Allgemeines
Es gibt zwei Arten von Blutfetten (Lipiden): Cholesterin und Triglyceride (Neutralfette). Triglyceride sind energiereiche Verbindungen und dienen dem Organismus als Energiespeicher unter anderem in Form einer Fettschicht unter der Haut, als Polster für innere Organe sowie zur Wärmeisolierung des Körpers.
Cholesterin wird in der Leber benötigt, um Gallensäuren herzustellen, die Nebennieren bauen daraus das Hormon Cortisol auf. Die Körperzellen benötigen Cholesterin für den Aufbau der Zellwand und die Geschlechtsorgane verwenden es zur Produktion der weiblichen und männlichen Hormone.
Da Cholesterin nicht wasserlöslich ist, wird es mit wasserlöslichen Eiweißkörpern (Proteinen) umhüllt. Solche Fett-Eiweiß-Verbindungen werden als Lipoproteine bezeichnet. Diese lassen sich physikalisch nach ihrer Dichte unterscheiden. Die wichtigen Untergruppen des Cholesterins sind HDL (high density lipoprotein) und LDL (low density lipoprotein). HDL werden günstige Eigenschaften zugeschrieben, weil es überschüssiges Cholesterin aus dem Gewebe über das Blut zurück zur Leber befördert, über die es ausgeschieden wird. Ein Zuviel an LDL dagegen ist erwiesenermaßen schädlich, weil es Ablagerungen in den Blutgefäßen fördert.
Bei Blutuntersuchungen werden das Gesamtcholesterin sowie die beiden Untergruppen HDL und LDL und die Triglyceridwerte bestimmt. Die derzeit für Männer und Frauen angestrebten Richtwerte sind unter Cholesterin-Richtwerte für Männer und Frauen zusammengestellt.
Wenn das Blut zu viel LDL-Cholesterin enthält, lagert sich dieses verstärkt in feine Risse in der Arterieninnenwand ein. Auch ein Übermaß an Triglyceriden begünstigt Ablagerungen in den Arterien und leistet somit einer Arteriosklerose (Adernverkalkung) Vorschub. Diese bildet sich besonders in den Herzkranzarterien aus, Näheres unter Koronare Herzkrankheit. Sie bildet sich aber ebenso in anderen Arterien, vor allem im Gehirn sowie in Becken und Beinen aus, Näheres unter Arterielle Durchblutungsstörungen.
Ob die Blutfette ansteigen, hängt auch davon ab, wie gut der Organismus die mit der Nahrung aufgenommenen Fette verwertet. Manche Menschen können sehr fettreich essen und haben dennoch normale Cholesterinwerte. Auch ist es offenbar weniger entscheidend, wie viel Fett über die Nahrung aufgenommen wird, als vielmehr, um welches Fett es sich handelt und wie hoch der Anteil an gesättigten Fettsäuren ist. Davon und von den erblichen Anlagen hängt es ab, ob der Körper selbst viel Cholesterin herstellt und deshalb eine Neigung zu erhöhten Blutfetten und infolgedessen auch zu Arteriosklerose besteht.
Ob und in welchem Maße ein bestimmter Cholesterinspiegel das Risiko für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht, ist abhängig von Alter, Körpergewicht, Geschlecht und Blutdruck sowie davon, ob Sie Diabetes haben und/oder ob Sie rauchen. Bei gleichen Ausgangsbedingungen haben Frauen bis zum 65. Lebensjahr im Vergleich zu Männern ein insgesamt viermal niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vorausgesetzt, sie haben keinen Diabetes.
Inwieweit Übergewicht im Rahmen einer Fettstoffwechselstörung ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt, lässt sich am besten anhand des Taillenumfangs abschätzen. Diesen messen Sie zwischen dem unteren Rippenbogen und der Oberkante des Beckens. Bei Frauen sollte der Wert nicht über 87 Zentimeter, bei Männern nicht über 101 Zentimeter liegen. Hintergrund für diese Empfehlung ist die Erkenntnis, dass nicht nur das Gewicht allein, sondern auch die Verteilung des Fettes auf bestimmte Körperzonen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflusst. Denn die Fettreserven am Bauch werden anders freigesetzt und verstoffwechselt als die Depots an Gesäß und Oberschenkeln. Dickbäuchige Menschen ("Apfeltyp") sind für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stärker gefährdet als Menschen mit runden Hüften ("Birnentyp"). Ein erhöhter Bauchumfang beziehungsweise hoher Taillen-Hüft-Quotient bedeutet darüber hinaus auch ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes.
Wenn Sie Ihr persönliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter Berücksichtigung all dieser Faktoren ermitteln wollen, können Sie den Procam-Health-Check nutzen (auf englisch, von der International Task Force for Prevention of Cardiometabolic Diseases). Sie müssen dazu Ihren Blutdruck und Ihre Blutfettwerte (LDL- und HDL-Cholesterin, Triglyceride) kennen.
Wenn Sie Ihr persönliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ermitteln wollen, können Sie dies zusammen mit einem Arzt berechnen. Mit Hilfe eines Programms der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (SCORE) kann Ihr individuelles Risiko ermittelt werden, innerhalb der nächsten zehn Jahre aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben. Dazu benötigen Sie verschiedene Labor- und Messwerte: den Cholesterinwert, den Blutdruck, das Gewicht. Hinzugenommen werden noch Ihre Rauchgewohnheiten. Der so errechnete SCORE-Wert gibt Ihnen einen Risikowert an und wird als Entscheidungshilfe für eine eventuelle weitere Behandlung benutzt. Allerdings geht es beim SCORE-Wert nur um das Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben. Er umfasst nicht die viel höhere Wahrscheinlichkeit von nicht tödlichen Erkrankungen.
