Allgemeines
Gesunde Haut ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenwirkens von hautschützenden und feuchtigkeitsbindenden Substanzen. Die Talgdrüsen der Haut produzieren fettenden Talg, der auch die Oberhaut schützt. Außerdem bildet die Haut ein spezielles Strukturprotein (Filaggrin), das das Feuchtigkeitsbindevermögen der Haut reguliert.
Juckreiz
Juckreiz selbst ist keine Krankheit, sondern immer das Symptom einer Erkrankung. Erkrankt die Haut an Ekzemen, Neurodermitis oder ist sehr trocken, juckt sie häufig. Juckreiz kommt außerdem bei weiteren Erkrankungen vor, die die Haut betreffen, zum Beispiel bei Insektenstichen oder in Folge einer Windpocken-Infektion.
Starker Juckreiz führt häufig zu Kratzen, was die Haut schädigen kann. Dies führt dazu, dass die Entzündung der Haut verstärkt wird, was wiederum den Juckreiz fördert. Daher ist es besonders schwierig den sogenannte Juck-Kratz-Teufelskreis zu durchbrechen. Bei lang andauerndem Juckreiz leidet die Lebensqualität der Betroffenen.
Trockene Haut
Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass die Haut unangenehm trocken ist, sich spröde und rau anfühlt und juckt.
Die Haut hält sich normalerweise selbst elastisch und geschmeidig, indem sie Wasser im Gewebe einlagert und Talg produziert. Wie viel Fett sie bildet, hängt meist von erblichen und hormonellen Voraussetzungen ab.
Ekzem
Ekzeme gehören als entzündliche Hautausschläge zu den häufigsten Hauterkrankungen. Sie machen bis zu ein Drittel der auftretenden Hauterkrankungen aus. Ekzeme haben unterschiedliche Auslöser, werden aber überwiegend durch äußere Faktoren hervorgerufen. So kann beispielsweise eine Substanz bei Kontakt mit der Haut eine Entzündung hervorrufen (Kontaktekzem). Bei entsprechender genetischer Veranlagung geht eine Neurodermitis (atopisches Ekzem) dagegen auch auf innere Auslöser zurück.
Unabhängig von der Ursache, ist ein Ekzem ein entzündlicher Hautausschlag, der fast immer mit quälendem Juckreiz verbunden ist. So kann es beispielsweise sein, dass eine bestimmte Substanz jahrelang keine Probleme bereitet und dann plötzlich nicht mehr vertragen wird. Die Haut reagiert mit einer Entzündung und es entsteht eine Kontaktdermatitis. Wie lange es dauert, bis eine solche Sensibilisierung in Gang gesetzt wird, hängt davon ab, wie stark oder schwach das Allergen oder die Substanz (Noxe) ist.
Reagiert die Haut empfindlich auf eine bestimmte hautreizende Substanz, spricht man von einem toxischen Kontaktekzem; ist der auslösende Stoff ein Allergen, auf das das Immunsystem empfindlich reagiert, wird die örtlich begrenzte Hautreaktion als allergisches Kontaktekzem bezeichnet. Beide fallen auch unter den medizinischen Oberbegriff Kontaktdermatitis (Dermatitis = akute Hautentzündung). Näheres zum allergischen Kontaktekzem erfahren Sie unter Allergische Hauterkrankungen.
Neurodermitis
Eine Neurodermitis beginnt meist im Säuglings- oder Kleinkindalter, typischerweise zwischen dem 2. und 6. Lebensmonat, und verläuft schubweise. Oft bessert sich der Ausschlag vorübergehend, um dann plötzlich wieder heftig "aufzublühen". Bei mehr als der Hälfte der Babys verschwindet die Erkrankung innerhalb weniger Jahre wieder, bei weiteren 20 Prozent vor der Pubertät. Dass eine Neurodermitis sich erst bei Jugendlichen oder Erwachsenen ausbildet oder bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt, kommt jedoch zunehmend häufiger vor.
Insgesamt hat Neurodermitis in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Etwa 10 bis 20 Prozent der Kinder und 2 bis 5 Prozent der Erwachsenen sind davon betroffen.
Bei Kindern
In den ersten drei Lebensmonaten kann bei Säuglingen ein seborrhoisches Ekzem (Kopfgneis) auftreten. Das Ekzem juckt kaum und ist überwiegend auf den Kopf des Kindes begrenzt. Es wird vermutet, dass dabei die Kopfhaut des Kindes auf Hormonschwankungen reagiert und übermäßig Talk produziert. Die Hauterscheinungen verschwinden von selbst, Maßnahmen sind hier nicht erforderlich.
Davon abgegrenzt werden muss der sogenannte Milchschorf. Er tritt meist zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat auf und juckt. Sein Auftreten wird als Anzeichen für eine Neigung zur Neurodermitis gedeutet.
Anzeichen und Beschwerden
Juckreiz
Starker Juckreiz kann die ganze Hautoberfläche erfassen oder nur an einzelnen Stellen auftreten. Als Nebenwirkung von innerlich angewendeten Medikamenten oder als Begleiterscheinung von Krankheiten, die den gesamten Organismus betreffen wie Infektionen oder Autoimmunerkrankungen entsteht Juckreiz meist am ganzen Körper.
Trockene Haut
Die Haut ist matt, rau, spröde, schuppt und juckt leicht. Oft spannt sie auch etwas.
Ekzem
Bei einem Ekzem entzündet sich die Haut – typisches Anzeichen dafür ist, dass sie sich rötet. Eine solche Entzündung ist von einer ganzen Kaskade von Reaktionen gekennzeichnet:
- Die kleinen Blutgefäße (Kapillaren) weiten sich, dadurch rötet sich die Haut.
- Es bilden sich viele weiße Blutkörperchen und es werden entzündungsfördernde Stoffe (Zytokine) produziert.
- Das Gewebe lagert Wasser ein und schwillt an.
- Häufig bilden sich kleine Bläschen, die leicht aufplatzen und offene, nässende Stellen hinterlassen. Sie überziehen sich innerhalb weniger Tage mit einer brüchigen, dünnen Kruste.
- In den oberen Hautschichten wird eine Zellteilung angekurbelt, wodurch sich die Haut verdickt und schuppt.
- Die betroffene Hautstelle juckt meist stark.
Liegen diese Hauterscheinungen gleichzeitig vor, eventuell auch nur einige der genannten, dann spricht man von einem Ekzem.
