Allgemeines
Die Zahl der rauchenden Menschen in Deutschland ist in den letzten Jahren gesunken – allerdings bei Weitem nicht so wie es der Forderung der Weltgesundheitsorganisation entspricht. Im Jahr 2020 rauchten in Deutschland 22 von 100 Frauen und 27 von 100 Männern, das ist gegenüber den Zahlen aus dem Jahr 2015 jeweils eine Reduktion von 4 von 100. Es wird geschätzt, dass mindestens ein Drittel der Raucherinnen und Raucher abhängig ist. Dies entspricht in Deutschland etwa 5,6 Millionen Menschen.
Insgesamt hat sich in den letzten 20 Jahren die Zahl der Rauchenden unter Männern und Frauen immer mehr angeglichen.
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang des Rauchens zu verzeichnen. Im Jahr 2019 rauchten rund 17 von 100 der männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 25 Jahren und 13 von 100 der weiblichen. 2004 waren es bei den jungen Männern noch 36 von 100 – bei den Frauen 35 von 100.
97 Prozent der Rauchenden greifen zu Zigaretten. Das Rauchen von Zigarren oder Pfeifen ist die Ausnahme. Gesundheitsgefährdend sind aber alle Arten von Tabakkonsum, also auch der von Kau- und Schnupftabak sowie das Rauchen von Wasserpfeifen (Shisha). Detaillierte Untersuchungen zu allen Aspekten des Shisharauchens liegen zwar noch nicht vor, doch muss man davon ausgehen, dass es ähnliche Gesundheitsgefahren birgt wie das Rauchen von Zigaretten.
Während die Deutschen immer weniger Zigaretten kaufen, versuchen die Tabakkonzerne mit neuen Produkten im Geschäft zu bleiben. Seit einigen Jahren gibt es viele verschiedene Typen von E-Zigaretten. Bei diesen wird ein nikotinhaltiges Liquid verdampft. Ein weiteres neues Produkt sind Tabakerhitzer ( z. B. Iqos u. a.), bei denen Tabak erhitzt statt verbrannt wird.
In Deutschland haben etwa zwölf Prozent der Bevölkerung E-Zigaretten und sechs Prozent einen Tabakerhitzer ausprobiert. Die neuen Produkte werden als schick und technisch innovativ vermarktet sowie als weniger gesundheitsschädlich beworben. Vor allem junge Menschen spricht das an, männliche deutlich mehr als weibliche.
Zwar werden die neuen Produkte nach derzeitigen Erkenntnissen als weniger gesundheitsschädlich als herkömmliche Tabakprodukte angesehen, dennoch können sie Risiken bergen: Da bislang Studien zum dauerhaften oder länger andauernden Konsum fehlen, sind Art und das Ausmaß der Gesundheitsschäden noch nicht sicher abschätzbar (E-Zigaretten – Dampfen statt rauchen).
Die Gefahren des Rauchens sind nicht vornehmlich dem Hauptinhaltsstoff des Tabaks, dem Nikotin, anzulasten. Nikotin ist zwar für die Entwicklung der Abhängigkeit verantwortlich, belastet jedoch nur das Herz-Kreislauf-System unmittelbar. Die anderen schädlichen Auswirkungen kommen durch jene etwa 4 000 Substanzen zustande, die beim Verbrennen einer Zigarette entstehen und mit dem Tabakrauch eingeatmet werden. Für eine Vielzahl dieser Chemikalien im Tabakrauch ist eine krebserregende Wirkung nachgewiesen. Diese Substanzen sind sowohl in dem Rauch enthalten, der inhaliert wird, als auch in jenem, der in die Luft entweicht und auch von anderen, nicht rauchenden Menschen eingeatmet wird (Passivrauchen).
Wer in Gegenwart anderer Menschen raucht, gefährdet somit durch den Rauch nicht nur seine, sondern auch die Gesundheit der anderen. Passivrauchen ist ein Risikofaktor für viele Krankheiten. Ganz besonders die Gesundheit von Kindern leidet, wenn sie anhaltend Tabakrauch ausgesetzt sind. Auch wenn die gesundheitliche Belastung infolge der Nichtraucherschutzgesetze zurückgegangen ist, sind immer noch rund 11 von 100 der nichtrauchenden Erwachsenen durch Passivrauchen einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt und rund 14 von 100 Minderjährigen hält sich mehrmals wöchentlich in verrauchten Räumen auf.