Anzeichen und Beschwerden
Erhöhte Blutfette verursachen keine Beschwerden, sondern werden erkannt, wenn der Arzt die Blutwerte kontrolliert. Dies kann bei Personen über 35 Jahre alle zwei Jahre im Rahmen des von den gesetzlichen Krankenkassen empfohlenen Gesundheits-Checks erfolgen. Erst die Folgeerkrankungen bei dauerhaft erhöhten Blutfetten machen sich bemerkbar, z. B. eine koronare Herzerkrankung bei zu hohen LDL-Werten oder Bauchspeicheldrüsenentzündungen bei sehr stark erhöhten Triglyceridwerten.
Bestimmte erbliche Formen erhöhter Blutfette führen zu Fettablagerungen in der Hornhaut, in den Augenlidern oder in und über den Achillessehnen.
Ursachen
Die Blutfette erhöhen sich unter anderem durch Lebensmittel, die reich an gesättigten Fettsäuren sind. Dazu gehören Fette tierischen Ursprungs mit viel Cholesterin, wie Sahne, Butter, Butterschmalz, Gänseschmalz, aber auch pflanzliche Fette wie Erdnussöl, Kokosfett, Palmöl oder Margarine mit einem hohen Anteil an gehärteten Fetten.
In welchem Ausmaß die Blutfette durch ein Lebensmittel ansteigen, hängt aber davon ab, ob es noch andere, gesunde Fette enthält. So sind z. B. Lachs und Makrele zwar fett- und cholesterinreiche Fischsorten, sie weisen aber zusätzlich Fischöle (Omega-3-Fettsäuren) auf, die sich günstig auf die Blutfette (vor allem auf Triglyceride) auswirken.
Sind die Triglyceride erhöht, kann das auf zu kalorienreichen Mahlzeiten beruhen. Liegt zusätzlich ein Diabetes mit schlecht kontrollierten Blutzuckerwerten vor, können die Triglyceride ebenfalls ansteigen. Außerdem erhöhen Übergewicht, eine Behandlung mit Glucocorticoiden (bei Entzündungen, Immunreaktionen) sowie in geringerem Umfang auch wasserausschwemmende Medikamente (Diuretika, bei hohem Blutdruck) diese Blutfette.
Bei erblich bedingten Fettstoffwechselstörungen (familiäre Hypercholesterinämie) weist die Zelloberfläche zu wenige oder keine funktionsfähigen Bindestellen für LDL auf. Die Zellen können demzufolge kein LDL aufnehmen und die Leber kann es nicht abbauen. Auf diese Weise reichert sich LDL ständig weiter im Blut an.
Vorbeugung
Erhöhten Blutfetten können Sie vorbeugen, indem Sie den Anteil fettreicher tierischer Nahrungsmittel in Ihrer Kost reduzieren. Das heißt, Sie essen möglichst wenig Butter, Sahne, fettreichen Käse, fettreiche Fleisch- und Wurstwaren, Innereien, Schalentiere und Eier (Eigelb). Gehärtete Pflanzenfette (enthalten Transfette) und andere Produkte mit Transfetten (Fertiggerichte, frittierte Produkte, Kartoffelchips, kommerziell hergestellte Back- und Süßwaren) sowie Fette mit vielen gesättigten Fettsäuren (Kokos- und Palmfett, Schmalz, Mayonnaise, Speck) sollten Sie ebenso meiden.
Günstig ist dagegen eine "Mittelmeerkost" mit einem hohen Anteil an Gemüse und frischem Obst in Kombination mit Getreideprodukten (Nudeln), Meeresfischen, Nüssen (vor allem Walnüssen) und Olivenöl, Rapsöl oder anderen ungehärteten Pflanzenfetten. Darüber hinaus scheinen sich Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen (z. B. Vollkornprodukte) günstig auf die Herz-Kreislaufgesundheit auszuwirken.
Nicht zu empfehlen als vorbeugende Maßnahme sind hingegen die als "Functional Food" bekannten Lebensmittel, beispielsweise mit Sterolen angereicherte Margarine. Sie wird zwar als gesundheitsfördernd beworben, ob das tatsächlich zutrifft, ist aber ebenso wenig untersucht wie der Nutzen zur Vorbeugung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Triglyceride sind meist gut durch eine Ernährungsumstellung zu beeinflussen, weil sie durch die bei einer Mahlzeit aufgenommenen Fette beeinflusst werden. Menschen mit erhöhten Triglyceridwerten haben einen Tagesbedarf von mindestens 2 bis 4 Gramm Omega-3-Fettsäuren. Das lässt sich beispielsweise mit der Verwendung bestimmter Pflanzenöle (z. B. Leinöl, Rapsöl) oder durch zwei wöchentliche Fischmahlzeiten mit fettreichen Fischarten erreichen (Makrele, Lachs, Sardelle, Hering, Forelle, Thunfisch) – dabei ist es unwichtig, ob der Fisch gekocht, geräuchert, gebeizt oder roh gegessen wird. Allerdings sollten insbesondere Schwangere, Stillende und Kinder berücksichtigen, dass viele Fische heute mit Schwermetallen belastet sind. Viele Informationen zu Qualität, Gütesiegeln und Verarbeitung finden Sie im Fischratgeber auf test.de.
