Allgemeines
Durch die Arbeit des Stoffwechsels und der Muskeln erzeugt der Körper ununterbrochen Wärme. Die normale Körpertemperatur beträgt etwa 37 °C, unterliegt aber rhythmischen Schwankungen im Verlauf des Tages. Am frühen Morgen ist sie etwa ein Grad niedriger als am späten Nachmittag.
Fieber ist eine positive und wünschenswerte Reaktion des Körpers, mit der er z. B. eine Infektion bekämpft. Eine erhöhte Temperatur bis ca. 38,5 °C steigert die Abwehrtätigkeit des Immunsystems und bremst die Vermehrung von Erregern. Allerdings sind dem Körper bei der Erhöhung seiner Betriebstemperatur relativ enge Grenzen gesetzt. Bei etwa 41 °C zeigen Apathie und Verwirrung, dass die Funktion des Gehirns beeinträchtigt ist. Ab 42 °C Fieber können Bewusstlosigkeit und Krämpfe auftreten, bei Kindern kann dies unter Umständen schon bei geringerem Fieber der Fall sein.
Das Regulationszentrum für die Körpertemperatur liegt im Gehirn. Wird es durch fiebererzeugende Substanzen angeregt, sorgt es für einen Anstieg der Körpertemperatur. Dazu werden die Blutgefäße an der Körperoberfläche enggestellt. Das Blut konzentriert sich im Körperinnern. Damit steigt dort die Temperatur und zugleich verringert sich der Wärmeverlust an der Körperoberfläche. Der Kranke friert. Um zusätzliche Wärme zu produzieren, ziehen sich die Muskeln in der Haut rhythmisch zusammen: Der Kranke hat Schüttelfrost. Die Bemühungen des Körpers, Wärme zu erzeugen und zu speichern, dauern an, bis das Blut die vom Regulationszentrum vorgegebene Temperatur erreicht hat. Wird später wieder die Normaltemperatur vorgegeben, fließt das Blut in die Haut zurück und der Kranke schwitzt. Auf diese Weise bemüht sich der Körper, überschüssige Wärme abzugeben.
Anzeichen und Beschwerden
Von Fieber spricht man, wenn die Körpertemperatur auf mehr als 38 °C (im After gemessen) ansteigt. Viele Krankheiten verlaufen mit sehr charakteristischen Temperaturschwankungen, die dem Arzt bei der Diagnose helfen und ihm auch etwas über die Entwicklung der Krankheit sagen können. So steigt und fällt Fieber bei Kinderkrankheiten im Verlauf des Tages auf eine typische Weise, bei Malaria hingegen wechseln die Fieberschübe im Tages-, Wochen- oder Jahresrhythmus. Bei manchen anderen Störungen bleibt die Körpertemperatur über längere Zeit mäßig erhöht.
Gemessen wird Fieber mit einem Thermometer im Mund unter der Zunge (oral), im Ohr (aurikulär), im After (rektal) oder unter der Achsel (axillär). Bei der Messung in Mund, Ohr oder After genügen zwei bis drei Minuten für die Messung. Vor allem bei Erwachsenen wird die Temperatur vorzugsweise im Ohr ermittelt. Messungen unter der Achsel werden nicht mehr empfohlen, da ihre Ergebnisse ungenau sind. Falls dennoch unter der Achsel gemessen wird, sollte diese Messung mindestens fünf Minuten dauern. Die Temperatur im Innern des Körpers lässt sich mit allen Methoden nur näherungsweise bestimmen: Die Unter-Arm-Temperatur und die im Ohr gemessene liegen etwa 1 Grad unter der Temperatur des Blutes, die im Mund etwa 0,5 Grad darunter, die im After kommt der des Blutes am nächsten. Die im Folgenden genannten Temperaturen beziehen sich daher auf Werte, die rektal gemessen wurden. Wenn Sie die Temperatur anders messen, müssen Sie dies entsprechend beachten.
