Allgemeines
Obwohl die Ansteckungswege bei Kopfläusen bekannt sind und gute Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung stehen, kommt es immer wieder vor, dass sich Kopfläuse verbreiten. Vor allem Kinder in Kindergärten und Schulen sind durch den häufig engen Kontakt beim Spielen betroffen. Mitunter kommt es in den Einrichtungen auch mehrmals jährlich zu einem Befall.
Kopfläuse befallen die Haare am Kopf. Die graubraunen Läuse sind zwei bis drei Millimeter groß und ernähren sich von Blut aus der Kopfhaut. Auf dem Kopf können Läuse etwa einen Monat überleben. Die Weibchen legen in dieser Zeit bis zu 150 klebrige Eier (häufig auch als Nissen bezeichnet), die sie direkt über der Kopfhaut fest an die Haare heften. Nach ein bis zwei Wochen schlüpfen daraus gelblich-weiße, ein bis zwei Millimeter große Larven (Nymphen), die eine Woche später geschlechtsreif sind und bis dahin nicht wandern. Erst wenn sie ausgewachsen sind, gehen sie auf Wanderschaft und können dann auch andere Personen befallen. Ohne Wirtsperson können erwachsene Läuse zwei, ausnahmsweise auch drei Tage überleben, ohne Blut zu saugen.
Neben Kopfläusen gibt es weitere Lausarten, die den Menschen befallen können, wie die Filz- und Kleiderläuse. Filzläuse sind im Unterschied zu Kopfläusen gelblich-bräunlich gefärbt und rund. Sie nisten sich in Scham-, Brust- und Achselhaaren ein, selten auch in den Wimpern. Kleiderläuse leben in Leibwäsche und Kleidung. Sie sind oval und weißlich-gelb bis bräunlich. Auf diese beiden Arten der Läuse wird im Folgenden nicht eingegangen.
Anzeichen und Beschwerden
Der Speichel der Läuse verursacht, allerdings erst nach Wochen, einen starken Juckreiz, weshalb die Haut häufig blutig gekratzt wird. Teilweise schuppt sie dann auch und entzündet sich, häufig auch hinter den Ohren und im Nacken. Manchmal dauert es somit Wochen oder gar Monate, bis die Beschwerden des Läusebefalls deutlich werden. In dieser Zeit können die Läuse bereits auf viele Menschen übergegangen sein.
Kopfläuse übertragen in unseren Breiten keine Krankheitserreger.
Wenn es auf dem Kopf juckt, ist dies aber noch kein Beweis, dass man Kopfläuse hat. Nur wenn sich lebende Läuse, Eier oder Eihüllen (Nissen) in der Nähe der Kopfhaut (weniger als ein Zentimeter von der Haut entfernt) finden, ist ein Kopflausbefall sicher. Auch kann es nach einem Befall und auch nach einer Behandlung sein, dass Nissen oder Teile davon noch weiter entfernt von der Kopfhaut an den Haaren kleben. Es handelt sich dann mit hoher Wahrscheinlichkeit um nicht lebensfähige Rückstände.
Ursachen
Ein Befall mit Kopfläusen ist kein Zeichen mangelnder Hygiene. Kopfläuse verbreiten sich auch bei sorgfältiger Körperpflege durch direkten Haar-zu-Haar-Kontakt, z. B. wenn Kinder die Köpfe zusammenstecken, miteinander kuscheln oder zusammen in einem Bett schlafen. Dann können die Läuse oft von einem Kopf auf den anderen wandern. Diese Insekten können aber weder springen noch fliegen. Ob lange Haare die Wahrscheinlichkeit für einen Lausbefall erhöhen, ist bisher nicht bekannt. Aber sie erschweren es, die Läuse zu finden und loszuwerden. Das Auskämmen ist bei langem Haar mühsamer. Auch wenn Kämme, Bürsten, Mützen, Schals oder Fahrradhelme von mit Läusen befallenen Menschen innerhalb kurzer Zeit von anderen benutzt werden, ist eine Übertragung – wenn auch selten – möglich.
Weil keine Beschwerden darauf aufmerksam machen, wissen Kinder und auch Erwachsene anfangs oft nicht, dass sie Läuse haben. So kann eine ganze Schulklasse oder ein ganzer Kindergarten innerhalb weniger Tage durch ein einziges Kind angesteckt werden. Dies geschieht besonders leicht, wenn die Kinder auf engem Raum spielen oder eng gedrängt in öffentlichen Verkehrsmitteln stehen.
