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Empfängnis­verhütung

Allgemeines

Paare können für die Familienplanung aus einer Vielzahl von Verhütungsmethoden die für sie geeignete auswählen: Verhütung durch Messen der Temperatur und Prüfen des Scheidensekrets, Barrieremethoden mit Kondom, Diaphragma und spermientötenden Gelen oder Scheidenzäpfchen, Spirale, hormonhaltiger Vaginalring, unter die Haut gepflanztes Hormonstäbchen, Depotspritze, Hormonpflaster, Minipille, Pille, für den Notfall die "Pille danach" und als endgültigen Entschluss die Sterilisation. Da die Methoden – abgesehen von Kondom und Sterilisation – alle von der Frau angewendet werden, muss vor allem sie sich mit der getroffenen Wahl wohlfühlen. Wie positiv sie der Verhütungsmethode gegenübersteht, beeinflusst entscheidend die Sicherheit der Methode. Bei einer Frau, der die tägliche Einnahme einer Pille widerstrebt, ist es wahrscheinlicher, dass sie sie vergisst, als bei einer, die diese Verhütungsmethode als Gewinn empfindet. Nicht zuletzt dadurch erklärt sich die große Schwankungsbreite beim Pearl-Index.

Von Zeit zu Zeit sollte jede Frau überprüfen, ob ihre Entscheidung für eine Verhütungsmethode noch angemessen ist: Eine veränderte Lebenssituation, zunehmendes Alter und hinzugekommene Krankheiten können es sinnvoll machen, sie zu revidieren. Folgende Fragen sind bei der Wahl der Verhütungsmethode zu beantworten:

  • Wie groß ist der Anspruch an die Verhütungssicherheit? Die sichersten Methoden (Sterilisation, Implantat, Pille, Verhütungsring, -pflaster, Spirale) greifen am stärksten in den Körper ein.
  • Wie groß ist die Bereitschaft, durch unerwünschte Wirkungen der Methode ein gesundheitliches Risiko einzugehen? In dieser Hinsicht sind die hormonellen Mittel (Minipille, Pille, hormonhaltige Spirale, Implantat, Pflaster, Vaginalring, Spritze) am stärksten belastet.
  • Wie viel Initiative besteht, sich mit der Verhütungsmethode auseinanderzusetzen? Für Temperaturmessung und Prüfung des Scheidensekrets muss die Frau mit ihrem Körper sehr vertraut sein, seine Zeichen gut wahrnehmen und deuten können. Die Durchführung muss erlernt und geübt werden; das Gleiche gilt für den Gebrauch eines Diaphragmas.
  • Ist der Partner bereit, die Verhütung verlässlich zu übernehmen? Dafür steht, wenn eine Sterilisation nicht infrage kommt, nur das Kondom zur Verfügung. Der Coitus interruptus ("Aufpassen") ist unsicher.
  • Wie geregelt oder wechselhaft ist das Alltagsleben? Die Pille ist nur sicher, wenn sie verlässlich alle 24 Stunden eingenommen wird. Pillen, die als Wirkstoffe sowohl Estrogene als auch Gestagene enthalten, können bis zu zwölf Stunden verspätet eingenommen werden. Die Minipille allerdings, die nur ein Gestagen als Hormonkomponente enthält, erfordert eine besondere Disziplin: Sie sollte möglichst nach der Uhr immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden. Eine verspätete Einnahme ist nur bis zu maximal drei Stunden möglich. Danach besteht keine Verhütungssicherheit mehr.
  • Wenn ein Diaphragma benutzt werden soll, muss die Frau daran denken, es mitzunehmen, wenn sie nicht zu Hause übernachtet; da es individuell angepasst ist, lässt sich nicht überall schnell Ersatz beschaffen.
  • Wie häufig kommt es durchschnittlich zum Sex? Eine kontinuierliche Verhütung (Minipille, Pille, Spirale, Implantat, Pflaster) könnte unnötig sein, wenn es nur selten etwas zu verhüten gibt.

Die verschiedenen Verhütungsmethoden

Kalender- oder Rhythmusmethode nach Knaus-Ogino ("Tage zählen"): Hierbei wird versucht, die fruchtbare Zeit auf Basis der vergangenen Zyklen rechnerisch zu ermitteln. Doch selbst ein regelmäßiger Zyklus unterliegt immer wieder Schwankungen. Das macht die Methode sehr unsicher.

