Allgemeines
Eine Rosazea, auch bekannt als Kupferrose oder Kupferfinne, ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Blutgefäße und des Bindegewebes der Haut, die sich hauptsächlich im Gesicht zeigt. Unter 100 Personen mit solchen Hautveränderungen betrifft die Erkrankung bei etwa 20 auch das Auge.
Rosazea tritt vor allem bei Erwachsenen auf, meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer, dafür verläuft die Krankheit bei Männern meist schwerer. Hellhäutige Hauttypen sind eher gefährdet als dunkelhäutige.
Rosazea kann allerdings auch bei Heranwachsenden auftreten. Dann wird sie häufig mit einer Akne verwechselt. Im Unterschied zu Akne treten hierbei aber keine Mitesser auf.
Anzeichen und Beschwerden
Die Haut im Gesicht, vor allem an Stirn, Nase, Kinn und Wangen, wird rot und fleckig. Einzelne Äderchen weiten sich und werden dadurch sichtbar (Vorstadium). Im späteren Verlauf kann sich die Krankheit auch auf Hals, Brust, Rücken und Kopfhaut ausbreiten.
Typisch für Rosazea ist, dass die Haut brennt und sticht. Sie erscheint trockener als sonst und kann an einzelnen Stellen aufquellen (Schweregrad I). Im weiteren Verlauf können sich ähnlich wie bei Akne entzündete Papeln und Pusteln bilden (Schweregrad II). Es fehlen aber die bei Akne typischen Mitesser (Komedonen). Im Schweregrad III, der auch ohne die genannten Vorstufen auftreten kann, verdickt sich das Bindegewebe knollenartig. Bei Männern ist oft die Nase betroffen (Rhinophym), was häufig dazu führt, dass sie irrtümlich als Trinker verdächtigt werden. Solche knollenartigen Verdickungen können sich auch an Kinn und Kiefer sowie an Stirn, Ohr und Augenlid ausbilden. Die Augen können sich trocken anfühlen, brennen und tränen; auch können sich Lidrand und Bindehaut entzünden.
Eine Sonderform der Erkrankung (Rosacea fulminans) kommt in erster Linie bei jungen Frauen vor – eher während einer Schwangerschaft oder bei der Einnahme von hormonhaltigen Verhütungsmitteln. Sie entwickelt sich innerhalb weniger Tage oder Wochen ebenfalls im Gesicht und ist gekennzeichnet durch große knotige Verdickungen, in denen sich vergrößerte Talgdrüsen, Zysten und mit Eiter gefüllte Pusteln finden. Zusätzlich verdickt sich das Bindegewebe, Wasser lagert sich ein, die Blut- und Lymphgefäße schwellen an.
Ursachen
Die Ursachen für Rosazea sind noch nicht bekannt, vermutlich sind viele verschiedene Faktoren beteiligt. Mitentscheidend für den Ausbruch der Krankheit ist vermutlich eine genetisch bedingte Veranlagung. Bei etwa vier von zehn Erkrankten ist ein weiteres Familienmitglied betroffen.
Denkbar ist auch, dass eine gestörte Immunabwehr der Haut die Krankheit begünstigen kann. So lassen sich bei Rosazea in der Haut bestimmte Eiweißstoffe (Cathelicidine) nachweisen, die bei Gesunden fehlen. Sie führen dazu, dass sich vermehrt entzündungsfördernde Eiweißstoffe (Zytokine) bilden, die wiederum die Haut dazu anregen, mehr Blutgefäße zu bilden. So entstehen die typischen roten, entzündeten Flecken.
Möglicherweise können auch "freie Radikale" die Krankheit fördern, vor allem die schweren Erscheinungsformen. Freie Radikale sind Sauerstoffpartikel, denen ein Teil ihrer Hülle fehlt, weshalb sie danach streben, sich dieses fehlende Teilchen aus ihrer Umgebung zu beschaffen. Das macht sie chemisch besonders aggressiv und hochgradig reaktiv. Freie Radikale entstehen unter anderem durch zu viel Sonneneinstrahlung, Rauchen, Stress und fettreiche, vitaminarme Ernährung. Beobachtet wurde darüber hinaus, dass die Haut bei Rosazea meist von einer bestimmten Milbenart befallen ist (Demodex folliculorum), die eventuell den Krankheitsverlauf und die Stärke der Rosazea mit beeinflusst.
Hautreizende Substanzen wie Seifen, Kosmetika oder chemische Schälmittel können den entzündlichen Prozess bei Rosazea verschlimmern. Das gilt auch für Alkohol, scharfe Gewürze und Überhitzung durch Sport oder Sauna.
Vorbeugung
Wichtig ist, dass Sie den natürlichen Schutzfilm der Haut erhalten. Dazu tragen folgende Maßnahmen bei:
- Verwenden Sie zum Reinigen der Haut im Gesicht nur lauwarmes Wasser und eine milde Reinigungslotion oder Syndets, keinesfalls alkalische Seife.
- Verzichten Sie auf alkoholhaltiges Gesichtswasser (Achtung: Die meisten Gesichtswässer enthalten Alkohol – achten Sie auf die Angaben auf der Verpackung).
- Verwenden Sie keine Kosmetika mit verzichtbaren Zusätzen wie Konservierungsmittel, Parfum oder ätherischen Ölen.
