Allgemeines
Menschen leben heutzutage deutlich länger als früher. Mädchen, die 2021 in Deutschland geboren wurden, haben eine Lebenserwartung von etwa 83 Jahren, bei Jungen liegt sie bei rund 79 Jahren. Zwar wird viel getan, um die Lebenszeit zu verlängern – doch spätestens nach etwa 120 Jahren sieht das genetische Programm des Menschen das Ende vor. Der Alterungsprozess beginnt allerdings schon Jahrzehnte vorher. Wann genau und wie ist bei jedem Organ anders und von Mensch zu Mensch verschieden.
Vom ersten Lebenstag an sterben Zellen ab und neue werden gebildet. Doch was in der Jugend rasch und reibungslos geschieht, verläuft mit zunehmendem Alter langsamer und wird fehleranfälliger. Die Fähigkeiten des Organismus, sich zu regenerieren sowie Veränderungen aufzufangen und auszugleichen, lassen nach, bis sie ganz erlöschen. Dieser Vorgang wirkt sich nicht nur auf der körperlichen Ebene aus. Eine nachlassende Anpassungsfähigkeit zeigt sich auch darin, dass berufliche und räumliche Neuorientierungen schwerer fallen, Freundschaften nicht mehr so schnell geschlossen werden und sich neue Lebensgewohnheiten im Alltagsablauf nicht mehr so selbstverständlich verankern lassen.
Menschen, die sich bewusst auf den Alterungsprozess einstellen, nehmen die Veränderungen zur Kenntnis, sehen darin aber keinen Grund zur Klage. Ältere Menschen haben vielfältige Erfahrungen gemacht und besitzen unterschiedliche Fertigkeiten und Wissen. Aufgrund dessen können sie oft die eigenen Grenzen und Bedürfnisse besser einschätzen als Jüngere. Und viele konnten sich aufgrund ihrer Lebenserfahrung auch von Erwartungen und Zwängen befreien. Wer hingegen fortwährend den Vergleich zu früher pflegt oder sich an 30- bis 40-Jährigen misst, tut sich mit den Änderungen im Alter schwerer.
Anzeichen und Beschwerden
Folgende allgemeine Beschwerden werden mit dem Altern in Verbindung gebracht:
- Alltagshandlungen führen schneller als früher zu Erschöpfung oder Müdigkeit und Mattigkeit. Die Leistungsfähigkeit lässt nach.
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen treten häufiger auf. Die Fähigkeit, sich im Raum zu orientieren und sich rasch auf neue Situationen einzustellen, lässt nach.
- Merkfähigkeit und Denkleistung nehmen ab.
- Verdauungsbeschwerden wie rasch einsetzendes Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung
- Herzprobleme wie Herzschmerzen, Herzklopfen, Herzrasen, Herzstolpern
- Steife und schmerzende Gelenke. Näheres hierzu lesen Sie unter Arthrose, Gelenkbeschwerden und unter Schmerzen.
- Nachlassendes Interesse an Sex und nachlassende Fähigkeit, sich sexuell zu betätigen. Näheres hierzu lesen Sie unter Erektionsstörungen und Beschwerden in den Wechseljahren.
- Zusätzlich können Beschwerden und Symptome spezieller Krankheiten, die im Alter häufiger auftreten, hinzukommen.
Ursachen
Das Altern bringt unter anderem folgende körperliche Veränderungen mit sich, die ihrerseits Beschwerden nach sich ziehen können:
- Der Wassergehalt des Gewebes verringert sich um etwa 15 Prozent. Dadurch verkleinern sich die Organe und verlieren an Leistungskraft.
- Ein Teil der Muskelmasse wird durch Fettgewebe ersetzt. Dadurch verändert sich die Figur sichtbar und die Körperkraft lässt nach.
- Es wird mehr Knochengewebe ab- als aufgebaut. Knorpelgewebe verliert an Elastizität, wird spröde und brüchig. Diese Verschleißerscheinungen zeigen sich im gesamten Bewegungssystem, an Knochen, Gelenken und Bandscheiben.
- Die Haut wird schlechter durchblutet und kann nicht mehr so viel Wasser binden. Dadurch wird sie trockener und faltig.
- Die Kraft des Herzens, das Blut durch den Kreislauf zu pumpen, lässt nach. Dadurch vermindert sich die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit.
- Durch Kalk- und Fettablagerungen an den Innenwänden verlieren die Gefäße an Elastizität (Arteriosklerose). Infolge dieser Verengung können sie nicht mehr so effektiv Blut transportieren. Unter der schlechteren Versorgung mit Sauerstoff leiden alle Gewebe, besonders aber das Gehirn.
- Die Fähigkeit der Lungenbläschen, Kohlendioxid abzugeben und Sauerstoff aufzunehmen, lässt nach. Wenn der Brustkorb an Elastizität verliert, kann das die Atmung erschweren.
- Die Veränderungen von Schleimhaut und Muskulatur betreffen auch den Magen-Darm-Trakt. Die Nahrung wird langsamer verdaut und es erreichen nicht mehr alle Nährstoffe den Blutkreislauf. Dieses wirkt sich auch darauf aus, wie viel von eingenommenen Medikamenten im Körper wirken kann.
- In der Leber werden Bereiche, die bisher der Stoffwechseltätigkeit dienten, von Fettgewebe verdrängt. Dadurch verlangsamt sich die Entgiftungsarbeit des Organs; Alkohol und Arzneimittel werden langsamer abgebaut.