Temperaturmessen/Schleimbeobachtung, natürliche Familienplanung (symptothermale Methode): Zur Zeit des Eisprungs, also etwa in der Mitte des Menstruationszyklus, steigt die Körpertemperatur (Basaltemperatur) von etwa 36,5 °C auf etwa 37 °C. Bis zur nächsten Blutung bleibt sie erhöht, dann sinkt sie wieder ab.

Im Voraus lässt sich der Eisprung mit dieser Methode nicht bestimmen, erst nach der Temperaturerhöhung ist klar, dass er stattgefunden hat. Um diesen Zeitpunkt eher absehen zu können, helfen die Schleimbeobachtung und/oder der LH-Test.

Kurz nach der Regel ist kaum Ausfluss aus der Scheide zu spüren oder zu sehen. Nach einigen Tagen beginnt sich weißlicher, zäher oder cremiger Schleim zu bilden. Kurz vor dem Eisprung entsteht im Gebärmutterhals dann so viel Schleim, dass er die Scheide herabfließt. Er ist dünnflüssig und durchsichtig. Einige Tage später ist die Scheide wieder trockener.

Die fruchtbaren Tage beginnen, wenn zum ersten Mal im Zyklus Schleim spürbar wird; sie enden vier Tage nach der dünnflüssigen Schleimabsonderung. Von dem Tag bis zur nächsten Regel ist eine Schwangerschaft unwahrscheinlich.

Mit dem LH-Test wird das luteinisierende Hormon bestimmt, das von der Hirnanhangdrüse gebildet wird und den Eisprung auslöst. Der Test wird mit Morgenurin durchgeführt. Bei einer großen Menge LH signalisiert er eine positive Reaktion. Das zeigt an, dass der Eisprung innerhalb von 24 Stunden stattfinden wird. Der Test ist in Apotheken erhältlich.

Kombiniert man diese Verfahren und verzichtet somit an den fruchtbaren Tagen auf Geschlechtsverkehr oder wendet dann eine Barrieremethode an, ist die Verhütungssicherheit sehr hoch.

Verhütungscomputer sollen helfen, die fruchtbaren Tage einer Frau im Voraus zu bestimmen. Die Modelle arbeiten nach zwei Prinzipien. Die eine Sorte (Beispiel: Ladycomp) zieht zur Berechnung ausschließlich die regelmäßig gemessene Morgentemperatur heran. Die andere Sorte (Beispiel: Persona) verwendet das Ergebnis einer Hormonanalyse des Urins, die die Frau mithilfe eines Teststäbchens vornimmt.

Die Geräte, die die gemessene Temperatur zugrunde legen, nehmen der Frau das Eintragen der Messdaten ab und berechnen die fruchtbaren Tage anhand der zwölf vorangegangenen Zyklen. Auf diese Weise werden Zyklusschwankungen berücksichtigt. Die Verhütungssicherheit erhöht sich durch die Verwendung dieser Geräte gegenüber der auf konventionelle Weise durchgeführten natürlichen Familienplanung allerdings nicht. Je nachdem, wie konsequent ein solcher Verhütungscomputer angewendet wird, kann bei korrekter Anwendung der Pearl-Index bei 0,3 liegen oder – wenn es Anwendungsfehler gibt – bei 2,4 bis 10.

Die Verhütungssicherheit ist auch nicht besser bei den Computern, die die fruchtbaren Tage anhand der Hormonkonzentration im Urin zu ermitteln versuchen. Diese kann nämlich individuell so stark schwanken, dass sich die gefundenen Werte nicht jedes Mal auswerten lassen. Dann greifen auch diese Geräte auf die in den Vormonaten gemessenen Werte zurück. Für diese Geräte wurde ein Pearl-Index von 6 – wenn die Anwendungsfehler mit einbezogen werden – bis zu 20 ermittelt.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass bei jungen Frauen, bei denen die Blutungen noch sehr unregelmäßig einsetzen, diese Art der Verhütung nur eine geringe Verhütungssicherheit besitzt.

