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Akne

Allgemeines

Akne ist eine Erkrankung der Talgdrüsen in der Haut. Am bekanntesten ist die "Pubertätsakne" der 13- bis 20-Jährigen (Acne vulgaris). Etwa drei Viertel der Teenager sind davon betroffen, Jungen häufiger als Mädchen. Akne kann aber auch bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben oder erst dann auftreten.

Je nach Schweregrad werden drei Akneformen unterschieden:

  • Leichte Akne (Acne comedonica) ist gekennzeichnet durch viele Mitesser (Komedonen), die sich aber nur selten entzünden.
  • Mittelschwere Akne (Acne papulopustulosa) zeigt sich durch zahlreiche gerötete Knötchen (Papeln) und eitergefüllte Hautbläschen (Pusteln) sowie Mitesser (Komedonen).
  • Bei schwerer Akne (meist Acne conglobata) ist die Haut mit vielen Pusteln, stark entzündeten Knoten und Zysten übersät. Bei dieser Verlaufsform kommt es häufig zu Narbenbildung.

Nur ein bis zwei von zehn Jugendlichen haben eine mittelschwere bis schwere Akne.

Die "Mallorca-Akne" hat mit den hier aufgeführten Akneformen nichts zu tun, sondern ist eine Unverträglichkeitsreaktion der Haut auf Bestandteile von Sonnenschutzmitteln in Kombination mit Sonneneinstrahlung.

Bei Kindern

Bei Säuglingen kann in den ersten Lebenstagen eine Neugeborenenakne auftreten.

Anzeichen und Beschwerden

Bei einer Akne finden sich zahllose Mitesser, Knötchen und mehr oder weniger entzündete Pusteln – vor allem im Gesicht, am Dekolleté und auf dem Rücken.

Haben die Mitesser einen schwarzen Punkt in der Mitte, sind es offene Mitesser (Blackheads). Der schwarze Punkt ist die Spitze eines Pfropfens aus Melanin (schwarzes Pigment), Hornzellen und Fett, der aus den Talgdrüsen an die Hautoberfläche dringt. Bei offenen Mitessern kann das Zellgemisch nach außen abfließen, sie lassen sich relativ leicht ausdrücken.

Bei geschlossenen Mitessern (Whiteheads) schimmert der Talg weißlich durch die Haut. Sie bilden sich mitunter bereits Monate oder Jahre vor dem eigentlichen "Aufblühen" der Akne. Diese Art von Mitessern dürfen nicht ausgedrückt werden, weil sie keine Öffnung haben und die Haut sich durch das Quetschen und Drücken leicht entzündet. Dann besteht ein höheres Risiko, dass Narben zurückbleiben.

Alle Mitesser enthalten Propionibakterien (Propionibacterium acnes). Diese bilden aus Fett Fettsäuren und setzen Stoffe frei, die im umliegenden Gewebe eine Entzündung auslösen können. Aus den harmlos aussehenden Pickeln können dann innerhalb kurzer Zeit gerötete Knötchen oder eitrige Pusteln werden, weil sich die Talgdrüsen in der Haut heftig entzünden.

Nach Abheilen der Entzündungen können rötliche und braune Flecken zurückbleiben, die meist mit der Zeit wieder vergehen, es können aber auch – insbesondere bei schwerer Akne, wenn tiefere Hautschichten betroffen sind – Narben entstehen.

Bei Kindern

Bei der Neugeborenenakne ist die Gesichtshaut in den ersten Lebenswochen mit zahllosen kleinen Pickelchen übersät. Diese ist harmlos und heilt ohne weitere Schädigung nach kurzer Zeit ab.

Ursachen

Akne kann verschiedene Ursachen haben. Häufig entsteht sie, weil zahlreiche Hornzellen den Kanal, der von der Talgdrüse zur Hautoberfläche führt, verstopfen und den dort gebildeten Talg zurückhalten. In dem gestauten Fettpfropfen können sich Propionibakterien gut vermehren. Die Masse aus Fett, Hornzellen, weißen Blutkörperchen und Bakterien bläht die Talgdrüse langsam auf, bis sie dem Druck nicht mehr standhält und sich ihr Inhalt in das umgebende Gewebe entleert. All diese Vorgänge gehen zusätzlich häufig mit entzündlichen Prozessen einher.

In der Pubertät ist Akne die häufigste Hautkrankheit. Die Talgproduktion wird vornehmlich durch männliche Sexualhormone (Androgene, z. B. Testosteron) gesteuert. Diese werden sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen ab der Pubertät gebildet, wenn die Keimdrüsen ihre Funktion aufnehmen. Gleichzeitig erhöht sich die Aktivität eines bestimmten Enzyms (5-Alpha-Reduktase) an den Talgdrüsen, wodurch sich das relativ schwach wirksame Testosteron in das stark wirksame Dihydrotestosteron umwandelt. Dieses wiederum regt die Talgdrüsenfunktion stark an, sodass zu viel Fett produziert wird.

