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Bakterielle Infektionen der Augen

Allgemeines

Sowohl eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) als auch eine Hornhautentzündung (Keratitis) können bakteriell bedingt sein. Durch eine bakterielle Infektion kann sich zudem der Lidrand entzünden oder sich ein Gerstenkorn am Auge und in dessen Folge ein Hagelkorn bilden. Ein Gerstenkorn ist eine Entzündung von Talg- und Schweißdrüsen am Auge. Als Hagelkorn bezeichnet man es, wenn sich nach dem Entzündungsprozess eine Kapsel um die Drüse gebildet hat.

Eine Bindehautentzündung kann aber nicht nur durch Bakterien ausgelöst sein. Nach ihren Ursachen werden im Wesentlichen vier Arten unterschieden: die unspezifische, die allergische, die bakteriell ausgelöste und die viral bedingte Bindehautentzündung. Alle Arten benötigen eine andere, spezifische Behandlung, hier wird nur die Therapie der bakteriell bedingten Entzündung beschrieben.

Anzeichen und Beschwerden

Gerötete und tränende Augen können ein Anzeichen für eine bakterielle Augenentzündung sein. Ist die Bindehaut betroffen, können die Augen zudem brennen, jucken und es kann sich ein Fremdkörpergefühl einstellen. Die Augen können anschwellen und morgens beim Aufwachen durch ein weißlich-gelbes, dickflüssiges Sekret verklebt sein.

Stärkere Schmerzen, Lichtempfindlichkeit und ein Nachlassen der Sehkraft deuten darauf hin, dass auch die Hornhaut betroffen ist.

Die Symptome von Gersten- und Hagelkorn können einander ähneln. Beim Gerstenkorn schwillt das Augenlid an, wird rot und schmerzt, wenn man darauf drückt. Häufig ist in der Mitte ein gelber Punkt (Eiter) zu erkennen. Beim Hagelkorn ist die Schwellung in der Regel schmerzlos und ohne Eiter.

Ursachen

Bakterielle Augenentzündungen werden meistens von Erregern aus der Gruppe der Staphylokokken und Streptokokken sowie Hämophilus- und Moraxella-Arten hervorgerufen. Oft werden sie von den Händen auf die Augen übertragen.

Bei Säuglingen

Gelegentlich gibt es bei Neugeborenen Augenentzündungen, die auf einer Infektion mit Chlamydien oder Gonokokken beruhen. Dann war bei der Frau Muttermund oder Scheide mit diesen Bakterien infiziert und das Kind hat sich auf dem Geburtsweg mit den Erregern angesteckt.

Vorbeugung

  • Geben Sie einer Person mit einer bakteriellen Bindehautentzündung nicht die Hand. Waschen Sie sich nach dem Kontakt mit einer infizierten Person mindestens 30 Sekunden lang die Hände mit Wasser und Seife.
  • Sind Sie selbst betroffen, reiben Sie nicht an den entzündeten Augen, damit Sie die Krankheitserreger nicht mit den Händen von einem Auge auf das andere übertragen.
  • Verwenden Sie Papiertaschentücher, um das Auge abzuwischen, und entsorgen Sie diese so, dass sie niemand mehr anfassen muss. So verhindern Sie, dass sich andere Menschen anstecken.
  • Benutzen Sie immer ein eigenes Handtuch und einen eigenen Waschlappen.
  • Wenn Sie Kontaktlinsen tragen, sollten Sie bei der Pflege der Linsen und bei der Handhabung die Hygieneregeln beachten. Damit vermeiden Sie das Einbringen von Keimen in das Auge.

Allgemeine Maßnahmen

Entzündeten Augen sollten Sie Ruhe gönnen. Lesen und langes Arbeiten am Bildschirm belastet die Augen. Fernsehen strengt hingegen kaum an, weil die Augen dabei nicht von Zeile zu Zeile springen müssen.

Ob warme Augenkompressen oder Spülungen mit Kochsalzlösung oder befeuchtende Augentropfen das Abheilen einer bakteriellen Augenentzündung beschleunigen können, ist wissenschaftlich nicht untersucht. Bei Entzündungen des Lidrandes wird aber allgemein eine Lidhygiene mit Wärme, Lidmassage und Reinigung empfohlen. Verwenden Sie bei Kompressen keine Kamillenzusätze. Kamille kann den Reizzustand der Augen verstärken und löst gelegentlich Allergien aus.

Wann zum Arzt?

Augenbeschwerden gehen oft auf harmlose Ursachen zurück, etwa unspezifische Reize wie Rauch, Zugluft oder intensives UV-Licht. Wenn Sie sicher sind, dass das bei Ihnen der Fall ist, können Sie eine Bindehautentzündung zwei bis drei Tage lang ohne ärztlichen Rat behandeln. Sind die Beschwerden nach dieser Zeit nicht abgeklungen, müssen Sie einen Augenarzt aufsuchen.

Wenn Sie hingegen die Symptome und Beschwerden nicht zweifelsfrei einer Ursache zuordnen können – und die Symptome vieler schwerwiegender Augenerkrankungen ähneln denen einer Bindehautentzündung –, ist ein baldiger Besuch in der Augenarztpraxis ratsam.

Eine Augenentzündung, die durch Bakterien ausgelöst ist, heilt häufig von alleine aus. Die Behandlung sollte aber ärztlich begleitet werden.

Bei Kindern

Hat sich bei einem Säugling oder Kleinkind ein Auge entzündet, sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Behandlung mit Medikamenten

Rezeptpflichtige Mittel

Neben Bakterien können auch Viren Auslöser einer Bindehautentzündung sein. Gegen Viren können Antibiotika nichts ausrichten.