Zyklus-Apps: Die natürliche Verhütung lässt sich auch mit einer App unterstützen. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten, die Frauen die Zeit der fruchtbaren Tage sicher vorhersagen wollen. Doch hier ist Vorsicht geboten: Bei den meisten Apps wird das Mess- und Vorhersagekonzept als mangelhaft bewertet. Zu empfehlen sind allenfalls Apps, die die symptothermale Methode (s. vorstehend) als Grundlage für ihre Vorhersage nutzen.

Coitus interruptus ("Aufpassen"): Kurz vor dem Samenerguss zieht sich der Mann zurück. Da dennoch immer unbemerkt Samenflüssigkeit in die Scheide gelangen kann, ist die Schwangerschaftsrate hoch.

Kondom (Präservativ): Kondome sind ein relativ sicheres Mittel zur Empfängnisverhütung, wenn sie richtig benutzt werden. Von Vorteil ist, dass sie überall erhältlich und – nachdem man es einmal gelernt hat – leicht anzuwenden sind und als einziges Mittel bei jeder Art von Geschlechtsverkehr auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen.

Diaphragma: Hierbei handelt es sich um eine gewölbte Membran aus Silikon mit einem elastischen Ring am Rand. Neben individuell angepassten Diaphragmen gibt es ein Silikondiaphragma in Einheitsgröße (Caya), das sich in der Form von herkömmlichen Modellen unterscheidet und dadurch anwendungsfreundlicher sein soll. Das Diaphragma wird mit Gel bestrichen und dann so in die Scheide eingesetzt, dass es den Muttermund verschließt. So versperrt es dem Sperma den Weg in die Gebärmutter. Das Gel soll zum einen die Spermienbeweglichkeit hemmen und zum anderen den Sitz des Diaphragmas vor dem Muttermund abdichten. Damit das Diaphragma sicher verhütet, muss es korrekt sitzen. In Deutschland werden neben Produkten in Einheitsgröße auch solche mit unterschiedlichem Durchmesser angeboten. Diese müssen vor der Anwendung fachgerecht angepasst werden, damit die jeweils richtige Größe gewählt wird. In der Wachstumszeit während der Pubertät, bei Gewichtsveränderungen von mehr als fünf Kilogramm und nach einer Geburt (und Fehlgeburt) muss es jeweils erneut angepasst werden.

Aber auch bei Produkten, die in einer Einheitsgröße angeboten werden, sollte der richtige Sitz vor der ersten Anwendung durch eine Fachkraft überprüft werden.

Portiokappe: Wenn ein Diaphragma aus anatomischen Gründen nicht benutzt werden kann – beispielsweise nach mehreren Geburten oder wenn sich die Scheidenwand gesenkt hat –, kann eine Portiokappe eine Alternative darstellen.

Spirale: Ein mit Kupfer umwickelter oder mit einem Hormon imprägnierter Kunststoffdraht wird in die Gebärmutter eingesetzt und verhindert dort, dass ein Ei befruchtet wird oder dass sich in der Gebärmutter ein befruchtetes Ei einnisten kann.

Hormonelle Empfängnisverhütung: Bei den hormonellen Verfahren wird durch eine regelmäßige Hormongabe die natürliche hormonelle Steuerung des Zyklus bei der Frau unterdrückt. Dadurch wird ein Eisprung verhindert. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungsformen von Hormonen. Am bekanntesten ist die Pille, aber auch Pflaster, Implantate, Vaginalringe oder Spritzen kommen zum Einsatz.

Wann zum Arzt?

Wer sich für eine Verhütungsmethode mit Hormonen entscheidet, muss sich für diese ein Rezept besorgen. Egal ob Pille, Pflaster, Spritze oder Implantat, alle diese Mittel sind verschreibungspflichtig. Dies gilt auch für die Intrauterinpessare (IUP) – sowohl Kupferspiralen als auch für solche, die Hormone enthalten, Hinzu kommt, dass ein IUP in der Frauenarztpraxis eingelegt werden muss.

Vor dem 22. Geburtstag übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für alle verschreibungspflichtigen empfängnisverhütenden Mittel.