Bei erhöhten Triglyceriden sollten Sie neben fettreichen tierischen Nahrungsmitteln (Ausnahme: fette Fische) auch größere Mengen Alkohol meiden. Fünf kleine statt drei große Mahlzeiten täglich können dazu beitragen, dass der Körper die Triglyceride besser verwerten kann.
Wenn Sie sich viel bewegen, werden auch die Blutfette günstig beeinflusst. Am geeignetsten sind Ausdauersportarten wie Joggen und schnelles Gehen (Nordic Walking), Wandern, Schwimmen, Radfahren und Skilanglauf.
Geben Sie das Rauchen auf – allein damit können Sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Folge erhöhter Blutfette wahrscheinlich um die Hälfte vermindern.
Eine angeborene schwere Fettstoffwechselstörung (schwere familiäre Hypercholesterinämie) mit zum Teil extrem hohen Cholesterinwerten (über 600 Milligramm pro Deziliter) kann schon im Jugendalter auftreten und früh zu Herzinfarkten führen. Bei dieser Erkrankung müssen daher die Fette, wenn übliche Behandlungen versagen, mit weitergehenden Maßnahmen gesenkt werden. Hierzu zählen neue Medikamente, die gespritzt werden müssen, oder eine Blutwäsche, bei der die Fette alle ein bis zwei Wochen mit speziellen Apparaten aus dem Blut herausgefiltert werden (Lipidapherese).
Allgemeine Maßnahmen
Alle unter "Vorbeugung" beschriebenen Maßnahmen sind auch sinnvoll, um bereits erhöhte Blutfettwerte zu senken.
Wann zum Arzt?
Da Sie erhöhte Blutfette nicht selbst erkennen können, müssen Sie die Werte in der Arztpraxis bestimmen lassen. Auch Apotheken bieten diesen Service an. Wichtig ist, dass nicht nur das Gesamtcholesterin, sondern auch die Werte für HDL und LDL sowie die Triglyceride gemessen werden. Im Gegensatz zu früheren Empfehlungen, zeigen aktuelle Studien, dass es nicht notwendig ist, vor der Blutentnahme auf Essen zu verzichten. Die Nahrungsaufnahme hat nur geringen Einfluss auf die Blutfettwerte.
Wenn erhöhte Blutfette festgestellt werden, sollten Sie sich ärztliche Rat holen, welche Maßnahmen sinnvoll sind.
Behandlung mit Medikamenten
Erhöhte Blutfette müssen nicht zwangsläufig medikamentös gesenkt werden. Ob dies erforderlich ist, richtet sich danach, ob bei Ihnen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht ist. Ihr persönliches Risiko können Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über den SCORE-Test ermitteln. Sind nur die Blutfette erhöht und haben Sie bisher noch keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten, reichen die unter "Vorbeugung" genannten Hinweise meist aus, um wieder auf normale Werte zu kommen.
Sind zusätzliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhanden (z. B. Diabetes, hoher Blutdruck, starke erbliche Belastung), sollten rezeptpflichtige Medikamente eingesetzt werden, um die Folgeerkrankungen der erhöhten Blutfette zu vermeiden (z. B. einen Herzinfarkt) und ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko zu verringern. Die Einnahme ist vor allem dann sinnvoll, wenn das Risiko, in den nächsten zehn Jahren an einem solchen Ereignis zu versterben, laut SCORE bei über 5 Prozent liegt.
Rezeptfreie Mittel
Mittel mit Omega-3-Fettsäuren oder Fischöl, das Omega-3-Fettsäuren enthält, sollen über ihre blutfettsenkenden Effekte schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindern und das Risiko verringern, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Um eine Risikosenkung überhaupt erreichen zu können, scheinen aber hohe Dosen von ca. 4 Gramm Omega-3-Fettsäuren erforderlich zu sein. In einer Studie, die dies aufzeigen konnte, wurde allerdings ein Mittel verwendet, das eine andere Zusammensetzung von Omega-3-Fettsäuren enthält, als die hier genannten. Dass Fischöl oder auch kombinierte, hoch dosierte Omega-3-Fettsäureester (Omacor) bei erhöhten Blutfetten Herzinfarkte oder Schlaganfälle verhindern können, ist dagegen nicht ausreichend belegt. Vielmehr wurde Anfang 2020 eine Studie vorzeitig beendet, weil ein hochdosiertes Mittel mit kombinierten Omega-3-Fettsäuren seine therapeutische Wirksamkeit nicht nachweisen konnte. Die Mittel sind deshalb bei erhöhten Blutfetten wenig geeignet.
Phospholipide aus Sojabohnen sind zur Behandlung oder unterstützenden Therapie erhöhter Blutfette wenig geeignet, weil die therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend nachgewiesen ist.
Ein Polymer aus Schalentierpanzer ist ebenfalls wenig geeignet, um erhöhte Blutfette zu senken, weil die therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend nachgewiesen ist.
Rezeptpflichtige Mittel
Erhöhte Cholesterinwerte können sehr wirksam mit Statinen (auch CSE-Hemmer) gesenkt werden. Für mehrere Wirkstoffe aus dieser Substanzgruppe ist auch nachgewiesen, dass sie das Risiko verringern, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekommen und an ihnen zu versterben. Zur Behandlung erhöhter Blutfettwerte sind die Mittel geeignet.
