Allgemeines
Im Alter zwischen 45 und 55 Jahren endet die zyklische Hormonproduktion der Eierstöcke und damit die Fruchtbarkeit jeder Frau. Die letzte Regelblutung, medizinisch Menopause genannt, haben Frauen durchschnittlich im Alter von 50 bis 53 Jahren.
Die Wechseljahre (Klimakterium) durchlebt rund ein Drittel der Frauen ohne Beschwerden. Von den Frauen, die typische Wechseljahresbeschwerden erleben, werten etwa die Hälfte, diese Symptome als nur gering und suchen auch keine Behandlung. Die anderen Frauen haben Beschwerden, die sie stark beeinträchtigen, und wünschen eine Behandlung.
Wie Frauen mit den Wechseljahren zurechtkommen, hängt nicht allein von den hormonellen Schwankungen ab. Diejenigen, die mit ihrem Berufs-, Familien- und Liebesleben zufrieden sind und ein stabiles Selbstwertgefühl haben, leiden deutlich weniger unter Wechseljahresbeschwerden als andere.
Anzeichen und Beschwerden
Die Beschwerden, die sich während der Wechseljahre einstellen können, sind individuell verschieden und belasten die Frauen unterschiedlich stark. Am häufigsten treten auf:
- Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Wie häufig es dazu kommt und wie stark die Beschwerden ausgeprägt sind, kann sich von Tag zu Tag ändern. Hitzewallungen und Schweißausbrüche treten durchschnittlich fünf bis zehn Jahre lang auf.
- Schlafstörungen durch nächtliche Hitzewallungen und in der Folge Müdigkeit
- Herzklopfen, Schwindel
- trockene Scheide.
Zwar gelten vielee Hautveränderungen als Zeichen des hormonellen Wandels, aber nach derzeitigem Kenntnisstand haben die Veränderungen der Haut nur wenig mit Hormonen zu tun. Die Haut wird mit zunehmendem Alter, bei häufigen Sonnenbädern und durch langjähriges Rauchen faltiger. Zudem ist der Zustand der Haut durch familiäre Anlagen bestimmt. Östrogene erhöhen lediglich den Wassergehalt der Haut, sodass sie glatter erscheint.
Und auch Harnwegsinfektionen und Harninkontinenz hängen gewöhnlich nicht mit Veränderungen während der Wechseljahre zusammen. Diese Störungen können sich vielmehr im Rahmen des allgemeinen Alterungsprozesses einstellen. Die betroffenen Frauen können sie aber belasten.
Ursachen
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Durchblutung in den Eierstöcken, was sich auch auf ihre Funktion auswirkt: Dadurch reagieren sie nicht mehr wie gewohnt auf die vom Gehirn produzierten Hormone. Infolge kommt es nur noch unregelmäßig zu einem Eisprung. Auf die abnehmende Eierstockfunktion reagiert das Gehirn mit einem vermehrten Hormonausstoß, der die Follikelreifung in den Eierstöcken – und damit die Östrogenproduktion anregen soll. Wenn aber ein Eisprung ausbleibt, wird kein Gelbkörper gebildet und es stellt sich ein Progesteronmangel ein. Dadurch verändert sich zunehmend auch die Dauer der Zyklen. Irgendwann stellen die Eierstöcke ihre Funktion komplett ein, dann fällt auch der Östrogenspiegel und die Menstruation bleibt aus. Diese hormonellen Veränderungen werden für die typischen Wechseljahrssymptome verantwortlich gemacht. Möglicherweise gewöhnen sich bei den betroffenen Frauen Zwischenhirn und Hirnanhangdrüse nur langsam an die niedrigeren Östrogenspiegel.
Diese Veränderungen vollziehen sich im Allgemeinen ganz allmählich. Phasen mit geregeltem und ungeregeltem Zyklus wechseln einander ab. Nur Frauen, deren Eierstöcke operativ entfernt oder zur Behandlung einer Krankheit gezielt funktionsunfähig gemacht wurden, kommen abrupt in die Wechseljahre.
Auf welchem Wege die hormonellen Veränderungen daran beteiligt sind, Hitzewallungen auszulösen, ist noch nicht bekannt. Das Zentrum für die Wärmeregulation im Zwischenhirn und das vegetative Nervensystem können vorübergehend Überreaktionen zeigen. Diese können einerseits durch einen gesunden Lebensstil abgeschwächt und andererseits – bei jeder Frau unterschiedlich – durch ungünstige Einflüsse wie Stress, Bewegungsmangel, Kaffee und Alkohol verstärkt werden. Allerdings erleben Frauen die Körperreaktionen in den Wechseljahren sehr verschieden: Manche Frauen empfinden das Mehr an Wärme als angenehm, andere fühlen sich damit unwohl.
