Allgemeines
Hepatitis C ist eine ansteckende Leberentzündung. Sie wird über das Blut übertragen. Es gibt verschiedene Arten von infektiösen Leberentzündungen (Hepatitis). Verschiedene Hepatitis-Viren (A bis E) sind dabei die wichtigsten Erreger (Ausführlich zu Hepatitis B).
Hepatitis C ist die gefährlichste Form von Leberentzündung, weil sie oft einen chronischen Verlauf nimmt, die Leber zerstören kann (Leberzirrhose) und dann auch mit einem hohen Risiko für Leberkrebs einhergeht. Von Hepatitis C sind in Deutschland schätzungsweise eine Viertelmillion Menschen betroffen.
Am häufigsten wird bei Menschen in Deutschland zwischen dem 25. und dem 50. Lebensjahr eine Hepatitis C festgestellt. Seit dem Jahr 2005 ist ein Rückgang der pro Jahr neu mit dem Hepatitis C-Virus infizierten Menschen zu beobachten.
Nur etwa ein Drittel der Infektionen macht sich als akute Entzündung bemerkbar. Zwei von drei Ansteckungen verlaufen chronisch und bleiben zu Beginn unbemerkt. Die akute Form kann in eine chronische übergehen.
Von einer chronischen Hepatitis C spricht man, wenn Hepatitis-C-Viren auch noch sechs Monate nach der Infektion im Blut nachweisbar sind.
Bei einer Ansteckung dringen die Viren in die Leberzellen ein, vermehren sich dort sehr schnell und schädigen dabei die Leber. Das körpereigene Abwehrsystem versucht, das Virus zu bekämpfen, indem es befallene Leberzellen zerstört. Können diese nicht durch neue Leberzellen ersetzt werden, bildet sich dort Narbengewebe (Fibrose) aus. Dadurch wird die Funktion der Leber immer weiter eingeschränkt.
Mehr als jeder Fünfte chronisch Infizierte entwickelt mit der Zeit eine Leberzirrhose, Leberversagen oder -krebs. Das Risiko im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung weitere fünf Jahre zu überleben, liegt je nach Ausmaß und Schweregrad der Leberzirrhose zwischen 37 und 55 Prozent.
Bisher sind sieben verschiedene Formen von Hepatitis-C-Viren bekannt (Virusgenotypen 1 bis 7).
Anzeichen und Beschwerden
Anfangs spüren Sie von einer Leberentzündung meist gar nichts. Erst mehrere Wochen nach der Ansteckung – es können auch bis zu sechs Monate vergehen – zeigen sich die ersten, häufig allerdings unspezifischen Symptome: Sie ermüden schneller als gewohnt und fühlen sich insgesamt abgeschlagen und leistungsschwach. Die akute Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus kann sich auch durch Übelkeit oder Druckgefühl im Oberbauch äußern.
Ein deutliches Anzeichen für eine akute Hepatitis, das aber bei Hepatitis C eher selten auftritt, ist eine Gelbsucht (Ikterus), die oft mit einem starken Krankheitsgefühl einhergeht: Die Haut und vor allem das Weiße in den Augen – es verfärbt sich die Augenbindehaut – werden gelb, weil die Leber den Gallefarbstoff Bilirubin nicht mehr richtig abbaut oder ausscheidet. Dann entfärbt sich meist der Stuhl und der Urin wird dunkel, manchmal sogar tiefbraun – ein Anzeichen dafür, dass Bilirubin über die Nieren ausgeschieden wird. Gelegentlich treten gleichzeitig Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen auf. Fettes Essen, Fleisch und Alkohol erregen Übelkeit, Rauchern und Raucherinnen schmeckt die Zigarette nicht mehr, Nichtrauchende können Zigarettenrauch kaum ertragen. Leichtes Fieber kann, muss aber nicht auftreten. Manchmal juckt die Haut oder es zeigt sich ein leichter Ausschlag.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Erkrankung seltener einen chronischen Verlauf nimmt, wenn in der akuten Phase Krankheitssymptome wie eine Gelbsucht auftreten.