- Die Nieren werden schlechter durchblutet und verkleinern sich. Abbauprodukte des Stoffwechsels – auch solche von Arzneistoffen – werden langsamer ausgeschieden.
- Die Wahrnehmungen von Augen und Ohren lassen nach, ebenso der Geschmackssinn.
Da der Körper nicht mehr alle Vitamine optimal aufnehmen kann, kann die Versorgung mit einigen Vitaminen trotz ausgewogener Ernährung nicht ausreichen. Da auch die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, im Alter nachlässt, sind viele über 65-Jährige mit dem Vitamin schlecht versorgt. Eine unzureichende Vitaminversorgung kann sich durch Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Antriebsschwäche und Gedächtnisstörungen bemerkbar machen. Solche unspezifischen Symptome weisen aber nicht sicher auf einen Vitaminmangel hin, sondern können auch viele andere Ursachen haben.
Eine Übersicht informiert zu Aufgaben, Tagesbedarf und Lieferanten von Vitaminen und Mineralstoffen.
Vorbeugung
Dem Alterungsprozess an sich kann man nicht vorbeugen. Wenn das, was unter "Allgemeine Maßnahmen" aufgeführt wird, bereits viele Jahre lang praktiziert wurde, sind die Voraussetzungen aber gut, um beschwerdearm zu altern. Je früher solche Verhaltensweisen zur Gewohnheit werden, desto besser lassen sie sich beibehalten, wenn sie notwendig sind, um Problemen gegenzusteuern.
Allgemeine Maßnahmen
- Regelmäßige, der Belastbarkeit und persönlichen Vorlieben angepasste körperliche Bewegung. Als Ausdauertraining eignen sich beispielsweise schnelles Gehen (Walking), Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Ein Krafttraining beugt schwächer werdenden Muskeln vor. Beweglichkeit wird durch Yoga, Tanzen oder Gymnastik gefördert und kann sich auf die Gesundheit positiv auswirken.
- Der Kalorienbedarf sinkt mit dem Alter, während sich der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen nicht verändert. Deshalb sollte vor allem bewusst gegessen werden. Was auf den Tisch kommt, sollte viel Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten. Das trifft für Gemüse, Obst und Vollkornprodukte zu. Nüsse und Mandeln können hinzukommen. Außerdem sollte fetter Seefisch auf dem Speiseplan stehen und in der Küche Pflanzenöle statt tierischer Fette verwendet werden. Die Speisen sollten frisch zubereitet werden. Die Menge an Fleisch, Wurst, tierischen Fetten und Zucker sowie Alkohol sollte dagegen begrenzt sein. Eine solche Ernährung ist bei vielen Krankheiten, die gerade im Alter relevant werden, die Basis der Therapie, etwa bei Typ-2-Diabetes, erhöhten Blutfettwerten, hohem Blutdruck und Gicht.
- Trinken Sie ausreichend, z. B. Leitungswasser, Mineralwasser, stilles Wasser, Saftschorle, Gemüsesaft. Da der Durst im Alter nachlässt, sollten Sie sich Ihre Flüssigkeitsmenge als Tagesration von eineinhalb bis zwei Litern sichtbar aufstellen und sich so ans Trinken erinnern.
- Das Rauchen aufzugeben kommt der Gesundheit auch in fortgeschrittenem Alter zugute.
- Anregungen und Herausforderungen können den Geist wachhalten. Dazu gehören möglichst vielseitige Interessen und Engagements.
- Maßnahmen zur Entspannung, beispielsweise eine Massage mit ätherischen Ölen, können Unruhe und Rastlosigkeit besänftigen.
Wann zum Arzt?
Beschwerden, die Sie beunruhigen und ernsthaft beeinträchtigen, sollten Sie ärztlich abklären lassen. Nur ärztlich kann – gegebenenfalls mit einer Blutuntersuchung und anderen diagnostischen Methoden – erkannt werden, ob sich hinter den "Altersbeschwerden" eine Krankheit verbirgt, die gezielt behandelt werden sollte.
Bei einem solchen Arztbesuch sollten Sie alle Medikamente, die Sie einnehmen, einschließlich derer, die Sie ohne Rezept kaufen, mit dem Mediziner oder der Medizinerin durchgehen. Viele Arzneimittel können als unerwünschte Wirkungen die gleichen Beschwerden hervorrufen, wie die, über die ältere Menschen klagen.
Behandlung mit Medikamenten
Rezeptfreie Mittel
Mit einer Vielzahl von Produkten nähren Anbieter die Hoffnung, das Altern hinauszögern zu können (Geriatrika). Den Nachweis, dass das tatsächlich gelingt, sind diese Mittel jedoch bisher schuldig geblieben. Vielmehr stecken hinter diesen Versprechungen wirtschaftliche Interessen.
Die Wurzel des Ginseng wird in der Volksmedizin Chinas und Ostasiens eingesetzt, um den Organismus zu kräftigen und zu stärken. Einige Studien legen nahe, dass Ginseng die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit tatsächlich verbessern kann. Allerdings reichen die vorliegenden Untersuchungsergebnisse nicht aus, um die therapeutische Wirksamkeit von Ginseng für die angegebenen Anwendungsbereiche ausreichend nachzuweisen. Ginseng wird als "wenig geeignet" bewertet.