Vorbeugung
Den Wechseljahren kann keine Frau vorbeugen. Doch alles, was die körperliche und seelische Stabilität fördert, kann dazu beitragen, gut durch diese Lebensphase zu kommen. Dazu gehört unter anderem, was bei Allgemeine Maßnahmen aufgeführt ist.
In früheren Jahren verband man mit der langfristigen Hormonbehandlung die Hoffnung nicht nur den Wechseljahresbeschwerden, sondern auch einer Reihe von Erkrankungen, die bei älteren Frauen häufiger auftreten, vorbeugen zu können. Dass eine solche Behandlung im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen eher schadet als nützt, zeigte sich in groß angelegten Untersuchungen, in denen Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von 63 Jahren langfristig mit Hormonpräparaten behandelt wurden. Wie sich eine zehn Jahre lang andauernde Hormonbehandlung auf Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall auswirkt, wenn sie direkt nach der letzten Regelblutung beginnt oder bereits sobald sich die ersten Wechseljahresbeschwerden einstellen, ist hingegen noch nicht ausreichend untersucht. Jedenfalls sind Hormonpräparate in den Wechseljahren nicht zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu empfehlen.
Zur Vorbeugung gegen Osteoporose ist die Wirksamkeit einer Hormonbehandlung nachgewiesen. Trotzdem kommt sie nur selten infrage, da die sorgfältige Abwägung des zu erwartenden Nutzens und der möglichen Risiken nur bei wenigen Frauen zugunsten einer andauernden Behandlung mit Hormonen ausgeht. Die Hoffnung, mit einer Hormonbehandlung dem Abbau geistiger Fähigkeiten vorbeugen zu können, hat sich ebenfalls zerschlagen. Nach Studienergebnissen wirkt sich eine Hormontherapie bei gesunden Frauen nicht vorteilhaft auf die Denk- und Erinnerungsleistung aus, wenn die Behandlung direkt nach der letzten Regelblutung beginnt. Ob Frauen, die zu diesem Zeitpunkt bereits leichte Gedächtnisstörungen aufweisen, von Hormonen profitieren können, ist nicht untersucht.
Frauen über 65 Jahre, die lange Zeit Hormone eingenommen haben, scheinen sogar ein höheres Risiko für eine Demenz zu haben als Frauen, die keine Hormone angewendet haben. Das gilt allerdings nicht, wenn es sich um eine vaginale Östrogentherapie handelt.
Ähnlich ungünstig waren die Ergebnisse, wenn bei älteren Frauen mit Hormontabletten einer Harninkontinenz vorgebeugt werden sollte. Bei den Frauen, die bisher keine Probleme mit der Blase hatten, stieg das Risiko nach den Wechseljahren an, wenn sie Hormone anwendeten. Bei Frauen mit Inkontinenz vor der Hormonbehandlung hatten sich die Beschwerden nach einem Jahr verschlimmert.
Ob sich all diese Erkenntnisse auch auf Frauen übertragen lassen, die mit einer Hormonbehandlung bereits in engem zeitlichen Zusammenhang mit ihrer letzten Regelblutung beginnen, ist unklar. Studien, die zur Beantwortung dieser Fragen verlässliche Ergebnisse liefern, wurden bisher für diese Frauen nicht durchgeführt. Damit bleibt auch offen, ob eine langjährige Anwendung von Hormonen für jüngere Frauen sicher ist.
Allgemeine Maßnahmen
Folgende Maßnahmen können zum Wohlbefinden in den Wechseljahren beitragen. Dass sich dadurch auch die typischen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen bessern, ist aber nicht ausreichend nachgewiesen.
- Sportliche Betätigung, z. B. Ausdauersportarten wie Gehen (Walking), Laufen (Jogging), Wandern, Skilanglaufen, Fahrradfahren und Schwimmen. Um einer Osteoporose vorzubeugen, sind Bewegungen, bei denen das eigene Gewicht eingesetzt wird, wie beim Gehen, Laufen und Springen (z. B. Seilspringen, Stepping) oder Krafttraining besonders effektiv.
- Regelmäßige Kaltwasserbehandlungen und Saunagänge.
- Entspannungsmethoden wie Yoga und autogenes Training.
