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Karies und Kariesvorbeugung

Allgemeines

Eine Karies, früher auch Zahnfäule genannt, ist eine Zahnerkrankung, die bis zum Zahnverlust fortschreiten kann. Ein "Loch" im Zahn entsteht im Allgemeinen, wenn die Zähne nicht ausreichend gründlich und häufig geputzt werden und zugleich zuckerhaltige Lebensmittel im Übermaß gegessen werden oder zuckerhaltige Getränke, z. B. aus einer Nuckelflasche, die Zähne regelmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg umspülen.

Karies tritt in jedem Lebensalter auf, für die Erhaltung der Zahngesundheit sind aber die ersten Lebensjahre besonders wichtig. Damit die Zähne lange erhalten bleiben, ist nicht nur eine regelhafte Zahnentwicklung Voraussetzung, sondern auch die dauerhafte Pflege der Zähne sowie die Förderung einer gesunden Mundflora, Mund- und Zahnfleischschleimhaut. Nur so kann Karies verhindert werden. Untersuchungen zeigen, dass die Häufigkeit von Karies bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland seit den 1990er Jahren rückläufig ist.

Allerdings gibt es bei dieser positiven Entwicklung deutliche Altersunterschiede: So finden sich bei Schulkindern inzwischen deutlich weniger kariöse Zähne. Die Rate der Klein- und Vorschulkinder, die bereits Karies haben, konnte allerdings nicht gesenkt werden. Als Grund hierfür werden eine unzureichende Mundhygiene im Kleinkindalter und die mangelnde Inanspruchnahme von Vorsorgemöglichkeiten angegeben. Je nach Region haben 7 bis 20 von 100 Kindern unter 6 Jahren eine sogenannte Saugerflaschen-Karies.

Anzeichen und Beschwerden

Auf unzureichend gepflegten Zähnen siedelt sich Zahnbelag (Plaque) an. Die Ablagerungen sind sichtbar und können durch spezielle Mundspüllösungen angefärbt werden. Plaque besteht aus Speichel, Nahrungsresten und Bakterien und befördert Karies, Zahnfleischentzündungen und Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis).

Karies zeigt sich durch Schmerzen, eine Heiß-/Kalt-Empfindlichkeit. Zu Beginn zeigen sich weißliche oder bräunliche Flecken auf dem betroffenen Zahn, in der Folge entstehen Löcher.

Ursachen

Karies ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Zum einen eine schlechte Mundhygiene und daraus resultierend die Bildung von Zahnbelag und zum anderen durch häufigen Zuckerkonsum. Die Bakterien des Zahnbelag zersetzen Zucker, wodurch Säure entsteht. Diese Säure greift die Oberfläche der Zähne, den Zahnschmelz an. Wenn die Zähne nicht ausreichend häufig geputzt werden, wird der Schmelz nach und nach zerstört, es entstehen Löcher. Milchzähne sind empfindlicher als die bleibenden Zähne, beispielsweise durch zu häufiges Nuckeln an Saftfläschchen oder gesüßten Tees, steigt das Risiko für Karies.

Vorbeugung

Wenn das bleibende Gebiss vorhanden ist und sich Zahnfehlstellungen erkennen lassen, sollten diese von einem Zahnarzt kontrolliert werden. Ein perfektes Gebiss ist selten. Wenn aber Zähne und Kiefer aufgrund von Fehlstellungen nicht optimal aufeinander passen, funktioniert der Kauvorgang nicht gut. Es kommt zu vermehrter Abnutzung der Zähne. Zudem ist das Kariesrisiko erhöht, weil die Zähne nicht gut zu reinigen sind. Kieferorthopädische Korrekturen können dem entgegenwirken und dazu beitragen, die Mundhygiene zu verbessern.

Karies kann man nicht heilen. Schäden an der Zahnsubstanz sind bleibend. Daher ist das wichtigste Ziel, Karies mit geeigneten Maßnahmen bestmöglich vorzubeugen.

Wichtig ist, dass bereits die Milchzähne kariesfrei erhalten bleiben. Die Zähne werden durch Fluoridierung und eine regelmäßige angemessene Mundhygiene geschützt. Fluorid wirkt der Entmineralisierung des Zahnschmelzes vor allem über den direkten Kontakt mit der Zahnoberfläche entgegen. Die Fluoridierung kann durch Zahnpasta oder mit Tabletten und Tropfen durchgeführt werden – siehe Behandlung mit Medikamenten.

Schon die Vorsorgeuntersuchungen in den ersten Lebensmonaten helfen, dass sich ein gesundes Gebiss entwickelt.

Sie erhalten vom Kinderarzt auch Informationen zur gesunden Ernährung Ihres Kindes. Da zuckerhaltige Lebensmittel eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Karies spielen, bieten Sie Ihrem Kind so wenig Zucker an wie möglich.