Auch bei einer chronischen Hepatitis treten häufig keine oder nur geringfügige Beschwerden auf. Oft wird die Krankheit erst aufgrund einer Routine-Blutuntersuchung anhand der erhöhten Leberwerte erkannt. So sind zwei Drittel der Hepatitis C-Infektionen, die bei einem Gesundheitscheck in der Hausarztpraxis gefunden werden, vorher nicht bekannt. Doch auch während die Infektion noch unbemerkt ist, können die Viren über das Blut und – mit geringerer Wahrscheinlichkeit – über andere Körperflüssigkeiten auf andere Personen übertragen werden.
Grundsätzlich deuten erhöhte Leberwerte im Blut auf eine Leberschädigung hin. Die Ursache muss dann durch weiterführende Untersuchungen geklärt werden. Im Falle einer Hepatitis C sind die Leberwerte aber nicht immer auffällig. Doch auch wenn sie nur gering erhöht sind, kann die Erkrankung rasch voranschreiten.
Ursachen
Hepatitis C kann über Blut und Blutprodukte oder bei Drogenabhängigen durch gemeinsam benutzte Injektionsnadeln übertragen werden. Wenn sich im Blut große Mengen Viren befinden, ist eine Übertragung der Viren über andere Körperflüssigkeiten wie Speichel, Schweiß, Tränen, Sperma und Vaginalsekret möglich. Häufig bleibt der Infektionsweg jedoch unklar. Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, an einer Hepatitis C zu erkranken, sollten sich ärztlich auf diese Infektion untersuchen lassen. In folgenden Fällen wird ein Test empfohlen:
- Bei der Laborkontrolle wurden erhöhte Leberwerte festgestellt, deren Ursache unklar ist.
- Sie haben eine Blutspende erhalten oder Sie werden mit Blutprodukten behandelt.
- Ihnen wurde ein fremdes Organ transplantiert.
- Sie müssen sich einer Dialyse unterziehen.
- Sie sind an HIV oder Hepatitis B erkrankt.
- Ihr Partner/Ihre Partnerin ist an Hepatitis C erkrankt.
- Sie stammen aus einer Region mit erhöhtem Hepatitis-Vorkommen.
- Sie konsumieren Drogen, die gespritzt werden müssen, oder haben das jemals getan.
- Sie arbeiten im medizinischen Bereich und haben Kontakt zu Körperflüssigkeiten und Blut der Patienten.
Zudem sollen sich Spender von Blut, Organen oder Geweben vorher auf eine Infektion untersuchen lassen.
Ursache für eine Leberentzündung können neben Hepatitis-C-Viren auch andere Viren sein. Bisher sind weitere vier Hepatitis-Virustypen bekannt:
- Hepatitis-A-Viren werden oft auf Reisen durch Speichelkontakt, infiziertes Essen (z. B. roh verzehrte Muscheln), Wasser und unsauberes Geschirr oder Besteck übertragen. Hepatitis A ist die häufigste, gleichzeitig aber auch die harmloseste Variante. Ein chronischer Verlauf tritt bei Hepatitis A nicht auf. Hepatitis A wird nicht medikamentös behandelt.
- Hepatitis-B-Viren gelangen über Blut (z. B. Stichverletzungen bei medizinischem Personal, mehrfach benutzte Injektionsnadeln bei Drogenabhängigen) und Körpersekrete (beim Geschlechtsverkehr, beim Stillen, bei der Geburt auf das Neugeborene) in den Organismus. Wer einmal an Hepatitis B erkrankt ist, scheidet das Virus oft noch monatelang unbemerkt aus. Der Verlauf ähnelt zunächst dem von Hepatitis A, kann aber in ein chronisches Stadium übergehen. Je jünger der oder die Infizierte, desto größer ist das Risiko für einen chronischen Krankheitsverlauf (bei Säuglingen ist es am größten). Hepatitis B kann ebenso wie Hepatitis C die Leber vollständig zerstören und geht mit einem erhöhten Leberkrebsrisiko einher.
- Hepatitis D kann nur bekommen, wer mit Hepatitis-B-Viren infiziert ist. Deshalb sollte bei jeder Hepatitis-B-Erkrankung nach dem Hepatitis-D-Virus gesucht werden.
- Hepatitis-E-Infektionen ähneln einer Hepatitis-A-Infektion. Dieser Virustyp kommt häufig in Südostasien, Indien, Mittelamerika und Afrika vor, in letzter Zeit aber auch vermehrt in ganz Europa, auch hierzulande. Der Verlauf ist meist harmlos, bei Schwangeren und Immungeschwächten können schwerere Krankheitszeichen und -verläufe auftreten.