Wann zum Arzt?
Wenn Sie sich durch Wechseljahresbeschwerden nachhaltig beeinträchtigt fühlen, Ihr Alltagsleben zu bewältigen, sollten Sie ein ärztliches Beratungsgespräch suchen.
Frauen, die vor dem 45. Lebensjahr in die Wechseljahre kommen, sollten mit einem Frauenarzt besprechen, ob sie eventuell eine Zeit lang Hormone anwenden sollen. Wenn die Östrogenwirkung schon derart früh endet, ist das ein Risikofaktor für die Entstehung einer Osteoporose.
Ein Besuch in der Arztpraxis ist auch immer dann notwendig, wenn nach einer längeren blutungsfreien Zeit erneut Blutungen auftreten. Dann muss abgeklärt werden, ob es in der Gebärmutter ein krankhaftes Schleimhautwachstum gibt.
Behandlung mit Medikamenten
Viele Frauen empfinden die Einnahme von Hormonen als einen zu großen Eingriff in den natürlichen Prozess ihres Körpers und erwägen stattdessen die Einnahme von rezeptfreien Pflanzenmitteln. Bei der Behandlung ist grundsätzlich zu bedenken, dass weder mit Hormonen noch mit pflanzlichen Mitteln allen Folgen zu begegnen ist, die aufgrund der nachlassenden Östrogenproduktion eintreten können. Für spezifische Probleme sind andere Ansätze notwendig. Lesen Sie Näheres zu:
Rezeptfreie Mittel
Von den pflanzlichen Mitteln gegen allgemeine Wechseljahresbeschwerden werden vor allem Traubensilberkerze – auch Schlangenwurzel, Cimicifuga racemosa genannt – und Rhapontikrhabarber eingenommen. Die betroffenen Frauen hoffen, dass diese Pflanzenextrakte Hitzewallungen und Schweißausbrüche lindern, aber keine unerwünschten Wirkungen entfalten. Einen sicheren und ausreichenden Beleg, dass Produkte mit diesen Pflanzenextrakten therapeutisch wirksam sind, gibt es jedoch nicht. Zudem fehlen Nachweise, dass eine Einnahme dieser Pflanzenextrakte über lange Zeit ohne schwerwiegende unerwünschte Wirkungen bleibt. Hinzu kommt, dass zwischen der Langzeiteinnahme von cimicifugahaltigen Mitteln und Leberschäden möglicherweise ein Zusammenhang besteht. Aus diesen Gründen werden die pflanzlichen Mittel als "wenig geeignet" bewertet.
Auch die Kombination aus Traubensilberkerze + Johanniskraut wird als "wenig geeignet" beurteilt, da die therapeutische Wirksamkeit dieser festgelegten Kombination bei Wechseljahresbeschwerden nicht ausreichend nachgewiesen ist.
Das Produkt Vagisan FeuchtCreme ist eine Kombination aus Milchsäure + Benzylalkohol + Cetylpalmitat + Cetylstearylalkohol + Natriumlactat + Octyldodecanol + Polysorbat 60 + Sorbitanmonostearat. Sie befeuchtet und pflegt eine trockene Scheide. Unter Scheidentrockenheit leiden besonders Frauen nach den Wechseljahren. Hierfür wird sie als "geeignet" angesehen.
Rezeptpflichtige Mittel
Östrogene beeinflussen viele Vorgänge im Körper einer Frau. Sie regen das Zellwachstum an, vor allem in der Schleimhaut der Gebärmutter und der Eileiter, in der Muskelschicht der Gebärmutter, der Haut der Scheide und in der Brust. Sie greifen in den Salz- und Wasserhaushalt ein und beeinflussen den Knochenabbau und den Fettstoffwechsel. In den Wechseljahren, wenn die Östrogenbildung zum Erliegen kommt, verändern sich diese Prozesse zwangsläufig.
Eine Hormontherapie in den Wechseljahren wird in aller Regel mit zwei Hormonen, Östrogen und Gestagen, durchgeführt. Das Gestagen darf allerdings bei Frauen entfallen, deren Gebärmutter entfernt wurde.Die Kombinationsbehandlung ist erforderlich, weil sich auch bei Frauen nach den Wechseljahren die Gebärmutterschleimhaut durch das zugeführte Östrogen weiterhin aufbaut. Da es aber keinen geregelten Zyklus mehr gibt, wird sie nicht mehr mit einer Blutung abgestoßen. Je dicker die Schleimhaut anwächst, desto größer wird das Risiko, dass aus einzelnen bösartig veränderten Zellen Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom) entsteht. Das wird verhindert, wenn die Schleimhaut regelmäßig im Rahmen einer Blutung abgestoßen wird. Die Blutung wird durch das Hormon Gestagen ausgelöst. Es muss als Medikament hinzugenommen werden, weil es der Körper durch die Veränderungen im Zusammenhang mit den Wechseljahren nicht mehr selbst produziert.