Fibrate senken Cholesterin nicht so gut wie Statine, dafür verringern sie aber effektiver die Triglyceridwerte im Blut. Lediglich für den Wirkstoff Gemfibrozil ist nachgewiesen, dass er darüber hinaus auch Herzinfarkt und plötzlichen Herztod verhindern kann. Gemfibrozil ist geeignet, um stark erhöhte Triglyceride zu senken, und es ist mit Einschränkung geeignet, um erhöhte Cholesterinwerte zu senken. Es kann eingesetzt werden, wenn Statine nicht anwendbar sind. Bezafibrat und Fenofibrat sind für diese Zwecke (Senken der Triglyceride) mit Einschränkung geeignet; zur gleichzeitigen Senkung von Triglyceriden und Cholesterin sind sie wenig geeignet, weil in Studien kein langfristig positiver Effekt auf Herzinfarkt, Schlaganfall und Sterberate gezeigt werden konnte. Diese Mittel sollten nur angewendet werden, wenn Gemfibrozil nicht anwendbar ist.
Colestyramin ist zur Blutfettsenkung zugelassen, wenn Statine nicht infrage kommen oder zusätzlich zu einem Statin, wenn dieses allein die Cholesterinwerte nicht ausreichend absenken kann. Die Studien zur Wirksamkeit von Colestyramin zeigen zwar, dass Herzinfarkte und tödliche Herz-Kreislauf-Ereignisse etwas seltener auftreten als unter einer Scheinbehandlung, diese Untersuchungen stammen aber aus einer Zeit, als viele Wirkstoffe einschließlich der Statine – die derzeitigen Standardmittel – noch nicht verfügbar waren. Es sollte noch besser nachgewiesen werden, dass das Mittel auch nützlich ist, wenn Statine nicht gegeben werden können. Colestyramin ist daher als alleiniges Mittel nur mit Einschränkung geeignet. In Kombination mit einem Statin ist es wenig geeignet, weil für den kombinierten Einsatz dieser Mittel nicht belegt ist, dass sich damit Herzinfarkt oder Schlaganfall vermeiden lassen oder die Sterberate sinkt.
Ezetimib hemmt gezielt nur die Aufnahme von Cholesterin, die Triglyceride werden nicht beeinflusst. Als alleiniges blutfettsenkendes Mittel ist Ezetimib wenig geeignet. Es kann zwar den Cholesterinspiegel absenken, es fehlen aber Studien, die nachweisen, dass das Mittel bei alleiniger Gabe im Vergleich zu Scheinmedikament oder besser bewerteten Mitteln auch Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindern oder die Sterberate senken kann.
Ezetimib kann mit Statinen kombiniert werden, wenn diese allein die Blutfette nicht ausreichend senken. Für diesen Zweck gibt es auch Kombinationspräparate, die Ezetimib zusammen mit einem Statin enthalten. Als fixe Kombinationen stehen zur Verfügung:
Untersuchungen zur kombinierten Anwendung von Ezetimib mit einem Statin, konnten bislang jedoch keinen Vorteil bei der Sterberate gegenüber der Anwendung eines Statins allein zeigen.
Eine Studie untersuchte den kombinierten Einsatz von Ezetimib mit einem Statin bei Personen, die ein besonders hohes Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle hatten und über 60 Jahre alt waren. Die Ergebnisse dieser Studie sind nicht eindeutig. Für die Gesamtgruppe ist nur zu erkennen, dass die Rate an nicht tödlichen Herzinfarkten leicht absinkt. Aufgrund methodischer Schwächen ist aber selbst dieser geringe Effekt unsicher. Die Sterberate bleibt unbeeinflusst. Eine weitergehende Analyse der Studie ergibt, dass nur Personen mit einem ganz besonders hohen kardiovaskulären Risiko von der kombinierten Einnahme beider Wirkstoffen profitieren, z. B. Menschen über 75 Jahre oder mit Diabetes. Dieser Hinweis sollte aber in weiteren Studien bestätigt werden.
Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage zum Nutzen und zur Langzeitverträglichkeit von Ezetimib sind diese Kombinationspräparate für einen generellen Einsatz bei erhöhten Blutfetten wenig geeignet.
Evolocumab kann zusätzlich zu diätetischen Maßnahmen zusammen mit einem Statin und/oder anderen lipidsenkenden Therapien eingesetzt werden, wenn die maximal verträgliche Dosis dieser Arzneistoffe die LDL-Cholesterinwerte nicht ausreichend senken konnte. Es handelt sich um einen monoklonalen Antikörper, der ein spezifisches, in der Leber vorkommendes Enzym, die "Proprotein Convertase Subtilisin Kexin Typ 9" (PCSK-9) hemmt und dadurch die Cholesterinwerte senkt (PCSK9-Hemmstoff). Das Mittel steht als Fertigpen zur Verfügung und muss unter die Haut gespritzt werden. Da für Evolocumab bislang – zumindest bei europäischen Patienten – nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist, dass sich damit tödliche Herz-Kreislauf-Ereignisse vermeiden lassen und die Langzeitverträglichkeit dieses neuen Wirkprinzips nur unzureichend bekannt ist, gilt es als „wenig geeignet“.