Vorbeugung
Um eine Übertragung von Hepatitis-Viren zu vermeiden, werden Blutkonserven und -produkte hierzulande seit Beginn der 1990er Jahre immer auf Hepatitis-Viren getestet. Allerdings bietet das keinen vollkommenen Schutz vor einer Ansteckung.
Menschen über 35 Jahre können innerhalb einer Check-up-Untersuchung überprüfen lassen, ob sie an einer bislang unerkannten Hepatitis C leiden.
Tätowierungen und Piercings sollten Sie sich nur von professionellen Anbietern mit einem entsprechenden Hygienekonzept stechen lassen, denn auch durch unsauberes Tätowierbesteck können Hepatitis-Viren übertragen werden.
Wenn Ihr Sexualpartner an Hepatitis C erkrankt ist, können Kondome eine gegenseitige Übertragung beim Geschlechtsverkehr verhindern. Das gilt insbesondere während der Menstruationsblutung und bei Sexualpraktiken, die mit Verletzungen einhergehen können. Außerdem sollten Sie grundsätzlich Kondome benutzen, wenn Ihre Geschlechtspartner oder -partnerinnen häufig wechseln. Mit Kondomen wird auch das Risiko für andere sexuell übertragbare Infektionen verringert.
Wer besonders gefährdet ist, sich mit Hepatitis-Viren anzustecken – z. B. medizinisches Personal, Reisende in Länder mit unzureichendem Hygienestandard –, oder wer an einer anderen Lebererkrankung leidet, sollte sich gegen Hepatitis A und B impfen lassen.Für Hepatitis C sowie die anderen Virustypen gibt es noch keine Impfstoffe.
Allgemeine Maßnahmen
Körperliche Schonung, allerdings nicht unbedingt Bettruhe, sowie konsequenter Verzicht auf Alkohol in jeglicher Form, um die Leber zu schonen, sind die wichtigsten Maßnahmen bei allen Formen einer Leberentzündung. Eine spezielle Diät ist nicht erforderlich.
In sehr seltenen Fällen verläuft die Hepatitis sehr schnell und heftig, so dass das gesamte Organ zerstört wird. Als letzte Behandlungsmöglichkeit bleibt dann eine Lebertransplantation.
Wann zum Arzt?
Eine Leberentzündung muss immer vom Arzt überwacht und gegebenenfalls behandelt werden. Eine Hepatitis C ist in jedem Fall von einem Spezialisten medikamentös zu behandlen, der ausreichend Erfahrung mit der Therapie dieser Erkrankung hat.
Behandlung mit Medikamenten
Die Behandlungsmöglichkeiten der Hepatitis C haben sich im vergangenen Jahrzehnt sehr verändert. Es kamen viele antivirale Mittel neu auf den Markt. Diese modernen Virustatika können die Erreger inzwischen bei fast allen Patienten und Patientinnen aus dem Blut und der Leber entfernen und sind deutlich besser verträglich als die frühere Therapie mit Interferonen. Aufgrund ihrer verbesserten antiviralen Wirkeffekte und einer erhöhten Verträglichkeit werden nur noch interferonfreie Therapien zur Behandlung einer Hepatitis C empfohlen, unabhängig davon ob eine akute oder chronische Leberentzündung besteht. Dass die neuen Therapiemöglichkeiten langfristig die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, Leberschäden vermindern, Leberkrebs verhindern und auch die mit der Erkrankung einhergehende Sterblichkeit senken, sollte noch besser nachgewiesen werden. Verschiedene Beobachtungsuntersuchungen liefern aber bereits Hinweise auf einen Langzeitnutzen. Bei etwa jedem Dritten, der sich mit Hepatitis-C-Viren infiziert, heilt die Leberentzündung nach der akuten Phase von allein aus. Deshalb kann man bei einer akuten Hepatitis-C-Infektion zunächst bis zu sechs Monate lang abwarten, ehe mit Medikamenten behandelt wird. Nach derzeitigem Wissen wird dadurch die Wirksamkeit einer späteren antiviralen Behandlung nicht beeinträchtigt und unnötige Therapien können vermieden werden.