Handelt es sich um ein Kontaktekzem und können Sie den Auslöser (Noxe) hierfür meiden, heilt dieser Hautausschlag innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Die Haut schuppt dabei meist etwas. Lässt sich der Kontakt mit der auslösenden Substanz nicht vermeiden oder wird die Ursache für das Kontaktekzem nicht gefunden, kann sich der Ausschlag verschlimmern und chronisch werden. Die Haut verdickt sich dann, juckt anhaltend und schuppt. Häufig reißt sie etwas ein, sodass immer wieder kleine Wunden entstehen.
Neurodermitis
Bei Neurodermitis gibt es keinen einheitlichen Verlauf, sie tritt bei jedem und jeder Betroffenen in unterschiedlicher Ausprägung auf. Bei Kindern zeigt sie sich in der Regel durch juckende, nässende, entzündete Hautbezirke; bei Erwachsenen nässen die Stellen meist nicht. Die Erkrankung beginnt bei älteren Kindern und Erwachsenen häufig in den Beugen, beispielsweise in den Kniekehlen und den Ellenbeugen. Bei Säuglingen sind in der Regel die Wangen sowie die Außenseiten der Arme und Beine betroffen. Der Juckreiz ist oft unerträglich stark, sodass die betroffenen Stellen blutig aufgekratzt werden. Durch den Juckreiz wird die Nachtruhe stark beeinträchtigt.
Offene Hautstellen sind Eintrittspforten für Erreger. Auf der gesunden Haut befinden sich zahlreiche Erreger, ohne dass dies zu Problemen führt. Bei Neurodermitis können sich aber dadurch die Hauterscheinungen verschlechtern. Da die erkrankte Haut durch Bakterien oder Viren besiedelt ist, wird das Immunsystem aktiviert.
Menschen mit Neurodermitis entwickeln häufiger Herpesinfektionen am Auge. Bei ihnen sind außerdem häufig beide Augen betroffen.
Eine Neurodermitis geht oft mit einer allergischen Erkrankung einher. Etwa 3 von 10 der betroffenen Kinder leiden auch an Heuschnupfen oder Asthma.
Ursachen
Juckreiz
Juckreiz kann nicht nur auf ein Ekzem, sondern auf viele verschiedene Ursachen zurückgehen, beispielsweise:
- Sie sind von einem Insekt gestochen worden (Mücke, Zecke).
- Die Haut ist zu trocken.
- Sie haben Neurodermitis.
- Sie vertragen ein äußerlich oder innerlich angewendetes Arzneimittel oder eine andere Substanz nicht.
- Sie haben Parasiten, z. B. Kopfläuse oder Krätzmilben.
- Die Haut ist mit Pilzen oder Bakterien infiziert.
- Sie haben Windpocken.
- Die Leber- oder Nierenfunktion ist gestört oder die Gallenwege sind verstopft.
- Sie haben Diabetes.
- Sie vertragen ein äußerlich oder innerlich angewendetes Arzneimittel oder eine andere Substanz nicht. Das kann sogar ausgerechnet bei denjenigen Mitteln vorkommen, die Juckreiz abmildern sollen, z. B. bei äußerlich anzuwendenden Antihistaminika oder örtlich betäubenden Mitteln.
- Juckreiz kann im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen auftreten, beispielsweise durch ein Lymphom oder chronisch-myeloische Leukämie. Auch im Zusammenhang mit weiteren Krebserkrankungen etwa an der Schilddrüse, der Bauchspeicheldrüse, des Darmes kann es zu schwerem Juckreiz kommen.
Trockene Haut
Trockene Haut kann verschiedene Ursachen haben:
- Viele Menschen haben von Natur aus trockene Haut, wenn die Talgdrüsen und die Oberhaut wenig Talg oder Fettstoffe bilden.
- Die Haut kann im Zusammenhang mit Krankheiten trocken werden, zum Beispiel bei Neurodermitis und Schuppenflechte, dann produziert die Haut zu wenig schützende Fette. Außerdem ist der Gehalt an strukturbildenden Eiweißstoffen vermindert oder fehlt ganz, was dazu führt, dass die Haut nicht genug Feuchtigkeit binden kann.
- Wenn im Alter die Hormonproduktion nachlässt, wird auch weniger Talg produziert, wodurch sich die Fähigkeit der Haut, Wasser zu binden, verringert.
- Zu viel Sonne und UV-Licht in Solarien trocknen die Haut ebenfalls aus.
- In überheizten oder klimatisierten Räumen mit geringer Luftfeuchtigkeit wird der Haut mehr Flüssigkeit entzogen.
- Zu häufiges Duschen und Baden in heißem Wasser sowie die Verwendung von Seife, Schaumbad oder Waschlotionen entziehen der Haut Fett.
Ekzem
Ein Ekzem bildet sich infolge einer Entzündung in den oberflächlichen Hautschichten. Auslöser für eine solche entzündliche Reaktion können hautreizende Stoffe oder allergieauslösende Substanzen sein (z. B. Schwermetalle wie Nickel in Modeschmuck, Piercings und Knöpfen, Chemikalien wie Weichmacher in Kunststoffen, Farb- und Konservierungsstoffe, chemische UV-Filter in Sonnenschutzmitteln, aber auch Kosmetika, Parfum und Medikamente).
Chemikalien oder hautreizende Substanzen, mit denen Sie am Arbeitsplatz umgehen müssen, können ein Ekzem auslösen. Bei Verdacht auf ein beruflich bedingtes Ekzem (vor allem anzutreffen bei Friseuren und Friseurinnen, Bäckerinnen und Bäckern, Menschen, die im Garten und mit Blumen arbeiten) sollten Sie hautärztlichen Rat suchen. Verschleppte beruflich bedingte Ekzeme, die nicht behandelt werden, können schlimmstenfalls eine Arbeitsunfähigkeit oder den Verlust des Arbeitsplatzes nach sich ziehen.
Neurodermitis
Die Ursachen für eine Neurodermitis sind nicht eindeutig geklärt. Wodurch sie gefördert wird, sollten Sie gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin herausfinden.
Eine erbliche Veranlagung spielt eine wichtige Rolle, ist aber nicht allein ausschlaggebend. Seelische Einflüsse, anhaltender Stress, Leistungsdruck und äußere Umstände wie Veränderungen im Alltag, bestimmte Nahrungsmittel und Wetterwechsel sind nicht ursächlich verantwortlich für eine Neurodermitis, können sie aber verstärken.
