Allgemeines
Pilze können sich auf, in und unter den Nägeln einnisten. Meist sind die Fußnägel, insbesondere der große Zeh, dafür anfälliger als die Fingernägel, vor allem wenn Sie in Ihren Schuhen häufig schwitzen und die Nägel dadurch etwas weich werden.
Folgende Pilzinfektionen werden auf weiteren Seiten ausführlich erläutert:
Anzeichen und Beschwerden
Die befallenen Nägel verfärben sich gelblich braun, werden brüchig und reißen leicht ein. Im Verlauf der Erkrankung verdickt sich die Nagelplatte oft und wirkt dann uneben. Manchmal lösen sich die Nägel etwas vom Nagelbett ab, sodass Sie den Nagelputzer tief unter den Nagel schieben können, ohne dass dies schmerzhaft wäre.
Auch weiß-gelbliche Flecken auf dem Nagel können auf Nagelpilz hindeuten.
Ursachen
Wenn Nagelhaut oder -bett durch Risse oder Schnitte verletzt sind, können Pilze eindringen und sich vermehren. Auch wenn die Nägel durch zu viel Feuchtigkeit (z. B. Schweißfüße) aufquellen, finden Pilze gute Wachstumsbedingungen vor.
Untersuchungen zufolge ist das Risiko für eine Pilzinfektion erhöht, wenn Diabetes, arterielle Durchblutungsstörungen in den Beinen oder ein geschwächtes Abwehrsystem vorliegen. Möglicherweise ist das auch der Grund, dass Nagelpilzinfektionen vermehrt in höherem Alter vorkommen.
Vorbeugung
Es wird vermutet, dass sich Nagelpilz oft als Folge von Fußpilz entwickelt. Möglicherweise wirken daher alle Maßnahmen, die zur Vorbeugung von Fußpilz genannt sind, auch bei Nagelpilz vorbeugend. Vor allem sollten Sie Ihre Füße trocken halten.
Liegt bereits eine Fußpilzinfektion vor, sollten Sie diese konsequent behandeln. Das kann helfen, Nagelpilz vorzubeugen.
Sportler und Sportlerinnen sollten darauf achten, dass die Fußnägel auch bei hoher Beanspruchung nicht eingeengt sind. Kleine Verletzungen und Risse in den Fußnägeln begünstigen eine Pilzinfektion.
Allgemeine Maßnahmen
Schneiden Sie Fuß- und Fingernägel kurz und säubern Sie sie regelmäßig. Da die Behandlung von Nagelpilzen meist sehr langwierig ist und Fußnägel manchmal schwer zu erreichen sind, sollten Sie sich gegebenenfalls professionelle Hilfe durch eine medizinische Fußpflege (Podologie) holen. Verdickte Nägel können dort professionell abgetragen werden. Wenn Sie Nagelpilz haben, sollten Sie dies vor der Fußpflege unbedingt erwähnen.
Wann zum Arzt?
Eine Nagelpilzinfektion können Sie selbst schwer sicher erkennen. Denn das Pilzgeflecht kann den gesamten Nagel bis tief in das Nagelbett hinein durchziehen, ohne dass Sie dies sehen. Suchen Sie daher gleich eine Ärztin oder einen Arzt auf, wenn Sie Anzeichen für eine Nagelpilzinfektion finden. Das gilt vor allem, wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, die das Immunsystem unterdrücken (z. B. Ciclosporin, bei rheumatoider Arthritis, Schuppenflechte und nach Organtransplantationen) oder wenn Sie mit Zytostatika (bei Krebs) behandelt werden, an Aids erkrankt sind, Diabetes oder Durchblutungsstörungen in den Beinen haben.
Behandlung mit Medikamenten
Rezeptfreie Mittel
Nur wenn lediglich einzelne Nägel betroffen sind oder nur die Hälfte des Nagels befallen und auch die Nagelwurzel noch nicht von Pilzen infiziert ist, können Sie versuchen, ihn mit äußerlich anzuwendenden Mitteln zu bekämpfen. Allerdings ist nicht garantiert, dass der Wirkstoff tief genug in den Nagel eindringt. Wenn der Nagel vor dem Auftragen des Arzneimittels mithilfe von Nagelfeilen oder Schleifpapier abgefeilt wird, lässt sich das Eindringen des Wirkstoffs verbessern. Alternativ kann auch eine 40-prozentige Harnstoffcreme aufgetragen werden, um den Nagel aufzuweichen. So kann der Wirkstoff besser in den Nagel eindringen.
