Allgemeines
Genitalwarzen (Feigwarzen, Kondylome) sind gutartige Wucherungen des Hautgewebes im Genitalbereich. Sie können in der Analregion auftreten, bei Frauen auch in der Vulva- und Scheidenregion, bei Männern am Penis und Hodensack.
Genitalwarzen beruhen auf einer Infektion mit humanen Papillom-Viren (HPV), die bei Intimkontakten über Haut und Schleimhaut weitergegeben werden. HP-Viren sind sehr weit verbreitet. Eine Ansteckung ist bereits beim ersten Intimkontakt möglich. Genitalwarzen gehören zu den häufigsten sexuell übertragenen Erkrankungen. Bei Männern und Personen mit geschwächtem Immunsystem kommen sie häufiger vor als bei Frauen und Personen mit intaktem Abwehrsystem.
Bei Kindern kommen Genitalwarzen nur selten vor. Treten sie doch einmal auf, vergehen sie bei mehr als der Hälfte der Kinder innerhalb von zwei Jahren von allein.
Anzeichen und Beschwerden
Genitalwarzen sind Hautwucherungen, die im gesamten Genitalbereich auftreten können. Die Gewebeveränderungen bereiten nur selten Beschwerden; mitunter jucken, brennen, nässen und bluten sie aber. Ihre Größe und ihr Aussehen in Form und Farbe sind sehr unterschiedlich. Genitalwarze können von stecknadelgroß bis zu mehreren Zentimetern Durchmesser groß sein. Sind sie stark verhornt, erscheinen sie weißlich. Aber sie können auch hautfarben, rötlichbraun, rotviolett oder dunkelbraun gefärbt sein. Manche Warzen sind flach, andere kugelig, haarförmig, gestielt oder gelappt. Sie können einzeln stehen, aber auch zu mehreren zusammen, dann sehen sie teilweise wie ein Blumenkohlröschen aus.
Ursachen
Genitalwarzen werden durch humane Papilloma-Viren (HPV) hervorgerufen. Bei diesen Viren werden verschiedene Klassen unterschieden: Low-risk Papilloma-Viren (insbesondere HPV 6 oder 11) verursachen gutartige Hauttumore wie Genitalwarzen. High-risk Papilloma-Viren (wie HPV 16 oder 18) können – wenn sie lange im Körper bleiben – Krebs verursachen.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung von Genitalwarzen kann man eine Impfung nutzen, die vor Humane-Papillomaviren-Infektionen im Genitalbereich schützt. Dafür steht ein Impfstoff zur Verfügung, der sich gegen neun Stämme dieser Virengruppe richtet (Gardasil 9). Die Impfung wird sowohl Mädchen als auch Jungen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Geimpft wird zweimal im Abstand von sechs Monaten. Der bestmögliche Schutz wird erreicht, wenn beide Impfungen vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.
Zwei der Virusstämme des Impfstoffs (HPV-Typen 6 und 11) verursachen etwa 90 Prozent aller Genitalwarzen. Es ist nachgewiesen, dass die Impfung sowohl Männer wie auch Frauen vor Genitalwarzen schützt, die durch diese beiden Virusstämme ausgelöst werden. Die restlichen Genitalwarzen werden von anderen HPV-Stämmen hervorgerufen. Nach einer Impfung ist also kein vollkommener Schutz vor Genitalwarzen zu erwarten. Zudem kann die Impfung nur Personen schützen, die noch nicht mit diesen beiden Virusstämmen infiziert sind.
Sieben der Virusstämme, gegen die geimpft wird, nämlich HPV 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58, sind bei Frauen an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt. Dieser entsteht langsam, über einen Zeitraum von 10 bis 30 Jahren, wenn die Viren dauerhaft im Körper verbleiben. Auch der seltenere Scheidenkrebs oder der Analkrebs bei Frauen und Männern gehen oft auf das Konto dieser Viren. Es ist nachgewiesen, dass die Impfung bei Frauen Vorstufen an Gebärmutterhals- und Scheidenkrebs verhindert, und dies wahrscheinlich auch bei Analkrebs der Fall ist. Bei Männern mit entsprechenden Sexualpraktiken schützt Gardasil 9 vor Analkrebs. Ob die Impfung auch bei Krebserkrankungen an Penis, Mund- und Rachenkrebs einen Vorteil birgt, ist noch nicht bewiesen.