Nahrungsmittel können das Entstehen und den Verlauf einer Neurodermitis beeinflussen. Die Erfahrung zeigt, dass ein Drittel der Kinder mit Neurodermitis auf bestimmte Nahrungsmittel allergisch reagieren, vor allem auf Milch, Hühnereiweiß, verschiedene Mehlsorten, Zitrusfrüchte, Fisch und Nüsse. Nach dem Verzehr dieser Lebensmittel kann sich die Neurodermitis deutlich verschlechtern. Allerdings sollte man deswegen nicht generell alle genannten Nahrungsmittelgruppen meiden. Wodurch sich der Hautzustand verschlechtert, ist bei jedem Einzelnen unterschiedlich. Sind die relevanten Lebensmittel allerdings bekannt, sollte der Betroffene auf sie verzichten.
Es lässt sich beobachten, dass eine Neurodermitis häufiger bei Kindern auftritt, deren Abwehrsystem eher unterfordert ist (Hygienehypothese). Kinder, die mit vielen Geschwistern oder auf einem Bauernhof aufwachsen, bei denen Tiere im Haushalt leben oder die bereits früh in einer Kindertagesstätte betreut werden, scheinen seltener an Neurodermitis zu erkranken. Dies bestätigen Untersuchungen, in denen Kinder bis zum 18. Lebensmonat beobachtet wurden. Die Annahme, dass häufige Infektionen (z. B. der Atemwege oder Kinderkrankheiten) das Risiko für eine Neurodermitis reduzieren können, ließ sich in diesen Untersuchungen allerdings nicht bestätigen.
Ob Stillen das Risiko für Neurodermitis bei Säuglingen und Kindern senken kann, ist noch nicht eindeutig geklärt. Aus einer großen Untersuchung an mehr als 200 000 Kindern zum Einfluss von Stillen auf die Entwicklung von allergischen Hauterkrankungen und allergischem Asthma beziehungsweise Heuschnupfen geht dies jedenfalls nicht eindeutig hervor. So war bei den Kindern im Alter von sechs oder sieben Jahren das Risiko für eine Neurodermitis vergleichbar groß, unabhängig davon, ob sie im ersten Lebensjahr gestillt worden waren oder nicht. Allerdings verlief die Krankheit bei gestillten Kindern seltener schwer. Die aktuelle Leitlinie zur Vorbeugung von Allergien empfiehlt daher, Säuglinge mindestens vier Monate lang zu stillen. Falls dies nicht möglich sein sollte, bietet sich allergenverminderte (hypoallergene) Säuglingsnahrung an.
Zur Vorbeugung von Neurodermitis durch Probiotika gibt es viele Studien, die gemeinsam analysiert wurden. Danach erkranken die Kinder seltener an Neurodermitis, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Probiotika wie Milchsäure produzierenden Bakterien (Lactobacillus- und Bifido-Bakterien) zu sich nahm.
Allgemeine Maßnahmen
Gereizte und entzündete Haut sollte wenig beansprucht werden und eine gute Hautpflege bekommen.
- Hochflorige Stoffe und Fasern (Wolle, Angora, Mohair) reizen empfindliche Haut. Ratsamer sind glatt gebügelte Baumwolle und Seide.
- Vermeiden Sie alles, was die Haut austrocknet: ausgedehnte Sonnenbäder (im Freien oder im Solarium), Schaumbäder, Seife, Duschgel. Pflegen Sie die Haut mit Produkten, die weder Duftstoffe noch Konservierungsmittel enthalten. Beide Produktgruppen können Allergien auslösen.
- Wichtig ist die Hautpflege als Grundlage der Behandlung. Die Wahl der geeigneten Pflegeprodukte ist zum einen eine Frage der persönlichen Vorlieben und sollte zum anderen auch das aktuelle Krankheitsstadium (nässendes oder trockenes Ekzem) berücksichtigen. Als ungefähres Ziel der Hautpflege können Sie das Gefühl einer geschmeidigen Haut anstreben. So empfiehlt sich beispielsweise bei einer akuten Verschlechterung des Hautzustandes ein Pflegeprodukt, bei dem Wasser die äußere Phase bildet. Dies sind in aller Regel Präparate, die sich deutlich feucht anfühlen und weniger fettig. Dann kann Wundwasser besser abdampfen und der Kühleffekt der Hautpflege lindert die Beschwerden zusätzlich.
- Bei nässenden Hautstellen können Sie Umschläge mit schwarzem Tee auflegen. Der Tee enthält Gerbstoffe, die die Hautoberfläche zusammenziehen und damit die nässende Feuchtigkeit nehmen.
- Achten Sie darauf, wie Ihre Haut auf bestimmte Pflegeprodukte reagiert.
- Nach dem Duschen rubbeln Sie die Haut besser nicht trocken, sondern tupfen sie bloß ab.
- Schneiden Sie die Fingernägel kurz. Um Hautschäden durch Kratzen zu verhindern, können über Nacht Handschuhe oder feuchte Umschläge helfen.
Juckreiz
Feuchtkalte Umschläge können die gereizte Haut kurzfristig angewendet in der akuten Situation beruhigen und den Juckreiz lindern. Bis der Ausschlag abgeklungen ist, können Sie den Juckreiz "umleiten", indem Sie die Haut in der gesunden Umgebung des Ausschlags kneifen und drücken.
Bei sehr starkem Juckreiz kann es vor allem Kindern Erleichterung verschaffen, wenn sie auf einem mit Waschleder bezogenem Stück Holz ("Kratzklötzchen") statt auf der Haut kratzen. Das reine Verbot, sich zu kratzen, schürt den Juckreiz häufig nur noch mehr.
Trockene Haut
Duschen Sie nur alle zwei Tage mit nicht zu heißem Wasser und waschen Sie sich zwischendurch mit einem Waschlappen, das beeinträchtigt die Hygiene nicht. Benutzen Sie dabei Babyseife oder Syndets mit einem der Haut ähnlichem pH-Wert (5,5 pH) und einem hohen Anteil an rückfettenden Substanzen.
Nach dem Waschen pflegen Sie trockene Haut mit Cremes und Lotionen oder Salben, die einen hohen Fettanteil haben (möglichst Wasser-in-Öl-Emulsion). Rissige Haut oder Hornhaut an den Fersen braucht stark fetthaltige Salben, die sie gleichzeitig feucht halten (z. B. mit Glyzerin oder Harnstoff).
Trinken Sie genügend: Zwei bis drei Liter täglich sollten es sein.
Grünpflanzen in den Räumen sorgen für eine höhere Luftfeuchtigkeit. Feuchte Tücher über den Heizkörpern haben einen ähnlichen Effekt.