Bei Kindern
Kinder fiebern eher und öfter als Erwachsene. Oft sieht man den Kindern das Fieber schon an. Ihr Gesicht ist heiß und gerötet, die Augen wirken müde oder glasig, die Haut ist blass, Stirn und Nacken fühlen sich heiß an.
Ursachen
Meistens ist eine Infektion mit Bakterien oder Viren und nur selten eine mit Würmern die Ursache von Fieber. Auch Impfungen, Entzündungen, Krebs und Autoimmunerkrankungen sowie allergische Reaktionen können Fieber hervorrufen.
Bei Kindern beruhen Temperaturen zwischen 37,5 °C und 38,5 °C häufig auf intensiver körperlicher Aktivität. Auch beim Zahnen bekommen manche Kinder Fieber.
Bei extremer Belastung können im Körper selbst Substanzen entstehen, die Fieber erzeugen. Auslöser können sein:
- intensive Sonnenbestrahlung,
- hoher Flüssigkeitsverlust,
- totale körperliche Erschöpfung,
- psychische Überforderung.
Sehr hohes Fieber kann eine seltene, aber gefährliche Nebenwirkung einiger Arzneimittel sein, wie z. B. von Neuroleptika (bei Schizophrenien und anderen Psychosen) und Antibiotika (bei bakteriellen Infektionen).
Allgemeine Maßnahmen
Alles, was kühlt und Wärme abführt, kann Fieber senken. Sinnvoll ist das aber erst, wenn die Aufheizphase vorüber ist und der Fiebernde nicht mehr friert. Solange Hände und Füße noch nicht wieder warm sind und die Haut noch nicht glüht, würde eine Abkühlbehandlung den Körper überanstrengen: Er müsste sich bemühen, die verloren gegangene Wärme so schnell wie möglich neu zu produzieren.
Je größer die gekühlte Hautoberfläche und je kälter das Mittel ist, mit dem man kühlt, desto ausgeprägter ist die fiebersenkende Wirkung. Infrage kommen kalte Umschläge am Unterschenkel (Wadenwickel) oder ein Bad in lauwarmem Wasser. Zu Beginn sollte die Badetemperatur etwa zwei Grad unter der des Körpers liegen, dann kann die Temperatur durch zulaufendes kaltes Wasser weiter abgesenkt werden. Ein solches Abkühlungsbad sollte höchstens 20 Minuten dauern.
Bei Kindern
Vor allem Kleinkinder verlieren bei hohem Fieber oft mehr Flüssigkeit, als sie durch vermehrtes Trinken ersetzen können. Aus diesem Grund ist es bei ihnen wichtig, hohes Fieber zu senken. Als schonende Maßnahme kann anfangs versucht werden, das Fieber durch Wadenwickel zu senken.
Wann zum Arzt?
Fieber unter 39 °C, das eine bekannte Krankheit begleitet, braucht nicht behandelt zu werden. Hierzu gehören z. B. durch Viren ausgelöste Infektionen der Atemwege (Erkältung), des Rachenraums (Angina) sowie von Magen und Darm oder auch Windpocken. Wer sich durch die Beschwerden sehr beeinträchtigt fühlt, kann ein fiebersenkendes Mittel anwenden. Hat sich die Erkrankung aber nach drei Tagen nicht deutlich gebessert, sollte ein Arzt zurate gezogen werden.
Unter folgenden Bedingungen ist ebenfalls eine ärztliche Behandlung erforderlich:
- Die Ursache des Fiebers ist nicht sicher auszumachen.
- Das Fieber tritt gleichzeitig mit schwerwiegenden anderen Symptomen auf.
- Es steigt über 39 °C an.
- Das Fieber ist nur mäßig hoch, bleibt aber über längere Zeit bestehen, ohne dass eine Infektion oder Ähnliches vorliegt.
- Das Fieber tritt kurz nach der Einnahme eines Medikaments oder nach der Rückkehr von einer Fernreise auf.
