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Entzündung des äußeren Gehörgangs

Allgemeines

Eine Entzündung des äußeren Gehörgangs (Otitis externa) tritt bei jedem Zehnten einmal im Leben auf. Für diese Erkrankung müssen drei Faktoren zusammenkommen: Verletzung, Feuchtigkeit und Keime. Sie kann aber auch durch  hautreizende Chemikalien verursacht werden, wie sie zum Beispiel in Haarfärbemitteln oder Haarspray vorkommen.

Anzeichen und Beschwerden

Eine Entzündung im äußeren Gehörgang zeigt sich oft durch Rötung und Schwellung. Sie führt nicht selten zu Schmerzen im Ohr, die sehr heftig werden können. Typischerweise verstärken sie sich, wenn Sie am Ohrläppchen oder an der Ohrmuschel ziehen.

Das Ohr kann auch Flüssigkeit absondern. Möglicherweise hört man nicht so gut wie sonst.

Starker Juckreiz deutet auf eine Pilzinfektion hin.

Ursachen

Entzündliche Hautveränderungen (Ekzem) im Ohr können durch eine allergische Reaktion auf Chemikalien oder allergieauslösende Substanzen wie Nickel oder Kosmetika verursacht werden.

Häufiger sind aber Bakterien oder auch Pilze die Ursache einer Entzündung im Gehörgang. Ihre Eintrittspforte sind winzige Verletzungen der Haut. Sie entstehen zum Beispiel, wenn man versucht, mit einem Gegenstand Ohrenschmalz aus dem Ohr zu entfernen oder sich im Ohr kratzt. Wenn Wasser – insbesondere warmes – lange einwirkt, weicht die Haut auf. Die im Ohr zurückbleibende Feuchtigkeit schafft dann ein Klima, in dem sich Keime gut vermehren können.

Entzündungen des äußeren Gehörgangs treten daher gehäuft nach Schwimmbadbesuchen auf oder wenn – beispielsweise durch die falsche Benutzung eines Wattestäbchens oder das Tragen von Innenohrgeräten – kleinere Verletzungen entstanden sind (Manipulationen des Gehörgangs). Außerdem kommen Sie häufig nach kurz zurückliegenden chirurgischen Eingriffen am Ohr vor. Andere Risikofaktoren für eine derartige Entzündung sind Erkrankungen wie Diabetes oder individuelle Gegebenheiten, die mit einer Immunschwäche einhergehen. Auch im Alter kommen Entzündungen des äußeren Gehörgangs häufiger vor.

Solche Entzündungen werden sehr schmerzhaft, wenn der Gehörgang anschwillt oder sogar verstopft. Das kann zum Beispiel geschehen, wenn Ohrenschmalz, das sich im Gehörgang verhärtet hat, durch einwirkendes Wasser aufquillt.

Nur selten kommt ein Furunkel, die bakterielle Entzündung eines Haarbalgs, als Ursache einer Gehörgangentzündung in Betracht.

Vorbeugung

Reinigen oder trocknen Sie Ihren Gehörgang nicht mit Wattestäbchen, denn es besteht die Gefahr, den Gehörgang dabei zu reizen oder zu verletzen. Die Ohren reinigen sich durch die Bildung von Ohrenschmalz selbst. Das Ohrenschmalz kann leicht mit den Fingern oder einem weichen Tuch entfernt werden, wenn es aus dem Ohrgehörgang austritt.

Nach jedem Kontakt mit Wasser sollten Ohren mit einem Handtuch getrocknet werden. Wenn Wasser in den Gehörgang gelangt ist, legen Sie den Kopf zur Seite, damit es wieder herauslaufen kann. Ein leichtes Ziehen am Ohrläppchen sowie Hüpfen kann dabei helfen. Wer zu Ohrentzündungen neigt, kann beim Schwimmen Ohrstöpsel tragen, die das Wasser am Eindringen hindern.

Wie die Körperhaut hat auch die Haut im Ohr einen Schutzfilm aus Fett und Wasser. Ist er intakt, können sich Infektionen nur schlecht ausbreiten. Sehr trockene Haut, die spannt und stark schuppt, lässt auf einen gestörten Schutzfilm schließen. Dann kann es hilfreich sein, die Ohrmuschel mit einer Hautlotion oder -creme zu pflegen, die der Haut Fett und Feuchtigkeit zuführt.

Allgemeine Maßnahmen

Solange die Ohren entzündet sind, sollten Sie nichts ins Ohr stecken: keine Ohrstöpsel als Gehörschutz, kein Hörgerät, keine Im-Ohr-Hörer, kein Stethoskop.

Auch sollten Sie solange nicht schwimmen, bis die Entzündung abgeheilt ist. Beim Duschen sollten Sie darauf achten, kein Wasser ins Ohr zu bekommen.