Ekzem
Einem Kontaktekzem entziehen Sie die Grundlage, indem Sie den Auslöser meiden, vorausgesetzt, dieser lässt sich ermitteln.
Sollten jedoch die Beschwerden so stark sein, dass Sie immer wieder auf die oben genannten nichtmedikamentösen Maßnahmen zurückgreifen müssen, sollten Sie sich erneut an einen Arzt wenden.
Neurodermitis
Pflegen Sie bei einer Neurodermitis möglichst die ganze Haut mindestens einmal täglich und immer nach dem Baden oder Duschen mit einer Salbe, Fettcreme oder Lotion (Wasser-in-Öl-Zubereitung).
Um Neurodermitis vorzubeugen, ist es nicht notwendig, bereits bei Säuglingen Hautpflegeprodukte einzusetzen, das hat eine aktuelle Studie ergeben. Vielmehr sollte bedacht werden, dass bei Verwendung verschiedener Produkte Säuglinge schon in sehr frühen Jahren mit zahlreichen Inhaltsstoffen in Kontakt kommen, die mitunter allergiebegünstigende Wirkungen haben wie Wollwachs, Konservierungsmittel oder Farbstoffe.
Zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen können folgende Empfehlungen bei Neurodermitis nützlich sein:
- Sie können ausprobieren, ob sich die Haut durch einen Klimawechsel bessert. Die Erfahrung zeigt, dass Neurodermitis in Küstenregionen von Nordsee, Mittelmeer, Totem Meer oder Atlantik meist kurzfristig abklingt. Wahrscheinlich haben die allergenarme Luft und die hohe UV-Einstrahlung einen positiven Effekt. Oft reagiert die Haut auch sehr gut auf das Klima im Hochgebirge.
- Kälte kann sich kurzfristig günstig auf die Haut auswirken, weil der Körper bei Kältereizen das entzündungshemmende Hormon Cortisol ausschüttet. In der Winterzeit scheint die trockene kalte Luft im Freien und die trockene Heizungsluft in den Räumen jedoch eher einen negativen Einfluss zu haben.
- Schwitzende Haut sollte möglichst wenig mit Stoff in Berührung kommen, weil dieser sie irritiert und den Juckreiz verstärkt. Bequeme, weite und lockere Kleidung und Wäsche sind deshalb ratsam.
- Verstärken sich die Ekzeme unter Stress, kann ein Stressbewältigungstraining helfen (vor allem bei Erwachsenen).
- Es ist bekannt, dass Sonnenlicht den Hautzustand bei den meisten Menschen mit Neurodermitis verbessern kann. Verschiedene Lichttherapien (beispielsweise eine alleinige Behandlung mit UVA1 oder mit Schmalband-UVB) oder Lichttherapie in Kombination mit einer Badetherapie in salzhaltigem Wasser können bei erwachsenen Patienten unter ärztlicher Kontrolle in akuten Krankheitsphasen unterstützend eingesetzt werden. Auch die Anwendung von UV-A-Licht nach örtlicher Vorbehandlung mit einem die Lichtempfindlichkeit heraufsetzenden Stoff (Psoralen), die lokale PUVA-Therapie, wird seit Langem bei Schuppenflechte eingesetzt und hat sich auch bei einem chronischen Handekzem bewährt.
Viele Kliniken und Praxen bieten für Eltern und Kinder eine "Neurodermitisschulung" an, in der alles Wesentliche über die Therapienotwendigkeiten und die Anpassung des Alltagslebens an die chronische Krankheit vermittelt wird. Die Kurse, deren Wirksamkeit geprüft wurde, folgen einem festgelegten Schema. Beteiligt sind Ärzte, Psychologen und Ernährungsberater. Eltern lernen in den Kursen auch zu erkennen, wie sie bei welchem Entzündungsgrad der Haut vorgehen müssen. Die von der Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung (AGNES) zertifizierten Angebote finden Sie unter dem Stichwort "Zentren". Die Kosten werden in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet.
Wann zum Arzt?
Bevor Sie den Juckreiz mit einem Medikament behandeln, sollten Sie überlegen, worauf er zurückzuführen sein könnte und versuchen, die Ursachen zu vermeiden oder entsprechend zu behandeln. Haben Sie Zweifel an der Eindeutigkeit der Ursache oder lässt der Juckreiz nach zwei bis drei Tagen der Selbstbehandlung nicht nach oder können Sie das Geschehen (z. B. lange bekannte Neurodermitis) nicht gut einschätzen, sollten Sie ärztlichen Rat suchen.
Unter folgenden Bedingungen sollten Sie sofort einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen:
- Das Ekzem umfasst große Hautflächen oder die Haut löst sich in Blasen ab.
- Das Ekzem betrifft die Haut am Auge.
- Die Haut hat sich stark entzündet, es zeigen sich schmierig-gelbliche Beläge.
- Sie haben den Verdacht, dass es sich um eine Neurodermitis handeln könnte.
Überlegen Sie bereits im Vorfeld eines Arztbesuches, ob Sie Substanzen benennen können, die zu den Hautreaktionen geführt haben können.
Nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel dürfen nicht zulasten der Krankenkasse verordnet werden. Unter bestimmten Vorrausetzung kann der Arzt aber davon abweichen. Bei hyperkeratotischen Ekzemen können (die hier nicht bewerteten) salicylsäurehaltige Mittel auch zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden. Voraussetzung ist aber, dass der Salicylsäuregehalt in den Präparaten mindestens zwei Prozent beträgt. Näheres hierzu finden Sie in der Ausnahmeliste.
Bei Kindern
Wenn bei einem Kind Juckreiz und/oder ein Ekzem auftreten, ohne dass Sie das selbst gut und sicher einschätzen können, sollten Sie es immer einem Arzt oder einer Ärztin vorstellen.
Behandlung mit Medikamenten
Wenn eine Substanz für das Ekzem verantwortlich ist (Kontaktekzem) und es Ihnen gelingt, diese Substanz gänzlich zu meiden, brauchen Sie das Ekzem in der Regel nicht medikamentös zu behandeln. Meist heilt es dann innerhalb einiger Tage von selbst ab.
