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Haarausfall

Allgemeines

Haare schirmen die Kopfhaut gegen Sonnenstrahlung ab und schützen sie. Außerdem verhindern sie einen übermäßigen Wärmeverlust über den Kopf. Haare und Frisur prägen in hohem Maße unser äußeres Erscheinungsbild. Wenn die Haare ausfallen, kann sich dadurch das Aussehen erheblich verändern – mit teilweise einschneidenden Folgen für das Selbstwertgefühl. Allerdings ist ein geringer täglicher Verlust an Haaren normal und kein Grund zur Besorgnis – die Kopfhaut bildet ständig neue Haare und stößt alte ab. So bleiben normalerweise pro Tag bis zu 100 Haare in Bürste oder Kamm hängen. Ob sich das bemerkbar macht, hängt mit davon ab, wie dicht der Haarwuchs von Natur aus ist. Bei vollem Haar fällt auch ein Verlust von mehr als 100 Haaren täglich nicht sonderlich auf, während er bei sehr schütterem Haar bereits erkennbar sein kann.

Anzeichen und Beschwerden

Die häufigste Form des Haarausfalls ist der androgenetische hormonbedingte Haarausfall, der durch männliche Geschlechtshormone entsteht. Bei Menschen über 70 Jahren tritt er bei 80 von 100 Männern und etwa 40 von 100 Frauen in Europa auf.

Bei diffusem Haarausfall gehen insbesondere beim Kämmen oder Bürsten auf dem ganzen Kopf in starkem Maße einzelne Haare aus.

Fallen die Haare von allein büschelweise aus und lassen rund abgegrenzte kahle Stellen zurück, spricht man vom kreisrunden Haarausfall (Alopezia areata).

Bilden sich solche haarlosen Bereiche auf der Kopfhaut, weil sich die Haut beispielsweise aufgrund einer Autoimmunerkrankung narbig umwandelt, dann spricht man von einer narbigen Alopezie.

Ursachen

Milder Haarausfall ist häufig eine normale Alterserscheinung und keine Krankheit. Die altersbedingt verlangsamten und veränderten Stoffwechselprozesse haben auch Auswirkungen auf das Wachstum der Haare. Haare fallen häufig nur über einen gewissen Zeitraum vermehrt aus, besonders dann, wenn sich im Leben sehr einschneidende Veränderungen ereignen, etwa durch eine Schwangerschaft, bei Ereignissen, die Stress auslösen wie ein Berufswechsel oder ein Todesfall. Aber auch Krankheiten und ein Eisenmangel (Anämie) können vorübergehend Haarausfall verursachen. Wenn der Mangel behoben ist, schwächt sich der Haarausfall wieder ab.

Beim androgenetischen Haarausfall reagieren die Haarfollikel anlagebedingt empfindlich auf männliche Geschlechtshormone. Das aus dem körpereigenen, männlichen Hormon Testosteron gebildete Dihydrotestosteron lässt die dafür empfindlichen Haarwurzeln verkümmern und die Haare fallen aus. Hiervon sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen. Solche Veränderungen treten vor allem zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf. Bei Männern kommt es dabei an der Stirn häufig zu "Geheimratsecken" oder auf dem Oberkopf bildet sich eine Glatze. Frauen bekommen hingegen häufig dünnes, schütteres Haar – dies betrifft die Kopfbereiche, an denen sich bei Männern der androgenetische Haarausfall üblicherweise bemerkbar macht. Bei Frauen entwickelt sich aber in aller Regel keine typische Glatze.

Bei Frauen können Hormonschwankungen dazu beitragen, dass sich die Haare lichten. Das ist auch der Grund, warum bei Frauen in und nach den Wechseljahren die Haare etwas ausdünnen. Dann dominieren eher die männlichen Hormone, während die weiblichen zurückgehen, weil der Körper nur noch wenig Östrogene bildet.

Außerdem kann eine genetische Veranlagung Ursache für Haarausfall sein.

Auch Arzneimittel können Haarausfall verursachen. Dazu gehören vor allem Medikamente bei Krebs oder Rheuma sowie einige Mittel mit Statinen oder Fibraten (bei erhöhten Blutfetten), ACE-Hemmer und Calciumantagonisten sowie Propranolol (alle bei hohem Blutdruck), Warfarin (bei erhöhter Thrombosegefahr), Teriflunomid (bei multipler Sklerose), Medikamente gegen HIV-Infektionen, Mittel gegen Epilepsie wie Valproinsäure und überdosiertes Vitamin A (in Multivitaminpräparaten oder Nahrungsergänzungsmitteln).