Tipps für Eltern

  • Geben Sie dem Baby aus der Saugflasche nur Wasser und Milchnahrung oder ungesüßten Tee, keine süßen Tees oder Säfte. Das Umspülen der Zähne mit zuckerhaltigen Flüssigkeiten stellt ein hohes Kariesrisiko dar.
  • Ab einem halben Jahr sollten Sie dem Kind einen offenen Kindertrinkbecher geben.
  • Stillen nach Bedarf sollten Sie bei Kindern über einem Jahr einstellen. Vor allem das nächtliche Stillen älterer Kinder stellt ein Kariesrisiko dar.
  • Idealerweise ist eine altersgemäß fluorierte Zahnpasta das Letzte, was vor dem Schlafen Kontakt mit den Zähnen Ihres Kindes hat. Achten Sie auf die richtige Menge Zahnpasta beim Putzen.
  • Leiten Sie ihr Kind früh spielerisch an, sich selbst die Zähne zu putzen.
  • Kaufen Sie eine altersgemäße Kinderzahnbürste.
  • Am besten sollte das Kind nach jedem Essen seine Zähne putzen, auf jeden Fall morgens und abends nach dem letzten Essen.
  • Begleiten Sie das Zähneputzen Ihres Kindes in den ersten Jahren.
  • Wenn Ihr Kind etwa ein Jahr alt ist, sollten Sie das erste Mal mit ihm zum Zahnarzt gehen. Ab dann sollten Kontrolltermine mindestens einmal im Jahr beibehalten werden, um kleine Schäden frühzeitig zu erkennen. Alle sechs Monate sollten Sie die Zähne bei älteren Kindern mit Fluoridlack behandeln lassen.
  • Nutzen Sie bei älteren Kindern das Angebot der Gruppenprophylaxe in der Schule.
  • Um Zahnfehlstellungen zu vermeiden, ist es wichtig, dass sich das Kind den Schnuller oder das Fingerlutschen im zweiten Lebensjahr abgewöhnt.

Allgemeine Maßnahmen

Eine geschädigte Zahnsubstanz kann nur mit Füllmaterialien "repariert" werden. Die körpereigene Zahnoberfläche kann nicht wiederhergestellt werden.

Wann zum Arzt?

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendlichen ist beim Kinderarzt oder der Kinderärztin eine Beratung zu geeigneten Maßnahmen vorgesehen, um das Gebiss Ihres Kindes bestmöglich vor Karies zu schützen (U5 zwischen dem 6. und 7. Lebensmonat). In diesem Zusammenhang ist auch der erste Besuch bei einem Zahnarzt möglich. Zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat und dem 10. und 20. Lebensmonat Ihres Kindes können Sie sich dort über zahngesunde Ernährung, die geeignete Zahnpflege von Beginn an und mögliche Präventionsmaßnahmen informieren.

Wenn Ihr Kind beim Kauen über Schmerzen klagt, die nicht eindeutig darauf zurückzuführen sind, dass ein Milchzahn wackelt, sollten Sie mit ihm zu einem Zahnarzt gehen. Das gilt auch, wenn Sie Verfärbungen der Milchzähne feststellen, die Zähne ungewöhnliche Stellung aufweisen oder Sie Fragen zu Mundhygiene und Fluoridierung haben.

Behandlung mit Medikamenten

Wann Kinder Fluorid in Tablettenform einnehmen sollen – oder ob überhaupt, darüber herrschte lange Uneinigkeit zwischen Zahn- und Kinderärzten. Anfang 2021 veröffentlichte ein breites Netzwerk, angesiedelt beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, eine Empfehlung hierzu. Das methodische Vorgehen der Gruppe unterscheidet sich allerdings von dem der Stiftung Warentest, die Empfehlungen unterscheiden sich daher teilweise. Die Versorgung der Milchzähne mit Fluorid kann bei Kleinkindern mit fluoridhaltigen Kinderzahnpasten erfolgen, was überwiegend empfohlen wird.

Rezeptfreie Mittel

Zur Vorbeugung vor Karies wird Fluorid als Tabletten oder in Form fluoridhaltiger Gele angeboten.

Die Gelzubereitungen dürfen unter Aufsicht eines Zahnarztes erst bei Kindern ab einem Alter von 3 Jahren eingesetzt werden, also etwa dann, wenn das Milchzahngebiss vollständig ist.

Die Tabletten zum Einnehmen können schon im Säuglingsalter verabreicht werden. Die Fluorid-Mittel sind mit Einschränkung geeignet, um Karies bei Kindern vorzubeugen. Es fehlen Studien, die nachweisen, dass die Einnahme von Fluorid in der Zeit vor dem ersten Zahndurchbruch tatsächlich etwas nützt. Wenn Sie von Beginn an Ihrem Kind regelmäßig mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta die Zähne putzen, ist es ausreichend mit Fluorid zur Vorbeugung von Karies versorgt.

Keinesfalls dürfen Sie Fluoridtabletten und fluoridhaltige Zahnpasten gemeinsam verwenden. Dies kann rasch zu einer Fluorid-Überversorgung führen, was sich durch bleibende weiße Flecken im Zahnschmelz der zweiten Zähne äußert.

Fluorid zum Einnehmen wird auch in fixer Kombination mit Vitamin D zur gleichzeitigen Rachitisprophylaxe angeboten. Diese Kombination ist nicht sinnvoll zusammengesetzt, da die Einnahme von Vitamin D bereits ab der zweiten Lebenswoche erfolgen soll. Dass eine so frühe Fluorideinnahme nützt, ist dagegen nicht nachgewiesen. Die Mittel sind daher wenig geeignet zur Vorbeugung von Karies bei Säuglingen und Kleinkindern. Allenfalls wenn eine ausreichende Zahnpflege der Milchzähne im frühen Kleinkindalter nicht möglich sein sollte, kann eine zusätzliche Einnahme von Fluorid sinnvoll sein.

Rezeptpflichtige Mittel

Enthält eine Tube mit fluoridhaltigem Gel mehr als 25 Gramm, muss sie vom Arzt verordnet werden.