Allgemeines
Unter grünem Star (Glaukom) versteht man verschiedene Augenerkrankungen, bei denen Sehnervenfasern zugrunde gehen und sich das Sehen zunehmend verschlechtert.
Häufig – aber nicht immer – ist beim grünen Star der Augeninnendruck erhöht. Er überschreitet dann den Normalbereich von 11 bis 21 mmHg. Die häufigste Form ist das Offen- oder Weitwinkelglaukom, andere Glaukomformen sind das Normaldruckglaukom und das Engwinkelglaukom (Winkelblockglaukom).
Das Offen- oder Weitwinkelglaukom ist eine chronische Erkrankung, die vor allem im höheren Lebensalter auftritt und – wenn sie unbehandelt bleibt – zur Erblindung führen kann. Beim Normaldruckglaukom ist der Augeninnendruck nicht erhöht, es können aber trotzdem im Bereich des Sehnervs Schäden wie bei den anderen Glaukomformen eintreten.
Bei dem selteneren Engwinkelglaukom dagegen erhöht sich der Augeninnendruck häufig anfallartig (akuter Glaukomanfall).
Darüber hinaus kann sich ein grüner Star auch in Folge von anderen Augenerkrankungen etwa aufgrund von Entzündungen der inneren Augenhäute (Uveitis) oder aufgrund eines Tumors entwickeln.
Anzeichen und Beschwerden
Offen- oder Weitwinkelglaukom
Der Augeninnendruck kann lange Zeit unbemerkt ansteigen und auf Dauer den Sehnerv schädigen. Ist der Sehnerv sehr anfällig, kann sich eine Schädigung bereits bei Augeninnendruckwerten im Normalbereich entwickeln (Normaldruckglaukom). Beschwerden in Form von Gesichtsfeldausfällen, das sind Lücken im Sehbereich, treten erst auf, wenn eine bestimmte Anzahl von Nervenfasern unwiederbringlich geschädigt ist. Dann sieht der Betroffene zum Beispiel "schwarze Flecken". Im fortgeschrittenen Stadium nimmt auch die Sehschärfe ab.
Akutes Engwinkelglaukom
Ein Glaukomanfall macht sich durch gerötete, stark schmerzende Augen bemerkbar. Die Pupillen sind geweitet und verengen sich auch bei Lichteinfall nicht, die Augenäpfel fühlen sich hart an. Hinzu können starke Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit und Erbrechen kommen.
Außerdem kann sich die Sehfähigkeit plötzlich verschlechtern und der Betroffene nimmt alles wie durch Nebel wahr oder sieht um Lichtquellen herum Farbringe.
Ursachen
Offen- oder Weitwinkelglaukom
Im Augeninnern wird Kammerwasser produziert. Es versorgt die Hornhaut, die Iris und die Linsen mit Nährstoffen und leitet Stoffwechselprodukte ab. Durch das Kammerwasser wird der für das Auge notwendige Druck aufrechterhalten. Diese Flüssigkeit wird durch ein schwammähnliches Gewebe (Trabekelwerk) ins Blut abgeleitet. Ist dieser Abfluss behindert, steigt der Druck im Innern des Auges an.
Häufig ist der Abfluss des Kammerwassers beim Offenwinkelglaukom behindert, zum Beispiel weil sich mit den Jahren im Schwammgewebe Ablagerungen ansammeln. Dann steigt der Augeninnendruck langsam und ständig an. Letztlich kann das den Sehnerven schädigen.
Glucocorticoidhaltige Medikamente können ein solches Glaukom verursachen, weil sich durch sie körpereigene Substanzen in jenes Gewebe einlagern, durch das das Kammerwasser abfließen muss. Ein derart "verfilztes" Gewebe behindert den Abfluss des Kammerwassers.
Auch Diabetes und entzündliche Augenerkrankungen können durch Veränderungen des Trabekelwerks zum Glaukom führen.
Bei einem Normaldruckglaukom ist der Augeninnendruck nicht erhöht. Seine Ursachen sind noch nicht vollends geklärt. Man nimmt an, dass bei der Entwicklung zusätzliche Faktoren wie eine erbliche Anfälligkeit des Sehnervs (familiäre Vorbelastung) eine Rolle spielen. Auch eine unzureichende Durchblutung im Bereich des Sehnervs könnte daran beteiligt sein. Erkrankungen, die mit Gefäßspasmen verbunden sind wie Migräne und das Raynaud-Syndrom, erhöhen das Risiko für eine glaukombedingte Sehnervschädigung.
Akutes Engwinkelglaukom
Beim Engwinkelglaukom gibt es zwischen Regenbogenhaut und Hornhaut eine Engstelle, die den Abfluss des Kammerwassers behindert. Akut wird das Engwinkelglaukom, wenn die Regenbogenhaut sich verschiebt und die Gänge bedeckt, durch die das Kammerwasser des Auges abfließen muss. Dann staut sich das Kammerwasser im Auge und der Innendruck steigt plötzlich und stark an.