Wenn die Haut bei Mädchen und Frauen in der zweiten Zyklushälfte pickelig wird, liegt das meist an Veränderungen im Hormonhaushalt. Dann steigt der Anteil des Gelbkörperhormons Progesteron, der des Östrogens sinkt. Da Östrogen die Talgproduktion eher bremst, Progesteron sie jedoch fördert, können sich leichter Pickel bilden.

Umweltgifte und manche Stoffe in Kosmetika können die Haut so stark reizen, dass sich eine Akne ausbildet.

Auch Medikamente können eine Akne auslösen. Dazu gehören zum Beispiel Tabletten mit Jodid (bei Schilddrüsenunterfunktion), Lithium (bei Depressionen), Ciclosporin (bei Rheuma, nach Organtransplantationen), cortisonhaltige Mittel (bei Entzündungen, Organtransplantationen), die Vitamine B6 und B12 (bei Neuropathien, Vitaminmangel), Gestagene (zur Empfängnisverhütung, bei Wechseljahresbeschwerden), GnRH-Analoga (bei Myomen, Endometriose), Androgene (bei hormonellen Störungen von Männern), Anabolika (zur Erhöhung der Muskelmasse), Phenobarbital und Phenytoin (bei Epilepsien), Methotrexat (bei Krebs, rheumatoider Arthritis), Vareniclin (zur Raucherentwöhnung) und Rifampicin (bei Tuberkulose). Eine medikamentös bedingte Akne kann innerhalb weniger Tage entstehen und tritt nicht nur im Gesicht auf, sondern auch an sonst eher unüblichen Stellen wie Armen, Beinen oder Rumpf.

Wenn Sie viel Milch trinken oder viele Milchprodukte essen, kann dies eventuell Akne fördern. Dasselbe gilt für Lebensmittel mit schnell verfügbaren Kohlenhydraten (zum Beispiel zuckerhaltige Limonaden, Weißbrot oder Kartoffeln). Allerdings ist ein Zusammenhang zwischen einer bestimmten Ernährungsform und dem Entstehen oder Abklingen von Akne noch nicht sicher erwiesen.

Bei Kindern

Bei der Neugeborenenakne werden als mögliche Ursache mütterliche Hormone, eine Minipubertät mit erhöhten Testosteronspiegeln oder eine zeitweilige Vermehrung eines Hautkeims, Malassezia furfur, diskutiert.

Allgemeine Maßnahmen

Pickel sollten Sie nicht ausquetschen, sondern nur fachgerecht ausdrücken (lassen), weil sie sonst ihren Inhalt durch feine Risse in die tieferen Schichten der Haut abgeben. Dadurch kann die Akne stark aufblühen. Da aber letztlich jeder, der an Akne leidet, an seiner Haut manipuliert, sollen hier einige Hinweise für eine "Aknetoilette" gegeben werden:

  • Weichen Sie zunächst den betroffenen Hautbereich mit einer heißen Kompresse zehn Minuten lang auf.
  • Schwarze Mitesser (Blackheads) können Sie mit einem "Komedonenquetscher" ausdrücken.
  • Wenn kein solches Gerät zur Hand ist, drücken Sie den Pickel – wenn überhaupt – sanft und aus der Tiefe heraus mit den weichen Fingerkuppen aus. Benutzen Sie dafür keinesfalls ungeschützte spitze Fingernägel!
  • Heben Sie bei eitrigen Pusteln den Eiterdeckel mit einer Pinzette ab und entfernen Sie den Eiter mit einem Papiertuch, ohne zu quetschen.
  • Desinfizieren Sie die Haut nach einer solchen Behandlung (z. B. mit 70-prozentigem Alkohol).

Eine solche "Aknetoilette" können Sie auch von Fachleuten vornehmen lassen, zum Beispiel von einer dermatologisch ausgebildeten Kosmetikerin.

Für die tägliche Reinigung genügen lauwarmes Wasser und auf den pH-Wert der Haut (pH 5,5) abgestimmte Waschlotionen. Übermäßiges Waschen, zum Beispiel mehrmals täglich, kann die Haut austrocknen und irritieren.

Tagescreme und Make-up sollten möglichst wenig Fett enthalten. Benutzen Sie vorzugsweise Präparate auf wässriger Grundlage, weil diese die Hautporen nicht verstopfen.