Behandlung mit Medikamenten

Rezeptfreie Mittel

Ein Diaphragma – entweder ein größenangepasstes oder eines in Einheitsgröße – wird vor der Verwendung mit einem Gel bestrichen. Damit erreicht man eine bessere Abdichtung des Muttermundes. Hierfür ist ein Mittel auf Milchsäurebasis (Contragel) geeignet. Es ist gut verträglich und nach derzeitigen Erkenntnissen in Kombination mit dem Diaphragma ebenso gut wirksam wie herkömmliche Gele mit einem spermienabtötenden Wirkstoff, die nur noch als rezeptpflichtige Mittel auf dem Markt sind.

Wenden Sie Arzneimittel im Intimbereich an, sollten Sie beachten, dass einige dieser Präparate die Reißfestigkeit von Latexkondomen und bei längerer Anwendungszeit eventuell auch die der Membran eines Diaphragmas beeinträchtigen können. Dies gilt insbesondere für fetthaltige Präparate. Näheres hierzu lesen Sie unter Anwendung von Kondomen und Diaphragmen.

"Pille danach"

Für den Notfall ist die "Pille danach" ohne Rezept in Apotheken erhältlich. Es handelt sich dabei um Hormonpräparate, die entweder das Gestagen Levonorgestrel enthalten oder Ulipristal, ein Wirkstoff, der wie ein Gestagen wirkt. Mit der "Pille danach" wird in erster Linie ein Eisprung zeitlich nach hinten verschoben. Ihre Anwendung kann der Frau einen Schwangerschaftsabbruch ersparen, den sie sonst vielleicht anstreben würde. Je früher die Mittel nach dem ungeschützten Sex angewendet werden, umso sicherer lässt sich eine Schwangerschaft verhindern. Die Anwendung eines solchen Notfall-Verhütungsmittels birgt zwar nur geringe Risiken, dennoch eignet sich die "Pille danach" nicht als reguläres Verhütungsmittel. Im Unterschied zu normalen Pillen schützt sie nicht dauerhaft und greift mit ihrem relativ hohen Hormongehalt deutlich in den Hormonhaushalt des Körpers ein.

Die "Pille danach" mit Levonorgestrel (PiDaNa) wird als "geeignet" bewertet. Dieses Gestagen ist seit vielen Jahren in Gebrauch und gut erprobt. Auch falls die Frau bei der Einnahme bereits unbemerkt schwanger ist oder es trotz "Pille danach" wird, schadet das Mittel dem ungeborenen Kind demnach nicht.

Ob Präparate mit Ulipristal (ellaOne) für das ungeborene Kind ebenso sicher sind, wie solche mit Levonorgestrel, lässt sich noch nicht abschließend sagen. Es liegen bisher nur wenige Erkenntnisse hierzu vor. Sie ergeben keinen Hinweis auf Komplikationen – weder für die Frau im Verlaufe der Schwangerschaft noch für das ungeborene Kind. Die dennoch vorhandene Unsicherheit führt zur Bewertung "mit Einschränkung geeignet". Präparate mit Ulipristal sollten vor allem dann eingesetzt werden, wenn der ungeschützte Sex mehr als drei Tage, aber nicht länger als fünf Tage zurückliegt. Präparate mit Levonorgestrel sind für eine so späte Anwendung nicht zugelassen.

Rezeptpflichtige Mittel

Die Pille

Das Arzneimittel, das umgangssprachlich "die Pille" heißt, wird in Fachkreisen als orales Kontrazeptivum oder Antikonzeptivum bezeichnet. In ihm sind zwei unterschiedliche Arten weiblicher Sexualhormone, je eines aus der Gruppe der Östrogene und der Gestagene, sinnvoll miteinander kombiniert.

Abhängig von dem Verhältnis, in dem Östrogen und Gestagen über den gesamten Einnahmezeitraum in den Tabletten verteilt sind, werden die Produkte in Einphasen- sowie in Zwei-, Drei- und Vierstufenpräparate unterteilt.

Bei Einphasenpräparaten nimmt die Frau mit jeder dieser Pillen während der gesamten Einnahmezeit immer die gleiche Menge der beiden Hormone Östrogen und Gestagen ein. Bei Zwei-, Drei- und Vierstufenpräparaten werden ebenfalls Östrogen und Gestagen eingenommen, das Mischungsverhältnis ändert sich aber im Zyklusverlauf.