Vorbeugung
Um eine Ansteckung mit Läusen zu vermeiden, sollte man den Kopf-zu-Kopf-Kontakt möglichst gering halten. Kopftücher können dazu beitragen, dass die Läuse nicht von einem zum anderen wandern, wenn die Kinder die Köpfe zusammenstecken. Selten werden Läuse durch Gegenstände übertragen. Wer aber vorsichtig sein will, sollte das Tauschen von Mützen, Helmen, Bürsten etc. vermeiden.
Allgemeine Maßnahmen
Treten Kopfläuse bei einem Kindergarten-, Hort- oder Schulkind auf, müssen die Läuse mit einer als wirksam geltenden Behandlung sicher abgetötet werden, bevor das Kind diese Einrichtungen wieder besuchen darf. Außerdem sollen die Haare zusätzlich mit einem Läusekamm sorgfältig ausgekämmt werden, um Läuse, frisch geschlüpfte Larven sowie Eier möglichst zu entfernen. Am besten dafür geeignet sind Läusekämme aus Metall, weil deren Zinken nicht abbrechen. Der Abstand zwischen den Zinken sollte kleiner als 0,2 Millimeter sein. Um das Auskämmen zu erleichtern, kann man eine handelsübliche Spülung auf das Haar geben.
Eier und Eihüllen lassen sich allerdings manchmal nur schwer entfernen. Wichtig ist dabei, dass man das Kämmen direkt am Haaransatz beginnt. Das Entfernen der Eier gelingt am besten, wenn man die betroffenen Haare zwischen zwei Fingernägeln durchzieht und so die Eier bzw. Eihüllen entfern. Man kann die betroffenen Haare auch herausziehen oder man schneidet die Haare raspelkurz ab.
Kontrollieren Sie während der Behandlung täglich bei sämtlichen Kontaktpersonen, ob Läuse "übergewandert" sind. Hierzu befeuchten Sie die zu kontrollierenden Haare mit handelsüblicher Haarspülung und kämmen die Haare Strähne für Strähne mit einem engzinkigen Läusekamm durch. Kontrollieren Sie, ob sich im Kamm Läuse, Larven oder Eier befinden, indem Sie den Kamm an einem hellen Tuch oder einem Papiertuch abstreifen.
Bürsten und Kämme, die vor der Behandlung benutzt wurden, legen Sie zehn Minuten lang in 60 °C heißes Wasser oder übergießen sie – wenn es das Material erlaubt – mit kochendem Wasser und lassen sie zehn Minuten darin liegen.
Bei Kopflausbefall ist es sinnvoll, am Tag der Behandlung die Bettwäsche abzuziehen und bei mindestens 60 °C zu waschen. Nur noch in besonderen Fällen, etwa bei besonders starkem Läusebefall, wird empfohlen, auch Mützen und Schals, anderweitig benutzte Decken und Kopfkissen sowie Kuscheltiere bei mindestens 60 °C zu waschen oder chemisch reinigen zu lassen oder sie für drei Tage in einem verschließbaren Plastikbeutel aufzubewahren.
Wann zum Arzt?
Wenn die Läuse nach ein bis zwei Behandlungsversuchen nicht verschwunden sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Kinder unter zwei Jahren – insbesondere Säuglinge – sollten nur nach Rücksprache mit einem Arzt behandelt werden.
Wenn durch starkes Kratzen kleine Hautwunden entstanden sind, die sich entzündet haben, sollten Sie ebenfalls einen Arzt aufsuchen.
Für Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr und für Jugendliche mit Entwicklungsstörungen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sind von den hier genannten Mitteln die Medizinprodukte Dimet 20, EtoPril, Hedrin Once Liquid Gel, mosquito med Läuse Shampoo sowie mosquito med Läuse Shampoo 10 und NYDA Pumpspray sowie NYDA Läusespray verordnungs- und erstattungsfähig. Ebenso InfectoPedicul und Goldgeist forte, die als Arzneimittel auf dem Markt sind.
Nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel werden für Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr und für Jugendliche mit Entwicklungsstörungen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr grundsätzlich von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Bei den Medizinprodukten sind es nur die exakt vom Gemeinsamen Bundesausschuss genannten. So ist beispielsweise zwar Hedrin Once Liquid Gel erstattungsfähig, Hedrin Once Spray Gel dagegen nicht.