Dass Östrogene Wechseljahresbeschwerden bessern können, ist zweifelsfrei nachgewiesen. Große Studien, in denen Tausende von Frauen mit Hormonen behandelt und über viele Jahre lang beobachtet wurden, haben aber auch die Probleme dieses Vorgehens aufgezeigt. Dabei ist unter anderem deutlich geworden, dass es Unterschiede gibt, ob eine kombinierte Behandlung mit Östrogen und Gestagen durchgeführt wird oder ob Frauen ohne Gebärmutter eine reine Östrogenbehandlung erhalten.
Frauen nach den Wechseljahren, die eine Östrogen-Gestagen-Kombination dauerhaft anwenden, haben ein höheres Risiko, einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall, Thrombosen in den Beinvenen und Lungenembolien zu erleiden, als Frauen, die ohne Hormontherapie auskommen.
Darüber hinaus steigt das Risiko für Brustkrebs mit der Dosis der Hormone und der Dauer ihrer Anwendung an. Eine qualitativ hochwertige Untersuchung zeigte zudem, dass die Tumore bei Frauen, die Hormone angewendet hatten, oft größer sind und häufiger auch die Lymphknoten betrafen, als bei Frauen, die keine Hormone angewendet hatten.
Ferner erhöht bereits eine Hormonbehandlung von weniger als fünf Jahren das Risiko für Eierstockkrebs.
Die nachträgliche Auswertung einer der größten Studien zur Hormontherapie in den Wechseljahren liefert außerdem einen Hinweis, dass die Hormonbehandlung die Entstehung von Nierensteinen fördern kann.
Die konkreten Zahlen, wenn 1 000 Frauen eine Kombination aus Östrogen und Gestagen anwenden, lauten folgendermaßen:
- 5 Frauen mehr bekommen nach einem Jahr eine Thrombose in den Beinvenen oder eine Lungenembolie (7 mit Hormonen, 2 ohne).
- 5 Frauen mehr bekommen nach 5 bis 6 Jahren Brustkrebs (24 mit Hormonen, 19 ohne).
- 2 Frauen mehr erleiden nach 3 Jahren einen Schlaganfall (8 mit Hormonen, 6 ohne).
- 2 Frauen mehr bekommen nach 1 Jahr einen Herzinfarkt (4 mit Hormonen, 2 ohne).
- 24 Frauen weniger erleiden nach 5 bis 6 Jahren Knochenbrüche (87 mit Hormonen, 111 ohne).
- 3 Frauen weniger bekommen nach 5 bis 6 Jahren Dickdarmkrebs (6 mit Hormonen, 9 ohne).
Das erhöhte Risiko für schwerwiegende Erkrankungen ist deutlich mit dem Alter verknüpft: Je älter die Frau ist, die Hormone anwendet, umso größer ist das Risiko für Thrombosen und Krebserkrankungen der Brust und der Geschlechtsorgane. Dass infolge der Hormontherapie weniger Hüftbrüche und weniger Dickdarmkrebserkrankungen vorkommen, wiegt das Risiko, das mit der Behandlung einhergeht, im Allgemeinen nicht auf.
Das Risiko für Brustkrebs hängt deutlich von der Anwendungszeit ab. Bei einer Behandlungsdauer von weniger als einem Jahr ist das Brustkrebsrisiko bei einer Anwendung einer Gestagen-Östrogen-Kombination nur geringfügig erhöht; bei der alleinigen Östrogenanwendung wurde für diese kurze Behandlungsdauer keine Risikoerhöhung festgestellt.
Bei Frauen ohne Gebärmutter, die nur Östrogen – ohne Gestagenzusatz – anwenden, erhöht sich das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden ebenso wie das Risiko, Eierstockkrebs zu bekommen. Das Risiko für Herzerkrankungen wird hingegen nicht beeinflusst.
Wenn 1 000 Frauen ohne Gebärmutter allein Östrogen anwenden, lauten die konkreten Zahlen der Risikoveränderung:
- 5 Frauen mehr bekommen nach sieben Anwendungsjahren eine Thrombose in den Beinvenen oder eine Lungenembolie (21 mit Hormonen, 16 ohne).