Neue Medikamente
Der neue Wirkstoff Bempedoinsäure hemmt ebenso wie die Statine die Cholesterinsynthese. Allerdings greift Bempedoinsäure an einer anderen Stelle in den Stoffwechsel ein. In klinischen Studien wurde der Wirkstoff über einen Zeitraum von 12 Wochen als Zusatztherapie untersucht. Behandelt wurden dabei Patienten, bei denen die höchste verträgliche Dosis von Statinen nicht ausreichend wirksam war oder bei denen Statine nicht angewendet werden konnten. Mit Bempedoinsäure als Zusatz sank das LDL-Cholesterin weiter ab. So erreichten mehr Patienten den angestrebten LDL-Zielwert als wenn sie ein Scheinmedikament erhielten. Es fehlen allerdings Studien, die zeigen, dass der Wirkstoff durch die verbesserte LDL-Senkung auch Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall verringert. Nur solche Effekte sind aber für die Beurteilung des Nutzens relevant. Die Verbesserung eines Laborwertes allein rechtfertigt keine medikamentöse Behandlung.
Während der Behandlung mit Bempedoinsäure kam es häufiger als unter einer Scheinbehandlung zu einem Therapieabbruch (rund 11 von 100 Behandelte gegenüber 7 von 100). Außerdem lag der Anteil der Patienten, die eine Gicht entwickelten, höher. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren neben einer Erhöhung der Harnsäurespiegel, Schmerzen in einem Arm oder Bein und Blutarmut. Auch eine Erhöhung der Leberwerte wurde in den klinischen Studien beobachtet. Vor Therapiebeginn muss daher die Leberfunktion überprüft werden. Insgesamt ist die Langzeitverträglichkeit des erst seit kurzem zugelassenen Mittels noch unklar.
Alirocumab ist gemeinsam mit Evolocumab einer der ersten Vertreter der PCSK-9-Hemmstoffe. Die Hemmung des Enzyms "Proprotein Convertase Subtilisin Kexin Typ 9" (PCSK-9) verhindert, dass die Bindestellen für LDL-Cholesterin an den Leberzellen abgebaut werden. Stattdessen werden diese Bindestellen "recycelt": Sie kehren immer wieder an die Oberfläche der Leberzellen zurück, so dass mehr LDL-Cholesterin aus dem Blut gebunden und in die Leberzellen transportiert werden kann. In der Folge sinkt der LDL-Blutspiegel stärker als durch andere Arzneimittel. Das Mittel steht als Fertigpen zur Verfügung und wird entweder wöchentlich oder monatlich unter die Haut gespritzt.
Der neue Wirkstoff Inclisiran (Leqvio) erreicht diese Wirkung dadurch, dass in Leberzellen die Herstellung des Enzyms PCSK-9 vermindert wird. Bei Inclisiran handelt es sich um einen RNA-Abkömmling, der in Leberzellen die Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) für die Herstellung des Enzym PCSK-9 stört. Die mRNA hat in menschlichen Zellen die Aufgabe, den Bauplan für Eiweiße (beispielsweise Enzyme) aus dem Erbgut menschlicher Zellen zu übersetzen. Dieses Mittel muss alle drei bis sechs Monate von einem Arzt unter die Haut gespritzt werden.
Die Mittel können zusätzlich zu diätetischen Maßnahmen zusammen mit einem Statin und/oder anderen lipidsenkenden Therapien eingesetzt werden, wenn die maximal verträgliche Statindosis die LDL-Cholesterinwerte nicht ausreichend senken konnte. Zusätzlich zu diätetischen Maßnahmen können sie aber auch alleine oder zusammen mit anderen Lipidsenkern eingesetzt werden, wenn Statine nicht vertragen oder aus anderen Gründen nicht eingesetzt werden können.
Ob durch die Behandlung auch die Rate an Folgeerkrankungen oder die Sterblichkeit sinkt, sollte für Alirocumab noch besser belegt werden; für Inclisiran ist eine Studie, die dies nachweisen soll, derzeit noch nicht abgeschlossen. Die Langzeitverträglichkeit dieses neuen Wirkprinzips ist nur unzureichend bekannt. Bisher ließ sich beobachten, dass es häufiger zu Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen, Denk- und Wahrnehmungsstörungen sowie geistiger Verwirrtheit kommt.
Hinzu kommen Einzelfallmeldungen zu möglichen Nebeneffekten an inneren Organen wie Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) und vermehrte Infektionen, was die europäische Zulassungsbehörde zu verstärkter Aufmerksamkeit veranlasst hat. Sie hat als Auflage bei der Zulassung angeordnet, dass die Hersteller von PCSK9-Hemmstoffen zu dieser Frage weiterführende Studien hoher Qualität vorlegen müssen. Zu möglichen Störwirkungen des RNA-Abkömmlings Inclisiran fehlen Daten zur Langzeitsicherheit derzeit vollständig.
In seinen frühen Nutzenbewertungen führt das IQWiG Alirocumab (Praluent) bei erhöhten Blutfetten (Hypercholesterinämie und gemischter Dyslipidämie) und bei erblicher Hypercholesterinämie sowie Bempedoinsäure (Nilemdo), Bempedoinsäure/Ezetimib (Nustendi) und Inclisiran (Leqvio) bei primärer Hypercholesterinämie oder Dyslipdämie auf. Zu diesen Mitteln wird die Stiftung Warentest ausführlich Stellung nehmen, sobald sie zu den häufig verordneten Mitteln gehören.