Rezeptfreie Mittel
Bei chronischen Ekzemen und Neurodermitis ist es besonders wichtig, die meist sehr trockene Haut gut zu pflegen. Bei Bedarf kann ein Eincremen auch mehrmals täglich bis zu einem geschmeidigen Hautgefühl angebracht sein. Durch die Basispflege wird die Hautbarriere gestärkt, Schübe werden seltener und verlaufen insgesamt milder. Eine konsequente Basispflege kann dazu beitragen, cortisonhaltige Mittel einzusparen. Dafür eignet sich eine wirkstofffreie Creme oder Salbe am besten. Je trockener die Haut, desto fettreicher sollte das Hautpflegeprodukt sein. Wenn sich trockene Hautstellen im Gesicht zeigen, sollten Sie dort auf weniger fettige Präparate zurückzugreifen als am Körper. Die Gesichtshaut gewöhnt sich sonst an den erhöhten Fettgehalt und es kann durch das Fett zu einer Reizung kommen. Dann tritt ein juckender Ausschlag auf.
Viele angebotene wirkstofffreie Präparate (auch solche mit Harnstoff) eignen sich zur Pflege, sind jedoch Kosmetika, keine Arzneimittel.
Auch arzneiliche harnstoffhaltige Cremes und Salben – für Erwachsene in einer Konzentration von fünf bis zehn Prozent, für Kinder ab sechs Jahren von zwei bis drei Prozent – kommen bei trockener Haut und bei Neurodermitis infrage. Harnstoff bindet zusätzlich Wasser, kann aber bei Kindern unter sechs Jahren zu leichtem Brennen und Irritation der Haut führen.
Soll das Abheilen eines Ekzems unterstützt werden und Juckreiz gelindert, ist eine abdeckende weiche Zinkpaste geeignet.
Mittel mit synthetischem Gerbstoff wirken leicht entzündungshemmend und sind als unterstützende Maßnahme ebenfalls geeignet, um Juckreiz zu lindern.
Dem gleichen Zweck sollen auch Antihistaminika zum Einnehmen dienen, die normalerweise bei Allergien eingesetzt werden. Wenn die Mittel tagsüber gebraucht werden, sind bei den Antihistaminika die wenig müdemachenden Wirkstoffe angebracht (z. B. Cetirizin, Loratadin). Der müdemachende Effekt der anderen Wirkstoffe (z. B. Clemastin, Dimetinden) kann aber auch erwünscht sein, beispielsweise zur Nacht, um sich einen ruhigen Schlaf zu ermöglichen. Im Vergleich zu einer Scheinbehandlung wirken diese Mittel moderat juckreizstillend. Dass sie als Zusatzbehandlung zum Eincremen mit einem cortisonhaltigen Mittel bei Neurodermitis gegen das Jucken helfen, ist dagegen mit Studien nicht ausreichend belegt.
Ist der Ausschlag sehr heftig und juckt er sehr stark, sind äußerlich anzuwendende cortisonhaltige Mittel geeignet. Sie lassen Entzündungen und Ekzeme rasch abheilen, sollten aber auf großen Hautflächen und über einen längeren Zeitraum (mehr als zwei Wochen) nicht ohne ärztlichen Rat angewendet werden. Rezeptfrei steht das schwach wirkende Hydrocortison zur kurzzeitigen Anwendung zur Verfügung. Informationen zu den stärker wirkenden Vertretern finden Sie unter rezeptpflichtige Mittel.
Das örtlich betäubende Mittel Polidocanol macht die Hautoberfläche unempfindlicher, sodass der Juckreiz nachlässt. Um den mit einem Ekzem verbundenen Juckreiz zu lindern, ist das Mittel geeignet.
Die Kombination Harnstoff + örtlich betäubendes Mittel bringt keine Vorteile für die Hautpflege, der örtlich betäubende Wirkstoff kann jedoch bei starkem Juckreiz lindernd wirken.
Äußerlich anzuwendende Gele mit Antihistaminika kühlen beim Auftragen. Der Juckreiz kann durch den Kühleffekt des Gels aber nur kurze Zeit unterdrückt werden. Da diese Mittel selbst Allergien auslösen können und ihre therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend nachgewiesen ist, sind sie bei Juckreiz und Ekzemen wenig geeignet.
Rezeptpflichtige Mittel
Ist der Ausschlag sehr heftig und juckt er sehr stark, sind äußerlich anzuwendende mittelstark und stark wirksame Glucocorticoide geeignet, um die Entzündung zu dämpfen.
Werden Glucocorticoide eingesetzt, um eine Neurodermitis zu behandeln, ist zu berücksichtigen: Je nachdem wie ausgeprägt die Neurodermitis ist, welche Hautstellen betroffen sind und wie alt das zu behandelnde Kind oder der Erwachsene ist, werden die unterschiedlichen Substanzen ausgewählt. Die Mittel wirken noch besser, wenn zusätzlich oder im Wechsel wirkstofffreie Cremes und Salben eingesetzt werden. Daher ist es wichtig, die Haut auch während der Behandlung mit Glucocorticoiden weiter täglich mit feuchtigkeitsspendenden Mitteln zu pflegen. Wegen der möglichen unerwünschten Wirkungen bei einer Dauertherapie sollten auch die schwach wirkenden cortisonhaltigen Mittel in der Regel nicht länger als vier Wochen angewendet werden. Eine Anwendung der Mittel im Gesicht sollte möglichst unterbleiben.
Eine Kombination aus Glucocorticoid + Harnstoff oder einem Glucocorticoid mit Salicylsäure (Betamethason + Salicylsäure, Prednisolon + Salicylsäure, Triamcinolon + Salicylsäure) ist sinnvoll bei Ekzemen und Neurodermitis, weil Harnstoff und Salicylsäure das Eindringen des Cortisons (Glucocorticoids) in die Haut erleichtern. Diese äußerlich anzuwendenden Mittel sind deshalb geeignet. Die Mittel sollten aber möglichst nicht auf offene, etwa aufgekratzte Hautstellen aufgetragen werden, da die beiden Zusätze brennen können.
Immunsuppressiva mit den Wirkstoffen Tacrolimus und Pimecrolimus sind zur äußeren Anwendung bei Neurodermitis nur geeignet, wenn die Standardtherapie mit Glucocorticoiden die Hautausschläge nicht ausreichend eindämmen kann oder aus anderen Gründen nicht infrage kommt (z. B. im Gesicht oder in Hautfalten). Dann kann Tacrolimus für die Behandlung einer mittelschweren bis schweren Neurodermitis, Pimecrolimus bei leichten bis mittelschweren Erkrankungsformen eingesetzt werden. Pimecrolimus (1 Prozent) und niedrig dosiertes Tacrolimus (0,03 Prozent) dürfen auch bei Kindern ab zwei Jahre angewendet werden.
