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Myome

Allgemeines

Myome sind gutartige Neubildungen (Tumoren) des Muskelgewebes der Gebärmutter. Weil sie zudem bindegewebige Anteile enthalten, heißen sie auch Fibromyome.

Wie häufig Myome bei geschlechtsreifen Frauen vorkommen, ist nicht systematisch untersucht. Auf Basis der bisher vorliegenden Studienergebnisse geht man davon aus, dass sich bei 40 bis 80 von 100 Frauen im Laufe ihres Lebens Myome ausbilden.

Anzeichen und Beschwerden

Viele Frauen wissen nicht, dass in ihrer Gebärmutter ein Myom oder mehrere dieser Geschwülste gewachsen sind. Manchmal erfahren sie davon bei einer Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter.

Je nach Anzahl, Größe und Lage in der Gebärmutter können Myome aber auch zu Beschwerden führen: Wenn Symptome auftreten, sind es meist starke und schmerzhafte Regelblutungen. Diese können besonders bei den Frauen lange anhalten und besonders ausgeprägt sein, die kurz vor den Wechseljahren sind.

Manche Frauen, die aufgrund ihrer Myome stark bluten, entwickeln eine Blutarmut (Anämie). Verringert sich die Zahl der roten Blutkörperchen langsam über Monate hinweg, spüren Sie lange Zeit erst einmal gar nichts. Erstes Anzeichen einer Blutarmut können eine auffällige Blässe und Müdigkeit bis hin zu einem Schwächegefühl sein.

Große Myome können auf Blase und Darm drücken. Dann lösen sie mitunter Beschwerden wie Schwierigkeiten beim Wasserlassen bis hin zum Harnverhalt aus oder führen zu Verdauungsproblemen mit Verstopfung und Schmerzen.

Ein großes Myom oder mehrere kleine können verhindern, dass eine Frau ein Kind bekommt. Frauen, die trotz Myom schwanger werden, haben ein leicht erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt.

Manche Myome sind mit einem "Stiel" mit dem Gewebe verbunden, auf dem sie wachsen. Wenn sich dieser Stiel dreht, kann die Blutzufuhr zu dem Gewebe unterbrochen werden und das Gewebe kann absterben. Dann treten akute Bauchschmerzen und eventuell Fieber auf. Hierbei handelt es sich um einen akuten Notfall, bei dem sofort operiert werden muss.

Ursachen

Es ist nicht geklärt, warum die Muskelzellen so wuchern, dass sie Knoten bilden, doch scheint es eine genetische Anlage dafür zu geben.

Myomzellen weisen sehr viele Bindungsstellen für Östrogen auf. Dieses Hormon befördert ihr Wachstum. So erklärt sich, warum die Knoten in der Schwangerschaft oft größer werden und sich viele Myome nach den Wechseljahren zurückbilden und auch keine Beschwerden mehr bereiten.

Allerdings können auch andere Wachstumsfaktoren, wie z. B. Insulin, das Wachstum von Myomen anregen.

Allgemeine Maßnahmen

Viele Myome lassen sich operativ einzeln herausschälen (Enukleation). Meist geschieht das endoskopisch – eine Operationstechnik, bei der der Chirurg entweder durch kleine Öffnungen in der Bauchdecke arbeitet oder die Instrumente von der Scheide her in die Gebärmutterhöhle einbringt und die Myome von dort aus entfernt.

Als neue Behandlungsmethode wird in einzelnen Zentren die Embolisation mit Erfolg durchgeführt. Dabei wird das Myom von der Blutzufuhr abgeschnitten, sodass es kontrolliert abstirbt.

Eine weitere, aber noch weniger gut untersuchte Behandlungsmethode stellt die Myombehandlung mit fokussiertem Ultraschall dar. Bei dieser Behandlung wird das Myomgewebe durch Hitzeeinwirkung zerstört (Thermoablation). Dieses Verfahren wird bisher nur in einzelnen, darauf spezialisierten Einrichtungen angewendet. Ziel dieser Behandlung ist es, die Beschwerden zu verbessern und die Gebärmutter vollständig zu erhalten. Diese Methode kann aber nur durchgeführt werden, wenn sich die Myome nicht in der Nähe von Blase und Darm befinden.