Als Östrogen enthalten fast alle hier besprochenen Pillen Ethinylestradiol. Dessen Dosierung soll möglichst zwischen 20 und 30 Mikrogramm (μg) liegen, um die unerwünschten Wirkungen dieses Hormons gering zu halten. Zwei Präparate, Qlaira und Zoely, gibt es mit Estradiol als Östrogenkomponente, dem im Körper natürlich vorkommenden Östrogen. Dieses wurde vorher nur in Präparaten gegen Wechseljahresbeschwerden eingesetzt.

Bei den Gestagenen gibt es eine größere Variationsbreite. Die einzelnen Substanzen unterscheiden sich vor allem in ihrer Wirkstärke und darin, welche unerwünschten Wirkungen bei ihnen besonders betont sind. Ihr Risiko, schwerwiegende unerwünschte Wirkungen zu verursachen, beeinflusst entscheidend, wie die Präparate bewertet werden. Besonders gut untersucht ist das Gestagen Levonorgestrel, dessen Wirkung und Risiken sehr zuverlässig zu beurteilen sind. Es wird daher oft als Vergleich herangezogen, um andere Gestagene zu beurteilen.

Als "geeignet" werden Einphasenpräparate mit wenig Östrogen und Dreistufenpräparate beurteilt, wenn sie als Gestagen Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat enthalten (Ethinylestradiol + Levonorgestrel, Ethinylestradiol + Norethisteron, Ethinylestradiol + Norgestimat). Das Risiko dieser Gestagene für eine Venenthrombose oder Lungenembolie ist bekannt, gut einschätzbar und geringer als bei anderen Gestagenen. *

Als "mit Einschränkung geeignet" wird ein Einphasenpräparat mit Ethinylestradiol + Chlormadinon beurteilt. Das Gestagen Chlormadinon wird zwar schon recht lange als Pilleninhaltsstoff eingesetzt, doch sein Thromboserisiko ist im Vergleich zu Levonorgestrel noch nicht sicher genug einzuschätzen. Chlormadinon kann aber für Frauen mit Akne und fettiger Haut vorteilhaft sein. Diese Probleme beruhen oft darauf, dass der Anteil männlicher Hormone im hormonellen Gleichgewicht dieser Frauen etwas stärker betont ist. Dem wirkt Chlormadinon entgegen.

Ebenfalls als "mit Einschränkung geeignet" wird das Einphasenpräparat Zoely beurteilt. Es enthält als Östrogenkomponente Estradiol und als Gestagen das relativ neue Nomegestrol. Die Bewertung beruht darauf, dass sich noch nicht abschätzen lässt, wie groß das Risiko für Venenthrombosen und Lungenembolien bei diesem Präparat ist im Vergleich zu Pillen mit Ethinylestradiol und Levonorgestrel.

Das Zweistufenpräparat Neo-Eunomin wird als "mit Einschränkung geeignet" bewertet (Ethinylestradiol + Chlormadinon). Es hat einen höheren Östrogenanteil und ist daher nur für Frauen vertretbar, bei denen eine höhere Östrogendosierung medizinisch begründet ist. Außerdem ist das Thromboserisiko für den Gestagenanteil Chlormadinon noch nicht so gut untersucht wie für Levonorgestrel.

Als "wenig geeignet" werden Pillen bewertet, in denen das Östrogen mit Desogestrel, Dienogest, Drospirenon oder Gestoden kombiniert ist (Ethinylestradiol + Desogestrel, Ethinylestradiol + Dienogest, Ethinylestradiol + Drospirenon, Ethinylestradiol + Gestoden). Mit diesen Gestagenen verbindet sich ein 1,5- bis 2-fach höheres Risiko für Thromboembolien als mit den als "geeignet" bewerteten. Bei diesen Pillen treten schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse zwar selten auf, aber häufiger als bei niedrigdosierten, levonorgestrelhaltigen Pillen. Zu diesen Nebenwirkungen gehören Beinvenenthrombosen, Lungenembolien, Schlaganfall oder Herzinfarkte. In Zahlen bedeutet das: Wenn 10 000 Frauen ein Jahr lang Pillen mit Levonorgestrel oder Norethisteron oder Norgestimat einnehmen, erleiden 5 bis 7 von ihnen eine Thromboembolie. Nehmen 10 000 Frauen ein Jahr lang Pillen mit Desogestrel, Drospirenon oder Gestoden ein, sind 9 bis 12 Frauen betroffen. Enthält die Pille das Gestagen Dienogest sind es 8 bis 11 Frauen. Diese Unterschiede wirken in Zahlen recht gering. Da es sich aber um schwerwiegende Ereignisse handelt, ist eine derartige Risikoerhöhung durchaus ernsthaft in die Entscheidung, welche Pille ausgewählt wird, einzubeziehen.