Als Sonnenschutzmittel verwenden Sie am besten eine Milch oder ein Gel. Sonnenöl und -creme enthalten mehr Fett.

Wird die Haut ständig wechselnden "pflegenden" Substanzen ausgesetzt, kann sich die Akne verstärken.

Bei Kindern

Die Pickelchen auf der Haut von Neugeborenen sollten Sie in Ruhe lassen, sie heilen von selbst ab.

Wann zum Arzt?

Eine leichte bis mittelschwere Akne können Sie selbst behandeln. Wenn sich die Akne mit den als "geeignet" bezeichneten rezeptfreien Mitteln mit Benzoylperoxid innerhalb von sechs bis acht Wochen nicht bessert, sollten Sie hautärztlichen Rat suchen. Auch wenn sich eitrige Pusteln oder tiefe Knoten bilden, sollten Sie die Behandlung besser einem Arzt überlassen.

Bei Kindern

Treten bei einem Säugling erst ab dem sechsten Lebensmonat akneähnliche Hauterscheinungen auf, sollten Sie diese durch eine Ärztin oder einen Arzt abklären lassen. Dies gilt auch wenn sich eine Akne in der Zeit vor der Pubertät bei Ihrem Kind entwickelt. Sie könnte behandlungsbedürftige hormonelle Ursachen haben.

Behandlung mit Medikamenten

Akne lässt sich direkt auf der Haut mit Gel, Creme oder Lösung behandeln und/oder innerlich mit Tabletten und Kapseln. Welches Mittel geeignet ist richtet sich vor allem nach dem Schweregrad der Akne.

Rezeptfreie Mittel

Die meisten Mittel werden äußerlich angewendet und sollen verhindern, dass sich neue Pickel und Mitesser bilden. Dafür müssen Sie sie allerdings regelmäßig benutzen und Geduld aufbringen. Denn es dauert häufig viele Wochen, bis sich das Hautbild nachhaltig bessert.

Chemische Schälmittel mit Benzoylperoxid trocknen die Haut aus, tragen oberflächliche Hautschuppen im Talgdrüsengang ab und wirken antientzündlich. Mittel mit Benzoylperoxid gibt es in verschiedenen Konzentrationen: Die drei- bis fünfprozentigen Mittel sind bei leichter bis mittelschwerer Akne geeignet, um das Hautbild zu verbessern. Das stark hautreizende zehnprozentige Gel sollte nur bei schwerer Akne und nur unter ärztlicher Betreuung eingesetzt werden. Unter diesen Umständen sind die Mittel zur Behandlung geeignet.

Eine Kombination aus den zwei Antiseptika Ammoniumdodecylsulfat + Dodecylsulfonsäure enthält waschaktive Substanzen, die den Fettfilm auf der Haut entfernen und sie zusätzlich etwas austrocknen. Für die Hautreinigung bei Akne ist das Mittel geeignet. Dass die Seife den weiteren Verlauf der Akne beeinflusst, ist nicht belegt.

Salicylsäure schält die Haut in Abhängigkeit von der verwendeten Konzentration und soll so die Hornschicht auf den verstopften Poren lösen. Das Mittel mit einer Konzentration von einem Prozent ist zur Behandlung von Akne wenig geeignet.

Die Kombination Benzoylperoxid + Miconazol ist bei Akne wenig geeignet. Der Zusatz des Antipilzmittels Miconazol zum Schälmittel Benzoylperoxid ist bei Akne nicht erforderlich. Auch ist nicht ausreichend nachgewiesen, dass das Kombinationsmittel besser wirkt als Benzoylperoxid allein.

Aus Schieferöl gewonnenes Natriumbituminosulfonat, als Creme oder Lotion angewendet, soll antientzündlich und antibakteriell wirken. Die therapeutische Wirksamkeit bei Akne ist jedoch nicht ausreichend belegt, die Mittel gelten als "wenig geeignet".

Rezeptpflichtige Mittel

Wenn geeignete rezeptfreie Mittel mit Benzoylperoxid nicht ausreichend wirken, kommen andere, als "geeignet" bewertete Mittel zur äußerlichen Anwendung in Frage. Zu diesen gehören beispielsweise Azelainsäure und die äußerlich anzuwendenden Retinoide Tretinoin und Adapalen. Sie alle wirken entzündungshemmend und tragen dazu bei, dass sich Mitesser auflösen.

Retinoide vermindern zudem die Talgproduktion. Sie sind geeignet zur Behandlung einer leichten bis mittelschweren Akne und können miteinander oder mit Benzoylperoxid kombiniert werden, wenn ein Mittel allein das Hautbild nicht ausreichend bessern konnte. Bei leichter Akne genügt allerdings in aller Regel die Behandlung mit einem Einzelmittel.