Rauchen ist eine bedeutende Krankheitsursache und die weltweit führende Todesursache, die sich vermeiden ließe. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 125 000 Menschen an den Folgen des aktiven Rauchens. Die häufigsten rauchbedingten Todesursachen sind Herz-Kreislaufereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Lungenkrebs und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Auch viele andere chronische Erkrankungen, insbesondere fast alle Krebsarten, werden durch Tabakrauchen befördert. Dabei steigt das Gesundheitsrisiko mit der Zahl der gerauchten Zigaretten.
Rauchen während der Schwangerschaft beeinträchtigt die körperliche Entwicklung und die Gesundheit des Kindes.
Mit dem Rauchen aufzuhören, ist in jeder Phase des Lebens sinnvoll. Je früher es geschieht, desto geringer fällt die lebensverkürzende Wirkung des Rauchens ins Gewicht. Wer als 30-Jähriger mit dem Rauchen aufhört, braucht keinen Verlust an Lebenszeit zu befürchten. Gelingt die Rauchabstinenz erst mit 60 Jahren, darf mit drei Jahren mehr Lebenszeit gerechnet werden, als wenn weiter geraucht würde. Es gibt Hinweise, dass sich selbst bei Lungenkrebs, wenn er im Frühstadium entdeckt und behandelt wird, ein Rauchstopp im Hinblick auf die Lebenserwartung positiv auswirken kann.
Anzeichen und Beschwerden
Je nachdem, in welchen Situationen und aufgrund welcher Motive geraucht wird und wie viele Zigaretten es täglich sind, unterscheidet man bestimmte Rauchertypen. Als "starke" Raucher und Raucherinnen gelten nach den Angaben der WHO solche, die mehr als 20 Zigaretten pro Tag rauchen.
Wie stark Sie abhängig sind, können Sie anhand eines Fragenkatalogs ermitteln:
- Wie schnell nach dem Aufwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?
Innerhalb von 5 Minuten: 3 Punkte. Innerhalb von 6 bis 30 Minuten: 2 Punkte. Innerhalb von 31 bis 60 Minuten: 1 Punkt. Nach 60 Minuten: 0 Punkte.
- Fällt es Ihnen schwer, dort auf das Rauchen zu verzichten, wo es verboten ist (z. B. im Kino)?
Ja: 1 Punkt. Nein: 0 Punkte.
- Auf welche Zigarette zu verzichten fällt Ihnen besonders schwer?
Die erste Zigarette morgens: 1 Punkt. Jede andere: 0 Punkte.
- Wie viele Zigaretten rauchen Sie am Tag?
0–10: 0 Punkte. 11–20: 1 Punkt. 21–30: 2 Punkte. Mehr als 31: 3 Punkte.
- Rauchen Sie in den ersten Stunden nach dem Aufstehen mehr als während des übrigen Tages?
Ja: 1 Punkt. Nein: 0 Punkte.
- Rauchen Sie auch, wenn Sie so krank sind, dass Sie im Bett liegen müssen?
Ja: 1 Punkt. Nein: 0 Punkte.
Wenn Ihre Punktzahl höher ist als 7, müssen Sie von einer sehr starken Abhängigkeit ausgehen.
Ursachen
Die meisten Rauchenden haben als Jugendliche zum ersten Mal zu Zigaretten gegriffen. In einem bestimmten Alter gilt Rauchen in der Gruppe Gleichgesinnter als "cool"; mit Zigarette fühlen sich die Jugendlichen "erwachsen".
Die Abhängigkeit vom Rauchen lässt sich unter zwei voneinander getrennten Aspekten definieren: der Gewohnheit, in bestimmten Situationen zur Zigarette zu greifen, und dem Verlangen nach den psychischen Wirkungen des Nikotins.
Wer mit dem Rauchen beginnt, schätzt zunächst vor allem, dass es vermeintlich entspannt. Das Ritual des Anzündens der Zigarette und des Rauchens hilft beispielsweise, einen Moment der Unsicherheit zu überbrücken, bei starker Belastung mildert es psychischen Stress. Diese Motive lassen sich auch bei Raucherinnen und Rauchern finden, die nicht nikotinabhängig sind.