Die Bewertung gilt sowohl für Einphasenpräparate als auch für das Zweistufenpräparat Biviol, das Dreistufenpräparat Novial und das Vierstufenpräparat Qlaira.

Durch die abgestuften Hormonmengen im Verlauf eines Zyklus kann die Verhütungssicherheit bei Zwei-, Drei- und Vierstufenpräparaten geringer sein als bei den Einphasenpräparaten.

Verhütungspflaster

Statt die Hormone einzunehmen, können sie auch mit einem Pflaster auf die Haut aufgebracht werden. Von dort werden sie verlässlich ins Blut aufgenommen, sodass das Pflaster ebenso wirkt wie die Pille. Das Verhütungspflaster enthält das bewährte Östrogen Ethinylestradiol und das neuartige Gestagen Norelgestromin.

Untersuchungen zufolge gelangt bei der Pflasteranwendung offenbar mehr Östrogen ins Blut als bei der Einnahme niedrig dosierter Pillen. Dadurch steigt – verglichen mit Pillen mit niedrigem oder mittlerem Östrogengehalt und Levonorgestrel – das Risiko für Thrombosen in den Beinvenen und für Lungenembolien an. Zudem ist unklar, ob das Gestagen Norelgestromin das Thromboserisiko darüber hinaus noch stärker erhöht. Aus diesen Gründen gilt das Verhütungspflaster als "wenig geeignet".

Vaginalring

Eine weitere Anwendungsart empfängnisverhütender Hormonkombinationen ist der Vaginalring, der in die Scheide eingebracht und für drei Wochen vor dem Muttermund platziert wird. Er enthält Ethinylestradiol und Etonogestrel. Seine empfängnisverhütende Wirkung entspricht der der Pillen. Allerdings enthält das Produkt ein Gestagen, das vergleichbar ist mit Desogestrel, einem Bestandteil verschiedener Pillen. Mit Desogestrel verbindet sich ein erhöhtes Risiko für Thrombosen in den Beinvenen und Lungenembolien, wenn es in Kombination mit einem Östrogen als Tablette angewendet wird. Inzwischen verweist die europäische Zulassungsbehörde aufgrund von Studien darauf, dass auch mit dem Ring ein höheres Thromboserisiko verbunden sein könnte als mit der Einnahme einer Pille mit niedrigem oder mittlerem Östrogengehalt und Levonorgestrel. Aus diesem Grund wird der Vaginalring als "wenig geeignet" bewertet.

Minipille

Die Minipille enthält im Unterschied zu den anderen Pillen nur ein Gestagen, und zwar bei den hier aufgeführten Produkten die Substanz Desogestrel oder Levonorgestrel. Die Minipille, deren empfängnisverhütende Wirkung allein auf dem Gestagen Levonorgestrel beruht, wird für Frauen, die die Tabletten sehr regelmäßig einnehmen können, als "geeignet" bewertet.

Die Minipille mit Desogestrel gilt demgegenüber als "mit Einschränkung geeignet", da das Risiko dieses Gestagens für Thrombosen in den Beinvenen und Lungenembolien – im Gegensatz zu Levonorgestrel – nicht ausreichend abschätzbar ist.