Frühe Nutzenbewertung des IQWiG
Alirocumab (Praluent) bei Hypercholesterinämie und gemischter Dyslipidämie
Alirocumab (Handelsname Praluent) ist seit September 2015 für Erwachsene mit Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie zugelassen. Es kommt für verschiedene Patientengruppen infrage:
- Personen, bei denen die maximal verträgliche Dosis an Statinen den Cholesterinspiegel nicht ausreichend senkt.
- Personen, bei denen eine Diät und andere Arzneimittel den Cholesterinspiegel nicht ausreichend senken.
- Personen, bei denen Statine zur Behandlung nicht infrage kommen oder wegen ihrer Nebenwirkungen nicht vertragen werden.
Cholesterin ist ein unentbehrlicher Rohstoff für den menschlichen Körper: Es wird zur Bildung bestimmter Hormone benötigt und ist ein wesentlicher Baustein der Zellwände. Man unterscheidet zwei Arten:
- „LDL“-Cholesterin: „LDL“ steht für Low-Density-Lipoprotein (Lipoprotein niedriger Dichte): In dieser Form wird Cholesterin aus der Leber dorthin transportiert, wo es im Körper gebraucht wird. Ein hoher LDL-Wert ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, deshalb steht LDL für das „schlechte“ Cholesterin.
- „HDL“-Cholesterin: „HDL“ steht für High-Density-Lipoprotein (Lipoprotein hoher Dichte): In dieser Form wird Cholesterin aus dem Gewebe zurück zur Leber transportiert. Da das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einem hohen HDL-Wert geringer ist, wird das HDL auch als „gutes“ Cholesterin bezeichnet.
Triglyceride, häufig als „Neutralfette“ bezeichnet, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie werden mit der Nahrung aufgenommen und sind wichtiger Energielieferant für den Körper.
Wenn die LDL-Cholesterinwerte im Blut zu hoch sind, wird die Diagnose „Hypercholesterinämie“ gestellt. Bei der gemischten Dyslipidämie können zusätzlich erhöhte Triglyceridwerte vorliegen. Bei diesen Personen ist das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie etwa eine koronare Herzkrankheit erhöht. Wie hoch dieses Risiko bei einem Menschen tatsächlich ist, hängt jedoch auch von seinen sonstigen Risikofaktoren ab.
Alirocumab fördert den Abbau von LDL-Cholesterin in der Leber und soll das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern.
Anwendung
Der Wirkstoff wird mit einem Fertigpen oder einer Fertigspritze (75 mg oder 150 mg) unter die Haut gespritzt. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 75 mg alle 2 Wochen. Bei Personen, bei denen eine stärkere LDL-Cholesterinsenkung erforderlich ist, kann auch mit einer Dosis von 150 mg alle zwei oder 300 mg alle vier Wochen begonnen werden. Im weiteren wird die Dosierung individuell angepasst. Patientinnen und Patienten können sich nach ärztlicher Einweisung auch selbst spritzen.
Alirocumab wird mit einer fettarmen Diät kombiniert. Zusätzlich können auch noch andere lipidsenkende Arzneimittel eingesetzt werden.
Andere Behandlungen
Als Standardtherapie kommt eine Diät in Kombination mit lipidsenkenden Arzneimitteln wie zum Beispiel Statinen infrage. Wenn Medikamente und Diät nicht ausreichen, ist auch eine Blutwäsche (LDL-Apherese) in Kombination mit einer medikamentösen Therapie eine Alternative. Bei einer LDL-Apherese wird ein Teil des LDL aus dem Blut gefiltert.
Bewertung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat zuletzt 2019 geprüft, ob Alirocumab Vor- oder Nachteile für Erwachsene mit Hypercholesterinämie und gemischter Dyslipidämie im Vergleich zu den Standardtherapien hat.
Für Personen, bei denen die maximal verträgliche Dosis an Statinen den Cholesterinspiegel nicht ausreichend senkt, legte der Hersteller eine relevante Studie vor. Eine Gruppe der Studienteilnehmer (262 Personen) erhielt Alirocumab, eine andere Gruppe (140 Personen) eine Standardtherapie mit dem Wirkstoff Ezetimib. Alle Studienteilnehmer nahmen weiterhin ihre bisherige Statindosis ein und ernährten sich cholesterinarm. Die Ergebnisse dieser Teilpopulation sind im Folgenden dargestellt. Sie beziehen sich auf eine Behandlungsdauer von etwa 2 Jahren.
Welche Vor- oder Nachteile hat Alirocumab?
Es zeigten sich keine Vor- oder Nachteile von Alirocumab im Vergleich zu Ezetimib.
Wo zeigte sich kein Unterschied?
- Lebenserwartung: Die Studie zeigte keinen Unterschied in der Lebenserwartung zwischen beiden Behandlungsgruppen. In beiden Gruppen verstarben 2 von 100 Personen.
- Ebenfalls keinen Unterschied zwischen einer Behandlung mit Alirocumab oder Ezetimib gab es bei:
- nicht tödlichen Herzinfarkten
- Schlaganfällen
- Krankenhausaufenthalten wegen einer Herz-Kreislauferkrankung
- schweren Nebenwirkungen und Behandlungsabbrüchen wegen Nebenwirkungen
- allergischen Reaktionen und Hautreaktionen an der Injektionsstelle
Welche Fragen sind noch offen?