Rauchen scheint sich ebenfalls negativ auf die Haarfülle auszuwirken. Die Mirkozirkulation in der Haut verschlechtert sich, dadurch werden die Haarwurzeln nicht mehr so gut mit Nährstoffen versorgt. Die Haare können früher ergrauen und vermehrt ausfallen, insbesondere bei Männern.

Die Ursache des kreisrunden Haarausfalls ist noch nicht endgültig geklärt. Vermutet wird eine Störung des körpereignen Abwehrsystems, bei dem der Körper seine Immunabwehr gegen eigene Zellen, die Haarfollikel, richtet. Wenn sich die Kopfhaut an den haarlosen Arealen derber oder unregelmäßiger anfühlt als gewöhnlich, kann es sich um eine narbige Alopezie handeln. Auch Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Lichen ruber oder in seltenen Fällen auch eine Infektion der Haarfollikel durch Pilze oder Bakterien (Follikulitis) können der Grund sein, dass Haare vermehrt ausgehen. Wird durch eine tieferliegende Entzündung der Haarfollikel zerstört, kommt es zu Vernarbungen. An diesem Bereich der Kopfhaut ist der Haarausfall dann nicht mehr umkehrbar.

Allgemeine Maßnahmen

Eine geschickt geschnittene Frisur, ein Haarteil, eine gut gemachte Perücke können den Haarverlust kaschieren oder kahle Stellen verdecken. Mit einer Kopfbedeckung schützen Sie die Kopfhaut vor Sonnenstrahlen. Im Winter verhindert eine Mütze Wärmeverlust.

Wann zum Arzt?

Liegt dem Haarausfall eine Erkrankung zugrunde oder sind bestimmte Medikamente die Ursache, sollte hier gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt nach einer Lösung gesucht werden, um den Haarausfall zu stoppen. Jedoch gibt es in vielen Fällen (noch) keine fassbare Ursache für den Haarausfall.

Kommt es im Rahmen von Vernarbungen der Kopfhaut zu Haarausfall, ohne dass eine Verletzung der Kopfhaut zugrunde liegt, sollten Sie immer eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Hierfür können Autoimmunreaktionen verantwortlich sein, die abgeklärt werden müssen.

Wenn Haarausfall wochenlang unvermindert anhält (mehr als 100 Haare pro Tag), sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Auch bei kreisrundem Haarausfall sollten Sie ärztlichen Rat suchen.

Behandlung mit Medikamenten

Rezeptfreie Mittel

Ein Haarwasser mit Minoxidil ist bei androgenetischem Haarausfall mit Einschränkung geeignet, weil die Wirkung meist hinter den individuellen Erwartungen zurückbleibt und der Haarausfall sofort wieder auftritt, sobald das Mittel abgesetzt wird. Über eine langfristige Anwendung und die damit verbundenen Risiken liegen noch zu wenige Daten vor.

Haarwasser mit Östrogen soll den Haarwuchs anregen. Ob dies tatsächlich gelingt, wurde jedoch bisher nicht ausreichend nachgewiesen, die Mittel sind deshalb wenig geeignet.

Rezeptpflichtige Mittel

Bei Männern kann der Wirkstoff Finasterid, der in höherer Dosierung auch bei Prostatabeschwerden eingesetzt wird, das Fortschreiten von genetisch bedingtem Haarausfall zumindest teilweise bremsen. Nach Absetzen des Präparates setzt der Haarausfall aber erneut ein. Derzeit werden mögliche Langzeitfolgen einer Daueranwendung von Finasterid diskutiert, seine Langzeitverträglichkeit – insbesondere bei jungen und gesunden Männern – ist insgesamt nicht abschließend geklärt. Das Präparat ist daher nur mit Einschränkung geeignet.

Kombinationspräparate aus Glucocorticoid + andere Stoffe sind bei Haarausfall bei Frauen wenig geeignet, da die therapeutische Wirksamkeit dieser Kombinationen nicht ausreichend nachgewiesen ist.