Allgemeines
Als Krampf bezeichnet man eine sehr starke, nicht willentlich ausgelöste Kontraktion eines Muskels oder ganzer Muskelgruppen.
Viele Menschen erleben hin und wieder, dass sich Zehen oder der Unterschenkel plötzlich versteifen. Die meisten beheben einen solchen Krampf rasch selbst, indem sie instinktiv Bewegungen machen, die den Krampf auflösen. Unangenehm wird es, wenn solche Krämpfe im Wasser auftreten und die Sicherheit beim Schwimmen beeinträchtigen. Zur Belastung können Krämpfe werden, die häufiger und vor allem nachts auftreten und dann den Schlaf stören.
Anzeichen und Beschwerden
Muskeln in den Zehen oder im Unterschenkel ziehen sich plötzlich ohne erkennbaren Anlass zusammen und verhärten sich. Ein solcher Krampf kann mit erheblichen Schmerzen verbunden sein.
Krämpfe halten meist nur Sekunden bis Minuten an und vergehen in der Regel nach einiger Zeit von selbst.
Ursachen
Krämpfe in den Beinen können harmlose Ursachen haben, die sich durch entsprechendes Verhalten leicht beheben lassen. Sie können allerdings auch im Rahmen einer ernsthaften Erkrankung auftreten, die gezielt behandelt werden muss. Oftmals lässt sich aber kein Grund finden, warum immer wieder Krämpfe auftreten.
Störungen im Mineralstoffhaushalt des Körpers werden mit Muskelkrämpfen in Verbindung gebracht. Dabei richtet sich das Augenmerk insbesondere auf den Gehalt des Blutes an Calcium und Magnesium. Dieser kann vor allem durch starkes Schwitzen absinken, z. B. bei großer Hitze und anhaltender, anstrengender körperlicher Aktivität wie Marathonläufen oder Triathlonwettkämpfen.
Vor allem bei älteren Menschen ist das Durstempfinden oft nur noch schwach ausgeprägt. Bei ihnen kann eine ungenügende Flüssigkeitsaufnahme der Grund für diese Störung im Mineralstoffhaushalt sein.
Bei Durchfall und Erbrechen können Mineralien ebenso verlorengehen wie bei Daueranwendung bestimmter Medikamente. Zu diesen gehören Entwässerungsmittel (Diuretika, bei hohem Blutdruck), Abführmittel, Cortison (bei Entzündungen, Immunreaktionen) und die Pille.
In der Schwangerschaft und Stillzeit besteht ein erhöhter Bedarf an Calcium und Magnesium; eine unzureichende Versorgung kann sich dann ebenfalls in einer verstärkten Krampfneigung äußern.
Muskelkrämpfe können in der Folge von Gefäß-, Nerven- und Stoffwechselerkrankungen auftreten. Beispiele für Gefäßerkrankungen sind Krampfadern, Thrombosen der tiefen Beinvenen und die periphere arterielle Verschlusskrankheit, die häufig Raucher betrifft. Beispiele für Nerven- und Stoffwechselerkrankungen sind Diabetes mellitus und Alkoholmissbrauch.
Vorbeugung
Eine Ernährung, die den Körper mit genügend Mineralien und Flüssigkeit versorgt, hilft, Mineralstoffstörungen und in der Folge Muskelkrämpfen vorzubeugen. Besonders magnesiumreich sind Vollkornprodukte, Haferflocken und Nüsse.
Wählen Sie ein calcium- und magnesiumreiches Mineralwasser und trinken Sie am Tag mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit, bei sportlicher Betätigung bei hohen Temperaturen auch deutlich mehr. Verzichten Sie möglichst auf Alkohol und reichlich Kaffee.
Regelmäßige Dehnübungen können einer Verkürzung der Wadenmuskulatur, die ihrerseits Krämpfe begünstigt, entgegenwirken. Dazu beugen Sie sich mehrmals täglich im Stehen aus der Hüfte leicht nach vorne, ein Knie gebeugt, und stützen die Arme gegen eine Wand, die sich in etwa einem Meter Abstand vor Ihnen befindet. Die Fersen bleiben dabei am Boden. Die Dehnung sollten Sie mindestens zehn Sekunden halten. Wiederholen Sie die Übung dreimal auf beiden Seiten, ohne die regelmäßige Atmung zu unterbrechen. Wenn die Übung richtig ausgeführt wird, spüren Sie ein leichtes Ziehen in den Waden.
Um nächtlichen Wadenkrämpfen vorzubeugen, sollten Sie diese Dehnübungen vor dem Zubettgehen durchführen. Muskelkrämpfen, die sich aufgrund von Belastungen ergeben, können Sie durch regelmäßige Bewegung, Dehnungsübungen vor der Belastung und gezieltes Training der betroffenen Muskulatur, sowie durch Massagen nach der Belastung vorbeugen.
Allgemeine Maßnahmen
Durch Dehnen der betroffenen Muskelpartien oder Anspannung der Gegenspieler der betroffenen Muskeln lässt sich jede Art von Muskelkrampf lösen. Bei einem Wadenkrampf umfassen Sie dazu die Zehen und ziehen sie in Richtung Schienbein oder Sie lehnen sich – wie unter Vorbeugung beschrieben – gegen eine Wand. Ereignet sich der Krampf während Sie liegen, hilft es, aufzustehen, umherzugehen und fest aufzutreten.
Wann zum Arzt?
Wenn Sie durch nächtliche Wadenkrämpfe erheblich eingeschränkt werden und die allgemeinen Maßnahmen zu keiner Besserung führen, sollten Sie sich mit dem Arzt beraten.
Behandlung mit Medikamenten
Rezeptfreie Mittel
Bestehen nächtliche Wadenkrämpfe trotz regelmäßiger Dehnübungen, mineralstoffreicher Ernährung und genügend Flüssigkeitszufuhr fort, können Sie versuchen, ob Ihnen Magnesiumpräparate helfen. Deren Nutzen ist aber nicht eindeutig belegt.
Rezeptpflichtige Mittel
Zur Behandlung von nächtlichen Wadenkrämpfen gibt es ein Medikament mit dem Inhaltsstoff Chinin. Lange Zeit war es rezeptfrei erhältlich; seit April 2015 darf es jedoch nur noch auf ärztliche Verordnung abgegeben werden. Der Grund für diese Änderung sind erhebliche Nebenwirkungen (Testergebnis Limptar).
In einer aktuellen Übersichtsarbeit wurden alle Studien, in denen Chinin zur Behandlung von Muskelkrämpfen geprüft wurde, gemeinsam ausgewertet. Danach kann Chinin die Zahl der Krämpfe und ihre Intensität wohl etwas verringern, allerdings sind auch diese Ergebnisse noch nicht sicher. Es gibt aber Hinweise auf schwerwiegende Nebenwirkungen wie Hör- und Sehstörungen sowie Blutbildveränderungen. Als Routinearzneimittel zur Behandlung von Muskelkrämpfen wird Chinin daher als "wenig geeignet" bewertet. Mit ihm sollte höchstens bei den Personen ein Behandlungsversuch unternommen werden, deren Nachtschlaf beständig von Muskelkrämpfen gestört wird und denen regelmäßige Dehnübungen sowie die Einnahme von Magnesiumtabletten nicht ausreichend geholfen haben.