Angeborenes Glaukom
Selten kann aufgrund einer gestörten Entwicklung während der Embryonalphase ein Glaukom auch angeboren sein (kongenitales Glaukom).
Vorbeugung
Insbesondere bei Menschen ab etwa 40 Jahre steigt der Augeninnendruck häufig an. Damit steigt auch das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken. Als weitere Risikofaktoren gelten eine familiäre Vorbelastung und starke Kurzsichtigkeit (ab – 4 Dioptrien).
Bei der berechtigten Annahme, es könnte sich ein Glaukom entwickelt haben, kann der Augenarzt die erforderlichen Untersuchungen zur Früherkennung eines Glaukoms, einschließlich Augeninnendruckmessung, Augenspiegelung und Gesichtsfeldprüfung, zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung durchführen.
Nehmen Sie jedoch das Angebot zur Glaukomfrüherkennung an, ohne dass ein konkreter Glaukomverdacht besteht, handelt es sich um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGe-Leistung). Die Kosten dafür müssen Sie selbst tragen. Bisher ist nicht nachgewiesen, dass solche ungezielten Untersuchungen dazu beitragen, die Zahl der Erblindungen aufgrund eines Glaukoms zu senken.
Allgemeine Maßnahmen
Genügen Medikamente nicht, um den Augeninnendruck ausreichend zu senken, kann der Abflussbereich des Kammerwassers operativ erweitert werden. Insbesondere zu Beginn der Erkrankung kann auch eine Laserbehandlung den Abfluss des Kammerwassers verbessern.
Wann zum Arzt?
Ein akuter Glaukomanfall muss Sie sofort zum Arzt oder zur Ärztin führen. Wenn sich ihr Gesichtsfeld einschränkt, sollte dies augenärztlich untersucht werden (Trabekulektomie). Wird ein erhöhter Augeninnendruck oder ein Glaukom festgestellt, gehört die Behandlung immer in die Hand eines Augenarztes.
Behandlung mit Medikamenten
Rezeptpflichtige Mittel
Die ärztliche Behandlung zielt darauf, eine Schädigung des Sehnervs zu verhindern und das Sehvermögen zu erhalten. Da ein erhöhter Augeninnendruck das Risiko erhöht, dass der Sehnerv geschädigt wird, steht die Senkung des erhöhten Augeninnendrucks im Mittelpunkt der Behandlung. Der Druck soll in einem Bereich gehalten werden, bei dem der Sehnerv wahrscheinlich nicht geschädigt wird. Dieser Zieldruck wird für jeden Patienten individuell festgelegt. Da die Mittel nur einen Risikofaktor beeinflussen, nämlich den erhöhten Augeninnendruck senken, nicht aber die Ursache der Erkrankung oder bereits entstandene Schäden beheben können, ist die Glaukombehandlung in der Regel eine lebenslange Therapie. Sie muss jeden Tag gewissenhaft durchgeführt werden.
Sie sollten sich die Anwendung der Augentropfen genau zeigen lassen und sich eine schriftliche Tropfanweisung mitgeben lassen. Beachten Sie auch die Hinweise unter Augenmittel anwenden.
Ein Glaukom kann selbst bei angemessener Behandlung fortschreiten. Darum muss die medikamentöse Behandlung in regelmäßigen Abständen überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Dann kann sie das Fortschreiten der Augenschäden infolge eines Glaukoms nachweislich verzögern.
Auch Glaukompatienten mit normalem Augeninnendruck wird zur Anwendung von Augenmitteln bei grünem Star geraten. Bei diesen Patienten gibt es Hinweise, dass sich durch eine weitere Senkung des Augeninnendrucks das Risiko für eine Sichtfeldeinschränkung senken lässt.
Zu den Mitteln der ersten Wahl gehören Augentropfen mit Betablockern. Die Substanz Timolol, die zu dieser Gruppe gehört, ist von allen Glaukommitteln am besten untersucht was die langfristige Vermeidung von Glaukomschäden anbelangt. Betablocker wirken, indem sie die Produktion des Kammerwassers verringern. Günstig ist, dass sie die Pupille nicht verengen, sodass die Sehfähigkeit nicht beeinträchtigt wird, und dass sie nur ein- bis zweimal täglich angewendet werden müssen. Bei Menschen mit Asthma oder Herzerkrankungen sollen Betablocker aufgrund ihrer unerwünschten Wirkungen allerdings möglichst nicht eingesetzt werden.
Ebenfalls zur ersten Wahl gehören die Wirkstoffe Bimatoprost, Latanoprost, Travoprost und Tafluprost aus der Gruppe der Prostaglandine. Sie senken den Augeninnendruck etwas stärker als Betablocker und andere Glaukommittel und haben den Vorteil, dass sie nur einmal am Tag angewendet werden müssen.