Die Gebärmutter komplett zu entfernen (TLH; Abk. für totale laparoskopische Hysterektomie, Gebärmutterkörper und -hals werden entfernt), ist nur erforderlich, wenn sie gänzlich mit vielen kleinen Myomen durchsetzt ist oder sehr große Myome vorliegen, nach deren Entfernung nicht mehr genügend Gebärmuttergewebe übrigbliebe. Am häufigsten wird in Deutschland die Gebärmutterentfernung über die Scheide (vaginal) oder als minimal-invasive Operation (LASH; Abk. für laparoskopische suprazervikale Hysterektomie, nur der Gebärmutterkörper entfernt) durchgeführt. Bei der LASH wird der Gebärmutterkörper innerlich zerkleinert und dann durch einen kleinen Einschnitt am Unterbauch entfernt.

Bei diesen Methoden ist die Erholungszeit kürzer als bei einer Gebärmutterentfernung mittels eines Bauchschnittes. Schon wenige Tage nach einer solche Operation kann die Frau das Krankenhaus verlassen. Manche Tageskliniken führen die Operation auch ambulant durch.

Wann zum Arzt?

Treten die unter Anzeichen beschriebenen Beschwerden bei Ihnen auf, sollten Sie beim Arzt klären lassen, ob diese durch Myome verursacht werden.

Behandlung mit Medikamenten

Myome sollten behandelt werden, wenn sie durch ihre Größe Beschwerden bereiten, erhebliche Blutverluste verursachen oder sehr rasch wachsen. Verstärkte Blutungen können einen Eisenmangel hervorrufen. Dann sollte dem Körper zudem vermehrt Eisen zugeführt werden. Näheres hierzu unter Blutarmut.

Eine medikamentöse Behandlung beseitigt die Myome zwar nicht, verkleinert sie aber, solange die Therapie währt. Das kann für Frauen, die voraussichtlich bald in die Wechseljahre kommen, von Vorteil sein. Sie können mit der Behandlung die Zeit überbrücken, bis die Östrogenproduktion ihres Körpers so gering geworden ist, dass die Myome ihr Wachstum einstellen. Darüber hinaus kann die Behandlung bei Frauen, deren Myome so groß sind oder so ungünstig sitzen, dass sie bei einer Operation nicht einzeln herausgeschält werden können, manchmal die Geschwülste so weit verkleinern, dass eine solche Operation anschließend doch möglich wird. Damit bleibt den Frauen eine Gebärmutterentfernung erspart.

Rezeptpflichtige Mittel

Zur medikamentösen Myombehandlung dienen die GnRH-Analoga Goserelin, Leuprorelin, Nafarelin und Triptorelin. Ihre therapeutische Wirksamkeit bei der Myombehandlung ist nachgewiesen. Sie sind geeignet, Myome zu verkleinern. Da sie den Östrogenspiegel senken, können sie aber auch zu Knochenabbau und Hitzewallungen führen. Eine Dauertherapie ist mit ihnen daher nicht möglich.

Wenn bei Frauen mit Myomen starke Menstruationsblutungen sehr belastend sind, kann der Arzt zur Beschwerdelinderung auch eine gestagenhaltige Spirale einsetzen. Das Mittel besitzt keine offizielle Zulassung für die Behandlung von Myomen. Die Spirale kann aber durch ihre hemmenden Effekte auf die Gebärmutterschleimhaut die mit Myomen verstärkt einhergehenden Blutungen verringern und so einer Blutarmut vorbeugen. Das Myomwachstum wird dabei nicht beeinflusst.

Ulipristal blockiert die Wirkung des körpereigenen Gestagens und kann die durch Myome bedingten, vermehrten Blutungen in ähnlicher Weise vermindern wie die GnRH-Analoga. Auch das Myomvolumen nimmt durch die Behandlung mit Ulipristal etwas ab. Ob das Mittel hierin den GnRH-Analoga ebenfalls ebenbürtig ist, ist aber unklar. Die bisher vorliegenden Daten geben Hinweise darauf, dass GnRH-Analoga Myome deutlicher verkleinern können.

Da Ulipristal Auswirkungen auf die Gebärmutterschleimhaut hat, darf auch dieses Mittel nicht ununterbrochen angewendet werden. Im Vergleich zu den GnRH-Analoga treten bei der Behandlung mit Ulipristal weniger hormonbedingte Hitzewallungen auf, aber der Wirkstoff steht im Verdacht die Leber schwer zu schädigen. Daher ist das Mittel nur mit Einschränkung zur Myombehandlung geeignet. Es soll nur angewendet werden, wenn besser erprobte Mittel wie GnRH-Analoga nicht vertragen werden oder eine Operation nicht möglich ist.