Die Abhängigkeit von Tabakprodukten beruht auf der Wirkung von Nikotin. Schon wenige Sekunden nach dem Inhalieren des Rauches erreicht der Suchtstoff das Gehirn. Dort setzt er Botenstoffe frei, die ein angenehmes Gefühl erzeugen. Auch jener Teil des Nervensystems, den man als "Belohnungssystem" bezeichnet, wird angeregt. Dieses Wohlgefühl möchte sich ein Teil der Rauchenden hin und wieder verschaffen und greift daher zur Zigarette; zwischen 30 und 50 Prozent der Rauchenden sind jedoch derart abhängig, dass sie in regelmäßigen Abständen rauchen müssen, um kontinuierlich einen gewissen Nikotinspiegel zu halten und in den Genuss der psychischen Wirkungen des Nikotins zu kommen. Auf diese Weise vermeiden sie Entzugssymptome, die sich zum Beispiel als schlechte Stimmung äußern können.
Anders als andere Suchtstoffe verändert Nikotin jedoch nicht die Persönlichkeit des Süchtigen und mindert seine geistige Leistungsfähigkeit selbst dann nicht, wenn er stark abhängig ist. Darum bleibt diese Sucht unauffällig, solange der Tabaknachschub gewährleistet ist.
Bei der Raucherentwöhnung müssen die beiden Aspekte des Tabakkonsums getrennt voneinander behandelt werden. Alle Rauchenden müssen für die Zeit "danach" lernen, herausfordernde oder belastende Situationen anders zu bewältigen als mit dem Griff zur Zigarette.
Denjenigen, die von Nikotin abhängig sind, muss es darüber hinaus gelingen, auf die psychischen Wirkungen des Suchtstoffs zu verzichten.
Vorbeugung
Mit vielschichtigen Strategien bemüht man sich, möglichst viele Menschen vom Rauchen abzuhalten oder sie dazu zu bewegen, das Rauchen aufzugeben. Staatliche Eingriffe sollen das Rauchen – vor allem aber die erste Zigarette von Kindern und Jugendlichen – erschweren und weniger attraktiv erscheinen lassen. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem deutliche Beschränkungen bei der Werbung und ein Rauchverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln, Einrichtungen und Schulen sowie Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz und in Gaststätten. Zudem müssen die Verpackungen von Tabakwaren (Ausnahme bisher: Tabakerhitzer) mittels Textbotschaften und abschreckenden Bildern auf den gesundheitlichen Schaden des Tabakkonsums aufmerksam machen.
Nachdem diese Nichtraucherschutzgesetze seit 2007 durchgesetzt werden, ist der Absatz von Zigaretten rückläufig. Allerdings greifen insbesondere junge Menschen vermehrt zu E-Zigaretten und Tabakerhitzern. Auch diese enthalten Nikotin und können abhängig machen (Dampfen statt rauchen). Sie enthalten zudem ebenfalls gesundheitsschädliche Stoffe, und bislang ist nicht geklärt, ob sich bei Jugendlichen durch den Gebrauch von E-Zigaretten die Wahrscheinlichkeit erhöht, später Tabakzigaretten zu konsumieren.
Aufklärende und verhaltenstherapeutische Programme in Schulen sollen Kinder und Jugendliche für die Problematik des Rauchens sensibilisieren, damit sie nicht gedankenlos von dem ersten Konsum in die Gewohnheit und dann in die Abhängigkeit hinübergleiten. Auch die als innovativ und „weniger gesundheitsschädlich“ vermarkteten E-Zigaretten und Tabakerhitzer sind nicht als harmlos einzustufen: Süße Aromastoffe in großer Geschmacksvielfalt bei E-Zigaretten könnten Kindern und Jugendlichen den Einstieg begünstigen. Da Kinder teilweise schon im Alter von 11 bis 13 Jahren mit dem Rauchen beginnen, müssen diese Maßnahmen früh ansetzen. Altersbeschränkungen beim Kauf und hohe Preise, die durch die Besteuerung zustande kommen, erhöhen die Schwelle, mit dem Rauchen zu beginnen.
In der Familie ist es wichtig, das Selbstvertrauen von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Kinder mit einem stabilen Selbstwertgefühl, die gelernt haben, sich mit anderen, darunter auch mit den Eltern, über ihre Gedanken, Gefühle und Probleme auszutauschen, sind weniger gefährdet, Schwierigkeiten und Konflikte zu bewältigen, indem sie auf Suchtmittel ausweichen.