Die Produkte beider Gruppen werden als "geeignet" bewertet, wenn sie unkonserviert sind. Konservierungsmittelhaltige Präparate erhalten die Bewertung "auch geeignet". Näheres hierzu lesen Sie unter Konservierungsmittel.
Wenn die Behandlung mit Betablockern nicht infrage kommt oder sie nicht ausreichend wirkt, kann an ihrer Stelle einer der Carboanhydrasehemmer Brinzolamid und Dorzolamid oder der Alpha-2-Agonist Brimonidin eingesetzt werden. Für diesen Fall gelten die Mittel als "geeignet" beziehungsweise wenn die Produkte mit Konservierungsmitteln versetzt sind als "auch geeignet".
Früher war Pilocarpin das Standardmedikament zur Behandlung des grünen Stars und wurde gut bewertet. Es ist jedoch weniger gut verträglich als Mittel, die als einzigen Wirkstoff einen Betablocker, ein Prostaglandin oder einen Carboanhydrasehemmer enthalten. Ungünstig ist auch, dass Pilocarpin häufiger am Tag angewendet werden muss. Allerdings bleibt es eine Behandlungsmöglichkeit für Menschen, die Mittel aus einer vorgenannten Wirkstoffgruppen nicht anwenden dürfen. Es wird bevorzugt beim Engwinkelglaukom eingesetzt. Pilocarpin wird als "auch geeignet" eingestuft.
Der zweite Wirkstoff aus der Gruppe der Alpha-2-Agonisten, Clonidin, wird für die Glaukombehandlung als "mit Einschränkung geeignet" bewertet. Der Grund ist, dass das Mittel selbst bei der Anwendung als Augentropfen müde machen, den Blutdruck senken und den Herzschlag verlangsamen kann. Daher sollen Clonidinaugentropfen nur zur Anwendung kommen, wenn geeignete Mittel den Augeninnendruck nicht ausreichend senken oder nicht infrage kommen.
Besonders wirksam lässt sich der Augeninnendruck senken, wenn zwei Wirkstoffe kombiniert angewendet werden, die verschiedenen Wirkstoffklassen angehören und ihre Wirkung auf unterschiedlichen Wegen erzielen. Wenn Betablocker oder Prostaglandine allein den Augeninnendruck nicht ausreichend senken, sind solche Kombinationen sinnvoll. Arzneistoffe derselben Wirkstoffklasse zu kombinieren, ist hingegen nicht empfehlenswert.
Festgelegte Kombinationen aus einem Betablocker und einem Prostaglandin (Timolol + Bimatoprost, Timolol + Latanoprost, Timolol + Travoprost), Timolol und einem Carboanhydrasehemmer (Timolol + Brinzolamid, Timolol + Dorzolamid) sowie die Kombination Timolol + Brimonidin gelten als "geeignet", wenn die Wirksamkeit eines Betablockers oder eines Prostaglandins allein nicht ausreicht und die Produkte nicht konserviert sind. Für Präparate mit Konservierungsmittel lautet die Bewertung "auch geeignet".
Wenn die vorgenannten Kombinationen mit Betablockern nicht eingesetzt werden können, kann als Alternative eine Kombination aus Carboanhydrasehemmstoff + Alpha-2-Agonisten ausgewählt werden. Dieses Mittel ist noch wenig erprobt und gilt somit als „auch geeignet“.
Wird eine Kombinationsbehandlung durchgeführt, indem man statt einer festgelegten Kombination zwei verschiedene Sorten Augentropfen einzeln anwendet, sollte zwischen dem Eintropfen der beiden Augenmittel mindestens eine Viertelstunde vergehen, damit sich die Medikamente nicht gegenseitig verdünnen oder in ihrer Wirkung beeinträchtigen.
Viele Augentropfen enthalten Puffersubstanzen, um den pH-Wert der Lösung stabil zu halten. Sie können unter bestimmten Bedingungen und bei dauerhafter Anwendung ein Risiko bergen. Näheres hierzu lesen Sie unter Phosphatsalze in Augentropfen.
Mit Acetazolamid findet ein weiterer Carboanhydrasehemmer bei der Behandlung des grünen Stars Verwendung. Der Wirkstoff wird innerlich angewendet und verringert die Produktion von Kammerwasser.
Im Verlauf der Glaukombehandlung sollte der Arzt immer wieder den Augeninnendruck zu verschiedenen Tageszeiten messen sowie den Sehnerv und das Gesichtsfeld untersuchen. Dann wird entschieden, auf welchen Zielbereich der Augeninnendruck im weiteren Verlauf der Therapie eingestellt werden muss. Das Tagesdruckprofil zeigt, ob der Druck im Zielbereich bleibt oder ob er deutlich schwankt. Ist der Sehnerv bereits geschädigt und bestehen Gesichtsfelddefekte, sollte der Druck auch während der Nacht bestimmt werden.