Bei Kindern unter sechs Wochen
Kinder bis zu diesem Alter sollten, wenn ihre Körpertemperatur über 38 °C steigt, immer einem Arzt vorgestellt werden.
Bei Kindern unter sieben Jahren
Gehen Sie mit dem Kind zum Arzt, wenn die Körpertemperatur über 38 °C steigt und/oder das Kind
- sich erbricht,
- kaum noch trinkt,
- wässrigen Durchfall hat,
- auffällig blass ist,
- apathisch wirkt,
- auffällig schnell atmet oder beim Atmen Geräusche entstehen.
Im Zusammenhang mit Fieber kann es in seltenen Fällen auch vorkommen, dass ein Kind krampft. Man spricht dann von einem Fieberkrampf. Dabei zucken Arme und Beine oder der Körper des Kindes ist unnatürlich steif und gestreckt. Häufig verdrehen die Kinder während des Fieberkrampfs die Augen, haben erweiterte Pupillen oder einen starren Blick. Wenn so etwas passiert, sollten Sie einen Notarzt (Telefon 112) rufen, der das Kind bereits vor Ort versorgen kann. Ein einfacher Fieberkrampf dauert meist wenige Minuten und kommt vorwiegend im Alter zwischen drei Monaten und fünf Jahren vor. Fieberkrämpfe wirken zwar beängstigend, sind aber meist harmlos.
Behandlung mit Medikamenten
Rezeptfreie Mittel
Die nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) Diclofenac und Ibuprofen sind ebenso wie die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (ASS) und Paracetamol nicht nur Schmerzwirkstoffe, sondern können auch Fieber senken. Hierfür werden sie als "geeignet" bewertet.
Bei der Anwendung von Acetylsalicylsäure ist zu beachten, dass dieser Wirkstoff Blutungen verstärken und verlängern kann. Diese gerinnungshemmende Wirkung kann sich nachteilig auswirken, z. B. bei einer unerwarteten Verletzung oder ungeplanten Operation. Die blutgerinnungshemmende Wirkung von Ibuprofen und Diclofenac ist deutlich geringer ausgeprägt als die von ASS.
Paracetamol ist z. B. bei Fieber und Schmerzen im Zusammenhang mit einer Erkältung beliebt. Es greift die Magen-Darm-Schleimhaut deutlich weniger an als die oben genannten NSAR und wirkt sich nicht auf die Blutgerinnung aus. Zu beachten ist aber, dass Paracetamol die Leber schon bei geringer Überdosierung schädigt. Daher muss bei diesem Wirkstoff die Dosierungsgrenze vor allem bei Kindern und Patienten mit Lebererkrankungen unbedingt eingehalten werden, da eine Überdosierung lebensbedrohlich werden kann. Darüber hinaus haben neue Studien eine Diskussion über eventuelle weitere unerwünschte Wirkungen von Paracetamol, die Kinder betreffen, angestoßen.
Die Kombination aus ASS + Vitamin C gilt als "auch geeignet". Der Zusatz von Vitamin C zu ASS ist unnötig, auch wenn die Hersteller eine bessere Magenverträglichkeit propagieren. Da die Mittel aber als Brausetabletten im Handel sind, ist dadurch sichergestellt, dass sie immer mit viel Wasser eingenommen werden und schnell wirken.
Aspirin direkt sind Kautabletten, die ohne Wasser eingenommen werden können. Das läuft der Forderung zuwider, bei der Einnahme von Tabletten mit Acetylsalicylsäure immer ein großes Glas Wasser zu trinken. Da die Flüssigkeit notwendig ist, um die Belastung für Magen, Darm und Speiseröhre zu verringern, wird das Produkt als "mit Einschränkung geeignet" bewertet.
Werden die genannten Schmerzmittel nur eine begrenzte Zeit und in niedriger Dosierung eingenommen, halten sich ihre Nebenwirkungen, etwa auf den Magen-Darm-Trakt, das Herz, die Nieren oder die Leber in Grenzen.
