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Entzündungen, Immunreaktionen

Allgemeines

Eine ganze Reihe von Erkrankungen beruht auf entzündlichen Prozessen. Mit einer Entzündung reagiert der Körper etwa auf Allergene und bestimmte Bedingungen im Immunsystem. Die Beschwerden, die mit solchen Entzündungen einhergehen, lassen sich mit Glucocorticoiden bessern. Handelt es sich um ein begrenztes Geschehen, können die Mittel zum Beispiel äußerlich auf der Haut, lokal im Auge oder Ohr oder als Inhalat in der Lunge zum Einsatz kommen. Betrifft die Entzündung innere Organe oder Gelenke oder handelt es sich um ein schwerwiegende oder gar lebensbedrohliche entzündliche Reaktion müssen die Mittel eingenommen oder als Spritze verabreicht werden. Glucocorticoide wirken stark gegen Entzündungen, richten sich aber nicht gegen die Ursachen der Krankheiten.

Beispiele für hochakute entzündliche Reaktionen sind der anaphylaktische Schock – die schlimmste Ausprägung einer allergischen Reaktion – und der lebensbedrohliche Asthmaanfall. Hier können Glucocorticoide – zusammen mit anderen Notfallmitteln – lebensrettend sein.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von weiteren, spezifischen Entzündungsreaktionen, von denen einige ausführlich an anderer Stelle besprochen werden, bei denen innerlich Cortison angewendet wird. Dazu gehören:

Infektionen mit Krankheitskeimen können ebenfalls Ursache einer Entzündungsreaktion sein. Wenn man in diesen Fällen Cortison einsetzt, muss man berücksichtigen, dass diese Wirkstoffe die körpereigene Immunantwort vermindern. Dadurch kann sich in der Folge die Infektion verschlimmern. Daher ist eine Anwendung von Glucocorticoiden bei Infektionen nur in begründeten Fällen vertretbar. Außerdem werden durch die entzündungshemmende Wirkung der Glucocorticoide auch die typischen Symptome einer derartigen Infektion überdeckt, was dann eine Diagnose erschwert.

Glucocorticoide werden jedoch nicht nur bei Entzündungen und Immunreaktionen eingesetzt. Da die Substanzen ähnlich wirken wie die Hormone der Nebennierenrinden, die der Körper normalerweise selbst produziert, sind sie die geeignete Therapie bei entsprechenden Mangelkrankheiten. Eine solche Krankheit ist beispielsweise der "Morbus Addison", bei dem der Körper aufgrund einer Störung der Nebennierenrinden unter anderem zu wenig von dem Glucocorticoid Hydrocortison produziert. Auch das adrenogenitale Syndrom beruht auf einer ungenügenden Hormonproduktion der Nebennierenrinden. Hierbei handelt es sich um eine Störung der Geschlechtsentwicklung, die sich bei Mädchen darin zeigt, dass sich männliche Merkmale ausbilden, sie keinen Monatszyklus haben und ihr Wachstum zurückbleibt. Jungen mit dieser Störung kommen verfrüht in die Pubertät; ihre Zeugungsfähigkeit ist eingeschränkt, manche sind sogar unfruchtbar.

Anzeichen und Beschwerden

Die jeweiligen Krankheiten äußern sich durch unterschiedliche spezifische Symptome sowie Beschwerden und haben verschiedene Ursachen.

Allgemeine Maßnahmen

Da die mit Entzündungen einhergehenden Erkrankungen sehr unterschiedlich sind, müssen auch allgemeine oder unterstützende Maßnahmen an das Krankheitsbild angepasst sein. Eines gilt allerdings, solange die Behandlung mit Cortison erfolgt, immer:

Eine Dauerbehandlung mit Glucocorticoiden belastet den Körper. Einige gezielte Ernährungsmaßnahmen können dazu beitragen, die Schäden einer Cortisonbehandlung gering zu halten.

  • Eine eiweißreiche Ernährung mit viel Fisch, magerem Fleisch, Milchprodukten und Hülsenfrüchten ersetzt das Eiweiß, das durch die Glucocorticoide vermehrt abgebaut wird.
  • Milchprodukte, wie Milch, Jogurt, Quark und Käse, bieten dem Körper reichlich Calcium. Damit lassen sich ein Calciumverlust durch die Glucocorticoidbehandlung und dessen negative Auswirkungen auf die Festigkeit der Knochen begrenzen.