Rezeptpflichtige Mittel
Zur Behandlung der chronischen Hepatitis C stehen zahlreiche Virustatika zur Verfügung. Diese Wirkstoffe werden immer als Kombinationen eingesetzt. Sie zeigen eine bessere Wirksamkeit und Resistenzen treten seltener auf. Durch die Behandlung mit diesen Kombinationen können die Hepatitis-Viren aus dem Blut und der Leber entfernt werden.
Die neu entwickelten, virushemmenden Mittel steigern die Heilungserfolge, müssen nicht so lange verabreicht werden wie die frühere Interferon-basierte Therapie und gehen mit einem geringeren Nebenwirkungsrisiko einher.
Die derzeit als Standardmedikamente eingesetzten Virustatika-Kombinationen erreichen die Kriterien für unsere Marktauswahl nicht. Das hat verschiedene Gründe: Hepatitis C ist vergleichsweise selten, zahlreiche Therapieregime teilen sich diesen kleinen Markt und die antiviralen Mittel werden nur zeitlich begrenzt eingesetzt. Für die Hepatitis C wurden daher die am häufigsten zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung eingesetzten Mittel in die Medikamentendatenbank der Stiftung Warentest aufgenommen, obwohl diese nicht zu den 2 000 meistverordneten Medikamenten gehören.
Die Fixkombinationen aus den Virustatika Glecaprevir und Pibrentasvir (Maviret) Sofosbuvir und Velpatasvir (Epclusa) können zur Behandlung aller Virusgenotypen des Hepatitis-C-Virus eingesetzt werden. Es werden über den Behandlungszeitraum von meist acht bis zwölf Wochen hohe Heilungsraten bei guter Verträglichkeit erreicht.
Im Gegensatz dazu ist die Fixkombination aus den Virustatika Elbasvir und Grazoprevir (Zepatier) nicht zur Behandlung aller Genotypen des Hepatitis-C-Virus vorgesehen. Das Mittel kann Hepatitis C-Viren vom Genotyp 1 und Genotyp 4 bei nahezu allen Betroffenen komplett aus dem Blut und der Leber entfernen. Alle genannten Fixkombinationen sind zur Behandlung einer Hepatitis C geeignet.
Das antiviral wirkende Sofosbuvir wird zusammen mit anderen Virustatika erfolgreich zur Behandlung einer Hepatitis C eingesetzt. In der Regel geschieht dies in Form von Kombinationspräparaten. Neben den Kombinationsmitteln sind auch Sofosbuvir-Monopräparate im Handel. Ihr Einsatz ist mittlerweile nur noch in Kombination mit Ribavirin bei Hepatitis C vom Genotyp 2 zu vertreten, wenn ribavirinfreie Therapieoptionen nicht infrage kommen. Ribavirinfreie Zweifachkombinationen wie Eplcusa sind besser wirksam.
In Einzelfällen müssen Betroffene zusätzlich zu anderen antiviralen Mitteln Ribavirin einnehmen. Ob dies notwendig ist, hängt vom Genotyp des Hepatitis-C-Virus oder der Schwere der Erkrankung ab – zum Beispiel davon ob sich eine große Menge Viren im Blut befindet oder bereits eine Leberzirrhose vorliegt. Da der Wirkstoff aber weniger gut verträglich ist, sollte er nur angewendet werden, wenn ribavirinfreie Behandlungen nicht infrage kommen.
Liegt neben der Hepatitis C gleichzeitig eine Infektion mit Hepatitis-A- oder Hepatitis-B-Viren oder mit HIV (Aids) vor, sinken die Heilungschancen der medikamentösen Behandlung. Aus diesem Grund sollten sich alle Personen mit chronischer Hepatitis C vorsorglich gegen Hepatitis A und B impfen lassen, damit die bereits geschädigte Leber nicht durch weitere (aufgrund der Impfmöglichkeit vermeidbare) Infektionen belastet wird.
Neue Medikamente
In seinen frühen Nutzenbewertungen führt das IQWiG die Zweierkombination Ledipasvir/Sofosbuvir (Harvoni) sowie die Dreierkombination bestehend aus Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir (Vosevi) auf. Zu diesen Mitteln wird die Stiftung Warentest ausführlich Stellung nehmen, sobald sie zu den häufig verordneten Mitteln gehören.