- Verzichten Sie auch besser auf Make-up, vor allem auf wasserfestes, weil die anschließend erforderliche intensive Reinigung die Haut zu sehr strapaziert.
- Bei unreiner Haut sollten Sie keine chemischen Schälmittel verwenden.
- Zur Hautpflege benutzen Sie am besten nicht fettende Feuchtigkeitscremes.
- Vermeiden Sie intensive Sonnenbäder oder Solarien.
- Verwenden Sie an sonnigen Tagen ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor. Das gilt insbesondere für warme Tage im Frühjahr.
- Achten Sie darauf, dass Sie im Gesicht cortisonhaltige Cremes nur unter enger hautärztlicher Kontrolle anwenden. Sie können bei langfristiger Anwendung das Hautbild verschlechtern und eine "Steroid-Akne" auslösen.
Allgemeine Maßnahmen
Wenn Sie den Verdacht haben, dass bestimmte äußere Faktoren den Zustand der Haut verschlechtern, können Sie über alles, was Sie in Ihrem Alltag tun, Tagebuch führen. Das hilft, diese Faktoren möglichst präzise zu identifizieren. Einen praktischen Fragebogen hierzu finden Sie unter www.gesundheitsinformation.de im Rosazeatagebuch.
Darüber hinaus sind alle Maßnahmen ratsam, die auch unter "Vorbeugung" aufgeführt sind.
Wann zum Arzt?
Auch wenn eine Rosazea meist harmlos ist, lässt sie sich nur mit rezeptpflichtigen Mitteln wirkungsvoll behandeln. Wenn Sie die oben genannten Anzeichen bemerken und allgemeine Maßnahmen die Beschwerden nicht ausreichend bessern, sollten sie diese von einer Ärztin oder einem Arzt beurteilen lassen.
Behandlung mit Medikamenten
Rezeptpflichtige Mittel
Bei Rosazea, die mit Papeln und Pusteln einhergeht, sind Cremes oder Gele mit Metronidazol, Azelainsäure oder Ivermectin geeignet. Auf Basis der bisherigen Studien ist Metronidazol ähnlich wirksam wie Azelainsäure, aber etwas besser hautverträglich.
Wenn diese Mittel nicht ausreichen, wenn die Rosazea bereits weiter fortgeschritten ist oder wenn neben der Haut auch die Augen betroffen sind, kann zusätzlich eine Behandlung mit Antibiotika zum Einnehmen ratsam sein. Insbesondere kommen Wirkstoffe wie Doxycyclin und Minocyclin aus der Gruppe der Tetracycline zum Einsatz. Insgesamt liegen jedoch nur wenige Studien dazu vor, sodass diese Mittel mit Einschränkung geeignet sind. Ihre therapeutische Wirksamkeit sollte noch besser belegt werden. Bei Minocyclin ist zusätzlich zu beachten, dass es schlechter vertragen wird als Doxycyclin. Bei Daueranwendung von Antibiotika besteht zudem die Gefahr einer Resistenzbildung.
Auch Doxycyclin in niedriger Dosierung (Oraycea) sollte nur eingesetzt werden, wenn äußerliche Mittel nicht ausreichend wirken oder eine ausreichende Wirkung dieser Mittel alleine nicht zu erwarten ist. In niedriger Dosierung kann Doxycyclin den Hautzustand im Vergleich zu einer Scheinbehandlung verbessern und hat möglicherweise weniger Nebenwirkungen auf den Magen und Darm als in höherer Dosierung. Es sollte aber noch besser untersucht werden, wie sich die langfristige Einnahme auf die Resistenzbildung von Bakterien auswirkt.
Neue Medikamente
Ein Gel mit dem gefäßwirksamen Wirkstoff Brimonidin (Mirvaso) ist seit 2014 zur symptomatischen Behandlung der Gesichtsrötung bei Rosazea zugelassen. Es sorgt dafür, dass sich die kleinen Blutgefäße in der Haut verengen. Dadurch nimmt die Rötung bei etwa jedem vierten Behandelten deutlich ab; andere Symptome und die Ursachen der Rosazea werden durch Brimonidin nicht beeinflusst. Die Wirkung setzt nach etwa 30 Minuten ein, ist drei bis sechs Stunden nach der Anwendung am größten und nimmt danach wieder ab. Auch wenn das Gel vier Wochen lang aufgetragen wurde, hat sich in klinischen Studien keine Gewöhnung an Brimonidin im Vergleich zu einer Scheinbehandlung gezeigt. Als Nebenwirkung kann die Haut blass erscheinen oder auch brennen. Bei etwa jedem sechsten Behandelten können sich die Hautbeschwerden während der Behandlung auch verschlimmern. Um dies zu vermeiden, wird empfohlen, zu Behandlungsbeginn das Mittel nur in geringer Menge aufzutragen und die Dosis langsam zu steigern. Das Mittel soll nicht auf gereizte oder verletzte Haut aufgetragen werden. Wenn die Haut gereizt ist – etwa nach einem Sonnenbad – oder offene Stellen aufweist oder wenn vor dem Auftragen eine Hautbehandlung mittels Laser durchgeführt wurde, besteht die Gefahr, dass Brimonidin durch die Haut in das Blut gelangt. Dann kann es zu Schwindel, langsamen Herzschlag und Blutdruckabfall kommen. Bei derartigen Beschwerden sollte ein Arzt um Rat gefragt werden.