschte Wirkungen wie Benommenheit, Schwindel oder Verschlechterungen des Sehvermögens auf, sollten Sie während der Behandlung kein Fahrzeug lenken, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.
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