Auch das Vorbild der Erwachsenen beeinflusst die Frage, ob Kinder zu Rauchern heranwachsen oder nicht. Kinder, die von rauchenden Menschen umgeben sind, haben es deutlich schwerer als andere, sich gegen das Rauchen zu entscheiden.
Ebenfalls eine Vorbeugefunktion hat Sport. Jugendliche, die Sport treiben, fangen seltener an zu rauchen als inaktive Kinder.
Allgemeine Maßnahmen
Vielen Menschen gelingt es allein und ohne Unterstützung, mit dem Rauchen aufzuhören. Dies erfordert eine hohe Motivation und konsequentes Durchhaltevermögen. Andere versuchen es mehrmals und werden rückfällig. Um diese Personen bei der Erfüllung ihres Wunsches nach einem rauchfreien Leben dauerhaft zu stärken, wurden verschiedene Programme entwickelt. Den größten Erfolg verspricht nach den derzeitigen Erkenntnissen ein kombiniertes Programm mit Nikotinersatzmedikamenten, einer professionellen Beratung und einem umfassenden Training, in welchem ein verändertes Verhalten – vor allem in für Raucherinnen und Raucher typischen Situationen – eingeübt wird. Je mehr Unterstützung die aufhörwilligen Rauchenden (zusätzlich zur Pharmakotherapie) bekamen, desto erfolgreicher war ihr Rauchstopp. Solche Raucherentwöhnungsprogramme finden unter der Anleitung von geschulten Kursleitern in Kleingruppen statt. Sie werden zum Beispiel in Volkshochschulen und Gesundheitseinrichtungen angeboten. Ein wichtiger Programmpunkt ist dabei, dass die Teilnehmenden erkennen, dass sie das Rauchen auch dann aufgeben können, wenn sie schon mehrere gescheiterte Abstinenzversuche hinter sich haben.
Insbesondere für Jugendliche haben sich qualitätsgeprüfte Programme zur Tabakentwöhnung an Computer, Smartphone oder im Internet als hilfreich erwiesen, das ergaben erste Studien. Die deutsche Atemwegsliga, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das Deutsche Krebsforschungszentrum bieten mediengestützte Informationen und Unterstützung an.
Ob ein abrupter Rauchstopp ("Punkt-Schluss-Methode") oder eine langsame Reduktion der täglichen Zigarettenzahl das Absetzen eher erleichtert, ist nicht geklärt. Das Ziel sollte in jedem Fall ein völliger Rauchverzicht sein.
Auch die Eigenwahrnehmung hat Auswirkungen auf den Therapieerfolg: Diejenigen, die sich bereits ab dem Zeitpunkt des Rauchstopps als "Nichtraucher" wahrnehmen, haben bessere Chancen bei der Entwöhnung als jene, die sich als Menschen betrachten, die lediglich versuchen mit dem Rauchen aufzuhören.
Manche Menschen scheuen sich, mit dem Rauchen aufzuhören, weil sie fürchten zuzunehmen. Tatsächlich muss man im ersten rauchfreien Jahr mit einer durchschnittlichen Gewichtszunahme von etwa vier Kilogramm rechnen. Bei denjenigen, die beim Ausstieg Nikotinprodukte einsetzen, ist es möglicherweise etwas weniger. Programme zur Gewichtskontrolle, eine bewusste Ernährung und gesteigerte körperliche Aktivität können hier gegensteuern. Da sich mit der Entwöhnung meistens auch die körperliche Fitness bessert, fallen körperliche Aktivitäten leichter. Das kann helfen, die Gewichtszunahme zu begrenzen und im Laufe der Zeit sogar wieder rückgängig zu machen. Doch selbst wenn das nicht ganz gelingt – die gesundheitlichen Vorteile des Nichtrauchens übertreffen die Nachteile einer Gewichtszunahme von etwa vier Kilogramm bei Weitem.
Außerdem besteht bei einigen die Befürchtung, dass sich durch den Rauchstopp ihr seelisches Befinden verschlechtern könnte. Dies ist jedoch unbegründet, wie eine Übersicht aller hierzu vorliegenden Studienergebnisse zeigt. Die bisherigen Daten geben sogar Hinweise auf positive Effekte eines Rauchstopps auf das seelische Befinden.
Wann zum Arzt?