Behandlung mit Medikamenten

Bei akuten lebensbedrohlichen Erkrankungen müssen Glucocorticoide möglichst schnell wirken. Um das zu erreichen, werden sie injiziert oder als Infusion gegeben, und zwar hoch dosiert, aber nur für kurze Zeit.

Für bestimmte akute Situationen ohne direkte Lebensgefahr, in denen schnelle Hilfe nötig, aber kein Arzt anwesend ist, oder wenn das Schlucken schwerfällt, stehen Zäpfchen zur Verfügung. Diese Präparate kommen bei Kindern mit einem Pseudokruppanfall zum Einsatz.

Zur Behandlung über längere Zeit werden Glucocorticoide üblicherweise in Tablettenform angewendet. Eine Einnahme über längere Zeit kann zwar mit vielen unerwünschten Wirkungen belastet sein, doch müssen diese bei schweren Krankheiten gegebenenfalls in Kauf genommen werden.

Erkrankungen, bei denen Glucocorticoid-Tabletten notwendig werden können, sind beispielsweise Augenentzündungen wie die Entzündung von Regenbogenhaut, Hornhaut und Lederhaut.

Bei schwerem Asthma, bei dem selbst die kombinierte Dauerbehandlung mit inhalierten Glucocorticoiden und bronchienerweiternden Substanzen häufige Asthmaanfälle nicht verhindern kann, können beispielsweise kurzwirkende Cortisone wie Methylprednisolon, Prednisolon oder Prednison in der niedrigsten wirksamen Dosis als Tabletten eingenommen werden. Auch langwirkende Glucocorticoide wie Dexamethason können zum Einsatz kommen – allerdings nur für kurze Zeit und wenn die Krankheitssituation bedrohlich ist.

Um die mit Glucocorticoiden in Zusammenhang stehenden unerwünschten Wirkungen zu minimieren, werden bei rheumatoider Arthritis zur Behandlung akuter Schübe nur kurzwirkende, nichtfluorierte Substanzen, wie Prednison oder Prednisolon, empfohlen.

Bei einem sehr schweren Anfall von Gicht kann beispielsweise das Glucocorticoid Prednisolon für maximal zwei Wochen eingenommen werden.

Zur Behandlung akuter Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, z. B. Morbus Crohn, werden das vornehmlich im Darm wirkende Budesonid, aber auch die im gesamten Körper wirkenden Glucocorticoide Methylprednisolon, Prednisolon und Prednison eingesetzt.

Wenn bei schweren Ekzemen und Neurodermitis die äußerliche Anwendung von Glucocorticoiden nicht ausreicht, können über kurze Zeit Cortison-Tabletten helfen, die akuten Krankheitsschübe zu durchbrechen. Eine dauerhafte Einnahme von Glucocorticoiden wird bei Neurodermitis wegen ihrer unerwünschten Wirkungen nicht empfohlen.

Bei einem akuten Schub von multipler Sklerose wird zur Einnahme des kurz wirkenden Methylprednisolon geraten.

Wann immer es möglich ist, sollten Glucocorticoide allerdings lokal eingesetzt werden, um die unerwünschten Wirkungen zu begrenzen. Bei Asthma bedeutet das eine Anwendung als Inhalation, bei Darmerkrankungen als Klistier, bei bestimmten Gelenkerkrankungen als Injektion direkt ins Gelenk, bei Hauterkrankungen als Salbe oder Creme, bei Augenerkrankungen als Augentropfen.

Die folgenden Bewertungen beziehen sich gemäß den Grundlagen der Bewertung auf das Anwendungsgebiet, das der Hersteller für sein Produkt angibt. Es kann also sein, dass der gleiche Wirkstoff in verschiedenen Präparaten und Anwendungsformen unterschiedliche Bewertungen erfährt.

Injektionen

Glucocorticoide können als injizierbare Lösung in die Vene gespritzt werden. So verteilen sie sich schnell im Körper. Um akute Zustände von Erkrankungen zu behandeln, eignen sich Methylprednisolon und Prednisolon. Ihre Wirkung hält bis zu 24 Stunden an.