Für eine solche Behandlung – insbesondere im Frühstadium einer Nagelpilzinfektion – eignen sich die Wirkstoffe Ciclopirox und Amorolfin, die Sie als Nagellack auftragen. Der Lack dringt gut in den Nagel ein, muss aber regelmäßig angewendet werden, damit die Wirkstoffkonzentration im Nagel ständig aufrechterhalten bleibt. Meist dauert es Monate, gegebenenfalls auch über ein Jahr, bis der Nagel pilzfrei nachgewachsen ist. Anschließend sollten Sie den Lack noch weitere vier Wochen lang konsequent auftragen, damit sich nicht erneut ein Pilz einnistet.
Das Antipilzmittel Bifonazol + Harnstoff ist zur Behandlung von Nagelpilzen ebenfalls geeignet. Der Zusatz von Harnstoff trägt dazu bei, den Wirkstoff Bifonazol tiefer in den Nagel eindringen zu lassen.
Für eine alleinige Anwendung von Clotrimazol, einem Imidazol, sowie eines Gels mit dem Wirkstoff Naftifin aus der Gruppe der Allylamine ist die therapeutische Wirksamkeit bei der Behandlung von Nagelpilzen nicht ausreichend nachgewiesen. Es ist nicht klar, ob die Mittel tief genug in den Nagel eindringen können und die Pilznester unter dem Nagel erreichen. Werden diese nicht zuverlässig abgetötet, wächst das Pilzgeflecht schon bald wieder nach, sodass selbst eine monatelange Anwendung nicht den erwünschten Erfolg hat. Diese Mittel sind daher – wenn nur sie zur Behandlung eingesetzt werden – für die Therapie eines Nagelpilzes wenig geeignet. Sie sind allenfalls anzuwenden, um Pilznester am Nagelboden zu bekämpfen, wenn der Nagel vorher mit harnstoffhaltigen Salben aufgeweicht wurde.
Vier Wochen nach Abschluss der Behandlung sollte ein Hautarzt ein Stückchen vom Nagel abnehmen, um eine Pilzkultur anzulegen. Damit kann er überprüfen, ob der Pilz tatsächlich vollständig verschwunden ist. Früher sollte diese Untersuchung nicht erfolgen, weil sonst Rückstände der Antipilzmittel das Ergebnis verfälschen können.
Pilzmittel zum Auftragen – insbesondere in Form von Nagellacken – werden auch häufig therapiebegleitend zusammen mit Pilzmitteln zum Einnehmen oder nach Abschluss einer solchen Therapie eingesetzt. Das kann den Behandlungserfolg erhöhen.
Rezeptpflichtige Mittel
Meist genügt es nicht, den Pilzbefall allein mit äußerlich anzuwendenden Mitteln zu bekämpfen. Dies gilt vor allem, wenn mehrere Nägel zugleich befallen sind oder wenn der Pilz sich über mehr als die Hälfte des Nagels ausgedehnt und die Nagelwurzel bereits infiziert hat. Dann ist es sinnvoller, die Infektion mit pilztötenden Wirkstoffen wie Fluconazol, Itraconazol oder Terbinafin zum Einnehmen zu behandeln.
Terbinafin ist geeignet, wenn der Nagelpilz durch Dermatophyten verursacht wird, was häufig der Fall ist. Hierfür wirkt es besser als andere Antimykotika zum Einnehmen wie Fluconazol und Itraconazol. Außerdem kehrt der Nagelpilz nach Abschluss der Behandlung mit Terbinafin auch deutlich seltener zurück.
Bei den Imidazolen Fluconazol und Itraconazol sind zudem zahlreiche Wechselwirkungen zu beachten, wenn andere Arzneimittel regelmäßig eingenommen werden müssen. Sie sind daher bei Nagelpilzinfektionen mit Einschränkung geeignet. Sie sollten eingesetzt werden, wenn ein Nagelpilz nachweislich auf Hefen zurückzuführen ist.
Neue Medikamente
Terbinafin ist seit April 2021 auch als wasserlöslicher Lack gegen Nagelpilz verfügbar. In den ersten vier Wochen muss er einmal täglich aufgetragen werden, danach nur noch einmal pro Woche. In einer Studie waren die Nägel nach 60 Wochen bei etwa 6 von 100 mit Terbinafin-Lack Behandelten völlig klar und damit pilzfrei. Wurde ein wirkstofffreier Lack eingesetzt, war dies nur bei 2 von 100 Betroffenen der Fall.