Mittel mit einer Kombination aus Glucocorticoid + Imidazol oder Glucocorticoid + Antibiotikum sind zur Behandlung von Ekzemen und Neurodermitis mit Einschränkung geeignet. Sie sollten nur für kurze Zeit angewendet werden, wenn der Hautausschlag tatsächlich mit Pilzen bzw. mit Bakterien infiziert ist. Ist die Infektion beseitigt genügen Glucocorticoide allein. Diese Einschätzung gilt nicht für JELLIN-NEOMYCIN, weil das Mittel ein Antibiotikum enthält, das besonders häufig Allergien hervorruft. Das Mittel wird deshalb als wenig geeignet bewertet.
Äußerlich anzuwendende Präparate mit einer Kombination aus Glucocorticoid + Antiseptikum sind zur Behandlung von Ekzemen und Neurodermitis wenig geeignet, weil nicht nachgewiesen ist, dass diese Kombination besser wirkt als die cortisonhaltigen Mittel allein. Der Zusatz des Antiseptikums kann aber das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöhen.
Wenden Sie die Cremes und Salben im Intimbereich an, sollten Sie beachten, dass einige Präparate die Anwendung von Kondomen und Diaphragmen beeinträchtigen können.
Wenn eine äußerliche Behandlung mit Cremes oder Salben nicht ausreichend wirkt oder aufgrund der Schwere der Erkrankung alleine wenig aussichtsreich ist, kann die innerliche Anwendung entzündungshemmender Substanzen notwendig werden.
Neben einer Lichttherapie, einer kombinierten Anwendung von speziellen äußerlichen Mitteln und der Bestrahlung mit UV-Licht, ist bei schweren Neurodermitis-Krankheitsfällen der monoklonale Antikörper Dupilumab zur innerlichen Anwendung „auch geeignet“. Er muss unter die Haut gespritzt werden. Das Mittel ist erst seit Kurzem in Deutschland zugelassen und daher noch wenig erprobt.
Seine immunhemmende Wirkung ist aber sehr spezifisch für das Krankheitsgeschehen bei Neurodermitis und der Wirkstoff gilt als gut verträglich. Gegenüber einer alleinigen äußerlichen Behandlung kann die kombinierte Anwendung von Dupilumab zusammen mit den äußerlichen Mitteln die Hauterscheinungen bei vielen Menschen deutlich verbessern. Bisher liegen aussagekräftige Daten für einen Behandlungszeitraum von einem Jahr vor.
Vor der Zulassung von Dupilumab gab es zur Behandlung einer schwer verlaufenden Neurodermitis in Deutschland nur Ciclosporin A als zugelassenes Mittel zur innerlichen Anwendung. Das Mittel hemmt ebenfalls das Immunsystem und hilft das Hautbild zu bessern, es galt bislang als Mittel der Wahl. Allerdings müssen bei Ciclosporin A mögliche Nebenwirkungen auf die Herz-Kreislauf- und die Nierenfunktion beachtet werden.
Für die Behandlung einer mittelschweren bis schweren Neurodermitis steht zudem Baricitinib zur innerlichen Anwendung zur Verfügung. Es handelt sich um einen Januskinase-Hemmstoff. Januskinasen (JAK) sind Enzyme, die Signale von Botenstoffen im Körper weiterleiten. Werden diese Signalwege gehemmt, werden weniger Entzündungsbotenstoffe produziert. Dadurch bessert sich der Juckreiz und das Hautbild. Da der therapeutische Stellenwert von Baricitinib in der Langzeitbehandlung der Neurodermitis derzeit unklar ist und zudem die Langzeitverträglichkeit noch nicht hinreichend abschätzbar, gilt das Mittel als „mit Einschränkung geeignet“.
Bei besonders schweren, akuten Schüben einer Neurodermitis kann es notwendig sein, kurzzeitig Glucocorticoide als Tabletten einzunehmen.
Neue Medikamente
Neben Baricitinib wurden mittlerweile drei weitere Wirkstoffe zur innerlichen Anwendung bei schweren Neurodermitis-Erkrankungen zugelassen. Es handelt sich um die Wirkstoffe: Tralokinumab (Adtralza), Upadacitinib (Rinvoq), sowie Abrocitinib (Cibingo). Alle hier vorgestellten Substanzen sind erst einen relativ kurzen Zeitraum in der Therapie verfügbar.
Tralokinumab ist ein monoklonaler Antikörper, der eine spezifische Bindungsstelle an Immunzellen hemmt, die für Entzündungsreaktionen im Körper verantwortlich sind.
Die Mittel Upadacitinib und Abrocitinib wirken wie Baricitinib als Januskinase-(JAK)-Hemmstoffe und können über diesen Weg bestimmte Immunreaktionen des Körpers unterdrücken. Infolge dieser Effekte verbessert sich das Hautbild einer Neurodermitis und die Beschwerden der Erkrankung gehen zurück.
Für alle Vertreter liegen klinische Studien vor, die diese Effekte gegenüber einer Scheinbehandlung belegen. Da direkte Vergleichsstudien zwischen den mittlerweile drei Vertretern aus der Wirkstoffgruppe der JAK-Hemmstoffe fehlen, ist es aber schwierig zu sagen, ob sich die Wirkstoffe in ihrer Wirksamkeit und ihrer Verträglichkeit bedeutsam unterscheiden.
Auch im Vergleich zu anderen innerlich wirkenden Substanzen wie Ciclosporin A oder Dupilumab wurden nicht alle neuen Januskinase-Hemmstoffe direkt getestet. Auf Basis der derzeit vorhandenen Daten lässt sich lediglich sagen, dass von den genannten Mitteln allenfalls Upadacitinib und Abrocitinib in hoher Dosierung etwas besser wirken als Dupilumab (600 mg als Anfangsdosis sowie 300 mg alle zwei Wochen als Erhaltungsdosis), während der Effekt der niedrigen Dosen der beiden JAK-Hemmstoffe entweder vergleichbar gut wirkt wie der Antikörper (Upadacitinib 15 mg pro Tag) oder diesem unterlegen sind (Abrocitinib 100 mg pro Tag).
Baricitinib und Tralokinumab dagegen scheinen weniger gut zu wirken als Dupilumab.
Verlässliche Aussagen zu seltenen aber schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Während Dupilumab, das mittlerweile bei schweren Krankheitsverläufen breit eingesetzt wird, nach den bisher vorliegenden Untersuchungen gut verträglich ist, stehen die Januskinase-Hemmstoffe im Verdacht in seltenen Fällen schwerwiegende Nebenwirkungen am Herzen zu verursachen. Diesem Verdacht wird derzeit von den Zulassungsbehörden nachgegangen.