Sich mehrfach vorzunehmen, mit dem Rauchen aufzuhören, und dann immer wieder rückfällig zu werden, ist frustrierend. Wer mehrere solcher vergeblichen Versuche hinter sich hat, resigniert möglicherweise und kommt zu der Überzeugung, er sei nicht fähig, rauchfrei zu leben. Um diese Negativeinschätzung von sich selbst, die alle weiteren Abstinenzbemühungen erheblich erschwert, gar nicht erst aufkommen zu lassen, empfiehlt es sich, möglichst schon nach dem ersten Misserfolg professionelle Hilfe durch eine Ärztin, einen Psychologen, eine Psychotherapeutin oder eine Raucherentwöhnungsgruppe in Anspruch zu nehmen.
Bei Menschen, die stark rauchen ist die Chance, ohne Hilfe Dritter aufzuhören, gering. Sie tun gut daran, sich schon beim ersten Mal einem Raucherentwöhnungsprogramm zu unterziehen. Ist es auch danach nicht möglich, den Zigaretten ganz zu entsagen, ist es dennoch als Erfolg zu werten, wenn der tägliche Konsum unter zehn Stück sinkt. Meist gelingt nach einiger Zeit des geringeren Konsums der totale Ausstieg dann doch.
Bei einer ärztlichen Untersuchung wird auch abgeklärt, ob es gesundheitliche Risiken gibt, aufgrund derer keine Nikotinprodukte angewendet werden dürfen.
Behandlung mit Medikamenten
Wer das Rauchen aufgibt, verbessert seine Gesundheit und Lebenserwartung – egal, wie alt er ist und wie lange er geraucht hat. Das Ziel von Raucherentwöhnungsprogrammen ist, dass die Teilnehmenden fortan rauch- und nikotinfrei leben. Zwar ist jede Zigarette, die im Vergleich zu vorher weniger geraucht wird, ein Gewinn. Doch die Lungenfunktion und andere Körperfunktionen stabilisieren sich nur bei einem kompletten Rauchstopp.
Das bedeutet für die Betroffenen in jedem Fall eine Verhaltensänderung. Sie müssen lernen, Situationen, in denen sie bisher geraucht haben, anders zu bewältigen. Außerdem müssen sie ohne die Wirkung des Nikotins auskommen. Bis sich diese Veränderungen stabilisiert haben, kann es einige Zeit dauern.
Medikamente werden zur Unterstützung einer Entwöhnungsbehandlung als sinnvoll angesehen, wenn niedrigschwellige Beratungsangebote nicht erfolgreich waren oder wenn eine schwere Abhängigkeit mit körperlichen Entzugssymptomen vorliegt. Die kombinierte Anwendung medikamentöser und psychotherapeutischer Maßnahmen macht einen Erfolg der Behandlung wahrscheinlicher.
Rezeptfreie Mittel
Während der Raucherentwöhnung hilft ein Nikotinpräparat, die körperlichen Entzugserscheinungen abzumildern, sodass nicht alle Belastungen zugleich durchgestanden werden müssen. Nikotinhaltige Produkte sind geeignet, die Raucherentwöhnung im Rahmen eines solchen Programms zu unterstützen. Von 100 behandelten Personen fällt es 6 weiteren Personen mit einer Nikotinersatztherapie leichter, das Rauchen aufzugeben, als den Personen ohne Nikotinpräparat. Eine Nikotinersatztherapie erhöht somit leicht die Wahrscheinlichkeit, danach ohne Zigaretten auszukommen und abstinent zu bleiben.
Gegen das akute Verlangen gibt es die schnell Nikotin freisetzenden Kaugummis, Lutschtabletten, Mundsprays und Inhaler. Mit ihnen lässt sich der rasche Anstieg von Nikotin im Blut, wie er beim Rauchen einer Zigarette auftritt, nachahmen. Hierfür sind sie „geeignet“.