Weist das Hautbild schon zu Beginn der Behandlung zahlreiche Entzündungszeichen auf, kann sofort eine festgelegte Kombination mit Adapalen + Benzoylperoxid eingesetzt werden. Es ist gut belegt, dass die kombinierte Anwendung besser wirkt als die Einzelmittel. Daher wird die Kombination empfohlen, wenn bei mittelschwerer Akne nahe liegt, dass die einzelnen Wirkstoffe nicht ausreichend wirken. Hierfür ist sie geeignet.

Die äußerlich anzuwendende Kombination Benzoylperoxid + Antibiotikum ist mit Einschränkung geeignet. Es gibt gute Belege, dass die Kombination besser wirkt als die Einzelmittel allein, falls zahlreiche Entzündungen vorliegen. Aber aufgrund des Antibiotikaanteils können bei diesem Mittel insbesondere bei Daueranwendung Resistenzen entstehen. Allerdings treten sie möglicherweise seltener auf als bei einer Behandlung mit einem Antibiotikum allein.

Daher sind auch äußerlich anzuwendende Kombinationspräparate aus Antibiotikum + Tretinoin bei Akne mit Einschränkung geeignet. Sie sollten nur kurzzeitig zu Beginn der Behandlung für sechs bis acht Wochen eingesetzt werden. Mit dem Antibiotikum lässt sich verhindern, dass sich die aknebedingten Hautunreinheiten anfänglich verschlimmern. Im weiteren Behandlungsverlauf genügt dann der alleinige Einsatz von Tretinoin.

Die äußerlich anzuwendenden Antibiotika Clindamycin, Erythromycin und Nadifloxacin sowie eine Kombination aus Antibiotikum + Zink töten die Entzündungsbakterien ab und können daher auch das Hautbild bei Akne verbessern. Diese Mittel sind aufgrund der möglichen Resistenzentwicklung gegen das enthaltene Antibiotikum aber wenig geeignet. Sie sollten zur alleinigen äußerlichen Behandlung einer Akne nicht zum Einsatz kommen.

Frauen, bei denen äußerlich anzuwendende Mittel die Akne nicht ausreichend lindern konnten und die gleichzeitig eine Empfängnisverhütung wünschen, kann die Ärztin oder der Arzt Hormone verordnen. Ein Vergleich der vorhandenen Studiendaten zeigt, dass die meisten Antibabypillen, die eine Kombination aus Ethinylestradiol und einem Gestagen enthalten, die Anzahl der Pusteln und Pickel im Vergleich zu einer Scheinbehandlung verringern und den Schweregrad einer Akne verbessern, obwohl sie zur Aknebehandlung nicht zugelassen sind. Einige Pillen sind aber auch für diese Indikation zugelassen.Die einzelnen Präparate unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und werden deshalb unterschiedlich bewertet.

Die Kombination aus Ethinylestradiol + Chlormadinon (Neo Eunomin) ist nur mit Einschränkung geeignet. Möglicherweise bessert sich das Hautbild durch Chlormadinon zwar stärker als durch Levonorgestrel, aber die hohe Östrogendosis in Neo Eunomin ist nur sinnvoll, wenn mit niedrigeren Östrogenmengen immer wieder Zwischenblutungen auftreten. Durch die höhere Östrogendosis steigt das Risiko für Thrombosen.

Die Kombination aus Ethinylestradiol + Cyproteronacetat wirkt zwar gut gegen Akne, steht aber im Verdacht, das Thromboserisiko durch das Gestagen Cyproteronacetat stärker zu erhöhen als andere Gestagene. Die Kombination kann die Leber außerdem schwer schädigen. Pillen mit dieser Wirkstoffkombination sind deshalb bei Akne wenig geeignet.

Die Kombination aus Ethinylestradiol + Dienogest ist ebenfalls wenig geeignet, weil mit der Einnahme der dienogesthaltigen Pille ein höheres Risiko für Thrombosen in den Beinen und für Lungenembolien im Vergleich zu levonorgestrelhaltigen Pillen in Verbindung gebracht wird. Für die Pillen mit Levonorgestrel wird das Thromboserisiko derzeit am niedrigsten eingeschätzt. Außerdem ist nicht ausreichend untersucht, ob sich das Hautbild mit dienogesthaltigen Pillen tatsächlich deutlicher verbessert als mit Pillen, die das Gestagen Levonorgestrel enthalten.