Frühe Nutzenbewertung des IQWiG
Ledipasvir / Sofosbuvir (Harvoni) bei Kindern mit chronischer Hepatitis C
Die Kombination aus Ledipasvir / Sofosbuvir (Handelsname Harvoni) ist seit Juli 2020 für Kinder zwischen 3 und 12 Jahren zugelassen, die mit Hepatitis-C-Viren infiziert sind. Die Behandlung soll die Vermehrung des Virus stoppen und dadurch Folgeerkrankungen der Hepatitis C verhindern.
Hepatitis-C-Viren (HCV) befallen die Leber und können dort eine akute Entzündung auslösen. Bisher sind sieben verschiedene Formen von Hepatitis-C-Viren bekannt, die als Genotypen 1 bis 7 bezeichnet werden. Bei bis zu 80 von 100 Personen mit Hepatitis C kann das Immunsystem allein das Virus nicht erfolgreich bekämpfen. Bei ihnen entwickelt sich eine dauerhafte (chronische) Entzündung der Leber, die zu einer sogenannten Zirrhose führen kann. Dadurch arbeitet die Leber zunehmend schlechter.
Solange die Leberfunktion durch die Zirrhose noch nicht merklich eingeschränkt ist, spricht man von einer kompensierten Zirrhose. Zeichen einer fortgeschrittenen (dekompensierten) Zirrhose können Wasseransammlungen im Bauchraum, Störungen der Blutgerinnung und neurologisch-psychiatrische Beschwerden bis hin zum Koma sein. Zudem steigt das Risiko für Leberkrebs. Man nimmt an, dass Behandlungen, nach denen im Blut dauerhaft keine Viren mehr nachweisbar sind, das Risiko für solche Folgeerkrankungen verringern.
Die Zulassung von Ledipasvir / Sofosbuvir beschränkt sich auf Personen mit chronischer Hepatitis C Genotyp 1, 3, 4, 5 oder Genotyp 6.
Anwendung
Die Wirkstoffkombination Ledipasvir / Sofosbuvir gibt es als Tablette in zwei Dosierungen: 45 mg Ledipasvir plus 200 mg Sofosbuvir sowie 90 mg Ledipasvir plus 400 mg Sofosbuvir. Die Wirkstoffkombination wird einmal täglich unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen. Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht des Kindes.
Für Kinder, die Schwierigkeiten haben, Tabletten zu schlucken oder weniger als 17 Kilogramm wiegen, gibt es Ledipasvir / Sofosbuvir auch als Granulat in den Dosierungen 33,75 mg Ledipasvir und 150 mg Sofosbuvir sowie 45 mg Ledipasvir und 200 mg Sofosbuvir.
Die Behandlung dauert zwischen 8 und 24 Wochen. Dies hängt unter anderem von der Stärke der Krankheit ab. Der Wirkstoff wird je nach Virustyp und Krankheitsverlauf mit Ribavirin kombiniert.
Andere Behandlungen
Als Standardtherapie kommt für Kinder mit chronischer Hepatitis C abwartendes Beobachten infrage.
Bewertung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2020 geprüft, welche Vor- und Nachteile Ledipasvir / Sofosbuvir für Kinder mit chronischer Hepatitis C im Vergleich zu abwartendem Beobachten hat.
Für die Fragestellung wertete das IQWiG drei Studien aus, die auf einige Fragen zumindest vorläufige Antworten geben. In den Studien wurde die Behandlung mit Ledipasvir / Sofosbuvir untersucht, aber nicht direkt mit einer anderen Therapie verglichen. Die Resultate solcher Studien sind grundsätzlich wenig aussagekräftig.
Kinder mit chronischer Hepatitis C lassen sich nach Genotyp des Virus, nach Stadium ihrer Erkrankung und vorherigen Therapien in verschiedene Gruppen unterteilen. Für folgende Gruppe lagen Daten aus den Studien vor:
- Erst- oder Folgetherapie bei Kindern mit chronischer Hepatitis C vom Genotyp 1 oder Genotyp 4 ohne Leberzirrhose
Das IQWiG wertete die Daten von insgesamt 157 Kindern aus. Alle Kinder nahmen über einen Zeitraum von 12 oder 24 Wochen einmal täglich Ledipasvir / Sofosbuvir ein. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:
Folgeerkrankungen: Die Studien dauerten nicht lange genug, um den Einfluss von Ledipasvir / Sofosbuvir auf Folgeerkrankungen beurteilen zu können. Erste Abschätzungen weisen aber auf einen Vorteil von Ledipasvir / Sofosbuvir hin:
- Bei mindestens 95 von 100 Kindern war nach 12 Wochen nach Abschluss der Behandlung kein Virus mehr im Blut nachweisbar.