Lebensqualität: Es lagen keine Daten zur Frage vor, wie Alirocumab die Lebensqualität beeinflusst.
Weitere Informationen
Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse der Gutachten zusammen, die das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Alirocumab (Praluent).
Frühe Nutzenbewertung des IQWiG
Bempedoinsäure (Nilemdo) bei primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie
Bempedoinsäure (Handelsname Nilemdo) ist seit April 2020 für Erwachsene mit primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie zugelassen, bei denen eine Diät und andere Arzneimittel den Cholesterinspiegel nicht ausreichend senken.
Cholesterin ist ein unentbehrlicher Rohstoff für den menschlichen Körper: Es wird zur Bildung bestimmter Hormone benötigt und ist ein wesentlicher Baustein der Zellwände. Man unterscheidet zwei Arten:
- „LDL“-Cholesterin: „LDL“ steht für Low-Density-Lipoprotein (Lipoprotein niedriger Dichte): In dieser Form wird Cholesterin aus der Leber dorthin transportiert, wo es im Körper gebraucht wird. Ein hoher LDL-Wert ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, deshalb steht LDL für das „schlechte“ Cholesterin.
- „HDL“-Cholesterin: „HDL“ steht für High-Density-Lipoprotein (Lipoprotein hoher Dichte): In dieser Form wird Cholesterin aus dem Gewebe zurück zur Leber transportiert. Da das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einem hohen HDL-Wert geringer ist, wird das HDL auch als „gutes“ Cholesterin bezeichnet.
Triglyceride, häufig als „Neutralfette“ bezeichnet, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie werden mit der Nahrung aufgenommen und sind wichtiger Energielieferant für den Körper.
Wenn die LDL-Cholesterinwerte im Blut zu hoch sind, wird die Diagnose „Hypercholesterinämie“ gestellt. Eine „primäre“ Hypercholesterinämie liegt vor, wenn die Fettstoffwechselstörung vererbt wird und dadurch in einer Familie gehäuft auftritt. Bei der gemischten Dyslipidämie können zusätzlich erhöhte Triglyceridwerte vorliegen. Beide Erkrankungen können unbehandelt zu einer Arteriosklerose und in Folge zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa einer koronaren Herzkrankheit führen. Wie hoch dieses Risiko bei einem Menschen tatsächlich ist, hängt jedoch neben der Höhe der Werte auch von seinen sonstigen Risikofaktoren ab.
Bempedoinsäure hemmt die Bildung von LDL-Cholesterin in der Leber und soll das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern.
Anwendung
Bempedoinsäure wird einmal täglich als Tablette (180 mg) eingenommen und mit einer fettarmen Diät kombiniert. Zusätzlich können auch noch andere lipidsenkende Arzneimittel gegeben werden.
Andere Behandlungen
Als Standardtherapie kommt eine Diät in Kombination mit anderen lipidsenkenden Arzneimitteln infrage oder, wenn bisherige Arzneimittel und Diät nicht ausreichen, der Wirkstoff Evolocumab oder eine Blutwäsche (LDL-Apherese), die bei Bedarf mit lipidsenkenden Arzneimitteln kombiniert werden kann. Bei einer LDL-Apherese wird das Blut mithilfe eines speziellen Verfahrens vom LDL-Cholesterin gereinigt.
Bewertung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2020 geprüft, ob Bempedoinsäure Vor- oder Nachteile für Erwachsene mit Hypercholesterinämie und gemischter Dyslipidämie im Vergleich zu den Standardtherapien hat.
Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller jedoch keine geeigneten Daten vor.
Weitere Informationen
Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Bempedoinsäure (Nilemdo).
Frühe Nutzenbewertung des IQWiG
Bempedoinsäure / Ezetimib (Nustendi) bei primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie
Die Fixkombination Bempedoinsäure / Ezetimib (Handelsname Nustendi) ist seit März 2020 für Erwachsene mit primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie zugelassen, bei denen eine Diät und andere Arzneimittel (einschließlich Ezetimib) den Cholesterinspiegel nicht ausreichend senken.
Cholesterin ist ein unentbehrlicher Rohstoff für den menschlichen Körper: Es wird zur Bildung bestimmter Hormone benötigt und ist ein wesentlicher Baustein der Zellwände. Man unterscheidet zwei Arten:
- „LDL“-Cholesterin: „LDL“ steht für Low-Density-Lipoprotein (Lipoprotein niedriger Dichte): In dieser Form wird Cholesterin aus der Leber dorthin transportiert, wo es im Körper gebraucht wird. Ein hoher LDL-Wert ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, deshalb steht LDL für das „schlechte“ Cholesterin.
- „HDL“-Cholesterin: „HDL“ steht für High-Density-Lipoprotein (Lipoprotein hoher Dichte): In dieser Form wird Cholesterin aus dem Gewebe zurück zur Leber transportiert. Da das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einem hohen HDL-Wert geringer ist, wird das HDL auch als „gutes“ Cholesterin bezeichnet.
Triglyceride, häufig als „Neutralfette“ bezeichnet, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie werden mit der Nahrung aufgenommen und sind wichtiger Energielieferant für den Körper. Wenn die LDL-Cholesterinwerte im Blut zu hoch sind, wird die Diagnose „Hypercholesterinämie“ gestellt. Eine „primäre“ Hypercholesterinämie liegt vor, wenn die Fettstoffwechselstörung vererbt wird und dadurch in einer Familie gehäuft auftritt. Bei der gemischten Dyslipidämie können zusätzlich erhöhte Triglyceridwerte vorliegen. Beide Erkrankungen können unbehandelt zu einer Arteriosklerose und in Folge zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa einer koronaren Herzkrankheit führen. Wie hoch dieses Risiko bei einem Menschen tatsächlich ist, hängt jedoch neben der Höhe der Werte auch von seinen sonstigen Risikofaktoren ab.