Eine Impfung der Jungen ist zudem sinnvoll, da die Viren auch durch sie auf die Sexualpartner übertragen werden. Somit steigert die Impfung die Immunität der gesamten Bevölkerung.
Da die Viren nicht durch Körperflüssigkeiten, sondern durch intimen Haut- und Schleimhautkontakt weitergegeben werden, schützen Kondome nicht zuverlässig vor einer HPV-Infektion. Das Risiko einer Erkrankung mit HPV-Viren steigt mit der Zahl der Sexualpartner.
Allgemeine Maßnahmen
Statt mit Medikamenten können Genitalwarzen auch mittels Vereisung, Elektrokoagulation und (Laser-)Operation beseitigt werden. Eine Kältebehandlung wird bei einzelnen und kleineren Warzen bevorzugt. Eine chirurgische Behandlung wählt man eher bei ausgedehnten Hautveränderungen. Mit den aufgeführten Behandlungen können die Warzen zuverlässiger entfernt werden als durch die lokale Anwendung von Medikamenten (Creme oder Lösung). Allerdings können die Warzen auch nach diesen Behandlungsmethoden erneut auftreten.
Wann zum Arzt?
Genitalwarzen verschwinden bei etwa einem Drittel der Menschen nach einigen Monaten ohne Behandlung. In die Entscheidung, ob behandelt oder abgewartet wird, kann auch die persönliche Haltung einfließen.
Behandlung mit Medikamenten
Rezeptpflichtige Mittel
Als Medikamente zur äußerlichen Behandlung von Genitalwarzen werden Imiquimod und Podophyllotoxin als "geeignet" bewertet. Nach entsprechender Einweisung können beide Mittel selbst angewendet werden. Der Vergleich der beiden Mittel durch wissenschaftliche Studien hat keinen nennenswerten Unterschied erbracht. Imiquimod hat aber offensichtlich weniger unerwünschte innerliche Wirkungen. Dafür verursacht Imiquimod aber dort, wo es aufgetragen wird, sehr häufig Juckreiz und Schmerzen sowie häufig Hautreizungen und -brennen. Podophyllotoxin kommt nur bei kleinen, nicht entzündeten Feigwarzen infrage. Die Behandlung mit Podophyllotoxin dauert bis zu 5 Wochen, die mit Imiquimod 16 Wochen.
Neue Medikamente
Seit Anfang 2010 gibt es mit Veregen ein weiteres Arzneimittel zur äußerlichen Behandlung von Genitalwarzen. Es gehört nicht in die Marktauswahl, wird aber dennoch so häufig verordnet, dass eine kurze Darstellung sinnvoll erscheint. Veregen enthält einen Extrakt aus grünem Tee. Das Mittel soll dreimal täglich aufgetragen werden bis alle Genitalwarzen verschwunden sind – höchstens aber 16 Wochen lang. Wie der Extrakt genau wirkt, ist nicht bekannt. In klinischen Studien an Erwachsenen wirkte der Tee-Extrakt besser als eine Scheinbehandlung. Bei 55 von 100 mit dem Extrakt Behandelten verschwanden die Warzen. Bei denjenigen, die eine wirkstofffreie Salbe auftrugen, waren es 35 von 100. Allerdings fehlen Studien, in denen der Effekt von Tee-Extrakt mit dem von Podophyllotoxin und Imiquimod verglichen wird. Daher lässt sich der therapeutische Stellenwert dieses Mittels nicht abschätzen. Indirekte Vergleiche deuten darauf hin, dass das Mittel schlechter wirkt als Imiquimod und Podophyllotoxin.
Bei der Anwendung von Veregen ist häufig mit lokalen Unverträglichkeitsreaktionen wie Rötung, Schwellung, Brennen, Schmerz oder Verhärtung zu rechnen. Wegen fehlender Erfahrungen darf das Mittel nicht bei bei Personen mit beeinträchtigter Immunabwehr eingesetzt werden. Hierzu zählen beispielsweise Personen mit einer HIV-Infektion und solche, die nach einer Organtransplantation oder aufgrund einer Autoimmunerkrankung mit Mitteln behandelt werden, die das Immunsystem unterdrücken. Auch Patienten mit einer schwerwiegenden Einschränkung der Leberfunktion sollten die Salbe nicht anwenden.