Handelt es sich um einen akuten Notfall, etwa im Rahmen eines schweren asthmatischen Anfalls oder allergischen Schocks, sind für die Anfangsbehandlung auch Injektionen mit dem länger wirkenden fluorierten Glucocorticoid Dexamethason geeignet. Seine Wirkung hält zwei bis drei Tage an.

Für eine länger andauernde Behandlung von Erkrankungen werden Dexamethason-Injektionen hingegen als "mit Einschränkung geeignet" bewertet. Da die Substanz langsam ausgeschieden wird, erhöht sich die Gefahr unerwünschter Wirkungen.

Depotpräparate, wie es sie von den Wirkstoffen Prednisolon, Betamethason und Triamcinolon gibt, wirken besonders lange, nachdem sie ins Gewebe gespritzt wurden. Da es mit ihnen unmöglich ist, die Glucocorticoidgabe des typischen Rhythmus im Tagesverlauf des Körpers anzupassen, und weil die Injektion das Gewebe schädigen kann, gelten Depotinjektionen in den Muskel als "wenig geeignet".

Injektion in ein Gelenk

Manche Glucocorticoidpräparate sind für die Injektion direkt ins Gelenk gedacht (intraartikuläre Injektion). Wenn es darum geht, akute Beschwerden zu lindern sind die langwirkenden Glucocorticoide Dexamethason, Betamethason und Triamcinolon geeignet. Auch das relativ kurzwirkende Prednisolon wird zur Injektion ins Gelenk als "geeignet" bewertet, wenn es als Kristallsuspension vorliegt. Ebenfalls geeignet ist die Kombination aus Glucocorticoid und einem örtlich betäubenden Mittel. Eine dauerhafte Anwendung dieser Mittel bei chronischen Beschwerden ist dagegen nicht zu empfehlen. Es liegen Studien vor, die zeigen, dass Glucocorticoidspritzen dann mehr schaden können, als zu nützen.

Tabletten

Das vom Körper produzierte Glucocorticoid Hydrocortison gibt es in Tablettenform. Es wirkt kurz und kann in ähnlichem Rhythmus eingenommen werden, wie die Nebennierenrinden das Hormon produzieren. Damit eignet sich Hydrocortison zur Behandlung von Krankheiten, bei denen es an diesem Hormon mangelt, etwa der Addison-Krankheit.

Bei Erkrankungen, die mit allergischen oder entzündlichen Reaktionen einhergehen oder vom Immunsystem ausgehen, greift man zu den kurzwirkenden synthetischen Vertretern dieser Wirkstoffgruppe Cloprednol, Methylprednisolon, Prednisolon und Prednison. Da sie etwas anders wirken als körpereigenes Hydrocortison, führen sie nicht so häufig zu unerwünschten Wirkungen wie Wassereinlagerungen (Ödemen) und Störungen im Salz-Wasser-Haushalt. Sie werden als "geeignet" bewertet, um überschießende Entzündungsreaktionen zu bremsen und die Beschwerden dieser Erkrankungen erträglicher zu machen.

Die fluorierten Glucocorticoide Betamethason und Dexamethason gelten nur in akuten Notsituationen und zur kurzzeitigen, systemischen Anwendung als "geeignet", z. B. bei schwerwiegenden allergischen Reaktionen oder einem bedrohlichen Asthmaanfall. Für eine längerdauernde Behandlung werden sie als "mit Einschränkung geeignet" beurteilt. Da sie langsam ausgeschieden werden, erhöht sich die Gefahr unerwünschter Wirkungen.

Zäpfchen

Bei manchen anfallartig auftretenden Krankheiten muss man immer wieder damit rechnen, dass sie rasch behandelt werden müssen, so z. B. der Pseudokrupp bei Kindern. Hier können Eltern, die mit dem Krankheitsbild des Kindes vertraut sind, dem Kind mit dem richtigen Medikament sofort helfen, ohne die Ankunft des herbeigerufenen Arztes abwarten zu müssen. Für solche Akutsituationen eignen sich Prednisolon und Prednison in Zäpfchenform. Zäpfchen lassen sich auch in jeder anderen Situation anwenden, in der Glucocorticoide angebracht sind, es aber nicht möglich ist, den Wirkstoff einzunehmen oder zu spritzen.