In der Selbstbehandlung dürfen sie ohnehin nur für wenige Tage niedrig dosiert eingesetzt werden. Unter dieser Bedingung spielen die Risiken für Herz und Kreislauf bei ansonsten Gesunden nach derzeitigem Wissensstand keine Rolle. Wenn Sie chronisch krank sind, z. B. unter Asthma, COPD, Angina Pectoris, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus leiden oder eine Herz-, Leber- oder Nierenerkrankung haben, sollten Sie jede Selbstmedikation mit dem Arzt besprechen. *
Bei Kindern
Für Kinder sind Ibuprofen und Paracetamol geeignete Fiebermittel. Welcher Wirkstoff infrage kommt, richtet sich nach dem Alter des Kindes und seinem Gewicht. Ibuprofen kann bei Kindern ab fünf Kilogramm Gewicht angewendet werden, Paracetamol bei Kindern, die mehr als drei Kilogramm wiegen. Wenn das Kind Windpocken hat, sollte – falls eine Fiebersenkung überhaupt notwendig ist – Paracetamol bevorzugt werden.
Kinder unter zwölf Jahren sollten in der Regel keine Acetylsalicylsäure erhalten. Wenn Kinder einen Virusinfekt wie Grippe oder Windpocken haben, besteht das seltene Risiko, dass ASS ein Reye-Syndrom auslöst, bei dem schwere Leber- und Hirnschäden möglich sind. Da derartige Infekte häufig mit Fieber einhergehen, ist Acetylsalicylsäure als Fiebermittel bei Kindern wenig geeignet. Lediglich die Schwere bestimmter Erkrankungen (z. B. das Kawasaki-Syndrom, eine schwere entzündliche Erkrankung des Lymphsystems im frühen Kindesalter) kann es in Einzelfällen notwendig machen, Acetylsalicylsäure auch bei jüngeren Kindern anzuwenden.
Muss ein Kind längere Zeit Fiebermittel bekommen, können Ibuprofen und Paracetamol gegebenenfalls auch abwechselnd angewendet werden. Dann erhält das Kind einmal Ibuprofen, beim nächsten Mal Paracetamol in der jeweils erforderlichen Dosierung und so weiter. Das kann eventuell den Vorteil haben, dass Überdosierungen der einzelnen Substanzen vermieden werden.
Bei Kindern, die bereits einmal einen Fieberkrampf hatten, sollte Fieber über 38,5 °C konsequent gesenkt werden. Dazu eignen sich Wadenwickel und als Wirkstoffe Ibuprofen oder Paracetamol. Hat der Arzt nach dem letzten Fieberkrampf vorsorglich krampflösende Zäpfchen mit dem Wirkstoff Diazepam verordnet, sollten Sie dem Kind diese nach Anweisung des Arztes geben.
Wenn Ihr Kind Paracetamol über mehrere Tage bekommen hat und danach in ärztliche Behandlung muss, müssen Sie den Arzt unbedingt über die Einnahme informieren, damit es nicht durch eine erneute Gabe von Paracetamol zu einer gefährlichem Überdosierung kommt.
Rezeptpflichtige Mittel
Wenn die rezeptfreien Mittel nicht eingesetzt werden können oder das Fieber auf sie nicht anspricht, kann Metamizol eingesetzt werden. Es senkt hohes Fieber sehr verlässlich und wird daher als "geeignet" bewertet. Da Metamizol aber im Verdacht steht, lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen hervorzurufen, soll es nur als Mittel der Reserve eingesetzt werden.
Beachten Sie darüber hinaus, dass Ibuprofen in einer Dosierung ab 600 Milligramm pro Tablette der Verschreibungspflicht unterliegt.
Für Paracetamol gilt die Vorschrift, dass Packungen, die mehr als zehn Gramm des Wirkstoffs enthalten, rezeptpflichtig sind.