Eine einfache Möglichkeit eine leichte Entzündung des äußeren Gehörgangs selbst zu behandeln, ist die Anwendung von Ohrentropfen mit zweiprozentiger Essigsäure. Diese können Sie sich in der Apotheke zubereiten lassen. In der Regel heilt eine derart behandelte Entzündung innerhalb von sieben Tagen ab. Muss allerdings länger behandelt werden, sind die unter Behandlung mit Medikamenten genannten Mittel besser wirksam.

Wann zum Arzt?

Suchen Sie bei starken Ohrenschmerzen oder anderen Anzeichen für eine Entzündung des äußeren Gehörgangs eine Ärztin oder einen Arzt auf.

Wenn Flüssigkeit aus dem Ohr austritt, ist anzunehmen, dass das Trommelfell verletzt ist. Lassen Sie auch das umgehend von einer Ärztin oder einem Arzt überprüfen.

Behandlung mit Medikamenten

Rezeptfreie Mittel

Schmerzen im Gehörgang lassen sich mit rezeptfreien Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol lindern. Die Schmerzen lassen aber ohnehin schnell nach, wenn die Entzündung zurückgeht. Welcher der beiden Wirkstoffe gewählt wird, wenn ein Kind behandelt werden muss, hängt unter anderem von seinem Alter und Gewicht ab.

Ohrentropfen mit Glycerol werden eingesetzt, weil Glycerol auf der Haut gut haftet und ihr Wasser entziehen kann. Dadurch sollen die Schmerzen nachlassen und die Schwellung zurückgehen. Hochwertige wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass sich die Anwendung dieser Ohrentropfen bei Entzündungen des äußeren Gehörgangs lindernd auswirkt, fehlen jedoch. Daher werden diese Ohrentropfen als "wenig geeignet" bewertet.

Sie können allenfalls bei Menschen mit besonders empfindlichen Ohren eingesetzt werden, um den Gehörgang zu pflegen, beispielsweise nach dem Schwimmen, wenn Wasser ins Ohr eingedrungen ist und nach dem langen Tragen von Im-Ohr-Hörern. Dann können die erwärmten Tropfen ins Ohr geträufelt werden. Die Öffnung wird anschließend mit einem Wattebausch locker verschlossen.

Zur Behandlung der Entzündung gehört die sorgfältige Reinigung des empfindlichen und schmerzenden Gehörgangs durch Ärztin oder Arzt.

Rezeptpflichtige Mittel

Wenn nötig, kann die Ärztin oder der Arzt Ihnen zur Behandlung der Entzündung Glucocorticoide (äußerlich) verschreiben, die im Gehörgang wirken, zum Beispiel Salben mit Hydrocortison. Diese sind keine speziellen Ohrenmittel. Die Präparate werden vielmehr bei verschiedenen Hauterkrankungen, beispielsweise bei Neurodermitis, eingesetzt. Bei einer ungewöhnlich starken Entzündung kann es notwendig sein, für kurze Zeit Glucocorticoide als Tabletten einzunehmen.

Handelt es sich bei der Entzündung um einen Furunkel und besteht die Gefahr einer Blutvergiftung, muss ein Antibiotikum innerlich eingenommen werden.

Lokal wirkende Ohrentropfen mit dem Antibiotikum Ciprofloxacin werden als "mit Einschränkung geeignet" beurteilt. Bei einem Furunkel kann der Wirkstoff nicht so tief in die Haut eindringen, dass er den Infektionsherd erreicht. Handelt es sich um eine oberflächliche Entzündung im Gehörgang, wirken antibiotikahaltige Ohrentropfen wahrscheinlich nicht besser als eine Behandlung mit Glucocorticoiden. Es kommt hinzu, dass selbst bei äußerlicher Anwendung die Gefahr besteht, dass die Bakterien Resistenzen entwickeln. Deshalb sollten nur Antibiotika eingesetzt werden, die nicht auch innerlich angewendet werden. Ciprofloxacin ist jedoch ein wichtiges Mittel zur innerlichen Behandlung von Körperinfektionen.

Ohrentropfen, die Glucocorticoide und andere Substanzen enthalten, werden als "wenig geeignet" bewertet, um eine Entzündung des äußeren Gehörgangs zu behandeln. Die Wirkstoffe, die den Glucocorticoiden beigegeben sind, tragen zur Wirksamkeit nichts Wesentliches bei.

Auch für festgelegte Kombinationen aus Glucocorticoid und Antibiotikum – beispielsweise Dexamethason + Ciprofloxacin oder Fluocinolon + Ciprofloxacin – ist nicht ausreichend nachgewiesen, dass sie besser wirken als das Glucocorticoid allein. Der Zusatz eines Antibiotikums kann aber die Entwicklung von Resistenzen fördern. Es handelt sich um nicht sinnvoll zusammengesetzte Kombinationen.