- 8 Frauen mehr erleiden nach sieben Anwendungsjahren einen Schlaganfall (32 mit Hormonen, 24 ohne).
- 20 Frauen mehr entwickeln nach sieben Anwendungsjahren eine Erkrankung der Gallenwege (47 mit Hormonen, 27 ohne).
- 38 Frauen weniger erleiden nach sieben Anwendungsjahren Knochenbrüche (103 mit Hormonen, 141 ohne).
Wenn eine Frau Wechseljahresbeschwerden mit einer Hormonbehandlung abschwächen möchte, sollte der Arzt ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sehr sorgfältig bestimmen. Erst wenn sich danach keine Einschränkungen ergeben, ist die Verordnung der Medikamente in der niedrigsten wirksamen Dosierung zu vertreten. Als angemessener Zeitraum für die Therapie gelten ein bis zwei Jahre. Mehr als fünf Jahre sollen es aber nicht sein.
Dass eine Hormontherapie die Lebensqualität postmenopausaler Frauen verbessert, ist nicht nachgewiesen. In den Studien, die dieser Frage nachgingen, unterschied sich das körperliche und seelische Befinden der Frauen, die Hormone angewendet hatten, nicht relevant von dem der Frauen, die ein Scheinmedikament erhalten hatten. Hormone können zwar Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche mildern. Ob dies von den Frauen aber als Verbesserung ihrer Lebensqualität gewertet wird, hängt davon ab, wie stark diese Beschwerden sind und wie die Frauen sie gefühlsmäßig beurteilen.
Auswahl des Mittels
Hormonpräparate zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, trockene Scheide werden für eine begrenzte Anwendungszeit als "geeignet" angesehen. Zur Langzeitanwendung sind sie hingegen wenig geeignet. Abweichende Bewertungen ergeben sich aufgrund der Dosierung des Östrogens und des jeweils eingesetzten Gestagens.
Diese Einschätzung gilt für jegliche Art der Hormonanwendung – mit Ausnahme der lokalen Anwendung in der Scheide.
Bisher gibt es keine klinischen Studien, die sicher nachweisen können, dass Anwendungsarten wie Gele zum Auftragen auf die Haut oder Pflasterzubereitungen Vorteile hinsichtlich des Risikos für Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebserkrankungen gegenüber der Anwendung von Mitteln zum Einnehmen haben. Diese Wissenslücke können auch jene Studien nicht füllen, die Hinweise darauf ergeben, dass bei der Pflasteranwendung das Risiko, im ersten Behandlungsjahr eine Thrombose in den Beinvenen oder eine Lungenembolie zu bekommen oder einen Schlaganfall zu erleiden, möglicherweise geringer ist als bei der Anwendung von Tabletten. Auch das Risiko für eine Gallenwegserkrankung erschien in diesen Untersuchungen geringer. Die Hersteller nahmen diese Untersuchungen zum Anlass, einen therapeutischen Vorteil der Pflaster gegenüber Tabletten hervorzuheben. Da die Studienergebnisse aber mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet sind, ist es für eine endgültige Empfehlung noch zu früh. Hierfür müssen erst methodisch hochwertige Studien durchgeführt werden.
Von den Östrogenen zum Einnehmen hat Estriol die geringste Wirkstärke. Bei leichten Wechseljahresbeschwerden kann man versuchen, ob eine Behandlung mit Estrioltabletten ausreicht. Bei stärkeren Beschwerden kommen Tabletten mit Estradiol/Estradiolvalerat sowie Gel oder Pflaster mit Estradiol in niedriger oder mittlerer Dosierung infrage. Sie alle sind bei Frauen ohne Gebärmutter für eine zeitlich begrenzte Behandlung geeignet.
Mit Einschränkung geeignet sind Präparate zum Einnehmen, die mehr als 2 Milligramm Estradiol oder Estradiolvalerat enthalten. Bei den Pflastern gelten die als hoch dosiert, die mehr als 0,05 Milligramm Estradiol am Tag abgeben. Durch diese Mittel wirkt sehr viel Östrogen auf die Schleimhaut der Gebärmutter und das Brustgewebe ein. Sie sind allenfalls angebracht, wenn sehr starke Wechseljahresbeschwerden mit den geringer dosierten Mitteln nicht ausreichend gebessert werden können.