Die Wirkstoffkombination greift an verschiedenen Stellen in den Fettstoffwechsel ein. Bempedoinsäure hemmt die Bildung von LDL-Cholesterin in der Leber, Ezetimib die Aufnahme von Cholesterin aus dem Dünndarm.
Anwendung
Eine Tablette enthält 180 mg Bempedoinsäure und 10 mg Ezetimib und wird einmal täglich, zusätzlich zu einer fettarmen Diät, eingenommen. Die Therapie kann durch andere lipidsenkende Arzneimittel ergänzt werden.
Andere Behandlungen
Als Standardtherapie kommt eine Diät in Kombination mit anderen lipidsenkenden Arzneimitteln infrage oder, wenn bisherige Arzneimittel und Diät nicht ausreichen, der Wirkstoff Evolocumab oder eine Blutwäsche (LDL-Apherese), die bei Bedarf mit lipidsenkenden Arzneimitteln kombiniert werden kann. Bei einer LDL-Apherese wird das Blut mithilfe eines speziellen Verfahrens vom LDL-Cholesterin gereinigt.
Bewertung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2020 geprüft, ob die Fixkombination Bempedoinsäure / Ezetimib Vor- oder Nachteile für Erwachsene mit Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie im Vergleich zu den Standardtherapien hat. Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller jedoch keine geeigneten Daten vor.
Weitere Informationen
Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Bempedoinsäure / Ezetimib (Nustendi).
Frühe Nutzenbewertung des IQWiG
Inclisiran (Leqvio) bei primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie
Inclisiran (Handelsname Leqvio) ist seit Dezember 2020 für Erwachsene mit primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie zugelassen, bei denen eine Diät und andere Arzneimittel den Cholesterinspiegel nicht ausreichend senken.
Cholesterin ist ein unentbehrlicher Rohstoff für den menschlichen Körper: Es wird zur Bildung bestimmter Hormone benötigt und ist ein wesentlicher Baustein der Zellwände. Man unterscheidet zwei Arten:
- „LDL“-Cholesterin: „LDL“ steht für Low-Density-Lipoprotein (Lipoprotein niedriger Dichte): In dieser Form wird Cholesterin aus der Leber dorthin transportiert, wo es im Körper gebraucht wird. Ein hoher LDL-Wert ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, deshalb steht LDL für das „schlechte“ Cholesterin.
- „HDL“-Cholesterin: „HDL“ steht für High-Density-Lipoprotein (Lipoprotein hoher Dichte): In dieser Form wird Cholesterin aus dem Gewebe zurück zur Leber transportiert. Da das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einem hohen HDL-Wert geringer ist, wird das HDL auch als „gutes“ Cholesterin bezeichnet.
Triglyceride, häufig als „Neutralfette“ bezeichnet, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie werden mit der Nahrung aufgenommen und sind wichtiger Energielieferant für den Körper.
Wenn die LDL-Cholesterinwerte im Blut zu hoch sind, wird die Diagnose „Hypercholesterinämie“ gestellt. Eine „primäre“ Hypercholesterinämie liegt vor, wenn die Fettstoffwechselstörung vererbt wird. Sie kann dadurch in einer Familie gehäuft auftreten. Bei der gemischten Dyslipidämie können zusätzlich erhöhte Triglyceridwerte vorliegen. Beide Erkrankungen können unbehandelt zu einer Arteriosklerose und in Folge zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa einer koronaren Herzkrankheit führen. Wie hoch dieses Risiko bei einem Menschen tatsächlich ist, hängt jedoch neben der Höhe der Werte auch von seinen sonstigen Risikofaktoren ab.
Inclisiran senkt den Cholesterinspiegel im Blut, indem es die Aufnahme von LDL-Cholesterin aus dem Blut in die Leber fördert.
Anwendung
Inclisiran gibt es als Fertigspritze in einer Dosierung von 284 mg pro Injektion. Der Wirkstoff wird unter die Haut gespritzt.
Drei Monate nach der ersten Spritze mit Inclisiran erfolgt die zweite Spritze. Alle weiteren Anwendungen finden dann in einem Abstand von 6 Monaten statt.
Andere Behandlungen
Als Standardtherapie kommt eine Umstellung der Ernährung in Kombination mit anderen lipidsenkenden Arzneimitteln infrage oder, wenn bisherige Arzneimittel und Diät nicht ausreichen, der Wirkstoff Evolocumab oder eine Blutwäsche (LDL-Apherese), die bei Bedarf mit lipidsenkenden Arzneimitteln kombiniert werden kann. Bei einer LDL-Apherese wird das Blut mithilfe eines speziellen Verfahrens vom LDL-Cholesterin gereinigt.
Bewertung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2021 geprüft, ob Inclisiran Vor- oder Nachteile für Erwachsene mit primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie im Vergleich zu den Standardtherapien hat. Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller jedoch keine geeigneten Daten vor.
Weitere Informationen
Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis des Gutachtens und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Inclisiran (Leqvio).