Allgemeines
Das Krankheitsbild der "unruhigen Beine" (engl.: restless legs, RLS für restless legs syndrom) ist eine Erkrankung des Nervensystems. Ein unangenehmer Bewegungsdrang tritt besonders in Ruhe auf, wobei die Beine kribbeln, stechen und schmerzen. 2 bis 10 von 100 Menschen sind von solchen "unruhigen Beinen" betroffen. Frauen leiden darunter häufiger als Männer.
Anzeichen und Beschwerden
Die Betroffenen haben einen kaum zu unterdrückenden Bewegungsdrang, der gewöhnlich von sehr unangenehmen Missempfindungen in den Beinen verursacht oder davon begleitet wird. Meist tritt in beiden Beinen ein ziehendes, reißendes, spannendes oder sogar schmerzendes Gefühl auf. Die Arme sind seltener betroffen. Die Missempfindungen bessern sich, wenn die Gliedmaßen bewegt und anders gelagert werden.
Die Beschwerden treten ausschließlich in Ruhe auf. Sie folgen über den gesamten Tag einem zeitlichen Verlauf und verstärken sich, wenn die Körpertemperatur sinkt. Daher treten die Beschwerden vor allem abends in Erscheinung, verstärken sich bis in die Mitte der Nacht und werden gegen Morgen dann schwächer. Die Missempfindungen und der Bewegungsdrang verhindern das Ein- und/oder Durchschlafen, sodass die Betroffenen am Tage müde sind.
Ursachen
Unruhige Beine können ohne erkennbare Ursache auftreten. Es scheint eine familiäre Anlage dafür zu geben, denn oft sind mehrere Familienmitglieder betroffen.
Die Symptome können sich während einer Schwangerschaft und bei Erkrankungen, die mit hormonellen Störungen einhergehen, entwickeln. Häufig spielen Eisenmangel, Schilddrüsen- und schwere Nierenerkrankungen eine Rolle. Unruhige Beine können durch eine Behandlung mit Neuroleptika (bei Schizophrenien und andere Psychosen) ausgelöst werden. Bereits bestehende Beschwerden können durch eine solche Therapie verstärkt werden. Auch Menschen mit einer Krebserkrankung können während und nach einer Chemotherapie das Krankheitsbild der unruhigen Beine entwickeln.
Allgemeine Maßnahmen
Achten Sie darauf, dass Sie mit der Nahrung genug Eisen aufnehmen. Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen oder Spinat und Mangold enthalten Eisen. Dessen Aufnahme kann durch den gleichzeitigen Verzehr von Vitamin-C-reichen Lebensmitteln wie Orangen, rotes Paprikagemüse oder Brokkoli verbessert werden (Mehr auf der Themenseite Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel). Wenn Sie einmal pro Woche rotes Fleisch zu sich nehmen, erhöht auch dies den Eisenspiegel. Sobald unruhige Beine auftreten, sollten Sie Ihren Eisenstatus überprüfen lassen. Besteht ein Eisenmangel, sollte dieser medikamentös behoben werden (siehe hierzu Blutarmut).
Wenn eine Behandlung mit Neuroleptika unverzichtbar ist, in deren Folge unruhige Beine als unerwünschte Wirkung auftreten, sollte geprüft werden, ob zu einem Medikament gewechselt werden kann, bei dem diese Bewegungsstörung seltener vorkommt.
Ob Maßnahmen wie Entspannungsübungen mit oder ohne Bewegung, Bewegungs-und Flexibilitätstraining, Wechselbäder, Massagen oder Verzicht auf Alkohol und Nikotin die Beschwerden lindern können, ist durch hochwertige Studien nicht nachgewiesen.
Wann zum Arzt?
Je nachdem wie belastend die Beschwerden sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Er kann abklären, ob die unruhigen Beine die Folge anderer Erkrankungen sind oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente verursacht werden.
Behandlung mit Medikamenten
Rezeptpflichtige Mittel
Für die Behandlung unruhiger Beine ohne fassbare Ursache werden Arzneimittel eingesetzt, mit denen auch die Parkinsonkrankheit behandelt wird. Sie werden aber bei unruhigen Beinen niedriger dosiert. Testergebnisse Mittel gegen Unruhige Beine
Sowohl die Dopaminagonisten Pramipexol und Ropinirol als auch die Kombination aus Levodopa und Benserazid werden als "geeignet" angesehen, um die Beinbewegungen zu verringern und dadurch den Schlaf zu verbessern.
Demgegenüber wird Rotigotin, das als Pflaster angewendet wird, als "mit Einschränkung geeignet" bewertet. Es ist nicht untersucht, wie wirksam es im Vergleich zu Pramipexol und Ropinirol ist. Außerdem verursachen die Pflaster sehr häufig Hautreizungen.
Die Mittel werden danach ausgewählt, welche Beschwerden im Vordergrund stehen. Beeinträchtigen die Beschwerden in erster Linie das Einschlafen, bietet sich die Kombination aus Levodopa und Benserazid in nichtretardierter Zubereitung an. Die retardierte Form, aus der der Wirkstoff nach und nach freigesetzt wird, wird zusätzlich zum nichtretardierten Mittel eingenommen, wenn es neben Einschlafstörungen auch zu Durchschlafstörungen kommt, weil im Laufe der Nacht die Beschwerden erneut einsetzen. Statt dieses Mittels werden Dopaminagonisten bevorzugt, wenn Beschwerden auch am Tag auftreten.
Alle Mittel (Levodopa wie auch die Dopaminagonisten) können dazu führen, dass zum Erhalt der Wirksamkeit die Menge des eingenommenen Medikamentes immer weiter gesteigert werden muss (Augmentation). In diesem Fall muss ein Arzt entscheiden, wann eine Medikamentenumstellung oder -kombination erforderlich ist.
Neue Medikamente
Für besondere Fälle steht seit einiger Zeit bei unruhigen Beinen das Präparat Targin zur Verfügung. Dieses Mittel enthält das stark wirkende Opioid Oxycodon sowie Naloxon. Letzteres soll der Verstopfung entgegenwirken, die sich bei längerer Einnahme von Oxycodon oft einstellt. Die Kombination wird normalerweise bei starken Schmerzen eingesetzt, kann aber auch bei schwer ausgeprägtem Restless-legs-Syndrom eingesetzt werden, wenn die Beschwerden länger als ein halbes Jahr bestehen und ein Dopaminagonist sowie Levodopa nicht ausreichend gewirkt haben. Mindestens alle drei Monate muss überprüft werden, ob die Behandlung noch notwendig ist. Bei einer länger andauernden Anwendung besteht die Gefahr der Gewöhnung. Nach einem Jahr sollte versucht werden, das Mittel abzusetzen. Dazu muss die Dosierung des Mittels langsam verringert werden.
Allerdings nehmen viele Kranke das Mittel nur kurze Zeit ein. Fast ein Drittel von ihnen bricht die Behandlung frühzeitig ab. Der Grund sind vermutlich Nebenwirkungen wie Übelkeit, Müdigkeit, Verstopfung und Kopfschmerzen.