- Eine der Studien liefert auch Daten über einen Zeitraum von 24 Wochen: Nach 24 Wochen war bei etwa 98 von 100 Kindern kein Virus mehr im Blut nachweisbar.
Solch günstige Ergebnisse sind für abwartendes Beobachten nicht bekannt und nicht zu erwarten. Wie groß der Vorteil von Ledipasvir / Sofosbuvir tatsächlich ist, lässt sich aber nicht abschließend beurteilen.
Lebenserwartung: In den Studien starb keiner der Teilnehmenden.
Schwere Nebenwirkungen und Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen: Bei weniger als 1 von 100 Kindern trat eine schwere Nebenwirkung auf. Weniger als 1 von 100 Kindern brach die Therapie wegen Nebenwirkungen ab.
Weitere Informationen
Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Ledipasvir / Sofosbuvir (Harvoni) bei Kindern.
Frühe Nutzenbewertung des IQWiG
Sofosbuvir / Velpatasvir / Voxilaprevir (Vosevi) bei Jugendlichen mit chronischer Hepatitis C
Die Fixkombination Sofosbuvir / Velpatasvir / Voxilaprevir (Handelsname Vosevi) ist seit September 2021 für Jugendliche mit Hepatitis C zwischen 12 und 18 Jahren ab einem Körpergewicht von 30 kg zugelassen.
Hepatitis-C-Viren (HCV) befallen die Leber und können dort eine akute Entzündung auslösen. Bisher sind sieben verschiedene Formen von Hepatitis-C-Viren bekannt, die als Genotypen 1 bis 7 bezeichnet werden. Bei bis zu 80 von 100 Personen mit Hepatitis C kann das Immunsystem allein das Virus nicht erfolgreich bekämpfen. Bei ihnen entwickelt sich eine dauerhafte (chronische) Entzündung der Leber, die zu einer sogenannten Zirrhose führen kann. Dadurch arbeitet die Leber zunehmend schlechter.
Folgen einer fortgeschrittenen Zirrhose können Wasseransammlungen im Bauchraum, Störungen der Blutgerinnung und neurologisch-psychiatrische Beschwerden bis hin zum Koma sein. Zudem steigt das Risiko für Leberkrebs. Man nimmt an, dass Behandlungen, nach denen im Blut dauerhaft keine Viren mehr nachweisbar sind, das Risiko für solche Folgeerkrankungen verringern.
Sofosbuvir / Velpatasvir / Voxilaprevir ist eine Fixkombination von sogenannten direkt antiviral wirkenden Substanzen (DAA). Sie soll die Anzahl der Viren vermindern sowie deren Vermehrung stoppen und Folgeerkrankungen der Hepatitis C verhindern.
Anwendung
Sofosbuvir / Velpatasvir / Voxilaprevir wird einmal täglich als Tablette zu einer Mahlzeit eingenommen. Die Tagesdosis enthält 400 mg Sofosbuvir, 100 mg Velpatasvir und 100 mg Voxilaprevir. Die Behandlung mit der Fixkombination dauert abhängig vom Krankheitsstadium und Genotyp zwischen 8 und 12 Wochen.
Andere Behandlungen
Die Behandlung hängt davon ab, welche Genotypen der Hepatitis C vorliegen: Bei Jugendlichen mit den Genotypen 1, 4, 5 oder 6 kommt Ledipasvir mit Sofosbuvir oder Glecaprevir mit Pibrentasvir zum Einsatz. Bei Jugendlichen mit den Genotypen 2 oder 3 kommen Sofosbuvir mit Ribavirin oder ebenfalls Glecaprevir mit Pibrentasvir infrage.
Bewertung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2021 geprüft, ob die Fixkombination Sofosbuvir / Velpatasvir / Voxilaprevir bei Jugendlichen mit einer chronischen Hepatitis C im Vergleich zu den bisherigen Standardtherapien Vor- und Nachteile hat. Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller jedoch keine geeigneten Daten vor.
Weitere Informationen
Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Zusatznutzen von Sofosbuvir / Velpatasvir / Voxilaprevir (Vosevi).