Pflaster geben Nikotin durch die Haut langsam und in gleichbleibender Menge über einen Zeitraum von 16 oder 24 Stunden ins Blut ab. Dadurch wird die Nikotinwirkung vom bisherigen Suchtverhalten entkoppelt. Die meisten Nikotinpflaster bleiben 24 Stunden auf der Haut. Sie werden als "geeignet" bewertet. nicorette TX wird jedoch schon nach 16 Stunden entfernt. Dieses Pflaster gilt als "auch geeignet", weil es Hinweise gibt, dass es im Vergleich zu den 24-Stunden-Pflastern Nachteile haben kann. Pflaster und schnell freisetzende Nikotin-Zubereitungen können auch kombiniert eingesetzt werden. Informationen zu Pflastern mit Arzneistoffen
Rezeptpflichtige Mittel
Der Wirkstoff Bupropion gilt als "mit Einschränkung geeignet", wenn allgemeine Maßnahmen und die Anwendung von Nikotin freisetzenden Mitteln erfolglos geblieben sind. Zwar scheint er eine Raucherentwöhnung ähnlich gut zu unterstützen wie Nikotinpräparate, aber im Gegensatz zu diesen kann Bupropion in einigen Fällen schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen.
Ein weiterer Wirkstoff zur Raucherentwöhnung ist Vareniclin. Er kann im Rahmen eines Raucherentwöhnungsprogramms helfen, die Rauchabstinenz zu unterstützen. Jedoch ist noch unklar, wie sich die Einnahme des Wirkstoffs über lange Zeit auswirkt. Es gibt deutliche Hinweise auf ernsthafte unerwünschte psychische Wirkungen. Daher wird Vareniclin als "mit Einschränkung geeignet" beurteilt.
Eine systematische Übersichtsarbeit über verschiedene Studien hat für eine spezielle Gruppe noch ein gesondertes Ergebnis erbracht, nämlich für Rauchende, die alkoholabhängig waren und erfolgreich einen Entzug gemacht haben. Wenn sie das Rauchen aufgeben wollen und dabei die Hilfe von Nikotinpräparaten oder Bupropion in Anspruch nehmen, können sie in gleichem Maße mit einem Erfolg rechnen wie Raucher und Raucherinnen ohne Alkoholabhängigkeit. Wie erfolgreich diese Medikamente bei Alkoholkranken sind, denen der Alkoholentzug bisher noch nicht gelungen ist, ist noch nicht ausreichend untersucht.
Neue Arzneimittel
Seit Dezember 2020 ist mit Cytisin (Asmoken) ein weiterer Wirkstoff zur Tabakentwöhnung zugelassen. Cytisin ist ein Pflanzeninhaltsstoff aus dem Goldregen (Laburnum). Er wirkt ähnlich wie Vareniclin, indem er sich mit den körpereigenen Nikotinrezeptoren besser als Nikotin selbst verbindet. Damit blockiert er die Wirkung von Nikotin, ruft aber dieselbe Wirkung hervor, nur abgeschwächt. Dadurch verringern sich einerseits die Entzugserscheinungen, andererseits schwächen sich die von den Rauchenden geschätzten Effekte des Nikotins auf die Psyche ab.
Der Wirkstoff ist nicht neu, jahrelang wurde er in den Ländern des ehemaligen Ostblocks eingesetzt, bevor er nach der Wende zunächst von der Bildfläche verschwand. In einer Studie wurde die therapeutische Wirksamkeit von Cytisin zum Rauchstopp mit der einer Scheinbehandlung verglichen. In der Cytisin-Gruppe waren nach einem Jahr rund 8 von 100 Teilnehmenden rauchabstinent im Vergleich zu rund 2 von 100 in der Gruppe mit Scheinbehandlung.
In einer weiteren Studie schnitt Cytisin im Vergleich zu einer Nikotinersatztherapie über sechs Monate mindestens ebenso gut ab, allerdings kam es häufiger zu unerwünschten Wirkungen.
Eine aktuelle Studie mit Teilnehmenden aus der indigenen Bevölkerung Neuseelands ergab eine mit Vareniclin vergleichbare Wirksamkeit über sechs Monate, während in einer anderen Studie die mindestens ebenso gute Wirksamkeit wie Vareniclin nicht bestätigt wurde. Die untersuchten Zeiträume sind allerdings vergleichsweise kurz und die Zahl der Studienteilnehmer gering, entsprechend unsicher sind vergleichende Aussagen. Um die therapeutische Wirksamkeit und die Verträglichkeit von Cytisin im Vergleich zu anderen Therapiemöglichkeiten ausreichend einzuschätzen, reichen die bisherigen Studien noch nicht aus. Als unerwünschte Wirkungen muss mit Übelkeit, Erbrechen und Schlafstörungen gerechnet werden.