Bakteriell bedingte Bindehautentzündungen heilen in vielen Fällen auch ohne Anwendung von Antibiotika innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Die Anwendung von antibiotikahaltigen Augenmitteln kann die Heilung aber beschleunigen.

Am besten wäre es, wenn der Arzt vor dem Einsatz von antibiotikahaltigen Augenmitteln die Erreger mittels Abstrich aus der Bindehaut bestimmt und danach – falls Bakterien die Ursache sind – einen Wirkstoff auswählt, der sie optimal bekämpft. So wird aber meist nur bei sehr schweren Infektionen vorgegangen. Üblicherweise werden die Erreger erst nachgewiesen, wenn das zunächst eingesetzte Antibiotikum die Infektion nach fünf Tagen Anwendung nicht beseitigt hat. Dieser Test zeigt dann auch, ob die Erreger bereits gegen einen der gebräuchlichen Arzneistoffe unempfindlich geworden sind. Näheres zur Resistenzentwicklung lesen Sie unter Antibiotika allgemein.

Antibiotika, mit denen Augenerkrankungen behandelt werden, sollen nach Möglichkeit bei Infektionen im übrigen Körper nicht verwendet werden. So verringert sich das Risiko, dass Erreger gegen Antibiotika resistent werden.

Diese Forderung erfüllt das Antibiotikum Kanamycin aus der Gruppe der Aminoglycoside. Es wirkt gegen viele Bakterien, die bei Augeninfektionen eine Rolle spielen, und wird daher als "geeignet" eingestuft. Gentamicin ist ebenfalls ein Aminoglycosid und hat ein Wirkspektrum, das dem von Kanamycin vergleichbar ist. Weil es aber bei lebensbedrohlichen Infektionen in Kombination mit anderen Antibiotika als Infusion angewendet wird, sollte es zur lokalen Anwendung nur sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Allerdings ist Gentamicin bei bakteriellen Augeninfektionen gut wirksam und Resistenzen entwickeln sich bei Aminoglycosiden nur langsam. Daher gilt es dennoch als "geeignet".

Als "geeignet" werden Augenmittel mit einem derart bewerteten Wirkstoff eingestuft, wenn sie unkonserviert sind. Konservierte Mittel gelten als "auch geeignet". Näheres zu den Gründen lesen Sie unter Konservierungsmittel.

Erst wenn die bisher genannten Antibiotika wirkungslos geblieben sind, kommen Chinolone wie Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin und Ofloxacin in Betracht. Diese Art von Antibiotika wird bei Infektionen im übrigen Körper eingesetzt. Es zeigt sich, dass manche Bakterien gegenüber Chinolonen relativ schnell unempfindlich werden. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass sich bei diesen Mitteln eine Allergie entwickeln kann. Deshalb werden Chinolone bei bakteriellen Augeninfektionen als "mit Einschränkung geeignet" bewertet.

Die gleiche Bewertung erhält Azithromycin. Es ist der erste Vertreter aus der Gruppe der Makrolide, den es zur lokalen Anwendung am Auge gibt. Auch dieser Wirkstoff wird zur Behandlung von Infektionen im gesamten Körper verwendet und sollte bei lokal begrenzten Infektionen, wie zum Beispiel am Auge, zurückhaltend eingesetzt werden. Es besteht die Gefahr einer Resistenzentwicklung gegen den Wirkstoff. Eine solche Resistenz besteht dann nicht nur am Auge, sondern auch wenn Azithromycin bei einer anderen Erkrankung innerlich angewendet wird. Außerdem kann eine solche Resistenz dazu führen, dass andere Makrolide wie Clarithromycin und Erythromycin nicht mehr wirken.

Fusidinsäure ist eingeschränkt geeignet, weil sie nur bei Infektionen eingesetzt werden kann, die durch Staphylokokken – eine spezielle Gruppe von Bakterien, die häufig ein Gerstenkorn verursachen – hervorgerufen worden sind.

Oxytetracyclin ist ebenfalls nur eingeschränkt geeignet, da es nur bei Infektionen sinnvoll ist, die durch Chlamydien – einer anderen Sorte von Bakterien – verursacht werden.

Eine Kombination aus den verschiedenen Antibiotika Gramicidin + Neomycin + Polymyxin B ist wenig geeignet, um bakterielle Augenentzündungen zu behandeln. Es ist nicht ausreichend nachgewiesen, dass es vorteilhafter ist, sie gemeinsam anzuwenden als eine der Substanzen allein.

Glucocorticoide sollen bei der Behandlung bakterieller Augeninfektionen nicht angewendet werden, da sie die Abwehrkraft des Immunsystems hemmen und der Körper die Keime dadurch schlechter bekämpfen kann. Kombinationen aus Antibiotika und Glucocorticoiden gelten daher zur Behandlung der üblichen bakteriellen Infektionen als "wenig geeignet". Zu diesen Kombinationen gehören: Gentamicin + Dexamethason, Neomycin + Dexamethason, Neomycin + Polymyxin + Dexamethason sowie Oxytetracyclin + Prednisolon.

Nach Operationen am Auge, zum Beispiel dem Austausch der Augenlinse gegen eine Kunstlinse bei grauem Star (Katarakt) oder nach einem Eingriff an der Hornhaut zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten, werden oft für eine begrenzte Zeit Antibiotikum und Glucocorticoid gleichzeitig am Auge angewendet. In diesen Situationen sollen die Wirkstoffe Infektionen vorbeugen und gleichzeitig Entzündungen entgegenwirken. Seit kurzem gehört Tobradex, ein Präparat, das speziell für den vorbeugenden Einsatz nach Kataraktoperationen zugelassen ist, zu den meistverordneten Augenmitteln. Informationen zu diesem Arzneimittel finden Sie unter Entzündungen am Auge, Nachbehandlung von Operationen.