Bessert sich die Akne mit äußerlich anzuwendenden Produkten nicht genug, ist sie sehr ausgeprägt und geht mit tiefen, eitrigen Knoten (Pusteln) einher, die beim Abheilen Narben auf der Haut hinterlassen, oder sind größere Hautflächen betroffen (z. B. Dekolleté, ganzer Rücken), ist eine zeitlich begrenzte Behandlung mit Antibiotika zum Einnehmen denkbar. Dabei sind Mittel mit Doxycyclin die erste Wahl. Minocyclin wird weniger gut vertragen. Beide Mittel gelten als "mit Einschränkung geeignet". Bei unkritischem Einsatz der Mittel können sich Resistenzen ausbilden. Um die Gefahr einer Resistenzbildung möglichst zu reduzieren, sollen Antibiotika zum Einnehmen zusammen mit Aknemitteln zum Auftragen wie Benzoylperoxid angewendet werden. Doxycyclin und Minocyclin können die Haut empfindlicher für die Sonne machen. Auf einen ausreichenden Sonnenschutz sollte daher während der Einnahme geachtet werden.

Nur wenn die vorgenannten geeigneten oder mit Einschränkung geeigneten Mittel bei Akne nicht ausreichend wirken oder nicht eingesetzt werden können oder wenn bereits eine schwere Akne vorliegt, ist das Retinoid Isotretinoin in Form von Kapseln zum Einnehmen angezeigt. Dann ist dieses Mittel, das auch schwere unerwünschte Wirkungen verursachen kann, geeignet. Für Frauen im gebärfähigen Alter birgt es aber ein gravierendes Risiko: Es kann im Fall einer Schwangerschaft das Ungeborene schädigen. Frauen im gebärfähigen Alter dürfen das Mittel daher nur unter strengen Auflagen zur Empfängnisverhütung einnehmen.

Bei Kindern

Eine Neugeborenenakne wird nicht behandelt, sie klingt innerhalb kurzer Zeit von selbst ab. Bleibt eine Neugeborenakne jedoch über Monate bestehen oder tritt eine Akne erst im späteren Säuglings- beziehungsweise Kleinkindalter auf, sollten Sie ärztlichen Rat suchen.

Neue Medikamente

In seinen frühen Nutzenbewertungen führt das IQWiG Trifaroten (Selgamis) zur Behandlung bei Akne auf. Zu diesem Mittel wird die Stiftung Warentest ausführlich Stellung nehmen, sobald es zu den häufig verordneten Mitteln gehört.

Trifaroten (Selgamis) bei Akne

Trifaroten (Handelsname Selgamis) ist seit April 2020 für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren mit Akne vulgaris zugelassen. Der Wirkstoff wird als Creme aufgetragen und kommt infrage, wenn Gesicht oder Rumpf viele Mitesser, Papeln und Pusteln aufweisen.

Akne kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei leichter Akne treten Mitesser auf. Solange sich die Mitesser nur vereinzelt entzünden, sprechen die meisten Menschen eher von Pickeln. Bei einer mittelschweren Akne sind entzündete Pickel vorhanden, die als Papeln (kleine Knötchen) oder Pusteln (mit Eiteransammlung) bezeichnet werden. Sie entstehen, wenn sich viel Talg in den Mitessern ansammelt und sich Bakterien vermehren. Bei einer schweren Akne bilden sich sehr viele Papeln und Pusteln. Außerdem entstehen stark entzündete und schmerzende Knoten in der Haut. Eine schwere Akne kann Narben hinterlassen.

Trifaroten ist ein Retinoid, das die Talgproduktion der Haut verringert und Mitesser auflösen soll.

Anwendung

Trifaroten wird als Creme einmal täglich am Abend dünn auf die betroffene Haut aufgetragen. Die Haut sollte sauber und trocken sein.

Ein Gramm Creme enthält 50 Mikrogramm Trifaroten.

Der Erfolg der Behandlung sollte nach drei Monaten überprüft werden. Trifaroten darf nicht während einer Schwangerschaft angewendet werden.

Andere Behandlungen

Für Personen ab zwölf Jahren mit mittelschwerer Akne kommt eine Behandlung mit Benzoylperoxid und dem Retinoid Adapalen oder mit Benzoylperoxid und dem Antibiotikum Clindamycin infrage. Die Wirkstoffe werden als Creme oder Gel angewendet.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2020 geprüft, ob Trifaroten für Personen ab 12 Jahren mit mittelschwerer Akne im Vergleich zu Benzoylperoxid plus Adapalen oder zu Benzoylperoxid plus Clindamycin Vor- oder Nachteile hat.

Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller jedoch keine geeigneten Daten vor.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der G-BA beschließt auf Basis des Gutachtens und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Trifaroten (Selgamis).