Problematisch wird die Auswahl der Mittel, wenn beispielsweise in einer Gemeinschaftseinrichtung eine Kopflausbehandlung durch das Gesundheitsamt angeordnet wird. Auf der Entwesungsliste des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sind Schädlingsbekämpfungsmittel genannt, die dann genutzt werden dürfen. Aus unserer Auswahl gehören bei den dimeticonhaltigen Medizinprodukten Jacutin Pedicul fluid und NYDA dazu. Jacutin Pedicul Fluid wird aber bei einer individuellen Läusebehandlung wiederum von den gesetzlichen Krankenkasse nicht erstattet. Bei den Arzneimitteln wird auch noch InfectoPedicul als Therapeutikum akzeptiert. *
Behandlung mit Medikamenten
Kopfläuse verschwinden nicht von selbst, deshalb ist es nötig, wenn Sie Läuse oder Eier bzw. Eihüllen entdeckt haben, sofort ein wirksames Läusemittel anzuwenden.
Grundsätzlich müssen alle Personen behandelt werden, bei denen geschlechtsreife Läuse oder Larven gefunden wurden oder bei denen Läuseeier am Haarschaft in unmittelbarer Nähe zur Kopfhaut kleben (weniger als ein Zentimeter Abstand). Da am Anfang eines Läusebefalls noch keine Beschwerden auftreten und ein nur geringer Befall eventuell übersehen wird, kann eine Behandlung mit einem verträglichen Mittel erwogen werden, wenn ein enger Kontakt mit einer infizierten Person stattgefunden hat. Eine grundsätzliche Vorbeugung mit Läusemitteln wird nicht empfohlen.
Achten Sie darauf, das Mittel in trockenem Haar und in ausreichender Menge anzuwenden sowie es möglichst gleichmäßig im Haar zu verteilen. Halten Sie zudem die Zeitspanne ein, die das Mittel in den Haaren einwirken soll. Eine hundertprozentige Erfolgsgarantie gibt es für keines der verfügbaren Mittel, da Läuseeier eine Behandlung auch überleben können. Daher ist bei allen Präparaten acht bis zehn Tage nach der ersten Anwendung eine zweite erforderlich – auch wenn das nicht in allen Gebrauchsinformationen angegeben ist.
Später als zehn Tage nach der ersten Behandlung sollte die zweite Behandlung aber nicht erfolgen, da ab dem elften Tag nachgeschlüpfte Weibchen bereits neue Eier ablegen können.
In Einzelfällen kann sogar eine dritte Behandlung nötig sein, etwa dann, wenn die Läuse im sozialen Umfeld ständig wieder auftreten. In Untersuchungen konnte beobachtet werden, dass einzelne Larven auch noch nach Abschluss der Wiederholungsbehandlung schlüpfen können und dann noch einmal gesondert behandelt werden müssen. Außerdem ist es zusätzlich zu der Behandlung mit Läusemitteln angeraten, die Haare wiederholt sorgfältig auszukämmen, um den Behandlungserfolg zu sichern.
Rezeptfreie Mittel
Präparate mit Dimeticon sowie die Kombinationen aus Dimeticon + Dodecanol und Dimeticon + Jojobawachs + mittelkettige Triglyceride sind zur Behandlung von Kopflausbefall geeignet. Angesichts der zunehmenden Resistenz der Läuse gegen chemische Wirkstoffe ist es zu begrüßen, dass solche Mittel vermehrt im Handel sind, da diese ölhaltigen Mittel nicht zu Resistenzen führen. Bei den Produkten, die als Spray angewendet werden, erhöht sich allerdings die Gefahr, dass sich der Wirkstoff im Raum verteilt und eingeatmet wird.
Die genannten Mittel sind aufgrund ihrer physikalischen Wirkweise nicht als Arzneimittel, sondern als Medizinprodukte im Handel, für die andere Zulassungsbestimmungen gelten. Für die dimeticonhaltigen Mittel liegen klinische Studien vor, die die Wirksamkeit gegen Kopflausbefall nachweisen.