In seinen frühen Nutzenbewertungen führt das IQWiG Abrocitinib (Cibinqo), Tralokinumab (Adtralza) und Upadacitinib (Rinvoq) zur Behandlung der Neurodermitis auf. Zu diesen Mitteln wird die Stiftung Warentest ausführlich Stellung nehmen, sobald sie zu den häufig verordneten Mitteln gehören.
Frühe Nutzenbewertung des IQWiG
Abrocitinib (Cibinqo) bei Neurodermitis
Abrocitinib (Cibinqo) ist seit Dezember 2021 zur Behandlung bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis zugelassen.
Neurodermitis (auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt) ist eine chronische und nicht ansteckende Erkrankung der Haut.
Typische Symptome sind Hautausschlag und starkes Jucken, die in Schüben auftreten. Bei akuten Beschwerden ist die Haut gerötet, juckt und bildet manchmal Bläschen, die leicht aufgehen und dann nässen. Längerfristig kann die Haut trocken und rissig werden und sich verdicken. Es sind vor allem die Kniekehlen, die Ellenbeugen und der Nacken betroffen. Auch an den Handflächen und Fußsohlen kann der juckende Hautausschlag auftreten, eher selten zeigt er sich im Gesicht. Eine Neurodermitis kann belastend sein und die Lebensqualität beeinträchtigen.
Meist wird eine Neurodermitis mit Salben behandelt. Bei schwereren Verläufen können auch UV-Licht oder eine systemische Therapie (eine Behandlung mit Tabletten oder Spritzen) eingesetzt werden.
Abrocitinib kann eingesetzt werden, wenn eine systemische Therapie infrage kommt. Es soll die Entzündung der Haut verringern, indem es einen entzündungsfördernden Botenstoff hemmt.
Anwendung
Abrocitinib gibt es als Tablette in 3 Dosierungen: 50, 100 und 200 mg. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 200 mg einmal täglich. Patientinnen und Patienten ab 65 Jahren nehmen einmal täglich 100 mg ein. Die Dosis kann je nach Verträglichkeit und Wirksamkeit verringert oder erhöht werden. Die Tageshöchstdosis beträgt 200 mg.
Andere Behandlungen
Für Personen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis, für die eine systemische Therapie infrage kommt, steht der Wirkstoff Dupilumab, gegebenenfalls in Kombination mit Salben, zur Verfügung.
Bewertung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2022 geprüft, ob Abrocitinib für Erwachsene mit Neurodermitis im Vergleich zu den Standardtherapien Vor- oder Nachteile hat.
Der Hersteller legte eine verwertbare Studie mit 727 Personen vor. Die eine Hälfte erhielt Abrocitinib, die andere Gruppe Dupilumab. Bei allen Personen wurden zudem verschiedene kortisonhaltige oder entzündungshemmende Salben eingesetzt. Die Patientinnen und Patienten wurden 26 Wochen behandelt und bis zu 4 Wochen nachbeobachtet.
Welche Vorteile hat Abrocitinib?
Vollständiger Rückgang der Neurodermitis: Die Studie weist hier auf einen Vorteil von Abrocitinib hin.
Patientinnen- und patientenberichtete Beschwerden: Hier weist die Studie auf einen Vorteil von Abrocitinib für die Personen ab 40 Jahren hin. Im Vergleich war die Beschwerdebesserung bei diesen Personen mit Abrocitinib größer, als bei Personen mit Dupilumab. Für die jüngeren Personen unter 40 Jahren zeigte sich kein Unterschied.
Bindehautentzündung: Auch bei dieser Nebenwirkung weist die Studie auf einen Vorteil von Abrocitinib hin.
Welche Nachteile hat Abrocitinib?
Erkrankungen des Nervensystems: Hier weist die Studie auf einen Nachteil von Abrocitinib hin. Mit Abrocitinib traten bei 19 von 100 Personen diese Nebenwirkungen auf. Mit Dupilumab war das bei 9 von 100 Personen der Fall.
Auch bei den Nebenwirkungen Übelkeit und Akne weist die Studie auf einen Nachteil von Abrocitinib hin. Sie traten bei den Personen mit Abrocitinib häufiger auf als mit Dupilumab.
Wo zeigte sich kein Unterschied?
Bei folgenden Aspekten zeigte sich kein Unterschied:
- Juckreiz
- Schlafstörungen
- Schmerz
- Gesundheitszustand
- Gesundheitsbezogener Lebensqualität
- Schweren Nebenwirkungen
- Therapieabbrüchen wegen Nebenwirkungen
- Schweren Infektionen
- Augenerkrankungen
Weitere Informationen
Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse der Gutachten zusammen, die das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Abrocitinib (Cibinqo).
Frühe Nutzenbewertung des IQWiG
Tralokinumab (Adtralza) bei Neurodermitis
Tralokinumab (Handelsname Adtralza) ist seit Juni 2021 zugelassen zur Therapie bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis, für die eine systemische Behandlung infrage kommt.
Neurodermitis (auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt) ist eine chronische und nicht ansteckende Erkrankung der Haut. Typische Symptome sind Hautausschlag und starkes Jucken, die in Schüben auftreten. Bei akuten Beschwerden ist die Haut gerötet, juckt und bildet manchmal Bläschen, die leicht aufgehen und dann nässen. Längerfristig kann die Haut trocken und rissig werden und sich verdicken.
Es sind vor allem die Kniekehlen, die Ellenbeugen und der Nacken betroffen. Auch an den Handflächen und Fußsohlen kann der juckende Hautausschlag auftreten, eher selten zeigt er sich im Gesicht. Meist wird eine Neurodermitis mit Kortison behandelt. Bei schweren Verläufen kommt eine Bestrahlung mit UV-Licht (Fototherapie) infrage. Außerdem gibt es Arzneimittel zum Einnehmen oder Spritzen, die auf verschiedene Weise die Entzündung verlangsamen oder stoppen sollen. Eine Behandlung mit Arzneimitteln, die im ganzen Körper wirken, nennt man systemische Therapie.
Tralokinumab soll die Entzündung der Haut verringern, indem es einen entzündungsfördernden Botenstoff hemmt.
Anwendung
Tralokinumab wird unter die Haut gespritzt.
Zu Beginn der Behandlung werden einmalig 600 mg Tralokinumab gegeben (vier Spritzen mit je 150 mg). Danach werden alle zwei Wochen 300 mg Tralokinumab gespritzt (zwei Spritzen).