Frauen mit Gebärmutter müssen zusätzlich zu dem Östrogen mindestens in den letzten 10 bis 14 Tagen des Einnahmezyklus ein Hormon aus der Gruppe der Gestagene anwenden, infrage kommen hierfür Chlormadinon, Dydrogesteron oder Progesteron. Es kann als Extratablette zusätzlich zu dem Östrogenprodukt eingenommen werden. Die dafür eingesetzten Gestagenprodukte werden unterschiedlich bewertet – je nachdem, wie hoch ihr Risiko eingeschätzt wird, Thrombosen in den Beinen und Lungenembolien auszulösen. Dydrogesteron und Progesteron sind nach bisherigem Wissensstand in dieser Hinsicht günstiger zu bewerten als andere Gestagene und werden daher als "geeignet" beurteilt. Chlormadinon wird hingegen als "mit Einschränkung geeignet" bewertet, da für diese Substanz noch keine ausreichenden Untersuchungen zur Verträglichkeit vorliegen.
Das Gestagen kann auch als fester Bestandteil in einer Kombination aus Östrogen und Gestagen zum Einnehmen oder als Kombination aus Östrogen- und Gestagenpflaster eingesetzt werden. Diese Produkte gelten als "geeignet", sofern sie ein Gestagen enthalten, dessen Thromboserisiko als gering beurteilt wird. Das sind Dydrogesteron, Levonorgestrel und Norethisteron.
Kombinationspräparate zum Einnehmen mit Medrogeston oder Medroxyprogesteron als Gestagenkomponente werden hingegen als "mit Einschränkung geeignet" eingestuft. Ihr Risiko für Thrombosen in den Beinvenen und für Lungenembolien ist noch nicht hinreichend geklärt.
Die Kombination aus Östrogen und dem Gestagen Dienogest oder Drospirenon wird als "wenig geeignet" angesehen, da neue Untersuchungen den Verdacht aufkommen ließen, dass sich mit diesen Gestagenen im Vergleich zu Levonorgestrel ein erhöhtes Risiko für Thrombosen in den Beinen und Lungenembolien verbindet.
Auch die Kombination Estrogen + Cyproteron wird als "wenig geeignet" bewertet. Bei der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden ist das hier eingesetzte Gestagen Cyproteron kaum gebräuchlich. Es steht in Verdacht, schwere Leberschäden auszulösen. Außerdem gibt es deutliche Hinweise, dass sich mit ihm ein höheres Risiko für Thrombosen verbindet als mit Levonorgestrel.
Für Frauen, deren Gebärmutter entfernt wurde, sind alle Kombinationsmittel aus Östrogen und Gestagen wenig geeignet, denn diese Frauen benötigen keinen Gestagenzusatz. Sie sollten diese Mittel nicht verwenden, um sich nicht unnötig mit den unerwünschten Wirkungen des Gestagens zu belasten.
Tibolon ist ein synthetisches Sexualhormon, aus dem im Körper unter anderem Substanzen entstehen, die wie Östrogen und solche, die wie Gestagen wirken. Dieser Arzneistoff ist mit Einschränkung geeignet, denn die Wirksamkeit gegen die typischen Wechseljahresbeschwerden Hitzewallungen und Schweißausbrüche und seine Langzeitwirkungen sind weniger gut nachgewiesen als die einer kombinierten Hormontherapie.
Frauen, die hormonell bedingte Veränderungen der Scheidenhaut bessern wollen, können Östrogen-Creme oder -Scheidenzäpfchen verwenden. Dadurch kann wahrscheinlich auch wiederholten Harnwegsinfekten vorgebeugt werden. Auch bei diesen Produkten sollte die Dosis so gering wie möglich gehalten werden. Geeignet sind die Mittel mit Estriol; als "auch geeignet" werden die Mittel mit Estradiol bewertet. Estradiol wirkt deutlich stärker als Estriol und kann die Gebärmutterschleimhaut auch bei vaginaler Anwendung zum Wachsen anregen. Von der Dosierung und der Anwendungsdauer hängt es ab, ob Frauen mit Gebärmutter dann zusätzlich ein Gestagen einnehmen müssen.
Vaginaltabletten mit Estrogen + milchsäurebildende Bakterien anzuwenden, ist therapeutisch nicht sinnvoll. Ein Nutzen der Bakterienzubereitung, der über den der Anwendung von Östrogen allein hinausgeht, ist nicht nachgewiesen. Daher gilt dieses Produkt als "wenig geeignet".