Permethrin und Pyrethrum sind klassische Läusebekämpfungsmittel und waren bis vor einigen Jahren die einzigen Mittel, die hierfür eingesetzt werden konnten. Beide Mittel vernichten Läuse mitsamt ihren Larven meist schnell und zuverlässig. In einer aktuellen, in Deutschland durchgeführten Studie waren mit dem pyrethrumhaltigen Mittel (Goldgeist forte) 80 von 100 Betroffenen nach der ersten Behandlung und über 90 von 100 nach der zweiten Behandlung läusefrei. Insektizide können aber zu Resistenzen führen, bei häufiger und nicht fachgerechter Anwendung können auch Nervenschädigungen auftreten. Die Mittel gelten deshalb zur Behandlung von Kopfläusen als "auch geeignet", wenn sie nicht längerfristig zum Einsatz kommen und die Anwendungshinweise strikt beachtet werden.
Eine Kombination mit Mineralöl zeigt eine mit insektizidhaltigen Mitteln vergleichbare Erfolgsrate. Im Gegensatz zu den Insektiziden sind hierbei keine Resistenzen zu befürchten. Insgesamt ist das Mittel aber noch wenig erprobt. Es gilt daher als "auch geeignet".
Auch Hedrin Once enthält Dimeticon und dazu als weiteren Wirkstoff Penetrol. Dieser Stoff soll die Verteilung von Dimeticon unterstützen. Mit der Namensgebung und seinen Werbeaussagen legt der Hersteller Verbraucherinnen und Verbrauchern nahe, dass eine einmalige Anwendung ausreicht. Nach den Studienergebnissen ist dies aber nicht der Fall. Das Mittel wirkt bei einmaliger Anwendung nicht in allen Fällen sicher. Selbst wenn nach der Anwendung durch aufwändiges Kämmen der Behandlungserfolg kontrolliert wird, bleibt unklar, ob tatsächlich alle Läuse einschließlich sich entwickelnder Eier abgetötet wurden. Um sicher zu gehen, ist daher auch bei diesem Mittel in jedem Fall eine zweite Anwendung durchzuführen. Das Mittel tötet Läuse zwar besser ab als eine Scheinbehandlung, dass es darin aber besser ist als Dimeticon allein ist für die Kombination nicht belegt. Das Mittel ist daher "mit Einschränkung geeignet", nämlich nur dann, wenn – wie bei den anderen Läusemitteln – eine Woche nach der Erstbehandlung eine zweite Behandlung durchgeführt wird. *
Die Kombination aus Dimeticon + Vitamin E + Mandelöl + Aprikosenkernöl wird als "mit Einschränkung geeignet" bewertet. Zwar enthält auch dieses Mittel das als geeignet bewertete Dimeticon, für die Mischung liegt aber kein guter Beleg über die Wirksamkeit an Menschen in Deutschland vor. Studien aus anderen Weltregionen sind wegen der unterschiedlichen Resistenzlage nicht unbedingt auf hiesige Verhältnisse übertragbar./medikamente/wirkstoff/laeusemittel-dimeticon-penetrol-kombination-w1754/?focus=indi_k93
Das Medizinprodukt Licener enthält einen Extrakt aus den entölten Samen des Neembaumes und ist ebenfalls nur mit Einschränkung geeignet. Es kann eingesetzt werden, wenn besser bewertete Mittel nicht vertragen werden oder nicht ausreichend wirksam waren. Ob das Mittel ebenso gut wirkt wie Mittel mit Pyrethrumextrakt oder Permethrin ist nicht untersucht. Ob es Läuse mindestens so gut vertreibt wie dimeticonhaltige Mittel, muss noch besser untersucht werden. Zudem ist problematisch, dass der Hersteller des Mittels damit wirbt, dass das Mittel nach "nur einer einzigen Anwendung und nur zehn Minuten Einwirkzeit" sowohl Läuse als auch Eier sicher abtötet. Solange nicht weitere Studien die bisherigen Untersuchungsergebnisse bestätigen, ist entsprechend den behördlichen Empfehlungen und entgegen der derzeitigen Herstellerempfehlung auch bei Behandlung mit Neemextrakt nach acht bis zehn Tagen eine Wiederholungsbehandlung durchzuführen.
Ein Shampoo aus Kokosöl, diversen Schaumbildnern, Konservierungsmitteln und Wasser gilt als "wenig geeignet. Da keine aussagekräftige Studie zur Anwendung am Menschen vorliegt, lässt sich die therapeutische Wirksamkeit des Mittels nicht beurteilen. Zudem können die enthaltenen Konservierungsstoffe Kontaktallergien auslösen.Alle Mittel sollten Sie immer nur dann einsetzen, wenn tatsächlich Läuse vorhanden sind, nicht vorbeugend, um einen Läusebefall zu vermeiden.