Der Abstand der Spritzen kann verlängert werden, wenn die Therapie gut wirkt.
Zeigt sich nach 16 Wochen keine ausreichende Besserung, wird die Therapie beendet.
Andere Behandlungen
Personen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis, für die eine systemische Therapie infrage kommt, erhalten als Standardtherapie Dupilumab. Bei Bedarf können zusätzlich Calcineurin-Inhibitoren oder Glukokortikoide als Creme oder Salbe auf die betroffenen Hautbereiche aufgetragen werden.
Bewertung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2021 geprüft, ob Tralokinumab für Erwachsene mit Neurodermitis im Vergleich zu Dupilumab Vor- oder Nachteile hat. Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller jedoch keine geeigneten Daten vor.
Weitere Informationen
Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Tralokinumab (Adtralza).
Frühe Nutzenbewertung des IQWiG
Upadacitinib (Rinvoq) bei Neurodermitis
Upadacitinib (Handelsname Rinvoq) ist seit August 2021 zugelassen zur Therapie bei Jugendlichen ab 12 Jahren und Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis, für die eine systemische Behandlung infrage kommt. Neurodermitis (auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt) ist eine chronische und nicht ansteckende Erkrankung der Haut. Typische Symptome sind Hautausschlag und starkes Jucken, die in Schüben auftreten. Bei akuten Beschwerden ist die Haut gerötet, juckt und bildet manchmal Bläschen, die leicht aufgehen und dann nässen. Längerfristig kann die Haut trocken und rissig werden und sich verdicken.
Es sind vor allem die Kniekehlen, die Ellenbeugen und der Nacken betroffen. Auch an den Handflächen und Fußsohlen kann der juckende Hautausschlag auftreten, eher selten zeigt er sich im Gesicht. Meist wird eine Neurodermitis mit Kortison behandelt. Bei schweren Verläufen kommt eine Bestrahlung mit UV-Licht (Fototherapie) infrage. Außerdem gibt es Arzneimittel zum Einnehmen oder Spritzen, die auf verschiedene Weise die Entzündung verlangsamen oder stoppen sollen. Eine Behandlung mit Arzneimitteln, die im ganzen Körper wirken, nennt man systemische Therapie.
Upadacitinib gehört zu der Gruppe der Immunsuppressiva. Diese sollen bei Neurodermitis die Entzündung lindern.
Anwendung
Upadacitinib wird einmal täglich als Tablette in folgender Dosierung eingenommen:
- Jugendliche (12 bis 17 Jahre): 15 mg
- Erwachsene (18 bis 65 Jahre): 15 oder 30 mg
- Erwachsene (ab 65 Jahren): 15 mg
Andere Behandlungen
Für Personen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis kommt Dupilumab als systemische Therapie infrage. Bei Bedarf können zusätzlich Calcineurin-Inhibitoren oder Glukokortikoide als Creme oder Salbe auf die betroffenen Hautbereiche aufgetragen werden.
Bewertung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2021 geprüft, ob Upadacitinib für Jugendliche und Erwachsene mit Neurodermitis im Vergleich zu Dupilumab Vor- oder Nachteile hat.
Der Hersteller legte eine verwertbare Studie mit Erwachsenen vor. Jugendliche wurden nicht betrachtet. In der vorgelegten Studie wurden 692 Erwachsene untersucht. Davon wurde eine Hälfte mit Upadacitinib behandelt, die andere Hälfte bekam Dupilumab. Untersucht wurden Erwachsene, die seit mindestens 3 Jahren eine mittelschwerere bis schwere Neurodermitis hatten und für die eine Dosierung von 30 mg Upadacitinib infrage kam. Sie wurden ein halbes Jahr behandelt und bis zu 3 Monaten nachbeobachtet. Für diese erwachsenen Patientinnen und Patienten mit 30 mg Upadacitinib täglich zeigten sich folgende Ergebnisse:
Welche Vorteile hat Upadacitinib?
Remission der Neurodermitis: Unter Remission versteht man, dass dauerhaft oder zumindest vorübergehend nahezu keine Beschwerden mehr bestehen. Die Studie deutet hier auf einen Vorteil von Upadacitinib hin: Mit Upadacitinib hatten 29 von 100 Personen eine Remission. Mit Dupilumab waren es 14 von 100 Personen.
Juckreiz: Auch hier deutet die Studie auf einen Vorteil hin. Mit Upadacitinib verschwand bei 26 von 100 Personen der Juckreiz. Mit Dupilumab waren es 8 von 100 Personen.
Krankheitsbeschwerden: Auch hier deuten die Daten auf einen Vorteil für Upadacitinib hin. Die Personen mit Upadacitinib berichteten von weniger Krankheitsbeschwerden wie zum Beispiel trockene oder schuppige Haut.
Bindehautentzündung: Bei dieser Nebenwirkung deutet die Studie ebenfalls auf einen Vorteil von Upadacitinib hin.
Augenerkrankungen: Bei diesen Nebenwirkungen deutet die Studie auf einen Vorteil für die Patientinnen und Patienten mit schwerer Neurodermitis hin, die mit Upadacitinib behandelt wurden.
Bei den Personen mit mittelschwerer Neurodermitis zeigte sich kein Unterschied.
Welche Nachteile hat Upadacitinib?
Schwere Nebenwirkungen: Hier deutet die Studie auf einen Nachteil für Upadacitinib für Frauen hin: Mit Upadacitinib traten bei 11 von 100 Frauen schwere Nebenwirkungen auf. Mit Dupilumab war das bei 1 von 100 Frauen der Fall. Für Männer zeigte sich kein Unterschied.
Infektionen: Hier deutet die Studie auf einen Nachtteil für die Patientinnen und Patienten ab 40 Jahren hin. Mit Upadacitinib traten bei 49 von 100 Personen Infektionen auf. Mit Dupilumab war das bei 31 von 100 Personen der Fall. Für jüngere Patientinnen und Patienten zeigte sich kein Unterschied.
Akne: Auch bei dieser Nebenwirkung deutet die Studie auf einen Nachteil von Upadacitinib hin. Mit Dupilumab verbesserte sich die Akne bei 18 von 100 Personen. Bei den Personen mit Upadacitinib war das bei 3 von 100 Personen der Fall.
Wo zeigte sich kein Unterschied?
Es zeigte sich kein Unterschied bei Therapieabbrüchen wegen Nebenwirkungen und schweren Infektionen.
Welche Fragen sind noch offen?
Zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität legte der Hersteller keine Daten vor.
Weitere Informationen
Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Upadacitinib (Rinvoq).