Implantat

Das Implantat ist ein hormonhaltiges Stäbchen, das in den Oberarm eingepflanzt wird. Aus ihm tritt kontinuierlich Etonogestrel, ein Gestagen, ins Blut über. Dass dieses Produkt als "wenig geeignet" bewertet wird, hat zwei Gründe: Über das Gestagen Etonogestrel liegen noch nicht genügend Daten vor, um seine Verträglichkeit abschließend beurteilen zu können. Noch gravierender sind aber Hinweise, nach denen das Implantat bei Bedarf nicht immer sicher entfernt werden kann. Der Grund ist eine fehlerhafte Implantation. Solange sich das hormonhaltige Stäbchen aber im Körper der Frau befindet und seine Verhütungswirkung anhält – und das können unter Umständen Jahre sein –, kann die Frau nicht schwanger werden. Auch Nebenwirkungen des Hormons halten diese Zeit über an.

Das bisher im Handel befindliche Implantatprodukt ließ sich im Körper mittels Ultraschallaufnahme und Kernspintomografie aufspüren. Das ist auch bei dem neuen Produkt Implanon NXT möglich. Da aber in Einzelfällen das Implantat selbst so nicht auffindbar, enthält es geringe Mengen eines Kontrastmittels. Damit ist es notfalls im Röntgenbild sichtbar.

Dreimonatsspritze

Mit der Dreimonatsspritze wird eine große Menge des Gestagens Medroxyprogesteron in den Körper injiziert. Diese Art der Verhütung ist nur bei Frauen zu vertreten, die keines der anderen Verhütungsmittel vorschriftsmäßig anwenden können oder sie nicht vertragen. Für diese sehr seltene Situation wird die Dreimonatsspritze als "geeignet" bewertet. Als Empfängnisverhütungsmittel für Frauen ohne diese speziellen Bedingungen sind diese Präparate abzulehnen. Ihr entscheidender Nachteil gegenüber den sonstigen Verhütungsmitteln liegt darin, dass der Wirkstoff sogar bei ernsthaften Nebenwirkungen noch etwa drei Monate im Körper weiterwirkt. Zudem lässt sich das Thromboserisiko dieses Gestagens nicht ausreichend beurteilen, obwohl es schon lange im Einsatz ist.

Bei Anwendung der Dreimonatsspritze verringert sich meist die Östrogenwirkung im Körper. Dann bleibt häufig die Menstruation aus. Nach Absetzen der Depotspritze dauert es bei der Hälfte der Frauen etwa zehn Monate, bis sie schwanger werden. Manche Frauen müssen darauf aber sogar bis zu zweieinhalb Jahre warten.

Bei Daueranwendung kann die reduzierte Östrogenwirkung im Körper zudem die Stabilität der Knochen beeinträchtigen.

Intrauterinpessare

Intrauterinpessare, abgekürzt IUP, sind zwei bis vier Zentimeter große Gebilde, die vom Arzt in die Gebärmutter eingelegt werden und dort über mehrere Jahre liegen bleiben können. Es gibt sie T-förmig oder halboval aus flexiblem Kunststoff. Bei den Produkten femena, Flexi T und NOVA T ist der Kunststoff mit einem dünnen Kupferdraht umwickelt. IUB ist ein kugelförmiges Gebilde mit Kupferperlen. Bei GyneFix sind Kupferhülsen auf einen Kunststofffaden aufgefädelt. Diese Kette wird in der Gebärmutter fixiert. Zur besseren Wiederauffindbarkeit sind einigen Produkten Stoffe wie Bariumsalze, Silber oder Gold zugesetzt, die bei Ultraschall- oder Röntgenuntersuchungen sichtbar werden. Dazu zählen femena, Flexi T und NOVA T.

MIRENA und Jaydess sind IUP die das Hormon Levonorgestrel enthalten und dieses kontinuierlich abgeben. Durch einen Silberring lässt sich Jaydess über Ultraschall leicht auffinden. Im Vergleich zu diesem Intrauterinpessar ist Mirena etwas größer und kann länger im Körper verbleiben.

Sowohl kupferhaltige IUP als auch gestagenhaltige IUP werden als "geeignet" eingestuft. Nach den bisher vorliegenden Untersuchungsdaten bergen die IUP kein erhöhtes Thromboserisiko.

"Spirale danach"

Um nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr einer Schwangerschaft vorzubeugen, besteht auch die Möglichkeit, dass der Arzt Ihnen eine Kupferspirale einsetzt. Das sollte bis spätestens fünf Tage nach dem ungeschützten Sex geschehen und bietet sich besonders an, wenn Sie die Verhütung mittels Spirale beibehalten wollen.